Privatleben lohnt sich mehr als Einsatz an der Schule?!

  • Yummi

    Ich habe keinen "Versorger", zahle alleine mein Häuschen ab und hab zwar keine Tiere, aber teure Hunde, für die jeden Monat ~ 1500€ anfallen. Ich bin sicher, man wird es trotzdem hinbekommen, ein Auskommen zu haben. Vielleicht mit weniger Spielraum, aber ein Ding der Unmöglichkeit ist es ganz sicher auch nicht.


    Dass einem hier die Vertretungsangebote ausgehen, wenn es hart auf hart kommt, halte ich für hochgradig unwahrscheinlich 😄

  • [...] Wenn - vielleicht bald - Reduktionen der Stundenzahl aufgrund Elternschaft vielleicht nicht mehr bewilligt werden (kündigt sich ja in NRW an bereits), dann bekommen wir ein echtes Problem.

    Bitte was?! Ist das dein Ernst? Wo hast du die Info her?

  • Es ist zudem ein 'Ammenmärchen' (um deinen begriff zu verwenden), dass du als Beamter an deiner Schule "festgetackert" wärst. Es gibt zudem mehr Stellen im Beamtenstatus wie im Angestelltenverhältnis und zahlreiche Möglichkeiten, auch der Beurlaubung.
    Am Beginn meines Lehrerdaseins war ich als Dozent bei der Handwerkskammer angestellt. Dort hatte ich einen netten Kollegen, der sich von seiner Stelle an der Berufsschule beurlauben ließ und Meisterkurse bei der HK gab. Nach 12 Jahren lief die Beurlaubungsfrist ab und er hat gekündigt. Beim Staat ;) Geht alles. Wir sind keine Leibeigenen.

    Wann und wo war das? Im Hier und Jetzt sind die Lebensrealitäten andere. Ich habe 5 Jahre (erfolglos) versucht, endlich versetzt zu werden. Niemand in meinem alten Kollegium hat derzeit ohne Kinder unter 12 oder zu pflegende Angehörige Teilzeit genehmigt bekommen. Wer gesundheitliche Gründe geltend macht, wird direkt zum Amtsarzt geschickt. Sabbatjahr und dergleichen gibt es auch nicht mehr, dafür werden Ex-Kollegen gegen ihren Willen munter quer durch NRW in irgendwelche sozialen Hotspot-Gesamtschulen abgeordnet. Ich sehe die "zahlreichen Möglichkeiten" derzeit jedenfalls nicht. Jedenfalls nicht im Landesdienst, Ersatzschulen wären weiterhin eine Option.


    Wenn die Pension das einzige Motiv ist, das einen hält, läuft meines Erachtens was falsch. Es muss schon auch ein passendes Gesamtpaket in der Gegenwart gegeben sein.


    .

  • Bei Nichtgefallen der Schule und/oder Arbeitsbedingungen ungehemmter kündigen zu können, ohne sich Pensionsverlustgedanken machen zu müssen (die ja mit jedem fortschreitenden Jahr im Beamtenstatus berechtigter werden).

    Du verlierst beim Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis deine erarbeiteten Pensionsansprüche nicht. Diese werden in Rentenansprüche überführt.

    Der Haken daran:


    Rentenanspruch: Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x Rentenartfaktor x Aktueller Rentenwert = monatliche Rentenhöhe,

    "Im Durchschnitt beträgt sie jedoch weniger als die Hälfte des letzten Bruttoeinkommens vor der Rente. Im Jahr 2022 waren es bei Männern durchschnittlich 1.728 Euro und bei Frauen durchschnittlich 1.316 Euro nach 35 Versicherungsjahren. Davon gehen noch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge ab."
    Pensionsanspruch: maximal 71,75 Prozent des Bruttogehalts der vorangegangenen beiden Dienstjahre.

    Da sollte man schon mal nachrechnen ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Die Gegenwart ist immer wichtiger als die Zukunft.

    Es klingt jetzt morbide, den Beitrag mit "gefällt mir" zu markieren, aber ich sehe das genauso.


    Eine Kollegin ist mit 65 recht plötzlich gestorben. Ob sie Beamte oder Angestellte war hat da nicht mehr viel Relevanz gehabt.

  • Eine Kollegin ist mit 65 recht plötzlich gestorben. Ob sie Beamte oder Angestellte war hat da nicht mehr viel Relevanz gehabt.

    Heute finde ich in der Zeitung eine Todesanzeige - da ist eine Frau mit 46 Jahren gestorben. Das als "anekdotischen Sachverhalt" zu bezeichnen wäre pietätlos - man muss sich daran jedoch kein Beispiel nehmen.
    Da schaue ich als Mathematiker lieber auf die durchschnittliche Lebenserwartung und hoffe, dass ich diese Marke "reisse".
    https://www.destatis.de/DE/The…kohortensterbetafeln.html

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Gerade off Topic - aber dieses "Business" nervt mich wirklich (teilweise). Gut finde ich, wenn noch amtierende Lehrer anderen Lehrern z. B. auf Instagram Tipps geben hinsichtlich Work-Life-Balance, Unterrichtsgestaltung, etc. Nerven tut es mich, wenn "ausgestiegene" jetzt Ex-Lehrer dies tun.

    Mich auch. Vor allen Dingen sieht man den entsprechenden Lehrkräften auch an, dass sie für den Beruf von vornherein nicht geeignet waren.

  • Du verlierst beim Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis deine erarbeiteten Pensionsansprüche nicht. Diese werden in Rentenansprüche überführt.

    Der Haken daran:


    Rentenanspruch: Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x Rentenartfaktor x Aktueller Rentenwert = monatliche Rentenhöhe,

    "Im Durchschnitt beträgt sie jedoch weniger als die Hälfte des letzten Bruttoeinkommens vor der Rente. Im Jahr 2022 waren es bei Männern durchschnittlich 1.728 Euro und bei Frauen durchschnittlich 1.316 Euro nach 35 Versicherungsjahren. Davon gehen noch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge ab."
    Pensionsanspruch: maximal 71,75 Prozent des Bruttogehalts der vorangegangenen beiden Dienstjahre.

    Da sollte man schon mal nachrechnen ;)

    Schon klar. In einem Bundesland ohne Altersgeld "verliert" man aber eben unterm Strich überproportional und sollte lieber früher als später aussteigen, wenn man es grundsätzlich vor hat. Ich gebe mir noch maximal 3 Jahre Zeit dafür. In der Zeit kann man Optionen ausloten, ggf. nochmal nebenbei eine Weiterqualifizierung machen und schauen, was eben möglich ist. Die 71,75% kriege ich alterstechnisch eh nicht. Und die 35 Versicherungsjahre aus dem Beispiel sind natürlich auch eher wenig (ich hab noch 29 Jahre bis Renteneintritt). Grundsätzlich denke ich, dass man mit Rente, abbezahlter Bude/mietfreiem Wohnen, privater Vorsorge und irgendwann dann ja auch noch Erbe schon solide über die Runden kommen wird. Das ist jedenfalls kein Argument, noch fast 3 Jahrzehnte in einem Setting zu verbringen, was einem nicht zusagt.

  • Vergiss bitte nicht wie hoch Instandhaltungsaufwendungen bei Häusern werden können, sofern du im Alter nicht lieber in eine Wohnung ziehen willst.


    Du kannst aber die Pensionsansprüche mit deiner Rente kombinieren sofern die Summe daraus nicht höher als die maximalen Pensionsansprüche sind. Dann würde diese gekürzt werden. Aber dennoch, finanziell lohnt es sich immer noch verbeamtet zu werden.


    Deine Flexibilität wird dann problematisch wenn du größere Wegstrecken für Vertretungsstunden hast und zugleich mehrere Hunde hast. Genau dann musst du eine Entscheidung treffen; weniger/keine Hunde oder Festanstellung an örtlicher/nahegelegener Schule.


    Auch hast du keine Flexibilität weil du ein Haus hast. Du müsstest es verkaufen und zugleich etwas finden, wo deine Hunde mitkommen können und zugleich finanziell zu stemmen ist.


    Deine Situation ist tatsächlich wesentlich eingeschränkter als du es dir selbst eingestehen willst.

  • In Ba-Wü geht man durch neue Berechnungen bereits wieder von einem "Lehrerüberhang" aus. Das ist der normale "Schweinezyklus".
    Es ist zudem ein 'Ammenmärchen' (um deinen begriff zu verwenden), dass du als Beamter an deiner Schule "festgetackert" wärst. Es gibt zudem mehr Stellen im Beamtenstatus wie im Angestelltenverhältnis und zahlreiche Möglichkeiten, auch der Beurlaubung.
    Am Beginn meines Lehrerdaseins war ich als Dozent bei der Handwerkskammer angestellt. Dort hatte ich einen netten Kollegen, der sich von seiner Stelle an der Berufsschule beurlauben ließ und Meisterkurse bei der HK gab. Nach 12 Jahren lief die Beurlaubungsfrist ab und er hat gekündigt. Beim Staat ;) Geht alles. Wir sind keine Leibeigenen.

    Ich soll jetzt also nach Hessen wechseln (die Möglichkeit bestünde aktuell), 1, 5 Stunden über die A3 rasen (eine Strecke), um das alles zu haben - und Lebensqualität opfern? Nö, mache ich nicht.

  • Es klingt jetzt morbide, den Beitrag mit "gefällt mir" zu markieren, aber ich sehe das genauso.


    Eine Kollegin ist mit 65 recht plötzlich gestorben. Ob sie Beamte oder Angestellte war hat da nicht mehr viel Relevanz gehabt.

    Eben - aber ob sie bis dahin für ihre Familie dasein konnte, das hat schon Relevanz. Aber auch da: Es hängt von den individuellen Familienverhältnissen ab. Wäre ich Single - ich würde nach Hessen ziehen und mich dort verbeamten lassen. Bin ich aber nicht - und ich pendle bestimmt nicht stundenlang hin und her auf ungewisse Zeit, riskiere hier meinen Familienfrieden und opfere Lebensqualität. Für eine Pension, auf die ich gar nicht angewiesen bin. Es ärgert mich sehr, dass ich dieselbe Ausbildung habe wie meine Kollegen und dafür schlechter bezahlt werde. Aber so isses nun einmal.

  • Bitte was?! Ist das dein Ernst? Wo hast du die Info her?

    Eine Nachbarin ist Richterin in NRW - und berichtete mir vor Tagen von Lehrern, die vor dem Verwaltungsgericht klagen, weil ihnen die Reduktion trotz kleiner Kinder aufgrund von Lehrermangel verweigert worden sei.

  • Wenn - vielleicht bald - Reduktionen der Stundenzahl aufgrund Elternschaft vielleicht nicht mehr bewilligt werden (kündigt sich ja in NRW an bereits), dann bekommen wir ein echtes Problem.

    Das halte ich für ein unhaltbares Gerücht, da das unvereinbar ist mit den Vorgaben zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zumindest bei Kindern bis 12 Jahren oder auch darüber hinaus bei erwiesenem Betreuungs- bzw. Pflegebedürftigen würde eine anderslautende Regelung ganz sicher von jedem Gericht mit Freuden gekippt werden.


    Eine Einschränkung der Teilzeitoptionen für einen bestimmten Zeitraum bedeutet nicht, dass diese komplett gestrichen werden könnten, nur dass weniger Lehrpersonen ein Anrecht darauf haben und auch diejenigen, die weiterhin einen berechtigten Anspruch haben unter Umständen erst einmal dafür kämpfen müssen, selbigen durchzusetzen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Eine Nachbarin ist Richterin in NRW - und berichtete mir vor Tagen von Lehrern, die vor dem Verwaltungsgericht klagen, weil ihnen die Reduktion trotz kleiner Kinder aufgrund von Lehrermangel verweigert worden sei.

    „Kleine Kinder„ ist ein dehnbarer Begriff. Wie klein sind die Kinder denn tatsächlich, um die es ganz konkret geht?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • „Kleine Kinder„ ist ein dehnbarer Begriff. Wie klein sind die Kinder denn tatsächlich, um die es ganz konkret geht?

    8 und 12 Jahre alt. Das finde ich zu klein, um sie daheim zu lassen. Ich hatte das unserem Personalrat erzählt und der war gelassen. Die meinten, NRW versucht das jetzt, die werden scheitern - und RLP, die das ohnehin erst in 5 Jahren versucht hätten, lässt es dann ganz. :)

    Für mich ist das ein wichtiger Punkt. Ich habe aktuell vor, noch weiter zu reduzieren, wenn es so weiter geht. Wenn ich diese Möglichkeit nicht mehr bekomme, dann entfällt der für mich wichtigste Vorteil des Lehrerberufs. Dann wäre ich "weg".

  • Eine Einschränkung der Teilzeitoptionen für einen bestimmten Zeitraum bedeutet nicht, dass diese komplett gestrichen werden könnten, nur dass weniger Lehrpersonen ein Anrecht darauf haben und auch diejenigen, die weiterhin einen berechtigten Anspruch haben unter Umständen erst einmal dafür kämpfen müssen, selbigen durchzusetzen.

    Ich soll also wieder vor Gericht ziehen? Wie traurig. Bei "uns" ist es jetzt so, dass KuK, die über 60 Jahre alt sind, ihren Teilzeitwunsch nicht bewilligt bekommen haben. Aus der Lehrermangelsituation heraus. Was machen diese KuK also jetzt? Richtig, sie sind und werden häufiger krank. Super Lösung ist das. Und was wird in der "freien Wirtschaft" gemacht? Die Unternehmensberatung McKinsey bietet ihren Neueinsteigern im Zuge der Work-Life-Balance unbezahlten Urlaub in der Höhe von 2 Monaten jährlich an. On top. Wie will "das System Schule" da noch weiter mithalten? Schwierig.

  • Eben - aber ob sie bis dahin für ihre Familie dasein konnte, das hat schon Relevanz. Aber auch da: Es hängt von den individuellen Familienverhältnissen ab. Wäre ich Single - ich würde nach Hessen ziehen und mich dort verbeamten lassen.

    Finde ich völlig verständlich. Ich habe es die Tage hier (oder in einem anderen Thread?) schonmal geschrieben: Mein Berufseinstieg war direkt nach Studium und Referendariat mit 26. Mit Aussicht auf 40 Jahre Schule fand ich es nicht sehr erstrebenswert langfristig auf so viel Geld zu verzichten. Da hätte ich dann lieber noch weiter studiert oder mich direkt woanders beworben, statt auf Jahrzehnte als Angestellter (sorry) ausgebeutet zu werden.


    Jetzt nach 7 Jahren fester Stelle sieht die Situation anders aus, da ist ein Wechsel schon nicht mehr so leicht möglich.

  • Natürlich verkauft man irgendwann und setzt sich kleiner und barrierefreier.


    Die örtliche/nahegelegene Schule garantiert dir in einem festen Verhältnis doch auch keiner. Ich kenne Leute, die einmal quer durchs Ruhrgebiet abgeordnet wurden. Bei der Verkehrssituation hier bedeutet das auch schnell 2-3 Stunden Autofahrerei am Tag, auch wenn es kilometermäßig nicht so wahnsinnig viel ist. Ich fahre derzeit auch 55km einfache Strecke. Nähe ist immer relativ. Für eine vernünftige Schule fahre ich auch gerne länger.


    Und die Hunde sind vernünftig tagesbetreut, daher spielt der Punkt nur eine untergeordnete Rolle.

  • Mich auch. Vor allen Dingen sieht man den entsprechenden Lehrkräften auch an, dass sie für den Beruf von vornherein nicht geeignet waren.

    Hm, ich glaube, es sind ja gerade die "Überengagierten", die dann schnell ausbrennen. Ist "Überengagement" dann keine Eignung? Ich weiß es nicht - ich kämpfe ja zugegebenermaßen selbst damit, ständig "zu viel" zu machen - und es dankt einem am Ende keiner.

Werbung