Hallo,
ich habe eine Tochter, die jetzt sechs Jahre alt ist. Wir haben sie in diesem Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt, weil sie entwicklungsverzögert ist, wir aber das schulische Dilemma zum Zeitpunkt der Schulanmeldung nicht ganz begriffen haben. Obwohl unser Kind Förderkind im Montessori-Kindergarten ist, sind wir immer davon ausgegangen, dass sie ganz normal an der Regelschule eingeschult werden kann. Nachdem wir also erfahren mussten, dass alles ganz doof wird, war es zu spät, um etwas anderes als die Förderschule für sie auszusuchen... In diesem Jahr nun mache ich mir mehr als einen Gedanken darum, wie es weitergehen soll mit unserem Kind. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass sie mit ihren Wahrnehmungstörungen den Rückstand eines Tages aufgeholt haben wird, mithilfe der richtigen therapeutischen Unterstützung.
Nun haben wir folgende Möglichkeiten:
A) Einen Förderplatz an der integrativen Montessorischule im selben Haus wie KIGA, unser Drei-Sterne-Favorit. Haken: Man ziert sich dort sehr einfach mal ja zu sagen und lässt uns zappeln, das ärgert mich gewaltig.
B) das Integrative Schulentwicklungsprojekt (ISEP) in Baden-Württemberg. Auch ein 2.75 Sterne-Favorit. Der Antrag liegt beinahe unterschrieben vor meiner Nase.
H"ä"ken: Unser Kind muss weit fahren, eine Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs steht an. Ängste: 1. Kind wird schon wieder durchgetestet. 2. Wenn Testergebnis positiv, dann befürchte ich den amtlichen Stempel und keine Möglichkeit mehr für Variante
C) Alternative bevorzugt Waldorfschule
und da liegt jetzt, obwohl ich tausend Nachteile bei alternativen privaten Grundschulen für die Entwicklung meiner Tochter, durchaus sehen kann, die heikle Frage:
Wenn ich ISEP beantrage, verbaue ich mir dann die Möglichkeit, meine Tochter an einer Freien Schule anmelden zu können?
Was ich gerade brauche, sind handfeste Fakten.
Soll ich wirklich, noch vor Einschulung in die Grundschule, einen Antrag auf Sonderpädagogische Förderung stellen? Ich bringe das gar nicht über mich, würde sie einfach gerne , wenn es mit Montessori-integrativ nicht klappt, einfach mal "einschleusen", ohne den Stempel drauf zu machen. Wer weiß, wie es rechtlich für uns aussieht? Kann ich ISEP unterschreiben, ohne mir den Weg auf Alternativschulen zu verbauen?
Fühle mich gerade handlungsunfähig.
Gruß Laempel
ISEP B-W (bisschen Sonderschulthema, bisschen Eltern fragen Lehrer)
-
-
Wenn du selber Lehrerin bist, wirst du wahrscheinlich eine Ausgabe der BASS ?? Ich fürchte die Regelung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, so dass dir unsere NRW Regelung nicht viel hilft.
Ich schreibe mal, wie es in NRW ist. Entweder wird die Sonderschulbedüftigkeit vor Schuleintritt festgestellt, indem ein VO-SF eingeführt wird. Daran beteiligt ist dann die Sonderschule, ein Grundschullehrer und der Amtsarzt. Das Verfahren kann eingeführt werden, wenn bereits so gravierende Dinge auffallen, dass das Kind bei der Einschulungsuntersuchung stark aus dem Rahmen fällt, dann natürlich von Elternseite aus.
Das ganze Verfahren ist gläsern, d.h. die Eltern werden mitbeteiligt. Die Eltern oder die Leherseits können "gemeinsamen Unterricht" befürworten, d.h. das Kind würde in der REgelschule sonderpädagogische Förderung bekommen. Bei uns ist vom Schulamt erst nachzuweisen, dass viele Fördermaßnahmen nicht gegriffen haben, so dass in der Regel ein VO-SF zu Anfang im Laufe des ersten Schuljahres nicht in Frage kommt.Ich würde mich zuerst umhören , wie die Schule mit Kindern umgeht, die anders lernen. Vielleicht triffst du auf engagierte Lehrer. Die Privatschule kannst du immer wählen, auch aus der Grundschule heraus, der umgekehrte Weg erscheint mir schwieriger, da die Waldorfschule anders arbeitet und von daher nicht mit unseren Lehrplänen übereinkommt. Wenn du nicht richtig hinter der Ideologie und deren Umsetzung stehst, würde ich mir das überlegen . Unsere Waldorfschule hat auch einen c-Zweig , für anders-lernende Kinder. Sie arbeiten jedoch auch nach dem Epochenmodell, was für LErnbehinderte, für die es wichtig ist, Lernstoff immer wieder zu wiederholen nicht unbedingt gut ist (hängt von dem Kind ab).
Ich würde die Grundschule ansprechen und gemeinsam mit dem Kindergarten überlegen, wo der richtige Förderort ist. Sonderschule heißt nicht unbedingt immer Einbahnstraße.
Würde dein Kind denn in eine Schule für Lernbehinderte oder eher für Körperbehinderte gehören - oder gibt es so etwas nicht in Baden-Würtemberg? Auf einer Schule für KB kann man sogar Realschulabschluss machen.flip
-
Halle elefantenflip,
erst mal danke für deinen Beitrag, dachte schon es schreibt mir niemand mehr, freue mich auch von deinem Erfahrungsschatz profitieren zu könnne. Ich bin zwar auch Lehrerin, aber mit der ganzen Sonderpädagogik habe ich wenig zu tun, zwar gibt es bei uns ab und an sehr schwer betroffene ADS-Kinder, aber da es für die hier weit und breit keine Förderschulen oder Maßnahmen gibt, werden die in unserer Gegend wirklich mehr schlecht als recht an den Hauptschulen integriert.
Habe hier auch das GEW-Handbuch für BW und lese dauernd in den Verwaltungsvorschriften rum aber ich kapiere das alles für unseren Fall so gar nicht.
Ich gehe von zwei Voraussetzungen aus
1. Ich persönlich glaube, dass mein Kind bei entsprechender Förderung einen staatlichen Schulabschluss erlangen wird.2. Ich möchte mein Kind nicht auf einer staatlichen Förderschule/Sonderschule wissen- wegen des STEMPELS-nicht wegen der dort bestimmt teilweise ausgezeichneten Förderung- und ich bin bereit eine Menge Kohle in eine Privatschule zu investieren, lieber verzichte ich auf Urlaub und sonstigen Schnick.
In der Montessori- Schule, die ich kürzlich besucht habe, treffe ich auf die Voraussetzungen, die ich mir gewünscht habe: Gemeinsames Lernen bis zu dem Punkt an dem die Schere auseinandergeht, dann besondere Förderung durch eine Sonderpädagogin und wenn ich es richtig verstanden habe wird dieser Punkt für jedes Kind extra ausgehandelt. Diese Schule kann sich eine Zusammenarbeit mit uns und unserer Tochter sehr gut vorstellen, das Problem ist: ES IST NICHT SICHER, OB ES EINEN PLATZ GIBT!
Ich denke unsere Tochter gilt wohl eher als lernbehindert denn als körperbehindert, von daher L-Schule und die hier vor Ort ist wirklich ein Graus.ZitatSonderschule heißt nicht unbedingt immer Einbahnstraße
schreibst du, aber es gibt auch Untersuchungen wonach ein fertiger Förderschulabschluss gesellschaftlich weniger gilt als ein abgebrochener Hauptschulabschluss!
Mir wird so oft gesagt von allen möglichen Institutionen, ich solle nicht so schrecklich viel an die Zukunft denken, aber mal ehrlich: letztlich wollen wir unsere Kinder doch in eine selbständige Zukunft entlassen, und wie soll das funktionieren, wenn ich jetzt schon mein sechsjähriges Kind einer Schulart zuteile, die nach oben hin nicht durchlässig ist.
Ich verfolge gerade die Diskussion im thread "Zwang zur Querversetzung" und was Mia so schreibt, das gibt mir schon zu denken. Ich denke jetzt viel mehr: Auch ein L-Kind hat das Recht auf einen Schulabschluss und kann ihn erreichen!!
Da bin ich wieder beim ursprünglichen Anliegen:
Ich bin bereit mein Geld für die schulische Förderung meines Kindes hinzulegen. Kann eine sonderpädagogische Überprüfung mit Ausgang Lernbehinderung eine private Förderung (z.B. auch Waldorfschule) vereiteln? -
Auf deine letzte Frage: Meiner Erfahrung nach nicht. Ich habe gerade einen Fall - Kind angeblich ist extrem lernbhindert (IQ 60). Die Waldorfschule will sich ein eigenes Bild machen und hat das Kind eingeladen. Ich glaube aber eher, dass der Weg zurück schwer ist.
Wer ist auf die Idee gekommen, dein Kind vor der Einschulung schon testen?
flip -
Hallo elefantenflip,
was meinst du mit: "Ich glaube aber eher, dass der Weg zurück schwer ist. " Von der Waldorfschule wieder auf eine Sonderschule? na ja wir lassen jezt mal alles auf uns zukommen, haben auf jeden Fall ISEP beantragt (also integrative Beschulung an einer Grundschule mithilfe einer zusätzlichen sonderpädagogischen Fachkraft, die ständig im Unterricht mit dabei ist) und schaue, was sie an der Waldorfschule bei dem Vorstellungsgespräch sagen. In den Formularbogen habe ich jetzt nicht alles reingeschrieben, ich denke, das müssen sie selber entscheiden, inwieweit sie mein Kind mittragen können.
Den Test hat die Erzieherin im Kindergarten angeregt, da unser Kind sehr viel langsamer lerne als andere und große Probleme mit der räumlichen Vorstellung habe. Zur Info: Meine Tochter ist Förderkind im Montessorikindergarten, stand also von Anfang an unter besonderer Beobachtung.
Gruß Laempel -
Zitat
Kann eine sonderpädagogische Überprüfung mit Ausgang Lernbehinderung eine private Förderung (z.B. auch Waldorfschule) vereiteln?
Auch nach meiner Erfahrung kann sie das nicht. Meine Tochter, seinerzeit 100% schwerbehindert (allerdings ohne sonderpädagogische Überprüfung) hat die ersten 6 Jahre auf einer Waldorfschule verbracht. - Sie hat nach Klasse 6 in die 5. Klasse O-Stufe gewechselt und dort nach Klasse 6 eine Realschulempfehlung bekommen.
Tests und Prognosen sind in einzelnen Fällen, so in unserem, oft wenig aussagekräftig. (Ergebnis der Untersuchung in einer therapeutischen Praxis: "Fluch des Kindes ist die überehrgeizige Mutter - Kind gehört in die Lernhilfe". Dies Testergebnis kam zum Glück erst, nachdem sich das Kind in der O-Stufe, wo ich es zwischenzeitlich untergebracht hatte -Vitamin B - , schon gut eingelebt hatte, und so habe ich es ignoriert.
Meine Tochter hat sich stetig weiter entwickelt, erweiterten Realschulabschluss, eine Lehre, Fachhochschulreife erreicht und studiert.)
Mit deinen Aussagen über die Lernhilfeschule bin ich dennoch nicht einverstanden. Bei uns in Nordniedersachsen werden Kinder, die hier zuverlässig arbeiten gelernt haben, gern in eine Lehre übernommen und haben bessere Chancen als "abgebrochene" Hauptschüler.
Herzlich, Bablin
-
Hallo Laempel
ich befnde mich derzeit in einer ähnlichen situation, wie du wohl damals- habe eben eine kurze beschreibung ins forum gestellt.
kann ich dich fragen, welchen weg ihr gemeinsam mit deiner tochter damals eingeschlagen und welche erfahrungen ihr gemacht habt?
würde mich freuen, von dir zu hören.
lieben gruß lisa -
Hallo!
Zunächst:ZitatOriginal von Laempel
also integrative Beschulung an einer Grundschule mithilfe einer zusätzlichen sonderpädagogischen Fachkraft, die ständig im Unterricht mit dabei istDas wäre mir neu. Bei ISEP ist der Sonderschullehrer einen Teil der Zeit im Unterricht dabei. Die meiste Zeit ist das Kind allerdings alleine, was für die Regelschullehrkraft eine große Herausforderung darstellt. Daher halte ich von ISEP nicht so viel und bevorzuge eher das Modell der Außenklasse.
Es ist aus der Ferne sehr schwer zu sagen, was für deine Tochter die günstigste Möglichkeit ist. Wurde denn ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt? (Flip: Beim sonderpädagogischen Gutachten ist es durchaus üblich das Kind vor der Einschulung zu testen. Du möchtest schließlich den geeigneten Förderort herausbekommen).
Viele Eltern tun sich sehr schwer mit dem "Stigma Sonderschule". Ich verstehe, dass das für Betroffene schwer ist, finde es gleichzeitig aber auch schade. Warst du mal an der entsprechenden Schule und hast sie dir angesehen? Ich habe die Erfahrung, dass die meisten der zunächst sehr distanzierten Eltern mit der Zeit sher zufrieden mit der Schule sind, da sie sehen, dass ihr Kind bei uns adäquat gefördert wird.Eins noch nebenbei: Auch an der Förderschule kann man in BaWü den Hauptschulabschluss erlangen. Beim Lesen der Beiträge kam es mir so vor, dass dies hier nicht bekannt ist. Und auch Rückschulungen an die Regelschule werden bei entsprechender Entwicklung des Schülers durchaus angestrebt.
Gruß, Andi
Werbung