Intensive (emotionale) Bindung zu SuS

  • Ich würde mich als introvertierte, hochsensible Persönlichkeit beschreiben und fühle mich dennoch in der Schule und in meiner Rolle sehr wohl. Ich bin zufrieden mit meiner Schule, meinem Wohnort und auch meinen Klassen. Allerdings fällt mir immer auf, dass ich besonders stark emotional werde, wenn ich an meinen zukünftigen Abschlusskurs denke. Ich glaube, es fällt mir schwer, diesen emotionalen Abstand zu wahren.

    Gelegentlich verweile ich in Gedanken an meine frühere Klasse (meine erste Profiloberstufe) und werde dann nostalgisch und melancholisch. Sobald die SuS dann weg sind, werde ich dann auch teils emotional, aber dann setze ich mein gewohntes Leben fort. Es passiert mir jedoch immer wieder, dass ich eine starke Bindung zu diesem Kurs oder dieser Klasse aufbaue, und sobald sie ihr Abitur erhalten, werde ich stark emotional und gleichzeitig melancholisch und nostalgisch - besonders passend zur Sommerzeit. Dann denke ich automatisch daran, was die Schülerinnen und Schüler wohl machen werden, und erinnere mich gleichzeitig an die Vergangenheit.


    Ich bin mir nicht sicher, ob das so normal sein sollte. Ich habe bemerkt, dass einige hier nicht mehr so intensiv darüber nachdenken. Es behindert mich allerdings nicht bei der Arbeit:sleeping:.

  • Ich finde das problematisch.


    Auch Kurse, mit denen ich wirklich gerne zusammengearbeitet habe, sind schnell wieder vergessen. Wenn die Schüler dann nochmal bei Schulfesten auftauchen unterhält man sich, aber Schüler kommen und gehen und jede Klasse/Kurs hat ihre Vor- und Nachteile.

  • Es behindert mich allerdings nicht bei der Arbeit

    Dann verstehe ich die Intention des Threads nicht. Belastet es dich denn psychisch?

  • Dein Job ist es, SuS angemessen zu behandeln, ohne Bevorzugung oder Benachteiligung, sie objektiv zu beurteilen und dich ihnen gegenüber ganz allgemein professionell zu verhalten.


    So lang das gewährleistet ist, ist es erst mal deine Sache, wie du emotional damit umgehst.

    Falls das zu Situationen führt, die dich übermäßig belasten, wäre es eine andere Baustelle, daher ist die Frage von Antimon schon entscheidend. Hin und wieder melancholisch zu werden, wäre für mich jetzt nicht dramatisch.

  • Wie lange bist du schon dabei? Ich denke, es legt sich. Anfangs findet man Abitur und sowas noch sehr aufregend, aber irgendwann wird es doch dieses beschriebene Kommen und Gehen und man vergisst die Namen schnell wieder. Nett, mal jemand wieder zu treffen, aber es sind halt nicht die Personen, die mir in meinem Leben wirklich nahe und wichtig sind.


    Ich glaube, das hat auch wenig mit hochsensibel und introvertiert zu tun. Man kann nicht zu beliebig vielen Personen ein emotionales Verhältnis entwickeln.


    Findest du denn alle deine Schülerinnen und Schüler so liebenswert? Bei einigen bin ich so froh, sie los zu sein :tanz:

  • Wie lange bist du schon dabei? Ich denke, es legt sich. Anfangs findet man Abitur und sowas noch sehr aufregend, aber irgendwann wird es doch dieses beschriebene Kommen und Gehen und man vergisst die Namen schnell wieder.

    Besonders wenn man am WBK zweimal im Jahr Abitur hat und IMMER involviert ist, entweder mit eigenen Kursen, mündlichen Prüfungen oder Zweitkorrekturen. Oder allem davon.


    Das ist dann nicht mehr ganz so "spannend".

  • ...

    Ich bin mir nicht sicher, ob das so normal sein sollte.

    Es sind SuS und keine Freund*innen. Lehrkräfte sollten zuverlässige Bezugspersonen auf dieser professionellen Ebene sein. Etwas beibringen, aber auch Zuhören und erste Hilfe leisten, wenn es ein Problem gibt. Wenn man umgekehrt das Gefühl hat, man braucht die Schüler*innen für seine eigene emotionale Stabilität läuft was schief, würde ich sagen.

  • Ich bin je nach Klasse zum Sommer hin entweder eigentlich ganz froh, relativ ungerührt oder teilweise auch sehr traurig, dass die gemeinsame Zeit vorbei ist. Das legt sich aber spätestens am ersten richtigen Tag der Sommerferien wieder. Man muss die Kinder (Jugendlichen, jungen Erwachsenen in deinem Fall) auch weiterziehen lassen und neue Erfahrungen machen lassen. Melancholie, weil eine Etappe zu Ende geht, darf schon sein - aber eben kurz.

    Ich fände es nicht normal, wenn man sich im neuen Schuljahr immer noch viele Gedanken um die abgegebenen Schüler machen würde. Dass man mal nachfragt, wie es ihnen geht, wenn man sie trifft: Klar. Aber der Kopf ist dann doch bei den Neuen, und so sollte es auch sein, meiner Meinung nach.

  • Ich "verbiete" meinen Maturand*innen explizit, mich innerhalb der ersten 5 Jahre nach dem Abschluss überhaupt zu kontaktieren. Ich will erst wieder was von ihnen hören, wenn sie irgendwas Lustiges gemacht haben. Bis dahin haben die mich dann auch vergessen und jeder geht seine Wege. Eine Ehemalige hat letzte Woche einem Kollegen eine Zahnfüllung gesetzt. Es wird was aus meinen Schöfli :D

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