Privatleben lohnt sich mehr als Einsatz an der Schule?!

  • :top:


    Das sollten alle tun, die in Teilzeit gehen möchten um gesund zu bleiben/werden.

    Ich muss ja derzeit gar nicht vorgeben, krank zu sein, ich bin und werde es die halbe Zeit - vor Überlastung. Noch schlimmer.

  • Off-topic:

    d) Die SuS wollen Dich bzgl. der Benotung unter Druck setzen, indem Sie Dir Ihren angeblichen Willen und Bereitschaft demonstrieren, so dass es dann an Dir läge bzw. Du schuld wärst an einem schlechten Ergebnis, wenn Du nicht auf jede Mail (sofort) reagierst. Sie wollten ja lernen, aber Du...

    Wie gesagt, es war / ist mir mumpe inzwischen. Auch Mails, wie die letzte Klassenarbeit denn gewesen wäre, sie seien ja krank gewesen, etc. beantworte ich nicht mehr... Unglaublich, was die sich ertreisten. Derweil warte ich nur noch auf den Blumenstrauss, wenn sich bei uns SuS in der Oberstufe des beruflichen Gymnasiums anmelden: "Herlich willkommen, wir werden alles tun, damit ihr das Abitur bekommt. Fehlt, so oft ihr wollt, es hat ohnehin keine Konsequenz, schreibt in jedem Fall nach, das ist auch kein Problem. Wir sind immer da."

  • :top:


    Das sollten alle tun, die in Teilzeit gehen möchten um gesund zu bleiben/werden.

    Was genau würde es an meiner Schwerbehinderung oder den damit einhergehenden, chronischen gesundheitlichen Problemen ändern, wenn ich statt in Teilzeit meine Arbeit machen zu können einfach durchgehend krankgeschrieben wäre? Das einzige Ergebnis davon wäre ein Amtsarztbesuch, der im besten Fall über die Teildienstfähigkeit die Teilzeit doch noch herbeiführen würde, im worst case aber die Frühpensionierung zur Folge hätte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Was genau würde es an meiner Schwerbehinderung oder den damit einhergehenden, chronischen gesundheitlichen Problemen ändern, wenn ich statt in Teilzeit meine Arbeit machen zu können einfach durchgehend krankgeschrieben wäre? Das einzige Ergebnis davon wäre ein Amtsarztbesuch, der im besten Fall über die Teildienstfähigkeit die Teilzeit doch noch herbeiführen würde, im worst case aber die Frühpensionierung zur Folge hätte.


    Von "durchgehend krankgeschrieben" war ja keine Rede, sondern "gezielt krankmelden bei Überlastung".



    Kennt ihr aktuelle Fälle, in denen Amtsarztbesuche angeordnet wurden?
    Ich nicht, selbst bei Kollegen mit sehr hohen Ausfallzeiten. Schulleitungen in meinem Umfeld gehen hier lieber andere Wege, wie z.B. Druck auf das restliche Kollegium auszuüben, damit diese den Entfall vertreten/ausgleichen. (Matthäus-Effekt)

  • Von "durchgehend krankgeschrieben" war ja keine Rede, sondern "gezielt krankmelden bei Überlastung".



    Kennt ihr aktuelle Fälle, in denen Amtsarztbesuche angeordnet wurden?
    Ich nicht, selbst bei Kollegen mit sehr hohen Ausfallzeiten. Schulleitungen in meinem Umfeld gehen hier lieber andere Wege, wie z.B. Druck auf das restliche Kollegium auszuüben, damit diese den Entfall vertreten/ausgleichen. (Matthäus-Effekt)

    Mich würde es eben kontinuierlich überlasten, wäre ich nicht in Teilzeit tätig, weil mir dann unerlässliche Erholungszeiten fehlen würden. Das geht zahlreichen anderen Lehrkräften die in Teilzeit gehen letztlich ganz genauso, nur das bei denen der Hintergrund dann vielleicht keine Schwerbehinderung ist, sondern die Pflege naher Angehöriger oder auch ganz banal ein zeitintensives Hobby, für das die Kraft ebenfalls noch ausreichend sein soll, damit die eigenen Ressourcen ausreichend aufgetankt werden können und man gesund bleiben kann.


    Ja, da ich selbst schwerbehindert bin und mich mit ebenfalls betroffenen KuK bzw. der Schwerbehindertenvertretung bei Bedarf austausche sind mir aktuelle Fälle angeordneter Amtsarztbesuche bekannt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mich würde es eben kontinuierlich überlasten, wäre ich nicht in Teilzeit tätig, weil mir dann unerlässliche Erholungszeiten fehlen würden. Das geht zahlreichen anderen Lehrkräften die in Teilzeit gehen letztlich ganz genauso, nur das bei denen der Hintergrund dann vielleicht keine Schwerbehinderung ist, sondern die Pflege naher Angehöriger oder auch ganz banal ein zeitintensives Hobby, für das die Kraft ebenfalls noch ausreichend sein soll, damit die eigenen Ressourcen ausreichend aufgetankt werden können und man gesund bleiben kann.

    Ich meinte das so, dass ich es nicht in Ordnung finde, wenn die Arbeitsbedingungen einer Vollzeit-Stelle so hoch ist, dass sie ein gesunder Mensch nicht leisten kann ohne krank zu werden.

    Ja, da ich selbst schwerbehindert bin und mich mit ebenfalls betroffenen KuK bzw. der Schwerbehindertenvertretung bei Bedarf austausche sind mir aktuelle Fälle angeordneter Amtsarztbesuche bekannt.

    Ich hatte ja erwähnt, dass ich Fälle kenne, in denen die SL (bisher) keinen Amtsarzt anordnet. Weißt Du weshalb sie das nicht tut und versucht anderweitig Druck auf die Kollegen und teilweise deren Kollegien? Gibt es eine bestimmte Schwelle an Fehlzeiten die rechtlich oder in der Praxis gilt?

  • Mich würde es eben kontinuierlich überlasten, wäre ich nicht in Teilzeit tätig, weil mir dann unerlässliche Erholungszeiten fehlen würden. Das geht zahlreichen anderen Lehrkräften die in Teilzeit gehen letztlich ganz genauso, nur das bei denen der Hintergrund dann vielleicht keine Schwerbehinderung ist, sondern die Pflege naher Angehöriger oder auch ganz banal ein zeitintensives Hobby, für das die Kraft ebenfalls noch ausreichend sein soll, damit die eigenen Ressourcen ausreichend aufgetankt werden können und man gesund bleiben kann.


    Ja, da ich selbst schwerbehindert bin und mich mit ebenfalls betroffenen KuK bzw. der Schwerbehindertenvertretung bei Bedarf austausche sind mir aktuelle Fälle angeordneter Amtsarztbesuche bekannt.

    Mindestens ich wollte alles andere als dich angreifen mit irgendeinem meiner Posts. Es ist glaube ich eine Gradwanderung zwischen sinnvollem Sich-Abgrenzen, auch um die eigene Gesundheit zu stabilisieren - und dem Gefühl, einigen SuS, die dringend individuelle Hilfe bräuchten, nicht gerecht werden zu können. Und insgesamt "leide" ich darunter, meinen "Job" nicht so erfüllen zu können, wie ich das gerne wollen würde.

  • Ich meinte das so, dass ich es nicht in Ordnung finde, wenn die Arbeitsbedingungen einer Vollzeit-Stelle so hoch ist, dass sie ein gesunder Mensch nicht leisten kann ohne krank zu werden.

    Genau darum geht es. Und um die Ungerechtigkeit, dass manche KuK mit voller Stelle keine Klassenleitung haben, keine Oberstufe, kein Abi, etc. Ich aber, schon in Teilzeit arbeitend (derzeit 75 %), 2 Klassenleitungen UND Oberstufe und Abi.

  • Mindestens ich wollte alles andere als dich angreifen mit irgendeinem meiner Posts. Es ist glaube ich eine Gradwanderung zwischen sinnvollem Sich-Abgrenzen, auch um die eigene Gesundheit zu stabilisieren - und dem Gefühl, einigen SuS, die dringend individuelle Hilfe bräuchten, nicht gerecht werden zu können. Und insgesamt "leide" ich darunter, meinen "Job" nicht so erfüllen zu können, wie ich das gerne wollen würde.

    Darf ich fragen, ob das Problem "nur" darin besteht, dass du dich nicht abgrenzen kannst oder auch darin, dass du Schwierigkeiten hast, deine Aufgaben innerhalb einer normalen Arbeitswoche unter einen Hut zu bringen? Falls du diese Frage schon beantwortet hast, entschuldige ich mich. Ich habe den Thread nur überflogen.

  • Es gibt doch nichts dankbareres als Oberstufe und Abi .

    Richtig - wenn du die entsprechende Schülerklientel da hast. Bei uns ist das aber immer seltener der Fall. Und dann ärgerst du dich nur mit SuS herum, die selten kommen und noch seltener, die Leistung erbringen, die sie erbringen müssten. In meinem jeztigen Leistungskurs in Wirtschaft sitzen 70 % (!), die da hinten und vorne nicht hingehören. Klar, die fliegen jetzt nach dem Jahr raus. Aber bis dahin habe ich nur Arbeit und viel Frust mit denen.

  • Und insgesamt "leide" ich darunter, meinen "Job" nicht so erfüllen zu können, wie ich das gerne wollen würde.

    Ich glaube das geht den meisten von uns so.
    Je früher man sich von den Illusionen, die man über den Beruf hatte, trennt, desto besser.
    Das heißt nicht, dass man keine Ideale mehr hat, sondern dass man sich darüber im klaren geworden ist, dass man sie hier leider nur bedingt verwirklichen kann, wenn überhaupt.

  • Darf ich fragen, ob das Problem "nur" darin besteht, dass du dich nicht abgrenzen kannst oder auch darin, dass du Schwierigkeiten hast, deine Aufgaben innerhalb einer normalen Arbeitswoche unter einen Hut zu bringen? Falls du diese Frage schon beantwortet hast, entschuldige ich mich. Ich habe den Thread nur überflogen.

    Es ist Beides. Aber ich kann es gerne konkretisieren: Ich habe vor Ostern 6 Klassenarbeiten geschrieben, 2 Arbeiten in Deutsch. Die Osterferien hier dauerten nur 10 Tage, 3 Tage Verwandtschaft hier, mein Kind hatte keine Betreuung. Ich hatte keine Ferien. Nur Gedöns. Nach den Ferien habe ich bis vor ein paar Tagen die restlichen Deutscharbeiten abkorrigiert: 57 Deutscharbeiten. Sachtextanalyse. Have fun. Dazu das Mahngedöns in meiner HBF. 28 Leute in der Klasse, die von morgens bis abends Entschuldigungen einstellen. Und HBF-Arbeiten in der Wirtschaft on top. Ich musste die Vornoten für Deutsch machen. Damit bin ich letzten Freitag fertig geworden. Ab übermorgen kommen dann die FH-Klausuren in Deutsch dazu: Wieder 57 Stück. Da kannst du nicht "drübergehen". Das ist richtig Arbeit. Und im mündlichen Abi in Deutsch bin ich auch. Ich habe das noch nie gemacht. Muss aber die Erwartungshorizonte und Aufgaben für 10 Leute erstellen. Wir reden jetzt überhaupt nicht von Unterrichtsvorbereitung. Die mache ich tatsächlich nicht (mehr). Wir reden nur von Klausuren und Klassenorga. Und davon, dass ich hier auch noch ein Kind habe. Das Resultat von "dann arbeite ich das eben abends weg" ist, dass ich zu wenig schlafe und mir immer öfter einen Virus einfange. Nicht gut. Und ja, dass sich dann SuS, die schlechte Noten schreiben, bei der Schulleitung beschweren, dass ich irgendwelche "Übersichtstabellen" nicht eingestellt hätte. Wirklich wahr. Im Zweifelsfall rennen die dann wieder zur Schulsozialarbeit und heulen sich dann aus. Danach steht die Frau von der Schulsozialarbeit bei mir in der Klasse. Die armen SuS. Als sie sich letztens wieder bei mir beschwerte wegen einer Schülerin, die sich bei ihr ausgeheult hatte, habe ich ihr freundlich, aber bestimmt erklärt, dass ich keine Zeit nach der Schule für ein Gespräch mit ihr hätte. Weil ich zu meinem eigenen Kind muss. Das sich übrigens auch immer beschwert, weil ich zu wenig Zeit hätte für es. Und dass ich daher immer öfter dem eigenen Kind den Vorzug geben wollte. Das könne sie ja sicherlich verstehen.
    Ich hatte ja jetzt einen Termin bei der Schulleitung ausgemacht. Ja nein, Sie haben wirklich zu viel auf dem Tisch. Wie konnte es dazu kommen - ah stimmt, haben wir so blöd verteilt die Abschlussklassen. Wir versuchen, da im nächsten Schuljahr was dran zu änden. :angst:


    Es ist der Mix aus "objektiv zu viel Arbeit" und fehlender Anerkennung seitens der Schulleitung und seitens der Schüler. Was mein Mann dazu sagt, poste ich lieber nicht. Und ich selbst kann mir leider auch nicht auf die Schulter klopfen und sagen, dass es gut läuft. Weil es nicht gut läuft. Vielleicht habe ich dieses Jahr auch nur blöde Klassen. Ich weiß es nicht. Letztes Jahr hatte ich wenigstens noch anerkennende Worte selbst der HBF-Schüler. Dieses Jahr gefühlt nur Genöhle bei zu viel Arbeit. Geld ist mir wirklich egal. Ich würde mal gerne einen Tag einfach nur meine Ruhe haben. Nicht zu machen.


  • Das heißt nicht, dass man keine Ideale mehr hat, sondern dass man sich darüber im klaren geworden ist, dass man sie hier leider nur bedingt verwirklichen kann, wenn überhaupt.

    Wahrscheinlich ist das so - nur weiß ich dann wirklich nicht, ob das mein System ist oder sein könnte längerfristig. Ich leite Leistungskurse, wo viele SuS faul und unambitioniert sind und für die, die nicht faul sind, aber wollen habe ich leider keine Zeit. Hm...

  • Richtig - wenn du die entsprechende Schülerklientel da hast. Bei uns ist das aber immer seltener der Fall. Und dann ärgerst du dich nur mit SuS herum, die selten kommen und noch seltener, die Leistung erbringen, die sie erbringen müssten. In meinem jeztigen Leistungskurs in Wirtschaft sitzen 70 % (!), die da hinten und vorne nicht hingehören. Klar, die fliegen jetzt nach dem Jahr raus. Aber bis dahin habe ich nur Arbeit und viel Frust mit denen.

    Wenn du glaubst, das wäre bei mir am WBK anders, dann hast du falsche Vorstellungen vom zweiten Bildungsweg.


    Mich juckt es nicht, ob die dann fliegen, warum stört dich das? Ich biete meinen Unterricht an, was daraus gemacht wird, ist mir egal. Das bereitet mir keine schlaflosen Nächte.

  • Ich hatte ja erwähnt, dass ich Fälle kenne, in denen die SL (bisher) keinen Amtsarzt anordnet. Weißt Du weshalb sie das nicht tut und versucht anderweitig Druck auf die Kollegen und teilweise deren Kollegien? Gibt es eine bestimmte Schwelle an Fehlzeiten die rechtlich oder in der Praxis gilt?

    Ich weiß in zwei Fällen sehr konkret, warum der Amtsarzt hinzugezogen werden sollte oder wurde. Der eine Fall endet jetzt letztlich so, dass die betroffene Lehrperson vorzeitig in den Ruhestand geht (drei Jahre früher, also lediglich geringfügige Abschläge), weil es an dieser Schule bedauerlicherweise unter der neuen Schulleitung eine Fülle an Problemen gibt im Umgang mit Lehrpersonen, SuS, Eltern. Ein Drittel der Fachabteilungsleitungen haben sich in der Folge entweder bereits versetzen lassen oder selbige beantragt. Auch im restlichen Kollegium gibt es eine Vielzahl an Versetzungsanträgen, vor allem von denjenigen, die eigentlich engagiert und motiviert sind und durch ihre Beiträge eine Schule zu einem Lebensraum machen, an dem SuS, wie auch KuK Nischen finden, um sich entfalten zu können in ihren Potentialen.

    Die betroffene Lehrperson ist infolge einer Krebserkrankung in Remission und bei einem GdB von 30 gleichgestellt. Die Schulleitung wollte gerne den Teilzeitantrag der Lehrperson überprüft wissen, ob die gesundheitlichen Vorgaben für eine solche denn überhaupt noch vorliegen würden. Den GdB empfand sie als unzureichend, da die Lehrperson ja bereits seit mehr als 5 Jahren in Remission und auch nicht länger schwerbehindert, nur gleichgestellt wäre.


    Warum die SLen in deinem Umfeld anders handeln vermag ich dir nicht zu sagen, da ich diese schlicht nicht kenne. Ab einer bestimmten Anzahl von Fehltagen kann ein Amtsarztbesuch angeordnet werden durch das RP. Vorher muss aber beispielsweise ein BEM- Gespräch geführt werden (ich meine, ab 6 Wochen Fehlzeiten), um Maßnahmen zur dauerhaftenWiederherstellung der vollen Arbeitsfähigkeit, wie eben beispielsweise auch der mittelfristige Weg in die Teilzeit zu prüfen oder eben auch Entlastungsmöglichleiten zu besprechen.


    Das RP scheint mir im Augenblick in manchen Fällen vorsichtig zu sein mit solchen amtsärztlichen Überprüfungen. Mein persönlicher, absolut nicht- repräsentativer Eindruck ist, dass dies vor allem Schularten betrifft, in denen es personalmäßig richtig kneift, wie eben beispielsweise den Bereich der beruflichen Schulen oder auch die SEK.I, während im gymnasialen Bereich- vielleicht auch infolge dessen, dass das eigenständige Behörden sind- vergleichbare Fälle direkt einen Amtsarztbesuch verordnet bekommen. Das kann aber komplett täuschen und eine Fehlinterpretation meinerseits sein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mindestens ich wollte alles andere als dich angreifen mit irgendeinem meiner Posts. Es ist glaube ich eine Gradwanderung zwischen sinnvollem Sich-Abgrenzen, auch um die eigene Gesundheit zu stabilisieren - und dem Gefühl, einigen SuS, die dringend individuelle Hilfe bräuchten, nicht gerecht werden zu können. Und insgesamt "leide" ich darunter, meinen "Job" nicht so erfüllen zu können, wie ich das gerne wollen würde.

    Alles gut. Ich habe das nicht als persönlichen Angriff deinerseits verstanden.


    Ich glaube, es ist wirklich wichtig für dich selbst, dass es dir gelingt, deinen Leidensdruck zu reduzieren und einen etwas gesünderen Abstand gewinnst. Du kannst nur das tun, was möglich ist unter den gegebenen Bedingungen und solltest nicht am Ende zerbrechen an etwas, was du nicht ändern kannst. Ja, unsere SuS verdienen vielfach etwas Besseres, aber wir alleine als Lehrkräfte können das nicht leisten, was Eltern nicht leisten oder eben auch die Wählerinnen und Wähler nicht in Bildung investiert wissen wollen, weshalb sinnvolle Bildungspolitik jenseits tumber Polemik im Regelfall nicht wahlentscheidend ist bedauerlicherweise.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es ist Beides. Aber ich kann es gerne konkretisieren: Ich habe vor Ostern 6 Klassenarbeiten geschrieben, 2 Arbeiten in Deutsch. Die Osterferien hier dauerten nur 10 Tage, 3 Tage Verwandtschaft hier, mein Kind hatte keine Betreuung. Ich hatte keine Ferien. Nur Gedöns. Nach den Ferien habe ich bis vor ein paar Tagen die restlichen Deutscharbeiten abkorrigiert: 57 Deutscharbeiten. Sachtextanalyse. Have fun. Dazu das Mahngedöns in meiner HBF. 28 Leute in der Klasse, die von morgens bis abends Entschuldigungen einstellen. Und HBF-Arbeiten in der Wirtschaft on top. Ich musste die Vornoten für Deutsch machen. Damit bin ich letzten Freitag fertig geworden. Ab übermorgen kommen dann die FH-Klausuren in Deutsch dazu: Wieder 57 Stück. Da kannst du nicht "drübergehen". Das ist richtig Arbeit. Und im mündlichen Abi in Deutsch bin ich auch. Ich habe das noch nie gemacht. Muss aber die Erwartungshorizonte und Aufgaben für 10 Leute erstellen. Wir reden jetzt nicht von Unterrichtsvorbereitung. Die mache ich tatsächlich nicht (mehr). Wir reden nur von Klausuren und Klassenorga. Und davon, dass ich hier auch noch ein Kind habe. Das Resultat von "dann arbeite ich das eben abends weg" ist, dass ich zu wenig schlafe und mir immer öfter einen Virus einfange. Nicht gut.

    Das tut mir leid, zu hören. Ich habe selbst kein Kind, aber bin dafür aus anderen gesundheitlichen und familiären Gründen in meiner Zeiteinteilung eingeschränkt. Daher kann ich dich da schon verstehen. Ich kann dir ja mal kurz erzählen, wie ich mein Arbeitsleben gestalte. Vielleicht hilft dir das. Ich unterrichte auch Sprachen und die Oberstufe und habe eine Menge Korrekturen, habe aber gelernt, sehr effektiv und schnell zu arbeiten: In ruhigen Wochen bereite ich guten Unterricht vor. Ich versuche mein Unterrichtsmaterial so zu gestalten, dass es auch langfristig nutzbar ist. Ansonsten arbeite ich auch mit Schulbüchern. In korrekturintensiven Phasen bereite ich nichts vor, sondern verwende das alte Material oder improvisiere. Das geht gut. Die SuS lernen trotzdem etwas. Unterrichtsvorbereitung und Orga kann man auch in den Schülerarbeitsphasen machen. Korrigieren geht dann meist nicht so gut, da es zu laut ist.


    Klausuren lese ich prinzipiell nur einmal und zwar schnell. Bei Aufsätzen unterstreiche ich bei schwachen Arbeiten nur die groben Fehler. Die Feinheiten lasse ich weg. Das ist auch im Sinne der schwachen SuS, die total überfordert wären, wenn ich ihnen ihre Arbeiten komplett rot markiert zurückgeben würde. Das kommuniziere ich meinen SuS auch so. Ich sage ihnen, dass das jetzt erst einmal die wichtigsten Fehler sind, auf die sie sich konzentrieren sollten. Sobald diese Fehler nicht mehr gemacht werden, können wir uns die Feinheiten anschauen. Das erspart mir eine Menge Arbeitszeit und ist meines Erachtens sogar pädagogisch sinnvoller. Einen Erwartungshorizont bekommen sie auch von mir.


    Die Korrektur der zentralen Prüfungen muss natürlich den Vorgaben entsprechen. Ich bitte dann um Korrekturtage. Das ist dann die heiße Phase im zweiten Halbjahr. Aber selbst dann versuche ich realistische Ansprüche zu stellen. Ich weiß, dass es eine Abgabefrist gibt. Diese ist einzuhalten. Wie viel Zeit habe ich also für jede Arbeit? Wo kann ich Abstriche machen? Muss ich wirklich jede Arbeit dreimal lesen, um ja jeden Fehler zu finden? Ich arbeite mittlerweile mit einer Stoppuhr und sage mir "Ok, für diese Abiprüfung hast du jetzt 60 Minuten Zeit. Dann musst du fertig sein." So arbeite ich automatisch schneller. Meine Noten haben sich nach der Zweitkorrektur bisher immer bestätigt. Daher scheint dieses Vorgehen keinen nennenswerten Effekt auf die Qualität meiner Arbeit zu haben.


    Nun zum emotionalen Aspekt: Wir sind da alle anders. Mir fällt es leicht, Distanz zu wahren. Ich bin meinen SuS gegenüber freundlich und respektvoll. Ich versuche ihnen beim Lernen(!) zu helfen und sie zu motivieren. Ich sage ihnen, dass die Schule ein Hilfsmittel ist, um ein gelungenes Leben zu führen, aber manchmal ist die Schule eben gerade nicht das richtige Mittel und das ist ok. Dann ist ein anderer Weg vielleicht der richtige. Ich zeige meinen SuS, wo sie auf diesem Weg Rat finden. Aber ich bin nicht ihr Freund. Sie haben idealerweise eigene Freunde. Und ich bin definitiv kein Therapeut oder Sozialarbeiter. Da gibt es andere Menschen, die eine tolle Arbeit leisten. Deren Arbeit ist aber nicht meine Arbeit. Und ja, das Schulsystem ist manchmal echt verkorkst. Aber dann drücke ich auch schon einmal beide Augen zu, wenn es den SuS hilft und ich sehe, dass es gerade einen akuten Grund gibt, warum meine SuS jetzt nicht können so wie sie laut System sollten. Am Ende des Tages kehre ich aber zurück zu meiner Familie, die ich liebe und zu meinen Hobbys, die mir viel Freude bereiten. Für diese Dinge lebe ich und nicht für die Schule und auch nicht für meine SuS, so gerne ich sie auch habe.

  • Wenn du glaubst, das wäre bei mir am WBK anders, dann hast du falsche Vorstellungen vom zweiten Bildungsweg.


    Mich juckt es nicht, ob die dann fliegen, warum stört dich das? Ich biete meinen Unterricht an, was daraus gemacht wird, ist mir egal. Das bereitet mir keine schlaflosen Nächte.

    Mich juckt das auch nicht - es ist einfach nur nervig, ständig dieses Gegrinse auszuhalten bei meinen Vorträgen, etc. Oder dieses offensichtliche Desinteresse, wenn sie ständig am Handy hängen, statt meinem Unterricht zu folgen. Selbst wenn ich vor ihnen stehe. Klar, die kriegen dafür für die Stunde die entsprechende Mitarbeitsnote, aber es nervt mich trotzdem.

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