Klassenzusammensetzung neuer Jahrgang - schlaue Verfahren?

  • Moin,

    Momentan sind wir mit der Erstellung unserer neuen fünften Klassen beschäftigt. Die Anmeldephase ist gerade vorbei und jetzt geht es darum, sinnvoll zusammengesetzte Klassen zu bilden. Dabei berücksichtigen wir einen Freundschaftswunsch, Geschlechterparität, Leistung, Arbeits- und Sozialverhalten sowie etwaige bekannte Diagnosen und die Empfehlung der abgebenden Grundschulen und versuchen möglichst ausgeglichene Klassen zu bilden.


    Dieses Verfahren machen wir händisch und es ist kognitiv überaus fordernd. Mich würde wirklich brennend interessieren, wie ihr das an euren Schulen handhabt und ob jemand gute Tipps zur Vereinfachung des Verfahrens hat. Ggf. sogar eine Softwarelösung?


    Viele Grüße!

  • Wir setzen unsere 4. Klassen auch so ungefähr zusammen (Wobei die Klassengruppen meist, aber nicht immer, zusammenbleiben schon bei den Klassenteams wird es aber nichts mehr, weil wir 5 Klassenteams aber nur 3 Klassen haben) und verteilen auch so die neuen Erstklässler auf die 10 Klassen. Da dann ja auch noch Besonderheiten der Kinder berücksichtigt werden müssen usw. machen wir das auch per Hand und dann kommt es sogar oft noch zu Änderungen, wenn alle noch mal drüber gucken. Eine einfachere Variante haben wir auch noch nicht gefunden. Tut mir leid.

  • Solch komplexe Aufgaben gehen meiner Erfahrung nach händisch oft besser, insbesondere wenn viele pädagogischen Erwägungen mit einfließen sollen. Bei automatisierten Prozessen muss man da teils so viel nachbessern, dass man schneller ist, wenn man von Anfang an selbst sortiert. Kognitiv fordernd bleibt es, ist es aber auch noch, wenn man eine automatisch erstellte Einteilung überprüfen und anpassen muss.


    Ein Programm wäre mir dafür nicht bekannt (vielleicht wird aber ja bald eines präsentiert, der nächste Mittwoch kommt bestimmt ;), kleiner Insiderjoke), ich könnte mir aber vorstellen, dass es im Eigenbau mit Excel möglich wäre, durch eine Bewertung und ggf. Gewichtung der einzelnen Kriterien und mithilfe der Sortierungs- und Veranschaulichungsmöglichkeiten ein Optimum zu finden. Oder zumindest den Prozess teilweise zu entlasten, weil man schneller auf einen Blick sieht (z.B. durch bedingte Einfärbung von Zellen), welche Zusammenstellungen gut passen könnten.


    Viel Erfolg beim Zusammenstellen der Klassen! Um wie viele SuS geht es denn, wenn ich fragen darf?

  • Dabei berücksichtigen wir einen Freundschaftswunsch, Geschlechterparität, Leistung, Arbeits- und Sozialverhalten sowie etwaige bekannte Diagnosen und die Empfehlung der abgebenden Grundschulen und versuchen möglichst ausgeglichene Klassen zu bilden.


    Dieses Verfahren machen wir händisch und es ist kognitiv überaus fordernd.

    Genau so machen wir es auch. Zusätzlich berücksichtigen wir die zukünftigen Klassenlehrer*innen mit ihren verschiedenen Kompetenzen. (Wem muten wir welches "besondere" Kind (bzw. Eltern) zu - oder vielleicht verteilen wir die gleichmäßig?) Da wir SuS von verschiedenen Grundschulen aufnehmen, wollen wir die in den mehrzügigen Klassen dann gut mischen, also nicht 15+ SuS von einer einzigen abgebenden Schule versammeln (denn das würde die Integration von "Einzelschicksalen" deutlich schwieriger machen).


    Ebenfalls händisch, mit Stapelbildung (3-8 SuS, die gut zusammen passen & später kombiniert werden). Erledigt ist das an einem langen Morgen/Vormittag in kollegialer Zusammenarbeit und Diskussion.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe hier eine Excel-Liste: Namen, Adressen, KiTas, Sonstige Infos, Freundeswünsche.


    beim Eintragen in die jeweilige Tabelle einer Klasse werden

    a) alle Daten übernommen

    b) auf Freundeswünsche kontrolliert (und die erfüllten Wünsche optisch hervorgehoben

    c) in der "Mastertabelle" markiert, wer in welcher Klasse ist (so dass man auch sieht wer noch in keiner Klasse ist

    d) automatisch eine Übersicht pro Klasse erstellt wird, in der ich auf den ersten Blick die jeweilige Verteilung der Kitas, etc. sehe.


    Nicht automatisch, aber wie Joker schreibt: die Tabelle entlastet die Planung.

  • Ich war an einer Schule tätig, an der die Klassen "leistungshomogen" zusammengesetzt wurden - es wurde ein "A-Kurs" und ein "B-Kurs" gebildet.
    Problematisch daran war, dass dies nicht offen kommuniziert wurde - auch nicht im Kollegium.


    Als ich eine Klasse in Stufe 7 übernahm, war diese selbst für mich als "alten Hasen" fordernd - und mir war nicht mitgeteilt worden, dass an der Schule dieses A und B-Prinzip "gefahren" wurde. Der Parallelkollege rühmte sich immer, wie gut er seine Klasse im Griff habe und wie toll diese sei. Er führte das auf seine Fähigkeiten zurück und es schwang immer etwas Herablassendes mir gegenüber mit. Mit Differenzierung und Fördermaterialien konnte ich gemeinsam mit den KuK, die in der Klasse unterrichteten, alle Schüler erfolgreich durch die HSAP¹ bringen. Erst danach klopfte mir eine Kollegin, die schon lange an der Schule tätig war, auf die Schulter und meinte, dass sie nicht gedacht habe, dass alle Schüler des B-Kurses den Abschluss schaffen würden.

    Hätte ich zuvor gewusst, dass dieses Prinzip galt, hätte ich von der Schulleitung mehr Fördermaßnahmen eingefordert. Diese Einteilung nicht zu kommunizieren war in meinen Augen unlauter und unkollegial.

    ¹AKÜLEX: HSAP=Hauptschulabschlussprüfung

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Ich mache mir da etwas weniger Aufwand. In Excel werden erstmal mehrere Registerkarten angelegt (eine pro Grundschule). Dort trage ich die Kinder mit Name, Geschlecht und Religionszugehörigkeit ein. Die Wünsche schreibe ich ebenfalls mit auf und markiere die "zusammengehörenden" Kinder grün. Manchmal wünscht sich jemand, NICHT mit jemandem in einer Klasse zu sein, das wird dann rot markiert.


    Dann fange ich an, die 4 Klassen, die wir haben, durch Copy & paste in einer Gesamttabelle zu füllen. Aus Erfahrung weiß ich, welche Grundschulen ich eher nicht zusammenpacken sollte. Sollte eine Grundschule zu viele Kinder haben, trenne ich die Kinder in zwei Gruppen (zum Beispiel Kinder der 4a und 4b zusammen, die Kinder der 4c und 4d dann in eine andere Klasse. Meistens stimmt das auch mit den Wünschen überein).


    Am Ende schaue ich, dass die Klassen gleich viele Kinder haben, dass das Verhältnis von Jungen zu Mädchen halbwegs ausgeglichen ist. Dazu werden die "Grundschulblöcke" in verschiedenen Kombinationen hin und her geschoben/kopiert. Von einigen Grundschulen haben wir z.B. nur 1-2 Kinder oder es sind Umzugskinder, die sowieso niemanden kennen - die sind dann ganz gut, um die Anzahl in der Klassen auszugleichen.


    Die Religionszugehörigkeiten sind hier erstmal nicht ganz so wichtig (schaue ich aber trotzdem), weil wir dann 6 Kurse Bilden (je 2x KR, ER, PP) und dann zum Beispiel Klasse a+b und Klasse c+d halbwegs gleich große Kurse bilden.

  • Um wie viele SuS geht es denn, wenn ich fragen darf?


    Ungefähr 160. Mit einem Vormittag ist das nicht geschafft, aber es war auch nicht übermäßig langwierig.


    Danke für die Rückmeldungen! Ich stelle fest: wir machen es nicht wesentlich anders als die anderen und ggf. ließe sich durch eine umfangreichere Excelliste noch etwas mehr Übersicht gewinnen. Das werde ich beim nächsten Durchgang mal versuchen. Unsere Schüler bilden häufig sehr komplexe Ketten von Freundschaftswünschen 😄 aber wir lassen immer mindestens zwei Wünsche angeben und versprechen nur, dass wir einen davon erfüllen. Das macht die Sache etwas leichter.

  • Woher kennt ihr denn Leistung, Arbeits - und Sozialverhalten? Müssen die Schüler bei der Anmeldung Schulberichte vorlegen? Bei uns wird nur die Grundschulempfehlung vorgelegt und bis vor kurzem gar nix ausser Geburtsurkunde.

  • Ich habe ganz gute Erfahrungen mit der Nutzung von Soziogrammen gemacht. Nach Eingabe der Mitschülerwünsche in eine Matrix wird eine entsprechende Grafik erstellt, in der ich dann Schüler(-gruppen) leicht verschieben und clustern kann. Der Gegencheck erfolgt dann noch einmal mit Blick auf Kriterien wie eine gute Verteilung von Leistungsstärken und auch Geschlechtern in den Klassen.

  • Was verwirrt dich denn da Plattenspieler? Woher weiß die Schule das bei neuen Schülern, man legt doch keine Noten vor oder sagen die Schüler: "Hey, ich bin der Carlos, meine Stärken sind Fußball, zocken und Mathe?"

  • Aber woher kennst du denn diese Leistungsstärken bei den neuen 5ern?

    Wenn du an einer Grund- und Werkrealschule arbeitest - kein Problem.

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  • Aber woher kennst du denn diese Leistungsstärken bei den neuen 5ern?

    Wenn die Vornoten an den Grundschulen nicht gerade gewürfelt wurden, kann man schon zwischen verschiedenen "Leistungstöpfen" unterscheiden. Und dann packt man sinnvollerweise nicht alle Schüler mit ausschließlich sehr guten Noten in eine Klasse und in die andere Klasse alle Schüler mit befriedigenden Noten oder schlechter.


    Was verwirrt dich denn da Plattenspieler? Woher weiß die Schule das bei neuen Schülern, man legt doch keine Noten vor oder sagen die Schüler: "Hey, ich bin der Carlos, meine Stärken sind Fußball, zocken und Mathe?"

    Jetzt bin ich offen gestanden verwirrt. Hier melden sich die neuen 5. Klässler natürlich mit ihrem aktuellen (Halbjahres-) Zeugnis an.

  • Wenn die Vornoten an den Grundschulen nicht gerade gewürfelt wurden, kann man schon zwischen verschiedenen "Leistungstöpfen" unterscheiden. Und dann packt man sinnvollerweise nicht alle Schüler mit ausschließlich sehr guten Noten in eine Klasse und in die andere Klasse alle Schüler mit befriedigenden Noten oder schlechter.


    Jetzt bin ich offen gestanden verwirrt. Hier melden sich die neuen 5. Klässler natürlich mit ihrem aktuellen (Halbjahres-) Zeugnis an.

    Ach so. Das ist bei uns nicht so. Neue Schule, neues Glück.

  • Ach so. Das ist bei uns nicht so. Neue Schule, neues Glück.

    An einer GHWRS gilt auch in Ba-Wü: "Jeder kennt jeden" ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • An einer GHWRS gilt auch in Ba-Wü: "Jeder kennt jeden" ;)

    Nur, dass die fast komplett ausgestorben sind inzwischen hier in BW. Repräsentativ ist das also nicht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nur, dass die fast komplett ausgestorben sind inzwischen hier in BW. Repräsentativ ist das also nicht.

    Gymnasien sind auch nicht repräsentativ ;) Und es existieren noch mehr GHWRS als du vermutest...
    https://km-bw.de/,Len/Startsei…vice/Schuladressdatenbank
    zeigt mir 339 Schulen in Ba-Wü an - davon einige als Gemeinschaftsschulen. Diese besitzen jedoch oft auch einen Grundschulzweig.

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  • Gymnasien sind auch nicht repräsentativ ;) Und es existieren noch mehr GHWRS als du vermutest...
    https://km-bw.de/,Len/Startsei…vice/Schuladressdatenbank
    zeigt mir 339 Schulen in Ba-Wü an - davon einige als Gemeinschaftsschulen. Diese besitzen jedoch oft auch einen Grundschulzweig.

    Ich bin nicht am Gymnasium, falls der Kommentar darauf bezogen wäre. Wie viele Gemeinschaftsschulen sind denn tatsächlich auch noch Grundschulen? Gibt es dazu belastbare Zahlen? 339 GHWRS sind in jedem Fall ziemlich wenige und zumindest hier bei uns vor Ort werden es leider auch immer weniger, da unser Schulträger die Gemeinschaftsschule präferiert und insofern auch GHWRS Stück für Stück zurückfährt auf reine Grundschulen bzw. wandelt in Gemeinschaftsschulen. Bedauerlich, da zahlreiche SuS an den HWRS deutlich besser aufgehoben waren und gefördert wurden als das an Gemeinschaftsschulen möglich ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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