Galgenmännchen/Hangman noch okay?

  • Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen. Zur Gefahr, dass der Galgen traumatisierte Kinder triggern könnte, würde ich sagen, dass das natürlich sicherlich auch von der Zusammensetzung einer Klasse abhängt.

    Als Deutschlehrer (und auch als Fremdsprachenlehrer) kommt man immer mal wieder in die Situation, dass man unbedarft Texte liest, auf die ein Kind plötzlich extrem reagiert. Da kann es um Drogensucht gehen, um den Verlust eines Elternteils, um Mobbing. Es kann aber auch sein, dass ein Kind bei der "Brück am Tay" von Fontane reagiert, weil ein Verwandter Opfer eines Zugunglücks war.

    Ich will damit sagen: Wenn ich weiß, dass ein Kind oder mehrere Kinder von einer Thematik betroffen sind, das vermeide ich entsprechendes Material natürlich. Ich halte aber persönlich nicht so viel davon, zur Sicherheit alles zu vermeiden, was einzelne unter Umständen betreffen kann.

    Letztlich kann man Kinder auch in der Realität nicht davor schützen, mit Triggern konfrontiert zu werden und ein gesunder Umgang damit ist auf jeden Fall wichtig. Das kann Schule durchaus auch - in Maßen - leisten.

    Das ist aber jetzt kein Plädoyer dafür, erst recht den Galgen an die Tafel zu malen.

  • Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen. Zur Gefahr, dass der Galgen traumatisierte Kinder triggern könnte, würde ich sagen, dass das natürlich sicherlich auch von der Zusammensetzung einer Klasse abhängt.

    Bezüglich der Suizide durch Erhängen sehe ich da keinen Zusammenhang.

  • Ich schon.

    Wie gesagt, man kann gar nicht alles absehen, was in einer Klasse an möglichen Traumata vorherrscht. Man liest in der achten Klasse einen klassischen Schulbuchtext wie "Streuselschnecken" und ist plötzlich mit einem Kind konfrontiert, das heulend zusammenbricht, weil der Vater vor zwei Jahren an Krebs gestorben ist. Heißt das jetzt, dass man nie wieder einen Text über totkranke Menschen in irgendeiner Klasse lesen soll?

    Wenn ich natürlich weiß, dass ein Kind in meiner Klasse diesen Hintergrund hat, werde ich es halt vermeiden.

    Gilt analog für Suizid durch erhängen.

  • Naja, das Beispiel von Pepe ist doch sehr eindrücklich, ich wäre tatsächlich nie auf die Idee gekommen, das Spiel Galgenraten mit Suizid in Verbindung zu bringen. Letztlich kann man wahrscheinlich mit allem irgendwen triggern, aber es ist doch ein guter Grund, darüber nachzudenken und die Blume tut's ja auch.


    Edit: WillG war schneller...

  • Auf die Idee [...] die Blaublütigen zu enthaupten [...] kamen meine Schüler bislang nicht

    Naja, wäre auch ein bisschen spät, diesen Geburtsfehler der Weimarer Republik noch korrigieren zu wollen. Schade eigentlich, ich finde, dieses Gesindel nervt immer noch gewaltig.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Man liest in der achten Klasse einen klassischen Schulbuchtext wie "Streuselschnecken" und ist plötzlich mit einem Kind konfrontiert, das heulend zusammenbricht, weil der Vater vor zwei Jahren an Krebs gestorben ist. Heißt das jetzt, dass man nie wieder einen Text über totkranke Menschen in irgendeiner Klasse lesen soll?

    Wenn ich natürlich weiß, dass ein Kind in meiner Klasse diesen Hintergrund hat, werde ich es halt vermeiden.

    Gilt analog für Suizid durch erhängen.

    Für mich sind das zwei paar Schuhe: der Text wird ja hoffentlich ausgewählt, weil er bestimmte Qualitäten hat, die dem Lernziel förderlich sind. Bei dem Spiel, um das es hier geht. ist es hingegen völlig wurscht, was man da zeichnet. Es macht nicht mehr Aufwand wenn man was anderes zeichnet, das Spiel macht dadurch nicht weniger Spaß und ich halte es auch nicht für ein erhaltenswertes Kulturgut, um das es in irgendeiner Form schade wäre.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Es ging mir auch eher um die grundlegende Sorge, das etwas traumatisierend sein könnte. Letztlich ist es egal, ob man einen Galgen oder eine Blume oder eine Dusche oder sonstwas malt. Und wenn man den Galgen an sich für unnötig brutal hält, dann nimmt man halt etwas anderes. Daran kann ich jetzt auch kein Problem sehen.

    Wenn ich aber aller dahingehend hinterfrage, ob es traumatisierend sein könnte, dann wird es wirklich schwierig. Das wird natürlich bei echten Bildungsinhalten zum Problem (Werther bringt sich um, Faust "groomt" eine 14-Jährige, Emilia Galotti wird von ihrem Vater ermordet und Luise Miller von ihrem Liebhaber, Walter Faber stirbt an Krebs, Woyzeck tötet Marie in einer Variante des Ehrenmords, Exilliteratur ist voll von Fluchterfahrungen etc. - um nur ein paar Beispiele aus dem Oberstufenunterricht in Deutsch zu nennen), aber letztlich können wir das so oder so nicht leisten.

    Viel wichtiger ist der richtige Umgang damit.

  • Ich kann dir nicht ganz folgen.

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  • Weil es in Weimar so viele Adelige gab?

    In Weimar gab es keine Adligen mehr und in der Bundesrepublik Deutschland genauso wenig. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Adelsprivilegien abgeschafft. Seitdem tragen manche Menschen adlig klingende Namen, die aber keine Adelstitel sind. Manche glaube aber daran, sie wären adlig. Wie wenn mein damaliger Mathe-Lehrer Müller geglaubt hätte, er wäre Müller, weil er diesen Namen trug.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • In Weimar gab es keine Adligen mehr und in der Bundesrepublik Deutschland genauso wenig. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Adelsprivilegien abgeschafft.

    Das stimmt schon alles, aber dass er offiziell abgeschafft war, hielt den Adel in Weimar nicht davon ab die Demokratie zu bekämpfen, zur Monarchie zurückkehren zu wollen und mit den Weg zu bereiten für die den NS.

  • Das stimmt schon alles, aber dass er offiziell abgeschafft war, hielt den Adel in Weimar nicht davon ab die Demokratie zu bekämpfen, zur Monarchie zurückkehren zu wollen und mit den Weg zu bereiten für die den NS.

    Richtig. Zur Monarchie zurückzukehren, hätte dann auch bedeutet, die alten Privilegien wieder zu bekommen.


    Damals und auch noch bis heute schaffen es Möchtegern-Adlige ja auch weiter den Eindruck zu erwecken, sie wären adlig, nur weil sie einen bestimmten Namen tragen. Es gibt aber für diesen Glauben keine rechtliche Grundlage. In Weimar war das aber wohl noch deutlich ausgeprägter und brachte tatsächlich Privilegien mit sich, die zwar keine rechtliche Grundlage hatten, die aber weitergeführt wurden. Ein Beispiel ist die Offizierslaufbahn, in der "Adlige" weiter besonders häufig waren.


    Mich stört in der öffentlichen Wahrnehmung der Glaube, es gäbe Adel in Deutschland und diesem Missverständnis trete ich dann immer entgegen (also in dem Fall nicht deiner Aussage! Ich wollte es nur grundsätzlich mal wieder klären.). Damit stehen wir im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern, in denen es wirklich noch Adel gibt.

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  • Mich stört in der öffentlichen Wahrnehmung der Glaube, es gäbe Adel in Deutschland und diesem Missverständnis trete ich dann immer entgegen (also in dem Fall nicht deiner Aussage! Ich wollte es nur grundsätzlich mal wieder klären.).

    Als Advocatus diaboli sage ich, dass das Missverständnis schon gegenseitig ist, denn in der öffentlichen Wahrnehmung ist Adel eben keine rechtliche (!) Eigenschaft.


    Apropos Recht, das heutige Recht ermöglichst es ja einer kleinen Bevölkerungsgruppe von meist ererbten Kapitaleinkünften zu leben und quasi keine Steuern zu bezahlen.

  • Als Advocatus diaboli sage ich, dass das Missverständnis schon gegenseitig ist, denn in der öffentlichen Wahrnehmung ist Adel eben keine rechtliche (!) Eigenschaft.

    Ich werde mal spitzfindig ;) :D : Die Wahrnehmung von Adel in Deutschland ist, dass bspw. jemand eine Gräfin, ein Prinz, eine Freifrau... ist und damit einen Titel trägt (was ja durch Recht definiert wäre). Dass das aber kein Titel ist sondern nur ein Namensbestandteil, wird nicht wahrgenommen. Die Wahrnehmung vieler ist eben, dass die Gräfin auf der selben Ebene wie die Professorin steht, was das Tragen eines Titels angeht. Insofern ist es eine Wahrnehmung eines so gedachten rechtlichen Zusammenhangs.


    Dass das von manchen betont wird, indem der Name falsch genutzt wird: Kunigunde Gräfin von Rülpshausen ist der korrekte Name, während die Nutzung häufig falsch ist: Gräfin Kunigunde von Rülpshausen.

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  • Ich werde mal spitzfindig ;) :D : Die Wahrnehmung von Adel in Deutschland ist, dass bspw. jemand eine Gräfin, ein Prinz, eine Freifrau... ist und damit einen Titel trägt (was ja durch Recht definiert wäre). Dass das aber kein Titel ist sondern nur ein Namensbestandteil, wird nicht wahrgenommen. Die Wahrnehmung vieler ist eben, dass die Gräfin auf der selben Ebene wie die Professorin steht, was das Tragen eines Titels angeht. Insofern ist es eine Wahrnehmung eines so gedachten rechtlichen Zusammenhangs.


    Dass das von manchen betont wird, indem der Name falsch genutzt wird: Kunigunde Gräfin von Rülpshausen ist der korrekte Name, während die Nutzung häufig falsch ist: Gräfin Kunigunde von Rülpshausen.

    Ja, so reagieren die Leut' auf derlei Titel. Aber der Witz ist doch, dass es meistens eben nicht nur ein Titel ist, sondern auch materielle Macht dahinter steckt.


    In Weimar wurde der Adel abgeschafft - ohne ihm seine materiellen Machtmittel zu nehmen. Selbst später wurde die Volksinitiative zur Fürstenenteignung verhindert (u.a. von beiden Kirchen).
    Insofern halte ich es schon für irreführend hier von einer Abschaffung zu sprechen, insbes. durch dessen Rolle für den NS.


    Am Rande: ich meine erst letztes Jahr (!) - also 2023 - haben die Hohenzollern aufgehört Entschädigung zu fordern.
    Hohenzollern, Thurn und Taxis, usw. - deren Reichtum zeigt schon eine gewisse Kontinuität, Regierungsformen hin oder her.

  • Du sprachst vom Adel als einem der Geburtsfehler der Weimarer Republik. Wenn das nicht verwirrend ist, dann weiß ich auch nicht.

    Nein, ich sprach von der äußerst nachsichtigen Behandlung des Adels am Beginn der Weimarer Republik.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich wollte Dich nicht in die rechte Ecke stellen.
    Den Namen bei Deinem Beitrag zu ändern ohne weiteren Kommentar sollte kurz auf den Punkt bringen was ich meinte, ohne das noch weiter erklären zu müssen. (In manchen Foren ist das recht verbreitet auf diese Art kurz zu kritisieren oder einen Gag zu machen.)
    Ich habe keinen Grund Dich in eine rechte Ecke zu stellen, da ich davon ausging, dass Du einfach nur den Galgen durch etwas ähnlich aussehendes (in diesem Linien-Stil) ersetzen wolltest.

    Für mich machte das inhaltlich keinen Sinn, da Duschen ja für die meisten Menschen eher etwas schönes , oder in diesem Kontext Belohnung ist, als eine Strafe oder gar todbringendes. Aber vor allem hat es bei mir eben diese NS Assoziation ausgelöst, da ja ein Galgen ein Tötungsinstrument ist. Vielleicht kannst Du das nachvollziehen.
    Dass Du Dich persönlich angegriffen gefühlt hast, tut mir leid, das wollte ich nicht.

    Ok, danke für deine Erläuterungen. Diese kann ich zwar ein Stück weit nachvollziehen, aber ich finde es aber trotzdem absolut unangebracht, um nicht zu sagen unverschämt, einfach jemandes Kommentar einer anderen Person "zuzuschreiben", indem man bei diesem Beitrag bzw. Zitat den Namen ändert. Dass man damit die Person, die man eigentlich zitiert, und die Person, der man dieses Zitat zuschreibt, auf dieselbe Stufe stellt, dürfte dir eigentlich klar sein (und in diesem Fall hast du dadurch mich mit Björn Höcke gleichgestellt und somit mich - zumindest sehe ich das so - in die rechte Ecke gestellt; auch wenn du das wohl nicht beabsichtigt hattest).

    Aus anderen Foren, in denen ich aktiv bin, kenne ich solch ein "Vorgehen" im Übrigen auch nicht (du schreibst ja, das sei "recht verbreitet").


    Nun ja, wie dem auch sei: Der Drops ist gelutscht und das besagte Zitat dankenswerterweise gelöscht. Also Schwamm drüber!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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