Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

  • 60%? Also da muss es doch Eltern geben, die für sich realistisch einschätzen "Wenn wir ganz ehrlich sind, ist unser Karl-Jason-Enrico nicht die hellste Kerze auf der Torte.", oder halten sie alle ihre Kinder für hochbegabt? Wissen die, was überhaupt am Gymnasium unterrichtet wird? Sind das alles Kinder, die nach Rechenaufgaben lechzen, munter detaillierte Geschichten schreiben und voller Wissensdurst herausfinden wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält? Meine Erfahrung als Lehrer und einfach als Mensch, Teil der Gesellschaft, sagt mir, da kann was nicht stimmen...

  • 60%? Also da muss es doch Eltern geben, die für sich realistisch einschätzen "Wenn wir ganz ehrlich sind, ist unser Karl-Jason-Enrico nicht die hellste Kerze auf der Torte.", oder halten sie alle ihre Kinder für hochbegabt? Wissen die, was überhaupt am Gymnasium unterrichtet wird? Sind das alles Kinder, die nach Rechenaufgaben lechzen, munter detaillierte Geschichten schreiben und voller Wissensdurst herausfinden wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält? Meine Erfahrung als Lehrer und einfach als Mensch, Teil der Gesellschaft, sagt mir, da kann was nicht stimmen...

    Du warst doch auch auf dem Gymnasium. Warst du mit 10 ein Kind, das munter detaillierte Geschichten schrieb, voller Wissensdurst auffiel und herausfinden wollte, was die Welt im Innersten zusammenhält? Wahrscheinlich bist du einfach hochbegabt und wurdest nur immer verkannt. Hätte man damals einen IQ-Test gemacht, wäre Wissenschaftler aus dir geworden. Daher: pro Selektion, wenn Kriterien und ein Instrument gefunden werden, diese zu messen. Contra Selektion, wenn diese auf dem Gefühl von Leuten beruht.

  • Warst du mit 10 ein Kind, das munter detaillierte Geschichten schrieb, voller Wissensdurst auffiel und herausfinden wollte, was die Welt im Innersten zusammenhält?

    Mir fallen in meiner Familie diverse Menschen ein, auf die das im Alter von 10 Jahren zutraf, zutrifft oder, wenn ich an meinen 7jährigen Neffen denke, sicherlich zutreffen wird. Man muss nicht direkt hochbegabt sein, damit das zutrifft, sondern ist eben einfach nur am Gymnasium genau richtig mit seiner Wissbegierde. (Wobei ich als Schülerin an manchen Stellen enttäuscht war vom Unterricht am Gymnasium, von dem ich mir vor allem in der Unterstufe mehr erhofft hatte und meinen Wissensdurst deshalb zuhause mithilfe der Lektüre von Bergen von Büchern jede Woche gestillt habe. Ich wollte den Dingen immer ganz genau auf den Grund gehen und wirklich verstehen, warum was wie zusammenhängt.)


    Deine Einschätzung wann Selektion sinnvoll ist bei Schulempfehlungen und wann nicht teile ich. Ich fürchte nur, dass eine weitestgehend kriteriale Betrachtung wie auch sonst bei der Leistungsmessung manchen Lehrkräften nicht möglich ist. Das sieht man zumindest in Bundesländern mit getrennten "Kopfnoten" für Verhalten /Mitarbeit doch regelmäßig, dass das Verhalten bei manchen KuK mit einfließt in die mündliche Fachnote.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mir fallen in meiner Familie diverse Menschen ein, auf die das im Alter von 10 Jahren zutraf, zutrifft oder, wenn ich an meinen 7jährigen Neffen denke, sicherlich zutreffen wird.

    Ich fragte ja auch Gymshark. Im übrigen glaube ich niemandem hier, dass er sein Kind freudig in Frankfurt auf eine Hauptschule schicken würde, völlig egal, was er oder sie über die tatsächlichen Interessen, Lernverhalten oder Intelligenz des Kindes denkt. Das gegliederte Schulsystem führt zu sozialer Selektion, das war schon in den 80ern bekannt. Und darauf hat kein studiertes Elternteil Bock.

  • Der Einwand ist berechtigt, aber dann würde ich in deinem Beispiel ja nicht nicht die frankfurter Hauptschule wählen, weil ich davon ausgehe, dass mein Kind dort zu viel/zu wenig/das Falsche lerne, sondern weil ich nicht möchte, dass mein Kind dem schlechten Einfluss verhaltensauffälliger Kinder ausgesetzt sein werde. Würden jetzt alle Eltern ihre Kinder auf das Gymnasium schicken, um die verhaltensauffälligen Kinder zu umgehen, würden diese früher oder später auch auf dem Gymnasium landen. Da der Wunsch nach Abgrenzung weiterhin bestünde, würde dies langfristig zu einer Ausweitung des Privatschulwesens, wie wir es aus den USA kennen, führen. Kann also auch nicht das Ziel sein.


    Wenn ich mir selbst bewusst bin, dass mein eigenes Kind tolle Seiten an sich hat, aber nun einmal kognitiv nicht viel leisten kann, muss ich gerade (!) als studierter Mensch ehrlich mit mir selbst sein und mir eingestehen, dass mein Kind nicht die Erwartungshaltung eines Gymnasiums erfüllen kann. Dann suche ich eine Schulform, die meinem Kind Inhalte vermittelt, die es leistungsbezogen zu verarbeiten fähig ist.

  • An welcher Realschule kann man das Abi erreichen?

    Du hast gesehen, dass in dem Beitrag nicht "an Realschulen" sondern "über Realschulen" steht? Soll heißen, dass man nach erfolgreichem Abschluss der Realschule an einer anderen Schulform noch immer das Abitur machen kann.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Du hast gesehen, dass in dem Beitrag nicht "an Realschulen" sondern "über Realschulen" steht? Soll heißen, dass man nach erfolgreichem Abschluss der Realschule an einer anderen Schulform noch immer das Abitur machen kann.

    Der Beitrag bezog sich aber auf meinen Beitrag, in dem ich gefragt habe, ob man an Realschulen Abitur machen kann. Nein, kann man nicht. Dass man durch (ggf. mehrere) Schulformwechsel und eine insgesamt längere Schulzeit auch von einer Hauptschule zum Abitur kommt, war gar nicht der Punkt. Ich war selbst nicht auf einem allgemeinbildenden Gymnasium und habe Abitur.

  • Man muss aber auch nicht Abitur machen, um glücklich im Leben, um beruflich erfolgreich zu sein.

    Das ist auch nicht der Punkt.


    Hauptsache die eigene Meinung rausgeblasen, unabhängig davon, ob es jetzt gerade zum konkreten Diskussionspunkt passt oder nicht. 🙄

  • Das ist auch nicht der Punkt.


    Hauptsache die eigene Meinung rausgeblasen, unabhängig davon, ob es jetzt gerade zum konkreten Diskussionspunkt passt oder nicht. 🙄

    Naja, es scheinen einige User dem Abitur schon einen sehr hohen Stellenvertreter zuzurechnen, sonst würde es nicht immer wieder um dieses Thema gehen, sonst wäre erst gar nicht die Frage aufgekommen, ob das Abitur überhaupt in oder über die Realschule erworben werden könne.

  • Naja, es scheinen einige User dem Abitur schon einen sehr hohen Stellenvertreter zuzurechnen, sonst würde es nicht immer wieder um dieses Thema gehen, sonst wäre erst gar nicht die Frage aufgekommen, ob das Abitur überhaupt in oder über die Realschule erworben werden könne.

    Das Abitur ist der höchste zur Verfügung stehende allgemeinbildende Schulabschluss, der unter anderem den direkten Zugang zu Staatsexamensstudiengängen ermöglicht. Natürlich hat der Abschluss einen besonderen Stellenwert.

  • Also war es eine rhetorische Frage, da du die Antwort "Nein." bereits wusstest?

    Ja, war es. Es war ein als Frage verpackter Hinweis darauf, dass Realschule nicht gleich Gesamtschule ist und es für Eltern durchaus Sinn ergibt, ihre Kinder bei fehlender Gymnasialempfehlung an einer Schulform anzumelden, die ohne Schulwechsel und Zeitverlust auch das Abitur ermöglicht und zumindest theoretisch auch schon während der laufenden Sek I durchlässig ist.


    Mir erschließt sich nicht, warum man auf diese Feststellung von oben herab erklären muss, dass man ja auch über die Realschule oder gar die Hauptschule zum Abi kommen könne und sich das wohl noch nicht herumgesprochen habe (haha). Ja. Das hat niemand bezweifelt. Darum geht es aber gerade gar nicht.

  • Schmidt : Ich sehe ihn als gleichwertig mit anderen Schulabschlüssen, keinen besonderen Stellenwert.

    Offensichtlich tun das in Deutschland aber sehr viele Menschen nicht, sonst würden nicht überall Eltern versuchen, ihre Kids irgendwie zum Abitur am liebsten an einem Gymnasium zu bringen.

  • Wie gesagt, lässt sich das so pauschal nicht sagen. In Bayern, bei verbindlicher Regelung, sind an der Realschule die Hälfte der Schüler dort, obwohl sie auch an ein Gymnasium könnten.

  • Schmidt : Ich sehe ihn als gleichwertig mit anderen Schulabschlüssen, keinen besonderen Stellenwert.

    Das ist doch hoffentlich ironisch gemeint?!


    Ein (gutes) Abi ist ein Freifahrtschein zu einer selbstbestimmten Zukunft, alle denkbaren Optionen sind offen. Ein Hauptschulabschluss bietet faktisch nur den Zugang zu einem begrenzten Spektrum an zumeist gewerblichen Ausbildungberufen. Aus meiner Sicht noch graviernder als die beschränkten Auswahlmöglichkeiten ist die damit einhergehende Festlegung auf ein bestimmtes gesellschaftliches Arbeitsumfeld. Wer von Euch jemals im gewerblichen Bereich gearbeitet hat, kann das vielleicht nachfühlen, was ich meine. Ich habe es erlebt, was es bedeutet, wenn sich die Kommunikation am Arbeitsplatz auf Floskeln wie "Mahlzeit!" - "wie geht's"-"muss ja" beschränkt und die einzige Abwechslung die unterschiedlichen Nacktfotos im Spind sind. Höher qualifizierte Arbeitsplätze bringen nicht nur mehr Geld, sondern eine völlig andere Lebensqualität mit sich.

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