• Ich habe es getan, einen Verweis für die beiden Schüler ausgestellt. Mir war nicht wohl in der Haut. Ich habe den Verweis nur ausgestellt, weil ich damit gedroht hatte. Das nächste Mal spreche ich eine Verwarnung aus und drohe nur mit einem Elternbrief, das hätte bei dem einen Schüler schon gewirkt. Aber da ich explizit ausgesprochen hatte, dass es einen Verweis gibt, "musste" ich ihn auch ausstellen. Meine Kolleginnen sagen, dass die Verweise gerechtfertigt sind; trotzdem bin ich nicht glücklich über mein Verhalten. Es wird mir hoffentlich eine Lehre sein. Morgen sehe ich die beiden Schüler zum ersten Mal seit dem Verweis wieder, aber der eine der beiden ist im Internat und weiß vielleicht noch nichts davon.


    Übrigens: Laut Verweisformular ist der Verweis eine "Ordnungsmaßnahme", aber auf der niedrigsten Stufe von Ordnungsmaßnahmen, die unsere Schule hat. Weitere Ordnungsmaßnahmen sind der verschärfte Ausweis, der Ausschluss vom Unterricht für einen bestimmten Zeitraum, der Verweis von der Schule. Aber so schwere Geschütze würde ich wohl nur auffahren, wenn die Schüler eine Gefahr darstellen.


    Doch den Ausschluss vom Unterricht in meinen Fächern für 2 bis 3 Wochen behalte ich im Auge, der wurde mir empfohlen.


    Ich hoffe, das nächste Mal reagiere ich mit einem kühleren Kopf!


    Powerflower

  • Hallo Powerflower,


    nun bloß kein schlechtes Gewissen kriegen - das sollten deine Schüler jetzt bekommen! Uns sie werden sich merken, dass mit dir ab einem bestimmtem Punkt nicht zu spaßen ist, und das ist gut so!
    Gruß venti :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Powerflower,
    zur Beruhigung:
    Nein, der Verweis ist nicht die höchste Disziplinarmassnahme, das ist auch nicht der verschärfte Verweis (wird direkt vom Direx ausgesprochen), sondern der Schulausschluss. (Der wird aber nicht vom Lehrer, sondern vom Schulforum ausgesprochen, insofern ist das höchste, was ein Lehrer verhängen kann, wirklich der Verweis)
    Eigentlich sollte es so laufen, dass ein Verweis nur bei Disziplinarverstößen wie unhöfliches Benehmen, Beleidigungen usw. ausgesprochen wird. Bei Unterrichtsstörungen gibt es, wie Mia schon sagte, Ordnungsmaßnahmen wie Nacharbeit usw. (jedenfalls hab ich die Begrifflichkeiten im Ref so gelernt...)
    Wenn die Mentorin dich unterstützt, braucht es dir dabei doch nicht unwohl zu sein- dass ein mulmiges Gefühl bleibt, versteh ich aber.
    Mach dich doch mal schlau, wie das mit den Verweisen bei euch an der Schule gehandhabt wird. Ich kenne nämlich zwei Varianten:
    a) 3 Verweise = ein verschärfter Verweis => 3 verschärfte Verweise=Schulforumsitzung und evtl. Schulausschluss.
    b) Verweise werden nur hinten in den Notenbogen eingetragen und der Schüler sammelt fleißig- es passieren aber keine nennenswerten Konsequenzen.
    Schulausschluss gäbe es im Gym nur für ganz, ganz schwere Geschütze (Wochenlanges Schulschwänzen)
    Indidis Tipp mit dem Blanko-Formular halte ich für sehr gut, habe ich auch schon mal gemacht- in meiner jetzigen Schule reicht es zum Glück, wenn ich laut über einen Hinweis an die Eltern oder Nacharbeit "nachdenke"
    ;)
    Liebe Grüße und halt die Ohren steif!
    Hermine
    Uups, deine Erklärung zum Verweis hatte ich nicht gesehen- sorry!
    PS: Venti hat Recht, irgendwann mal muss man Grenzen ziehen.

  • Meine Mentorin hat mich unterstützt, ich habe sogar den Wortlaut mit ihr besprochen, ich musste ja eintragen, was vorgefallen ist.


    Soweit ich weiß, wird bei uns nach 5 Verweisen drüber nachgedacht, ob ein Schulwechsel angebracht ist (z.B. in eine Schule für Verhaltensgestörte). Aber die Notwendigkeit eines Schulwechsels sehe ich bei diesem Jungen nicht und ich glaube immer noch an den guten Kern in ihm, denn er hat die letzten 3 Wochen zwischendurch auch toll mitgearbeitet. Allerdings sagte er beim letzten Mal, dass das vorbei sein wird, wenn er einen Verweis bekommt. :rolleyes: Aber ich mache mir darum keinen Kopf.


    Ich habe eine Kollegin, die bei mir in Unterricht hospitieren will, außerdem hat unsere Seminarleitung es erlaubt, dass die Refis sich gegenseitig "behospitieren". ich muss hier mal eine Lanze für meine Mentorin und Seminarleiterin brechen (und von beiden bin ich mit Lob bisher nicht gerade verwöhnt worden, aber ihre Kritik ist sehr sachlich, freundlich und konstruktiv).


    Ja, indidis Vorschlag brachte mich drauf, einen Elternbrief zu entwerfen, bei dem ich nur noch handschriftlich eintrage, was bisher passiert ist.


    Mein Fehler war auch, dass ich schon drei Schülern mit einem Elternbrief gedroht habe, ihn aber dann doch nicht schrieb. Nun habe ich den Salat. Aber das fällt ja noch in die Kategorie Anfängerfehler, bin ja erst seit 2 Monaten dabei.


    Powerflower

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    ber die Notwendigkeit eines Schulwechsels sehe ich bei diesem Jungen nicht und ich glaube immer noch an den guten Kern in ihm, denn er hat die letzten 3 Wochen zwischendurch auch toll mitgearbeitet


    Nein, versteh mich nicht falsch, so meinte ich das auch nicht.
    Du solltest nur im Auge haben, dass du deshalb Verweise nicht allzu leichtfertig verteilst.
    Aber die Angst habe ich bei dir sowieso nicht ;)

  • Das Theater wird halt dann losgehen, wenn das nächste Mal ein anderer Schüler stört (ähnlich dem Stören, bei dem du jetzt Verweise verteilt hast). Du willst laut deiner Aussage dann "nur" noch einen Brief schicken. Da hast du dann aber mit großer Wahrscheinlichkeit einen Aufstand deiner Schüler sicher, die das letzte Mal für das gleiche Vergehen einen Verweis kassiert haben. Zumindest meine Schüler würden sofort auf Gerechtigkeit pochen: "Ich hab das letzte Mal dafür einen Verweis gekriegt, das ist ungerecht!!!".


    Wenn du zu viele Briefe und Verweise schreibst (hab ich im erstern Jahr gemacht), wird das irgendwann lächerlich und es zieht nicht mehr. Das nimmt dann keiner mehr ernst, weil es ist ja "normal".

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Hallo MrsX,


    wie ich schon sagte, ich habe voreilig gehandelt. Aber ich musste es durchziehen, um einigermaßen glaubwürdig zu bleiben (oder um es zu werden).


    Wenn die Schüler sich beschweren, wenn andere keinen Verweis bekommen, werde ich darauf hinweisen, dass sie meinen Unterricht seit Schulbeginn vorsätzlich stören (andere Schüler machen das nicht in diesem Ausmaß). Es war das berühmte Fass, das zum Überlaufen gekommen ist. Und das letzte Mal war es wirklich sehr extrem. Außerdem habe ich im Verweisformular auch ältere Dinge aufgelistet (Tipp meiner Mentorin). Ich habe mir immer sichtbar für die Klasse eine Notiz gemacht, wenn ein Schüler austickte.


    Wenn sie wirklich meckern sollten, dass andere keinen Verweis bekommen, werde ich ihnen verklickern, dass ich der Boss bin und das bestimme. Ich kann mich leider nicht bei allen beliebt machen, so langsam kapiere ich das.


    Außer den Elternbriefen gibt es ja noch die Maßnahmen spontaner Ausschluss vom Unterricht für den Rest der Stunde, Pausenentzug und Nachsitzen.


    Powerflower

  • Hallo,


    du musst dich nicht bei den Schülern beliebt machen, du sollst sie unterrichten, fördern und ein vernünftiges Verhalten beibringen, nicht in erster Linie ihre Freundin werden. :D


    Mach dir mal ein Blatt mit gestaffelten Maßnahmen, die du bei Fehlverhalten anwenden kannst. Das legst du zu deinen Unterlagen und kannst einen Blick darauf werfen, bevor du hektisch reagierst.


    Bsp:


    - Ermahnung
    - Androhung von Maßnahmen
    - Zusatzarbeit
    - Zusatzarbeit mit Unterschrift der Eltern
    - schlechte Mitarbeitsnote
    - Eigenmitteilung (SS schreibt selbst an seine Eltern)
    - Mitteilung ins Hausaufgabenheft
    - offizielle Mitteilung
    - Verweis
    - Ladung der Eltern zum Elterngespräch


    (könnte man auch anders anordnen)


    Ausblick auf weitere Möglichkeiten:
    - verschärfter Verweis
    - Unterichtsausschluss aus bestimmten Fächern
    - Unterrichtsausschluss
    - Einschalten des Jugendamtes
    - Schule für Erziehungshilfe


    Die untersten Maßnahmen kannst du natürlich nicht alleine durchführen, zeigen dir aber, dass du noch lange nicht die härtesten Bandagen auffährst.



    Fuß auf den Tisch und Werfen von Gegenständen wäre für mich ein Zeichen übelster Respektlosigkeit und das würde ich den/die Schüler auch entsprechend spüren lassen. Sonst bekommst du den Ruf, dass man sich bei dir alles erlauben kann.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    Einmal editiert, zuletzt von Tina34 ()

  • Zitat

    Ich kann mich leider nicht bei allen beliebt machen, so langsam kapiere ich das.


    Ganz im Ernst: Sich beliebt machen zu wollen ist so ziemlich die sicherste Methode, das Gegenteil zu erreichen...

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Hallo Remus Lupin,


    interessante Bemerkung! Ich habe lange geglaubt, wenn ich es allen recht mache, werde ich am ehesten beliebt. Aber jetzt probiere ich es auf der Schiene "Hart, aber gerecht". Mal sehen, ob das mir sanftmütigem Wesen gelingt. :rolleyes:


    Die Kurzprobe traf die Klasse gestern wie eine Keule. Aber ich denke, gerade unerwartete Proben bieten den stillen Schülern, die immer fleißig lernen, aber in einem öfter gestörten Unterricht untergehen, die Chance, sich zu "profilieren". Die Kinder waren vielleicht hysterisch: "Das hätten Sie uns vorher sagen müssen!" - Nein, Kurzproben werden wie Stegreifaufgaben nicht angekündigt. - "Ich habe doch gar nichts gelernt!" - Selber schuld! *fiesgrins* Nur für die Schüler, die den unterricht nie stören, hat es mir leid getan. Aber es wird ihnen hoffentlich eine Lehre sein, das Lernen in Zukunft ernster zu nehmen.


    Ich bin sehr gespannt, wenn ich mich heute ans Korrigieren mache.


    Ich habe übrigens auch das Problem, wenn ich eine Probe schreiben lasse, dass die, die zuerst fertig werden, laut werden, auch wenn ich sie vorher ermahnt habe. Und wegen der Leute, die noch schreiben, kann ich sie nicht schnell mal zu einem anderen Lehrer schicken. Die gehen dann einfach in den Nebenraum und unterhalten sich dort lautstark. Dabei hatte ich das vor Beginn der Probe verboten. Ich muss mir mal überlegen, ob ich in so einem Fall einen Lehrer anrufe, dass er die Ruhestörer aus der Klasse nimmt, oder ich drohe mit einer Maßnahme wie Nachsitzen an.


    Hallo Tina, deine Idee gefällt mir, ich werde mich dran machen!


    Das mit der Eigenmitteilung kann ich mir nicht richtig vorstellen, wie würde das konkret aussehen?


    Ich habe z.B. in der vorletzten Stunde die Klassenzimmertür abgesperrt, weil ich einen Schüler habe, der dazu neigt, während des Unterrichts rauszugehen. Aber ich mache das lieber nicht nochmal, es war eine eigenartige Stimmung, mit Schülern im Klassenzimmer eingeschlossen zu sein :D, und die Türen müssen ja als Fluchtmöglichkeit offen sein.


    Ich frage mich aber auch, warum es bei mir überhaupt soweit kommt, dass die Schüler z.B. ihren Fuß auf den Tisch legen und mit Gegenständen um sich werfen? Mich haben sie übrigens nicht mehr attackiert, da muss ich ganz schnell auf Holz klopfen.
    Bei anderen Lehrern tun sie das alles ja nicht, bei mir schon, also habe ich etwas an mir, dass sie sich trauen, so weit zu gehen. :(


    Powerflower

  • Hallo Powerflower,


    das Problem, dass nicht alle SuS gleichzeitig mit einem Test fertig sind, kennen wir alle. Ich helfe mir so, dass ich immer gleich für alle eine hübsches Rätsel-Mal-Blatt oder irgend was Nettes kopiert habe und den Kindern auch schon VOR dem Test sage, was danach kommt. Und wenn ein Kind sein Blatt oder Heft abgibt, kriegt er/ sie sofort das andere Blatt.
    Die Kinder, die bis zum Ende schreiben, bekommen das Blatt mit nach Hause als freiwillige Hausaufgabe. Es muss aber schon etwas Motivierendes sein!


    Zu deiner anderen Frage, warum sich Schüler bei dir Sachen herausnehmen, die sie bei anderen Lehrern nicht tun: es könnte sein, dass die SuS spüren, dass du innerlich noch nicht ganz auf der "Lehrerseite" angekommen bist, sprich: eigentlich fühlst du noch zu sehr mit den Schülern, denn vor gar nicht allzu langer Zeit warst du ja auch eine von ihnen. Und nun sitzt du auf der anderen Seite des Tisches. Das muss man sich richtig bewusst machen. Ich weiß noch, dass es bei mir ganz am Anfang auch so war. Aber hier arbeitet auch die Zeit für dich. Mit jedem Tag wird dir die neue "Stellung" bewusster werden. Deine Schüler werden es schon merken! Und bei einer anderen Klasse, die kommen wird, kannst du gleich ganz anders einsteigen.
    Viele Grüße
    venti :)

  • Hallo,


    Eigenmitteilung heißt eigentlich nur, dass der Schüler seinen Eltern sein Fehlverhalten selber schriftlich mitteilt. Das kannst du schon vorfertigen und nur abschreiben lassen oder nach einem Gespräch selber formulieren lassen.
    Eine Variante wäre:
    "Heute habe ich leider den Unterricht gestört und meine Mitschüler und mich selbst am Lernen gehindert. Auch habe ich mich meiner Lehrerin gegenüber dadurch Respektlos verhalten. Bitte sprecht mit mir daheim und erklärt mir, wie ich mich besser benehmen sollte."


    Das ist aber schon relativ fies :D , kann man je nach Lage natürlich auch softer formulieren.


    Warum die Schüler sich so benehmen sehe ich so wie Venti.


    Vielleicht solltest du zunächst weniger dein Verhältnis zu den Schülern in den Mittelpunkt stellen und mehr die Sache, sprich den Unterricht, in den Vordergrund rücken. Denn der sollte schon ungehindert stattfinden können. Man gibt den Schülern auch ein falsches Bild von der Wirklichkeit - im Arbeitsleben muss man sich ja auch einordnen. Den Schülern Verständnis entgegenbringen schließt das ja nicht aus. Aber vorher muss eine Basis für Zusammenarbeit geschaffen werden.


    Im Übrigen - das kann man lernen, im ersten Jahr gings mir ähnlich wie dir, vor allem, weil an der Uni immer "der Schüler als Partner im Lernprozess" propagiert wurde. Wenn der Schüler aber nicht dein Partner sein will, ist die rein verständnisvolle Tour etwas schwierig. :D


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Ich bin auch noch behindert und da stellt sich bei mir schon die Frage, ob meine Behinderungen sie veranlasst, mich als etwas "niedriger" zu betrachten, auch im Vergleich zu anderen Referendaren. Ich glaube auch, dass es so wetwas wie eine "natürliche Autorität" gibt und die muss ich mir erst erarbeiten, falls das überhaupt geht.


    Übrigens, als ich das letzte Mal gesagt habe, dass es einen Verweis gibt, hat der eine Schüler sich beleidigt in den Nebenraum verkrochen (er ließ sich nicht mehr rausholen). Ich habe ihn dann gefragt, ob er ein Problem damit hat, dass ich behindert bin. Er: "Nein, ich habe ein Problem damit, dass Sie so streng sind." Das war aber vermutlich nur auf den Verweis bezogen und nicht allgemein gemeint.


    Es ist für mich auch sehr schwer, Unterricht zu machen, weil ich immer drei Schüler habe, die den Unterricht stören, die kann ich doch nicht jede Woche ausschließen, oder? Ist es eigentlich erlaubt, einen Schüler auszuschließen und ihn dann die Stunde darauf bei einer Kurzprobe (entspricht einer Ex) mitschreiben zu lassen?


    Außerdem neigen meine Schüler dazu, sich zu melden, wenn ein Mitschüler ein Fehlverhalten zeigt, z.B. "Martin hat Jakob den Stinkefinger gezeigt!", "Er hat mich mit Papier beworfen!", "Er hat mich gehauen!", "Er hat mich Arschloch genannt!"


    Ich hoffe immer, dass ein Schüler eine gescheite Frage zum Unterruchtsthema hat und dann kommt doch nur eine Meldung zu einem Fehlverhalten. :rolleyes: Ich sage immer, dass sie das in der Pause unter sich ausmachen sollen, sie können so etwas doch allein klären. Ich sage auch, dass ich es nicht gesehen habe und man mir nur wichtige Sachen melden soll (was für sie wichtig ist, ist für mich noch lange nicht wichtig).

  • Hallo,


    vielleicht ist es für Schüler erst einmal seltsam, eine behinderte Lehrerin zu haben, aber ich habe mal für einen Lehrer vertreten, der im Rollstuhl saß und habe ihn auch später kurz in seiner Klasse erlebt - aber Hallo! - der hatte die aber im Griff. :D Irgendwie war er die zwei Tage, die er fehlte, auch anwesend. :D


    Wenn der Schüler bis jetzt aufmucken konnte und du dann doch Konsequenzen ziehst, sagt er zwar, er findet dich streng, in Wirklichkeit ist er aber verwirrt über die für ihn unerwartete Reaktion. Das können die Schüler aber so nicht verbalisieren. Jedenfalls würde ich persönlich das so interpretieren.


    Natürlich Autorität hin oder her - die habe ich auch nicht, jedenfalls muss ich mir den Ordnungsrahmen auch immer erarbeiten, aber mit den Jahren kommen immer mehr Strategien dazu, so dass es immer leichter wird.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Das Beispiel mit deinem Kollegen gibt mir Hoffnung. 8)


    Gestern haben die Schüler auch wieder Respektlosigkeit gezeigt, z.B. gingen sie in den Nebenraum, obwohl ich es ihnen verboten hatte. Und einer, der den Verweis bekommen hat, hat mir die Strafarbeit, die er in der Parallelklasse schreiben musste, mit einem abwertenden Laut hingeschmissen und dann entschwand er, ehe ich reagieren konnte (es war Unterrichtsende).


    Übrigens habe ich gerade korrigiert: Es gibt keine 1en und keine 2en. Die zwei Verweis-Schüler bekamen die Note 3 und 6.

  • ganz ekliger teufelskreis, in dem du dich gerade befindets ... leider fürchte ich, dass du diese klasse nicht mehr in den griff bekommen wirst. da musst du jetzt irgendwie durch und alle erfahrungen als riesige lernchance für dich begreifen (klingt doof, ist aber so).


    selber hatte ich auch dieses "lehrerrolle" finden problem, tu mich manchmal immer noch schwer, aber merke, dass meine autorität (und interessanterweise auch beliebtheit bei den schülern) damit korrespondiert, je mehr ich mich anfangs (!) wie der spieß vom dienst benehme. sätze wie "hab ich mit dir geredet" / "unterlass dieses rumgealbere" / etc. sowie kaltschnäuziges wegnehmen von dingen, die schüler ablenken, (...) kamen mir nach meinem studium ganz fürchterlich vor. heute merke ich, dass ich durch dieses "alphatier-verhalten" in kürzester zeit eine atmosphäre schaffen kann, in der sich kurz darauf prima benommen und gearbeitet wird. ist echt wie bei den tieren ... solange die ränge nicht klar sind, herrrscht unruhe (siehe superfrauchen ;) ), wenn du dich einmal als rudelführer etabliert hast, läuft der laden wie von selber und du kannst an einer "vernünftigen" beziehung zu den schülern arbeiten. am ende muss ich jedoch noch anfügen, dass diese rangkämpfe je nach klassenstufe, deinem geschelcht, deiner persönlichkeit (...) sicher anders ablaufen werden bzw. müssen (z.b. über strenge, über humor, über gradlinigkeit, über begeisterung, über fachkompetenz, etc.) - aber im groben läuft es doch immer auf diese erste zeit hinaus, ob unterricht harmonisch läuft. bestreite gerade mein erstes lehrerjahr, in drei klassen klappt es ganz gut, in einer klasse ist es echt schwierig (weil ich eben anfangs nicht klar genug war). vielleicht siehst du das aber auch anders, wollte nur mal meine meinung kundtun?

  • Hallo schlauby,


    ich sehe es anders. Ich finde es übrigens nicht gut, wenn du sagst, dass ich die Klasse wohl nicht mehr in den Griff bekommen werde. So weitreichenden Aussagen solltest du in einem Forum nicht machen.


    Ich bin zuversichtlich, es in den Griff zu bekommen, es ist nämlich schon besser geworden. Es schaukelt sich auf und ab und das wird wohl auch so bleiben. Die letzte Doppelstunde war wieder richtig gut. Ich arbeite mit einem Verstärkersystem, das hauptsächliche das positive Verhalten berücksichtigt; jetzt zeigt es endlich seine Wirkung. Zwischendurch gibt es natürlich auch schlechte Stunden. Aber Wurfattacken gegen mich z.B. gab es keine mehr.


    Powerflower

  • Nicht unterkriegen lassen!


    Ich habe länger nicht mehr in dem Thread gelesen und fand jetzt, dass du eine sehr klare Linie entwickelt hast bzw auch noch immer weiter entwickeln wirst, mit der es dir auch gut zu gehen scheint.


    Dass es ein Auf und Ab gibt, ist doch völlig normal. Das wird es immer wieder geben, egal, wie lange du oder wer auch immer vor einer schwierigen Klasse stehst. Geht mir auch nicht anders und den Kollegen ebenso.


    Wenn ich an deine ersten Postings denke vor Beginn des Ref - du packst das. Dessen bin ich mir 100% sicher.


    Und noch ein kluger Spruch von wegen *es allen recht machen* - fördern kommt von fordern :D


    Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche.


    Liebe Grüße,


    Frau Bounty

  • entschuldige, kam falsch rüber ...


    natürlich hast du in dieser zeit vieles erreicht - du berichtest ja selber von deinen erfolgen. meine ganz persönliche meinung ist jedoch, dass sich in den ersten stunden einstellt (gerade in höheren klassen), wie sich die weitere zusammenarbeit mit einer klasse gestaltet. mit "nicht in begriff bekommen" meinte ICH, dass du vermutlich immer mit dieser klasse kämpfen musst. eine "klasse im griff haben" ist für mich eine so ausgeglichene lernsituation, dass man gar nicht mehr in die situation kommt, ständig drohungen auszusprechen - es flutscht halt. dennoch traue ich mich das so zu schreiben, weil ich selber noch hart daran arbeite, eine lehrerrolle zu finden, mit der ich eine klasse wirklich "in den griff" bekomme (ich seh da immer die meine refmentorin und ihre klasse als vorbild). das alles ist im sonderschulbereich sicher noch ganz anders.


    sorry, dass mein post als kritik rüberkam. insbesondere wollte ich DICH und deine erfolge mitnichten diskreditieren. wollte nur die schwierigkeit der (m.e.) eingeschliffenen konstellation aufzeigen, die ich von mir selber gut kannte. mir hat es geholfen, mir klar zu machen, dass ich mich durch mein anfängliches (!) verhalten in eine situation gebracht habe, die sich so ungünstig zugespitzt hat - die gedankliche alternative wäre nämlich, dass ich tagtäglich versage und für den beruf ungeeignet bin.


    wünsche dir auch weiterhin die nötige energie für dieser klasse! bleibe aber bei meiner meinung, dass du mit deinen gesammelten erfahrung deine nächste schwierige klasse schon viel einfacher in ihre bahnen lenken kannst.

Werbung