Referendariat mit Kleinkind

  • Hallo ihr Lieben,


    ich starte im Mai das Ref mit einem Kleinkind (2). Ich mache mir aufgrund der Horrorgeschichten Gedanken und habe mittlerweile Angst. Dieser Post richtet sich an Referendare, die ihr Ref mit Kleinkind absolviert haben und ihre Erfahrungen teilen möchten… wie war es für euch? War es machbar und konntet ihr trotzdem genügend Zeit mir eurem Kind verbringen? Ich hoffe tatsächlich, dass es auch positive Erfahrungen gibt 🥲

  • Habe kein Kind im Ref gehabt, hatte aber zahlreiche Mitrefis mit Kind oder gar Kindern (bis hin zu einer Mitanwärterin, die mitten im Ref zum dritten Mal Mutter wurde). Die haben allesamt ihr Ref erfolgreich gepackt, machbar war es also.


    Ob man am Ende selbst das Gefühl hat, dabei noch genügend Zeit mit dem Kind verbracht zu haben dürfte eine höchst subjektive Frage sein, deren Antwort ganz stark mit davon abhängen könnte, wie sehr du es dir erlauben kannst/willst/möchtest, nicht die rundum perfekte Mama (?) zu sein, die alles wuppt, sondern dir einerseits zu erlauben in dieser Ausbildungsphase selbst Priorität zu haben und andererseits auch alle nur erdenklichen Hilfen in Anspruch zu nehmen als Entlastung. Wenn es also ein zweites Elternteil gibt, der /die eine stabile Bezugsperson ist für euer Kind, dann muss er/ sie während deines Refs dich schlicht und ergreifend maximal unterstützen und entlasten, sei es durch eigene Betreuungsleistungen und/ oder die Mitfinanzierung einer ausreichenden externen Betreuung. Wenn es Großeltern, vertrauenswürdige Nachbarn, etc. gibt, die dich entlasten und unterstützen können, dann nutz das ohne schlechtes Gewissen.

    Mag doof klingen, aber geh das Thema Ref an der Stelle mehr an, wie Männer häufig Beruf und Familie vereinen, indem du dich nicht alleine oder hauptsächlich verantwortlich dafür machst das irgendwie hinzubekommen, sondern dir Hilfe holst, wo du nur kannst und das zweite Elternteil maximal in die Pflicht nimmst. Das war zentral für meine Mitrefis mit Kind(ern), damit diese ihr Ref packen konnten.


    Falls du alleinerziehend sein solltest: Besteht in deinem Bundesland die Möglichkeit das Ref in Teilzeit zu absolvieren? Darauf hättest du hier in BW mit Kleinkind Anspruch, um Ref und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Ich habe das Ref zwar nicht mit Kleinkind, aber dennoch mit kleineren Kindern gemacht, mein kleinstes Kind war 3, als ich anfing.


    Ich hätte es ohne ein soziales Netz nicht geschafft, ohne mich aufzureiben, aber so ging es: Mein Mann die Kinder in der Früh komplett übernommen und sie dann auch in den Kindergarten gebracht (Fahrstrecke zu den Seminarschulen war teilweise so weit, dass es dort sonst nicht pünktlich gewesen wäre), er hat am Wochenende auch regelmäßig einen Tag mit den Kindern was unternommen und mich in Ruhe vorbereiten lassen.

    Ich hatte außerdem nicht den Anspruch, die Kinder mittags aus der Betreuung zu holen, sondern habe sie bis zur Schließzeit dort gelassen.

    Vor diesem Hintergrund war es absolut machbar!

    Die Nachmittage nach dem Kindergarten und die Abende gehörten mir und den Kindern, ich habe dann eben oft so ab 21 Uhr nochmal gearbeitet. Am Wochenende war ich effektiv und hatte dann auch immer einen Tag für die Familie übrig. Ferien gibt es regelmäßig und das ist auch eine Erleichterung. Die sind zwar keine reine Erholung, weil man auch was arbeiten muss, aber man ist weniger eng getaktet.


    Ich hatte großen Bammel und rückblickend sage ich auch, dass das Ref zwei sehr harte Jahre waren, aber ich hatte nie das Gefühl, abbrechen zu wollen, und ich habe es auch gut geschafft. Von daher: nur Mut!


    Ich glaube, wichtig könnte sein, dass dein Partner (wenn du einen hast) weiß, dass sich dein Leben stark ändern wird von "daheim Mama sein" zu "arbeiten und Prüfungen haben". Wenn du bis jetzt den Hauptteil der Care-Arbeit geleistet hast und die Einkäufe, den Haushalt und das Kochen übernommen hast, dann mach ihm klar, dass das ab dann eben geteilt werden wird.

  • Ich danke euch für eure Antworten! Mache mein Ref in NRW.


    Habe einen Partner, der sich kümmert und auch kümmern kann und wird, soweit er kann.


    Ich weiß auch absolut, dass ich abends arbeiten werde und muss und das ist an sich auch kein Problem. Habe manchmal nur Bammel, dass mein Kind viel zu kurz kommen wird/könnte. Dann denke ich mir wiederum, dass ich das schaffe und mein bestes geben werde, mein Kind aber absolute Priorität hat und dieser Gedanke mich hoffentlich am Leben hält 🤣

  • Meiner war auch drei und das große Kind auf dem gym.


    Ich war und bin es auch noch heute perfekt durchorganisiert. Das schaffen Mütter mit Doppelbelastung. Außerdem war ich fokussiert in den Zeiten, die ich mir fürs arbeiten frei geschaufelt hab. Das hilft mir heute noch. Hinsetzen und zackig den Unterricht vorbereiten ohne viel Blabla.


    Nur Mut! Du schaffst das schon.

  • Mag doof klingen, aber geh das Thema Ref an der Stelle mehr an, wie Männer häufig Beruf und Familie vereinen, indem du dich nicht alleine oder hauptsächlich verantwortlich dafür machst das irgendwie hinzubekommen, sondern dir Hilfe holst, wo du nur kannst und das zweite Elternteil maximal in die Pflicht nimmst.

    ❗️❗️❗️

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Meiner war auch drei und das große Kind auf dem gym.


    Ich war und bin es auch noch heute perfekt durchorganisiert. Das schaffen Mütter mit Doppelbelastung. Außerdem war ich fokussiert in den Zeiten, die ich mir fürs arbeiten frei geschaufelt hab. Das hilft mir heute noch. Hinsetzen und zackig den Unterricht vorbereiten ohne viel Blabla.


    Nur Mut! Du schaffst das schon.

  • Hallo ihr Lieben,


    ich starte im Mai das Ref mit einem Kleinkind (2). Ich mache mir aufgrund der Horrorgeschichten Gedanken und habe mittlerweile Angst. Dieser Post richtet sich an Referendare, die ihr Ref mit Kleinkind absolviert haben und ihre Erfahrungen teilen möchten… wie war es für euch? War es machbar und konntet ihr trotzdem genügend Zeit mir eurem Kind verbringen? Ich hoffe tatsächlich, dass es auch positive Erfahrungen gibt 🥲

    Ich habe das Ref mit Kleinkind gemacht - es war eine harte Zeit, ich habe oft die Zähne zusammenbeißen müssen (kannst meine Beiträge hier dazu gerne nachlesen). Meine Tochter war 3 bei Beginn des Refs. Mein Mann hat mir tatsächlich sehr viel abgenommen - aus deinem Post geht freilich nicht hervor, ob es einen Mann dazu gibt. Also wenn, Mann einbinden. Wenn nicht vorhanden, andere fremde Hilfe (auch gegen Bezahlung) einbinden. Das hatten wir auch zusätzlich, weil mein Mann gerade in der Intensivphase nicht immer Zeit hatte. Und dann: Weg von Perfektionismus: Ich habe eben nicht jedes Piktogramm fünfmal überarbeitet oder 20 Minuten in die Bildrecherche investiert für ein Arbeitsblatt, sondern erster Bildimpuls, der passt und gut ist, genommen. Paretoprinzip eben. Dann habe ich von Ferien zu Ferien und von Unterrichtsbesuch zu Unterrichtsbesuch gelebt und gearbeitet. Es ist hart, aber machbar. Wenn du es willst, kannst du es schaffen. Aber organisiere dir Hilfe. Meine Cousine hat als Alleinerziehende (!!!) das Ref in NRW am Gymnasium gemacht. Sie hat es geschafft. Aber auch mit Hilfe. Alles ist machbar. Mit Hilfe. Organisationstalent. Und absolutem Willen. Stelle dich auf eine harte Zeit ein. Aber bedenke immer: Sie geht vorbei. Und danach kannst du unendlich stolz auf dich sein.

  • Mein Kind war damals ein Jahr. Ich hatte ein Netzwerk, aber das Gefühl, dass man als Mutter hat (und das vor gut 20 Jahren noch viel mehr geprägt war von der gesellschaftlichen Vorstellung, dass in den ersten 3 Jahren doch die Mutter für das Kind da sein muss!), dieses schlechte Gewissen, das Kind könnte einen Schaden davontragen und man würde so seiner Rolle als Mutter nicht angemessen nachkommen, das kenne ich absolut. Ich kann heute sagen, dass das Ref hart war, aber aus meinem großen Kind ist durchaus etwas geworden. Er hat ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Oma und kümmert sich regelmäßig um sie - diese Beziehung hätte es nicht gegeben, wenn ich ihn, wie gesellschaftlich gewünscht, die ersten drei Jahre selbst voll betreut hätte. Und er hätte niemanden gehabt, der ihn im Studium so unkompliziert unterstützt hätte, wenn ich meine Ausbildung ihm zuliebe damals abgebrochen hätte.

  • Mein Kind war damals ein Jahr. Ich hatte ein Netzwerk, aber das Gefühl, dass man als Mutter hat (und das vor gut 20 Jahren noch viel mehr geprägt war von der gesellschaftlichen Vorstellung, dass in den ersten 3 Jahren doch die Mutter für das Kind da sein muss!), dieses schlechte Gewissen, das Kind könnte einen Schaden davontragen und man würde so seiner Rolle als Mutter nicht angemessen nachkommen, das kenne ich absolut. Ich kann heute sagen, dass das Ref hart war, aber aus meinem großen Kind ist durchaus etwas geworden. Er hat ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Oma und kümmert sich regelmäßig um sie - diese Beziehung hätte es nicht gegeben, wenn ich ihn, wie gesellschaftlich gewünscht, die ersten drei Jahre selbst voll betreut hätte. Und er hätte niemanden gehabt, der ihn im Studium so unkompliziert unterstützt hätte, wenn ich meine Ausbildung ihm zuliebe damals abgebrochen hätte.

  • Genau das ist das, was mir die größten Sorgen bereitet: dass mein Kind einen Schaden davon nehmen könnte (überspitzt gesagt). Damit, dass ich selbst viel arbeiten werde und für mich kaum Zeit bleiben wird, kann ich verschmerzen, da ich weiß, dass es nicht für immer so sein wird. Zurückstecken ist deshalb kein Problem. Aber mein Kind? Echt blöd :( Aber das wird hoffentlich schon! Nochmal danke an alle!

  • Nein. Mein Partner denkt, ich würde mir viel zu viele Gedanken machen und dass unser Kind in der Betreuung bestens aufgehoben sei. Er wird mich auch unterstützen so weit er kann. Dennoch ist es so, dass mein Partner in Vollzeit beschäftigt ist und ich unserem Kind bis jetzt die volle Aufmerksamkeit widmen konnte. Mein Partner nach der Arbeit ebenfalls. Aber wenn wir beide plötzlich lange weg sind, ist das bestimmt hart.

  • Nein. Mein Partner denkt, ich würde mir viel zu viele Gedanken machen und dass unser Kind in der Betreuung bestens aufgehoben sei. Er wird mich auch unterstützen so weit er kann. Dennoch ist es so, dass mein Partner in Vollzeit beschäftigt ist und ich unserem Kind bis jetzt die volle Aufmerksamkeit widmen konnte. Mein Partner nach der Arbeit ebenfalls. Aber wenn wir beide plötzlich lange weg sind, ist das bestimmt hart.

    also ich find es schon richtig, sich Gedanken zu machen. ich hab mein Ref nicht mit Kleinkind gemacht, aber ohne Unterstützungsnetzwerk ist es auch im normalen Job ganzschön haarig, wenn beide Eltern VZ arbeiten. lange Betreuungszeiten schön und gut, aber man sollte untereinander schon vorher klar kommunizieren darüber, wer z.B. zu Hause bleibt, wenn das Kind nicht betreut werden kann. da hilft auch kein "ich unterstütze Dich, so weit ich kann" - es ist ne gemeinsame Aufgabe und Du brauchst keine Unterstützung bei der Kindererziehung, sondern Dein Mann (und sein Chef/ seine Chefin) kann sich direkt mal darauf einstellen, dass Du mindestens gleichberechtigt keine Zeit haben wirst.

  • Damit hat er vermutlich recht.

    Nur wird die Betreuungszeit definitv nicht ausreichen. Das fängt schon damit an, dass bisher vermutlich die TE das Kind sowohl gebracht als auch abgeholt hat. Wenn sie zur 1. Stunde Unterricht hat, kann es, je nach Lage der Schule/ Kita und der Unterrichts- bzw. Öffnungszeiten zu Kollisionen kommen. Seit Corona sind KiTas bei Unterbesetzung eher mal geneigt die Einrichtung wegen Personalmangel früher zu schließen. Dann muss man sein Kind spontan mal um 14 Uhr holen statt um 17 Uhr. Kinder werden mal krank. In den allermeisten Fällen halten sich auch da viele Väter eher elegant raus, weil sie in ihrem wichtigen Job auf keinen Fall fehlen können. Regelmäßignzu fehlen kann man sich im Ref gar nicht erlauben (man hinkt dann mit dem Stoff hinterher und kommt bisbzum Unterrichtsbesuch nicht hin oder Verpasst im Studienseminar Inhalte, die man beim Unterrichtsbesuch aber unsetzen/zeigen soll). Ich könnte jetzt noch weiter ausführen, aber ich denke es wird deutlich, auf was ich hinaus will.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ich gehe im September auch ins Ref und habe zwei kleine Kinder (6 Monate und 2 Jahre). Mein Mann wird nur noch ca 15 Stunden arbeiten und den Rest für Haushalt/Kinderbetreuung eingespannt. Und die ersten zwei Monate meines Refs nimmt er sich für Kita/Kindergarten/Ref-Eingewöhnung komplett „frei“ von der Arbeit, damit wir uns vor allem die Kinder eine gute Begleitung durch diese massive Veränderung haben.

    Klar das ist finanziell nicht so cool für uns die nächsten zwei Jahre, aber wir versuchen sparsamer bzw von unseren Ersparten ein Stück weit die Zeit zu überbrücken.

    Hab gestern eine zweifach Mama im Ref kennengelernt deren Mann auch Vollzeit arbeitet und die hat schon gesagt dass das echt sehr krass ist in der Kombi.

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