Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

  • Würden die vorhandenen Gesamtschulen in Real- oder Mittelschulen umgewandelt werden, gäbe es entsprechende Plätze wieder. Die entsprechend ausgebildeten Lehrer gäbe es ja bereits. Das hängt aber natürlich von der Schwerpunktsetzung der für die Kultuspolitik zuständigen Partei bei euch ab.

    Hätten sie damals nicht die Hauptschulen und Förderschulen geschlossen und alle schwachen Schüler in die Gesamtschule gesteckt, während die starken Schüler weiter das Gymnasium besuchen, die Gesamtschulen hätten einen wesentlich besseren Ruf.

  • gäbe es die bindende (und ehrliche!) Schulformempfehlung, bliebe Kindern und Gymnasien einiges erspart.

    Grundschullehrer können nicht hellsehen und die Aussage der Schulformempfehlung ist gering. Dass Grundschullehrer eher zugunsten des Kindes irren wollen, ist nur angemessen.


    Im Übrigen ist es eine wissenschaftlich gut untersuchte Tatsache, dass Expertenurteile von Personen, die nie zurückgemeldet bekommen, ob sie mit ihren Entscheidungen richtig lagen, nicht besonders treffsicher ausfallen.


    Wie schon oben gesagt, in Hamburg wird am Ende der 6. Klasse abgeschult, wenn ein gewisser Schnitt nicht erreicht wird. Eine kleine Anfrage der AFD in Hamburg zeigt: Kinder mit und ohne Empfehlung scheitern bis zum 6. Schuljahr. Die Quote ist bei Kindern mit Empfehlung im Mittel etwas geringer, aber die Unterschiede sind nicht überragend und auch bei den Kindern ohne Empfehlung schaffen es in allen ausgewiesenen Schulen über 80%:


    https://afd-fraktion-hamburg.d…4-zusammengef%C3%BCgt.pdf

  • Das Problem ist, dass man das Wiederholen im Kontext sehen muss. Angesichts von Lehrer- und Ressourcenmangel ist es teilweise nicht relevant, ob das Kind wiederholt oder nicht. Wichtiger ist die Frage, welche Förderangebote es erhält. Es wäre super, wenn niemand mehr sitzen bleiben würde und innerhalb des aktuellen Jahrgangs individuell gefördert wird. Problem ist aber, dass Lehrkräfte mit der Anzahl von Kindern mit Hilfsbedarfen oft überfordert sind und nicht die Zeit haben alle Kinder (optimal) zu fördern.

    Ja, ein ehemaliger Schüler von mir wiederholt gerade Klasse 3 mit 28 Schülern. Laut Aussage meiner Kollegin bringt es ihm genau gar nichts, die Noten sind fast noch schlechter geworden. Er spielt den Clown.

  • Grundschullehrer können nicht hellsehen und die Aussage der Schulformempfehlung ist gering. Dass Grundschullehrer eher zugunsten des Kindes irren wollen, ist nur angemessen.

    Geschönt wird zwar auch, vor allem bei den stillen Mädchen, aber die Grundschullehrer haben schon eine ganz gute Trefferquote. Hellsehen ist da gar nicht nötig, den Leistungsstand der Klasse 4 beurteilen reicht vollkommen. Es sind die Eltern, die dazwischenfunken und ein Kind mit Haupt- und Gesamtschulempfehlung am Gymnasium anmelden.

  • Ich kenne diesen Schüler natürlich nicht, kann daher erst recht nicht aus der Ferne etwas diagnostizieren, aber vermutest du hier einen sonderpädagogischen Förderbedarf?

  • Ich kenne diesen Schüler natürlich nicht, kann daher erst recht nicht aus der Ferne etwas diagnostizieren, aber vermutest du hier einen sonderpädagogischen Förderbedarf?

    Weil der von Zauberwald beschriebene Schüler „den Clown“ infolge einer Klassenwiederholung spielt vermutest du einen sonderpädagogischen Förderbedarf?


    Die Mehrheit der SuS, die zu uns abgeschult werden vom Gymnasium oder auch wiederholen müssen spielen teilweise über Monate hinweg den Clown, um mit ihrer Beschämung umzugehen und diese auszuagieren. Die meisten besinnen sich nach einiger Zeit, wenn sie in der neuen Klasse/Schule ankommen konnten, sowie ggf. (gerade bei abgeschulten Gymnasiasten) das Notenbild an der Realschule nicht plötzlich nur noch sehr gut oder gut ist, weil man schon alles könnte. Manche kommen aus dem Modus aber zumindest bei uns nicht mehr raus ganz ohne deshalb einen sonderpädagogischen Förderbedarf zu haben.

    Eine emotionale Aufarbeitung und ggf. therapeutische Begleitung würden aber einige dieser SuS benötigen, um vor allem auch die dahinterstehenden Probleme aufarbeiten zu können, wie elterliche Erwartungshaltungen, fehlende Unterstützungssysteme, etc.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mir ging es weniger um den Clown, sondern um die Aussage, dass nach der Wiederholung die Noten gleich schlecht bis noch schlechter sind, was zumindest auf größere Probleme im Hintergrund hindeutet. In welcher Form sich diese Probleme konkret äußern, kann ich ohne Kenntnis des Kindes natürlich nicht benennen.

  • Geschönt wird zwar auch, vor allem bei den stillen Mädchen, aber die Grundschullehrer haben schon eine ganz gute Trefferquote. Hellsehen ist da gar nicht nötig, den Leistungsstand der Klasse 4 beurteilen reicht vollkommen. Es sind die Eltern, die dazwischenfunken und ein Kind mit Haupt- und Gesamtschulempfehlung am Gymnasium anmelden.

    Und dann gibt es wiederum Regionen und Grundschulen, wo eigentlich fast niemand die nötigen Voraussetzungen fürs Gymnasium mitbringt und trotzdem Empfehlungen attestiert werden, weil man ja als Grundschule auch nicht keine Gymnasialempfehlungen rausgeben kann.


    Was es bräuchte, sind landesweit einheitliche, zentral gestellte Eingangsleistungstestungen und einen klaren Zugangsscore.

  • Was es bräuchte, sind landesweit einheitliche, zentral gestellte Eingangsleistungstestungen und einen klaren Zugangsscore.

    Gab's mal. Ich musste 1980 zur Aufnahme aufs Gymnasium eine Zentralprüfung schreiben. Da habe ich ein bisschen rumgerechnet und rumgeschreibselt, am Ende noch eine Blume draufgemalt. Die Bedeutung war mir in keiner Weise bewusst. Erst durch die etliche Tage anhaltende Besorgnis meiner Eltern wurde mir im Nachhinein klar, dass das wohl irgendwie wichtig gewesen war.


    Bei meinen Geschwistern war das abgeschafft. Es zählten die regulären Noten.


    Natürlich sind die Anforderungen bei einer Zentralprüfung objektiver, aber man kann ein 9-jähriges Kind keine Zentralprüfung schreiben lassen.

  • Natürlich sind die Anforderungen bei einer Zentralprüfung objektiver, aber man kann ein 9-jähriges Kind keine Zentralprüfung schreiben lassen.

    Aber durchaus ein 11-/12-jähriges Kind nach sechs Jahren Grundschule.

  • In der Grundschule gibt - zumindest hier - die Sprengelpflicht. Insofern sind da Anmeldezahlen weniger ein Thema.

    Kann man die auch am WBK einführen? Alle Nicht(fach)-Abiturienten im Einzugsgebiet müssen wenigstens das erste Semester besuchen und schauen, wie es läuft. :D

  • Dass Grundschullehrer eher zugunsten des Kindes irren wollen, ist nur angemessen.

    Ich habe eher das Gefühl, dass die Grundschullehrer es dem Schulträger recht machen wollen und die Schulempfehlungen gemäß den politischen Verhältnissen in der Stadt bzw. im Kreis herausgeben. Wie sonst läßt sich erklären, daß sich die Grundschulrektor:innen damals in der Presse dafür gefeiert haben, daß sie ausreichend Hauptschulempfehlungen herausgegeben haben, so daß diese Schulform weiter bestehen bleiben konnte?

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