Die Qual der Wahl - Grundschule

  • In der Nachbargemeinde gibt es eine vergleichsweise große Grundschule, deren 5 Zubringerkindergärten durch die unterschiedlichen Ortsteile und die Kerngemeinde sozialstrukturell unterschiedlich sind. Vermutlich ist dein Fall am ehesten noch damit vergleichbar.


    Ich kenne vorwiegend Beispiele in meinem erweiterten Umfeld, bei denen die Sozialstruktur von Kita und Grundschule sehr ähnlich ist - mit dem einzigen Unterschied, dass das Einzugsgebiet der Grundschulen flächenmäßig größer ist.

  • Ich grabe nochmal mein altes Thema hoch.


    Wir haben hier bald das Ende des Anmeldezeitraums erreicht und tingeln gerade durch die umliegenden Schulen.


    Und ich muss sagen; Teilweise wurden meine Befürchtungen sogar noch verstärkt bzw. getoppt:


    Schule 1:


    Vorteile: Toller Schulleiter, zufriedenes Kollegium, gemütliche Atmosphäre in altem Schulgebäude, Kind hat Freunde, die bereits dort sind, via Fahrrad über sehr sicheren Fahrradweg in ca. 10 Minuten zu erreichen, gute Ausstatttung (so weit ich das sehen konnte), gute Abdeckung durch Sozialarbeiter, normales Klassensystem etc., tolle Bibliothek und iPad-Raum.


    Nachteile: Mieser Sozialindex. Die Schule darf im kommenden Schuljahr nur drei erste Klassen anmelden, die dann mit bis zu 30 Kindern aufgefüllt werden (und so voll werden die auch locker). Der Schulleiter ist top und war sehr ehrlich in seinen Schilderungen. Die Klassenzusammensetzung der jetzigen ersten Klassen verdeutlicht einen Anteil von sehr wahrscheinlich muslimischen Kindern von bis zu ca. 60-70% je nach Klasse. Finde ich wirklich viel, von Integration kann man da schlecht sprechen. Teilweise chaotisch wirkenden Klassenräume (völlig zugestellt, jedes freie Stück Wand genutzt für irgendein Poster/Bastelergebnis, Smartboard + Tafel, überall Regale und Stationen...uff). Zu Fuß ist der weg (2,5 km) etwas weit. Die Frühbetreuung findet erst ab 7:30 Uhr statt.


    Schule 2:


    Vorteile: etwas besserer Sozialindex, zu Fuß erreichbar (~1,5 km), Kind hat bereits Freunde vor Ort, Betreuung ab 7:00 morgens möglich, normales Klassensystem.


    Nachteile: Der Fußweg führt wirklich quer durch die Stadt und ist nicht ganz ungefährlich, da dort an mehreren Stellen Hauptstraßen überquert werden müssen, Es ist eine vergleichsweise große Grundschule welche eine mäßig interessiert und zugewandt wirkende Schulleitung hat. Auch hier wirken manche Klassenräume mega zugestellt und zugekleistert. Auf der Website gibt es keine Übersicht über die Lehrpersonen, auch kaum Bilder. Vor Ort war es sehr voll und man konnte teilweise nicht wirklich unterscheiden, wer nun Elternteil und wer Lehrperson war.


    Schule 3:


    Vorteile: gut zu Fuß erreichbar, Kind hat dort Freunde, Nachbarkind geht dort hin, relativ sicherer Schulweg


    Nachteile: Hier steht das Konzept JüL (ich bin kein Fan davon) in der ersten und zweiten Klasse im Mittelpunkt, es ist eine große Schule, es gab keinen Tag der offenen Tür (nur persönliche Führungenaußerhalb der Schulzeit möglich), der Sozialindex ist ähnlich mies wie bei der ersten Schule mit ähnlichen Anteilen an Migrationshintergrund/Klasse, allerdings etwas diverser. Die Schulleitung wirkt sehr engagiert, allerdings scheint sich dieses Engagement mehr auf ihre lokalpolitische Karriere ausgerichtet zu sein und sie scheint sehr darauf fokussiert zu sein, bestimmte Ideen auf Biegen und Brechen durchzuziehen, was zu Unstimmigkeiten im Kollegium führt (Bekannte unterrichtet da). Auf der Website finden sich keinerlei Hinweise zur OGS und Frühbetreuung, die gibt es nur bei einem gesonderten Termin.


    Schule 4:


    Vorteile: Klassensystem, sehr guter Sozialindex, Kind hat dort Freunde, zufriedenes Kollegium, SL machte einen guten Eindruck, Frühbetreuung ab 7 Uhr, Klassenräume VIEL aufgeräumter.


    Nachteile: Die Schule ist zu weit weg, um komplett eigenständig den Schulweg zu bewältigen. Eine 10-minütige Autofahrt wäre immer dabei, dann könnte man ihn absetzen und den Rest geht er alleine zu Fuß. Freunde würde u.U. weiter weg wohnen, aber keine Ahnung wie sehr relevant das in der Grundschule ist, trifft man sich nach der OGS noch?



    Ich bin echt überfragt. Schule 1 war ursprünglich unser Favorit, trotz des Sozialindexes, allein der SL ist schon soooo toll und der Kurze hat da bereits zwei Freunde. Aber vor Ort wurde mir dann teilweise echt etwas klarer, was da teilweise los ist.


    Ich war echt entsetzt, wie zugestellt und voll mit Krams und Plakaten und bastel-/Sonstwas-Ecken die Klassenräume teilwese waren. Wer kann sich da denn noch konzentrieren, wenn alles zugepappt ist und jeder freie Quadratmeter für was auch immer genutzt wird? Ich wäre selbst als Erwachsene damit überfordert.


    Bin also genau so schlau wie vorher auch. :)

  • Spontan würde ich wohl Schule 2 wählen. Die Nachteile sind bei allen drei Schulen nicht ganz unerheblich, aber ich erinnere mich noch daran, dass das dem Umstand geschuldet ist, dass ihr in einer schönen Gegend wohnt, der Rest des Einzugsgebiets jedoch sehr durchwachsen ist - und in der Schule treffen natürlich die Kinder aus den unterschiedlichen Siedlungen zusammen.

  • Ich war echt entsetzt, wie zugestellt und voll mit Krams und Plakaten und bastel-/Sonstwas-Ecken die Klassenräume teilwese waren. Wer kann sich da denn noch konzentrieren, wenn alles zugepappt ist und jeder freie Quadratmeter für was auch immer genutzt wird? Ich wäre selbst als Erwachsene damit überfordert.

    Kann man jetzt auch andersherum sehen.

    Offensichtlich sind es Schulen wo besonders viel handlungsorientierter Unterricht stattfindet.

  • Schule 4 würde ich allein wegen des Schulwegs nicht nehmen. Es entlastet die Familie total wenn die Kinder den Weg zur Schule allein zurück legen und auch Verabredungen sind dann viel einfacher. In meiner Klasse gibt es meist 1-2 Kinder aus dem Nachbardorf und die haben es viel schwerer Kontakte zu knüpfen...

  • Kann man jetzt auch andersherum sehen.

    Offensichtlich sind es Schulen wo besonders viel handlungsorientierter Unterricht stattfindet.

    Und es sind Schulen, die in alle Richtungen differenzieren.


    Du, Schokozwerg , hattest dich ja gewundert, dass Kinder eingeschult werden, die nicht schulreif sind, nicht die Sprache auf hohem Niveau beherrschen, inklusive Schüler:innen kommen hinzu.

    Wenn man alle beschulen will, muss man sich schon gut überlegen, wie man das im Raum bewerkstelligt und braucht auch unterschiedliche Materialien zum Arbeiten und zur Anschauung.

  • Ich war echt entsetzt, wie zugestellt und voll mit Krams und Plakaten und bastel-/Sonstwas-Ecken die Klassenräume teilwese waren.

    Grundschule halt, da kommt sowas vor. :pfeifen: Im Berufskolleg kennt man das wohl eher weniger...

    Davon solltest du dich nicht abschrecken lassen, wenn dein Kind eingeschult wird, ist der Klassenraum bestimmt aufgeräumt und gut sortiert. Das Chaos entwickelt sich dann mit der Zeit, wenn die Lehrkraft nicht aufpasst.


    Und zum Sozialindex: Dazu kann man von außen schlecht etwas sagen. Meine letzte Schule ist seit der letzten Einstufung "ganz hintenan". Trotzdem ist die kommissarische Schulleitung in Ordnung und die Stimmung im Kollegium (fast) immer gut. Meine letzte Klasse hatte 26 Kinder, fast alle mit Migrationshintergrund, große Probleme mit Deutsch, aber total lieb und lernbereit, war von Anfang an in der Lage, ruhig zu arbeiten. Natürlich dauert alles, was gemeinsam gelernt werden muss, etwas länger. Die Ausreißer "nach oben" brtauchen dann halt Zusatzfutter.


    Lage: Es ist immer besser, wenn das Kind den Schulweg mit der Zeit alleine schafft, zu Fuß oder mit dem Fahrrad.

  • Aber wichtig ist doch, wie zügig und erfolgreich der Lernfortschritt von Statten geht. Da ist Sozialindex schon ein relevanter Faktor, würde ich meinen? Aus Sicht von jemandem, der mehrere fünfte Klassen hatte: die Kids von den Schulen mit besserem Index waren fachlich schon mehrheitlich klar fitter und konnten deutlich besser schreiben usw.

  • Schokozwerg


    Ich würde Schule 2 oder 4 wählen. Im Zweifel ist für mich der Sozialindex DAS entscheidende Kriterium.


    Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass für mich die Grundschulzeit die schlimmste Zeit meines Lebens war und ich nach den vier Jahren froh war von dort wegzukommen.

  • Aber wichtig ist doch, wie zügig und erfolgreich der Lernfortschritt von Statten geht. Da ist Sozialindex schon ein relevanter Faktor, würde ich meinen? Aus Sicht von jemandem, der mehrere fünfte Klassen hatte: die Kids von den Schulen mit besserem Index waren fachlich schon mehrheitlich klar fitter und konnten deutlich besser schreiben usw.

    Das liegt aber nicht an der Schule, sondern am Elternhaus. Die Kinder waren lange vor dem Schulbesuch fitter.


    Die Frage wäre für mich, ob die Schule mit fitten Kindern umgehen kann, oder diese ständig hinten runterfallen. Können die Lehrpersonen das ehrlich erklären? Man neigt ja dazu, sich dem Gros der Klasse leistungstechnisch anzupassen.


    Ach und: wie ist das Sozialverhalten tendenziell? Wird darüber gesprochen?


    Das vollgestellte Zimmer wird dein Kind verkraften, das macht halt jede Lehrkraft anders. Das halte ich für das geringste Problem.


    Ich würde die beste Schulleitung nehmen, 1 oder 4, Schule 2 fiele für mich raus.

  • Insbesondere, wenn es noch Geschwisterkinder gibt, würde ich auch eine Schule wählen, die das Kind alleine erreichen kann.

    Aber auch bei einem Einzelkind kann dieses dann auch in Ausnahmefällen nicht als Schlüsselkind mal eine halbe Stunde vor dem ersten Elternteil zu Hause sein, z.B am letzten Schultag vor Weihnachten oder den Sommerferien oder was auch immer. Das kann bei zwei arbeitenden Elternteilen zu einem entspannten Familienalltag beitragen.


    Bei Schule 2 würde mich mehr noch als der hohe Sozialindex die riesigen Klassen stören. Das kann dann für die Kinder schon anstrengend sein. Allerdings habe ich auch keinerlei Erfahrung bezüglich Sozialinde.


    Für die Jül-Klassen spricht der kleinere Klassenteiler. (Das ist zumindest in BW so.) Wenn das Konzept aber nicht zu eurem Kind oder euch passt, ist die Schule raus.

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