An einer Primarschule in der Schweiz arbeiten - eine wenig beachtete Alternative?

  • Hallo zusammen


    Mal eine ganz pauschale Frage: Ist der Lehrermangel an den Grundschulen immer noch ein grosses Thema? Gibt es den flächendeckend für ganz Deutschland oder nur in ausgewählten Bundesländern?

    In den Medien liesst man ab und zu, dass manche Bundesländer mit drastischen Massnahmen reagieren und zum Beispiel die Teilzeitmöglichkeiten einschränken oder die Stundenzahl erhöhen. Wird das nur medienwirksam angekündigt oder tatsächlich (gegen den Willen der Lehrpersonen) gemacht? Wie gehen die Lehrpersonen damit um? Muss man das einfach akzeptieren, weil sowas beim Beamtentum dazu gehört? Gibt es überhaupt Möglichkeiten, sich gegen eine solche Anordnung zu wehren?


    Ich komme zwar selbst gebürtig aus Bayern, wohne aber seit einigen Jahren in der Schweiz und bekomme das alles nur am Rande mit. Aus der Ferne frage ich mich allerdings, ob sich die Schweiz als potenzieller Arbeitsmarkt überhaupt auf dem Radar der deutschen Lehrpersonen befindet? Ich war zwar nie in Deutschland Lehrer, aber kann trotzdem sagen, dass hier in der Schweiz einiges ganz anders abläuft. Damit will ich keinesfalls behaupten, dass hier alles besser wäre. Aber immerhin gibt es in der Schweiz kein Beamtentum und jede Lehrperson entscheidet für sich, an welcher Schule sie sich bewerben möchte. Das Arbeitspensum wird dann wie bei jedem anderen Arbeitgeber auf Augenhöhe ausgehandelt. Aufgrund des aktuellen Lehrermangels ist es sogar so, dass man sich das Arbeitspensum mehr oder weniger frei aussuchen kann. Dass der Arbeitgeber da einfach seinen Willen durchsetzt, wäre aber in jedem Fall undenkbar.


    Deshalb schlussendlich die Frage: Ist es unter Lehrpersonen überhaupt bekannt, dass es zum deutschen System eine (gute) Alternative direkt an der südlichen Grenze gäbe? Eine verbeamtete Lehrperson kann natürlich nicht so einfach den Job kündigen. Vielleicht richtet sich meine Frage deshalb eher an Junglehrpersonen, die gerade im Referendariat stecken?


    Falls gewünscht, könnte ich gerne mal meine Erfahrungen zum Lehrerleben in der Schweiz auflisten. Ich will da aber niemand von irgendwas überzeugen, sondern nur Unterschiede aufzeigen.



    Schöne Grüsse aus Zürich!

  • Ja, wir sind im Bilde. Die liebe Antimon hält uns auf dem Laufenden. Ich denke mal, dass schon noch mehr Lehrkräfte in die Schweiz abgewandert und riskiere mal die Behauptung, dass speziell Grundschullehrerinnen lieber zu Hause bleiben. Ich war schon im Studium eine der ganz wenigen, die aus einem anderen Bundesland kamen. Einige wohnten noch als Studentinnen zu Hause und im Ref. wollte auch kaum eine weg.

  • Dass der Arbeitgeber da einfach seinen Willen durchsetzt, wäre aber in jedem Fall undenkbar

    Da irrst du dich. Im Baselland werden keine unbefristeten Arbeitsverträge unter 60 % mehr ausgestellt und die Bemühungen der BKSD gehen in Richtung höherer Pensen. Ich meine, in Basel ist das schon so.


    Das Arbeitspensum wird dann wie bei jedem anderen Arbeitgeber auf Augenhöhe ausgehandelt

    Es sei denn, du unterrichtest z. B. Physik am Gymnasium. Ich war mal für 86 % gewählt und habe jahrelang 100 % und mehr gearbeitet, weil die Stunden sonst offen bleiben. Kann dir gerne auch an der Primar passieren, dass du mit Stunden willenlos zugeschmissen wirst.

    Ich war zwar nie in Deutschland Lehrer,

    Eben. Es ist was ganz anderes, die Ausbildung hier gemacht zu haben oder das ausländische Lehrdiplom anerkennen zu lassen. Auch in Zürich wird eine Lehrperson mit deutschem Stastsexamen auf Stufe Sek I nicht voll bezahlt weil in der Regel das 3. Unterrichtsfach fehlt.

  • Deshalb schlussendlich die Frage: Ist es unter Lehrpersonen überhaupt bekannt, dass es zum deutschen System eine (gute) Alternative direkt an der südlichen Grenze gäbe?

    Mein Routenplaner sagt, Zürich ist von mir über 1000km entfernt. Ist also für mich keine Alternative; abgesehen davon empfinde ich viele Dinge „des Beamtentums“ auch als Vorteil, und ich vermute, es gibt nicht DEN perfekten Job, so dass ich unterm Strich doch ganz zufrieden bin aktuell.

    Falls gewünscht, könnte ich gerne mal meine Erfahrungen zum Lehrerleben in der Schweiz auflisten. Ich will da aber niemand von irgendwas überzeugen, sondern nur Unterschiede aufzeigen.

    Interessant finde ich es trotzdem, zuhören, wie es anderswo läuft; grundsätzlich trifft das auf jedes Land zu, ich finde auch interessant zu hören, wie es in den skandinavischen Ländern z.B. läuft (Dänemark ist nur 20 km von mir entfernt 😉), weil man ja immer voneinander lernen kann….

  • Deshalb schlussendlich die Frage: Ist es unter Lehrpersonen überhaupt bekannt, dass es zum deutschen System eine (gute) Alternative direkt an der südlichen Grenze gäbe?

    Klar ist das bekannt. An einem Umzug hängt jedoch etwas mehr als nur der Job, der ggf. nicht in Teilzeit auszuüben ist. Das ist meiner Meinung nach ohnehin ein Privileg, das ich grundsätzlich etwas kritisch sehe.


    Ich habe hier Familie und Freunde. Ich bin nicht weit von hier aufgewachsen. Auch wenn ich zwischendurch woanders gewohnt habe, kenne ich doch meine Freunde viele Jahre. Meine Kinder haben ihre Freunde hier. Die Tochter ist nach Jahren des Studiums im Süden nun zurückgekommen.

    Es müsste mir schon sehr viel schlechter gehen, damit ich den Weg auf mich nehme und das Land wechsle. Geld allein macht auch nicht glücklich.


    Ich empfehle eine gesunde Einstellung zum Beruf: Schlechte Arbeitsbedingungen haben wir, keine Frage, aber lohnt es sich, gegen Windmühlen zu kämpfen? Ich mache das beste aus der zwingenden Voraussetzung, dass ich arbeiten gehen muss und leider nicht vom Erbe oder Lottogewinn leben kann.

  • Die meisten Deutschen möchten nicht mal ihre Unistadt verlassen, geschweige das Bundesland wechseln. Auswandern steht da so gar nicht auf der Agenda.

    Es sei denn, besagte Unistadt liegt direkt an der Grenze zur Schweiz und eine Stadt in der Schweiz ist direkt auf der anderen Seite der Grenze 😂

  • An der PH Thurgau ist der Anteil an deutschen Studierenden ziemlich hoch, gerade auch für die Primarschule. So unbekannt ist das also nicht. Aber es macht schon noch einen Unterschied, ob man die Lehrerausbildung direkt hier in der Schweiz macht, oder ob man als in Deutschland ausgebildeter Lehrer in die Schweiz zieht. So ein Systemwechsel ist dann nicht mehr ganz so einfach…

  • Eben, es gibt auch an der Uni Basel sowie der FHNW viele Studierende aus Deutschland. Wer im südlichen Baden-Württemberg wohnt, hat das natürlich auf dem Schirm und für alle anderen ist es aus genannten Gründen uninteressant.

  • Ja, wir sind im Bilde. Die liebe Antimon hält uns auf dem Laufenden. Ich denke mal, dass schon noch mehr Lehrkräfte in die Schweiz abgewandert und riskiere mal die Behauptung, dass speziell Grundschullehrerinnen lieber zu Hause bleiben. Ich war schon im Studium eine der ganz wenigen, die aus einem anderen Bundesland kamen. Einige wohnten noch als Studentinnen zu Hause und im Ref. wollte auch kaum eine weg.

    An deiner Behauptung der besonderen Heimatverbundenheit von Grundschullehrer/innen scheint wohl etwas dran zu sein. Es gehen ja praktisch alle bisherigen Antworten in diese Richtung. Auch wenn ich mich selbst jetzt nicht als richtigen Auswanderer bezeichnen würde (dafür ist der geographische / sprachliche Abstand von Bayern aus einfach zu klein) ist es natürlich immer ein gewisser Schritt, wenn man aus der eigenen Heimat wegzieht. Insofern kann ich das natürlich gut nachvollziehen. Umso verständlicher ist es natürlich, dass das für Menschen, die familientechnisch mitten im Leben stehen, gar nicht in Frage kommt. Spätestens mit der Verbeamtung hat sich das Thema dann wahrscheinlich eh erledigt, weil der Status dann vielleicht unwiderruflich weg wäre. Das hatte ich ja in meinem ursprünglichen Post auch schon so geschrieben und deshalb bewusst nicht diese Personengruppe angeschrieben.

    Meine Frage richtete sich ja eher an Berufsanfänger vor / nach dem Referendariat oder auch angehende Lehrpersonen, die noch ganz am Anfang ihres Studiums stehen. Da bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass ein gewisser Prozentsatz noch nicht so stark örtlich gebunden ist. Soll ja durchaus Menschen geben, die auch mal andere Orte kennenlernen wollen. Ohnehin muss man ja auch innerhalb Deutschlands damit rechnen, dass die zugewiesene Schule für das Ref oder auch der erste fixe Arbeitsort nicht in unmittelbarer Nähe zum Heimatort liegen. Ich bilde mir ein, dass ich vor 10 Jahren einige Lehrpersonen in Bayern getroffen hätte, die über weite Pendelwege klagen oder nur am Wochenende in der Heimat sein können. Ist das heutzutage nicht mehr so verbreitet? Werden Versetzungsanträge inzwischen schnell bewilligt, sodass das kaum noch ein Problem ist?


    Ich bin einfach überrascht, dass ich in den Primarschulen der Schweiz (mit Ausnahme von Grenzstädten wie Basel und Kreuzlingen) im Verhältnis zu anderen Berufsgruppen verhältnismässig wenig Deutsche treffe. Klar gibt es in den grossen Städten in jeder Schule 1-2 Deutsche (dann aber meist DaZ Lehrpersonen oder Logopäden), aber wenn man das mit den Zahlen im Gesundheitswesen oder verschiedenen anderen Industriezweigen vergleicht, ist das einfach eine überraschend kleine Zahl. Und in meiner Vorstellung gäbe es eben gerade bei den Primarlehrpersonen einige gewichtige Gründe (z.B. kein ermüdendes Referendariat, freie Wahl beim Arbeitsort und dem Pensum), um mit Neugierde auf die Schweiz zu schauen. Aber möglicherweise überschätze ich das ja komplett und die meisten Lehrpersonen sind wirklich sehr gerne verbeamtet.


    @ McGonagall: Du hattest ja auch geschrieben, dass du viele Dinge des Beamtentums als Vorteil empfindest. Ich bin tatsächlich neugierig, was du da konkret im Sinn hast. Finanzielle Aspekte (wie z.B. die Pension) klammern wir jetzt mal aus, da das zumindest im Vergleich zur Schweiz keine Rolle spielen sollte und ein guter Lohn/eine gute Rente (nach einer theoretischen Reform) auch ohne Beamtenstatus möglich wäre. Ist es die Unkündbarkeit und die Garantie, dass man nach einer familienbedingten Pause wieder ein Job findet? In Zeiten vom grossem Lehrerüberschuss scheint mir das ein gewichtiger Grund zu sein. Aber derzeit macht das wahrscheinlich nicht so vielen Menschen Sorgen. Oder täusche ich mich da?

    Was wären denn die Aspekte beim Beamtenstatus, auf die du nicht verzichten möchtest?


    Zauberwald

    Ich finde es auch spannend, dass ich mit meine Einschätzung zur Bekanntheit des Schweizer Systems offenbar so falsch liege. In den 25 Jahren in denen ich in Bayern gelebt habe (eine Stunde von der Schweiz entfernt) ist mir keine einzige Lehrperson begegnet, welche sich mit der Schweiz als möglichem Arbeitsort beschäftigt hätte und sich den Unterschieden bewusst gewesen wäre. Zumindest hier im Forum sind offenbar (fast) alle bestens informiert. Da zeigt sich ja tatsächlich sehr eindrücklich, wie hilfreich solche Foren sein können.


    Antimon

    Du scheinst dich ja in der Schweiz gut auszukennen und hast ja offensichtlich auch hier gearbeitet. Aber sind das ehrlich gemeinte Antworten oder verdrehst du möglicherweise meine Aussagen absichtlich, weil du persönlich schlechte Erfahrungen in der Schweiz gemacht hast? Ich hatte doch ausschliesslich von Primarschulen gesprochen. Welche Relevanz haben dann deine Erfahrungen im Gymnasium? Diese sind doch in der Schweiz bekanntermassen ein ganz eigener Kosmos mit ganz eigenen Spielregeln. Auch auf der Sek 1 gibt es bestimmt einige Besonderheiten zu beachten, weil es ja die typisch deutsche Unterteilung in Hauptschule/Realschule/Gymi nicht gibt und die Fächeranzahl dann auch überhaupt nicht übereinstimmt. Einen Job würde man sicher trotzdem finden. Ob der Lohnabzug dann zum Ausschlusskriterium werden würde, lasse ich jetzt mal offen. So oder so spreche ich aber tatsächlich von der Primarstufe. Eine wichtige Frage wäre aus meiner Sicht dann nur, ob eine deutsche Lehrperson nach der Anerkennung des Diploms das komplette Altersspektrum (also Klasse 1-6) unterrichten dürfte. Hast du dazu Erfahrungswerte oder kennst du zufällig Lehrpersonen, die diesen Prozess durchlaufen sind? Das würde mich wirklich interessieren.

    Zu dieser Besonderheit in Basel mit den 60% kann ich nicht viel sagen. Natürlich sind meine Aussagen nie auf die ganze Schweiz übertragbar. Aber das kennt man ja auch aus dem deutschen System mit den Bundesländern. Im Kanton Zürich und St. Gallen gibt es diese Besonderheit sicher nicht. Fakt ist, dass im Kanton Zürich derzeit 600 Menschen ohne Lehrdiplom als Lehrpersonen arbeiten. (Link dazu)

    Aktuell müssen diese die Schule nach einem Jahr wieder verlassen, weil diese Notlösung gesetzlich nicht länger erlaubt ist. Jeder halbwegs vernünftige Schulleiter würde deshalb lieber eine Lehrperson aus Deutschland anstellen, sodass die Klasse nicht jedes Jahr eine neue Lehrperson präsentiert bekommt. Wenn man dann mehr als 50% arbeiten möchte und die Rolle der Klassenlehrperson übernehmen möchte: umso besser. Aber auch bei unter 50% hat man mehr als genug Möglichkeiten. Da ist dann eher die Frage, ob man sich die Schweiz noch leisten kann.


    Ich freue mich sehr auf konstruktive Antworten und möchte nochmals betonen, dass ich nicht grundsätzlich das deutsche System schlecht machen möchte. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich freue mich ernsthaft über jede Lehrperson, die ihr Plätzchen gefunden hat und damit zufrieden ist. Ich bezweifle nur, dass das auf alle Primarlehrer in Deutschland zutrifft. Ausserdem stelle ich ganz einfach fest, dass ich mich viel zu wenig mit dem deutschen System auskenne und halte es durchaus für möglich, dass das umgekehrt auch manch einem Kollegen/einer Kollegin in Deutschland in Bezug auf die Schweiz so gehen könnte. Meine ernst gemeinten Fragen zur aktuellen Situation in Deutschland sind noch grösstenteils unbeantwortet. Mir ist schon klar, dass niemand für ganz Deutschland sprechen kann, aber ein paar Erfahrungsberichte fände ich sehr spannend.

  • Die Frage ist doch, wofür und warum brauche ich eine Alternative.
    Genügend freie Stellen gibt es, solange man Kinder hat ist auch Teilzeit keinerlei Problem.

    Die Schweiz ist in der Regel noch teurer als Deutschland, also warum genau sollte man dahin gehen?!?

  • Du scheinst dich ja in der Schweiz gut auszukennen und hast ja offensichtlich auch hier gearbeitet.

    Hm? Wenn du in Antimon s Profil schaust, siehst du doch, dass sie in der Schweiz wohnt und arbeitet. Sie ist seit letztem Jahr sogar in der Schweiz eingebürgert.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Mal eine ganz pauschale Frage: Ist der Lehrermangel an den Grundschulen immer noch ein grosses Thema? Gibt es den flächendeckend für ganz Deutschland oder nur in ausgewählten Bundesländern?

    Das lässt sich doch mit einem schnellen Klick "ergooglen" ;) . Siehe z. B. hier: "Für die Lehrämter im Grundschulbereich wird es laut Prognose bis 2025 eine akute Unterversorgung geben, danach setzt eine leichte Entspannung ein." (Lehrermangel verschärft sich weiter (deutsches-schulportal.de) ). Auf dieser Website finden sich auch Aussagen zu den einzelnen Bundesländern.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Hm? Wenn du in Antimon s Profil schaust, siehst du doch, dass sie in der Schweiz wohnt und arbeitet. Sie ist seit letztem Jahr sogar in der Schweiz eingebürgert.

    Ja aber genau dort steht doch, dass sie Sek2 unterrichtet. Wo genau ist jetzt der Bezug zu den Primarschulen? Ich bleibe dabei: das sind ganz unterschiedliche Welten. Wenn sie einige Primarlehrpersonen gut kennt, ist das natürlich auch eine Gesprächsgrundlage. Das kann sie ja auch offen benennen, woher ihre Erfahrungen stammen. Ich bin einfach erstaunt, dass sie meine gemachten Erfahrungen (die schon einigermassen repräsentativ für einige deutschsprachige Kantone sind) indirekt in Zweifel zieht. Ich möchte ja nur über Unterschiede zwischen den Primarschulen der beiden Länder diskutieren. Das Gymnasium interessiert mich nicht. Dazu gibt es doch eine eigene Rubrik?

  • Ich bin Mitte der 90er Jahre im Lehrerüberschuss fertig geworden und habe tatsächlich überlegt, an ein Gymnasium in Zürich zu gehen. Mein Stiefvater (Schweizer) bot mir an, mich zu adoptieren. Ich bekam dann doch sofort eine Stelle in NRW (700 km entfernt) und nahm sie statt der Stelle Zürich (50 km entfernt). Zwei Mitreferendarinnen haben sich anders entschieden, eine unterrichtet heute noch in St. Gallen (die andere viele Jahre im Thurgau).


    Vor kurzem traf ich eine deutsche Zugreisende, die 10 Jahre an einer Kantonsschule unterrichtet hat und inzwischen pensioniert ist. Sie hatte Physik und Mathematik auf Lehramt studiert, in den 80ern gab es noch weniger Stellen, sie bekam keine, sie hat dann als Informatikerin gearbeitet und wurde mit 50 entlassen. Daraufhin ging sie in die Schweiz.


    Doch viele (in Baden-Württemberg) kennen die Alternative Schweiz auch ohne Forum. (Ich selbst wohne aktuell keine 2 Kilometer von der Grenze entfernt, einige meiner Kollegen wohnen in der Schweiz, wir haben Schweizer Schüler.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ja aber genau dort steht doch, dass sie Sek2 unterrichtet.

    Das ist richtig. Nichtsdestotrotz schriebst du:

    Du scheinst dich ja in der Schweiz gut auszukennen und hast ja offensichtlich auch hier gearbeitet.

    Vergangenheitsform! Und das klingt für mich so, als wenn du der Ansicht seist, dass sie mittlerweile nicht mehr in der Schweiz unterrichte. Dem ist halt nicht so.

    Ich bin einfach erstaunt, dass sie meine gemachten Erfahrungen (die schon einigermassen repräsentativ für einige deutschsprachige Kantone sind) indirekt in Zweifel zieht.

    Den Eindruck habe ich nicht. Na ja, das kann man wohl so oder so lesen.


    Egal, ich unterrichte ja auch nicht im Primarbereich und bin daher 'raus aus diesem Thread.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • dominik89 Ich lebe seit bald 13 Jahren in der Schweiz, ich bin eingebürgerte Schweizerin. Und ich arbeite seit 12 Jahren an der Schule. Ich kenne das System sehr gut und sehr offensichtlich besser als du, ich bin im Vorstand der kantonalen Gewerkschaft aktiv. Ich habe lediglich versucht dich darauf aufmerksam zu machen, dass du offenbar über ein paar wichtige organisatorische Dinge nicht Bescheid weisst und deshalb deine Aussagen bezüglich deutsche Lehrpersonen an schweizer Schulen nicht so pauschal zutreffend sind. Es spielt eine sehr grosse Rolle, ob du hier mit einem ausländischen Lehrdiplom arbeiten willst oder dieses an einer PH in der Schweiz erworben hast. Und das hier ...


    Jeder halbwegs vernünftige Schulleiter würde deshalb lieber eine Lehrperson aus Deutschland anstellen

    ... stimmt ganz einfach nicht. Das deutsche Staatsexamen hat in der Schweiz ganz generell und unabhängig von der Schulform einen sehr schlechten Ruf. Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, darüber will ich mich gar nicht auslassen aber es ist eine Tatsache, dass Bewerber*innen aus Deutschland überhaupt nicht gerne eingestellt werden. An meiner derzeitigen Schule arbeitet ein einziger Kollege mit einem deutschen Staatsexamen, den haben wir dieses Schuljahr eingestellt und werden ihn auf Ende des Schuljahres wieder entlassen. Ansonsten arbeiten hier einige gebürtige Deutsche, die haben das Lehrdiplom aber alle in der Schweiz erworben.


    Die Schweiz ist in der Regel noch teurer als Deutschland, also warum genau sollte man dahin gehen?!?

    Weil es ein sehr schönes Land mit sehr netten Leuten ist :)

  • Bei dem aktuellen Lehrermangel in Bayern und der Tatsache, dass man dadurch momentan quasi sofort nach dem Ref verbeamtet wird (was das Ziel vieler Leute ist) besteht wahrscheinlich bei kaum jemanden das Bedürfnis, sich in der Schweiz umzusehen.

  • Das ist richtig. Nichtsdestotrotz schriebst du:

    Vergangenheitsform! Und das klingt für mich so, als wenn du der Ansicht seist, dass sie mittlerweile nicht mehr in der Schweiz unterrichte. Dem ist halt nicht so.

    Den Eindruck habe ich nicht. Na ja, das kann man wohl so oder so lesen.


    Egal, ich unterrichte ja auch nicht im Primarbereich und bin daher 'raus aus diesem Thread.


    Ja natürlich habe ich die Vergangenheitsform benutzt, weil sie selbst erzählt hat, dass sie "jahrelang 100 % und mehr gearbeitet hat". Das war doch auch die Vergangenheitsform. Woher soll ich denn wissen, was sie heute macht oder wie regelmässig sie ihr Profil aktualisiert? Ich habe auch nie behauptet, dass ihre Informationen veraltet wären. Ich habe nur gesagt, dass die Situation im Gymnasium für meine Fragestellung irrelevant ist. Ist es so schwer, diesen Punkt anzuerkennen und ihn hinzunehmen, ohne gleich meine Sätze auf grammatikalische Korrektheit zu untersuchen? Sind wir hier in einer Facebook-Kommentarspalte oder sollten sich hier eigentlich erwachsene Lehrpersonen unterhalten, die auch in der Lage sein sollten, beim Thema zu bleiben und wissen sollten, wann sie nichts beizutragen haben?

    Ich verstehe auch gar nicht, warum du so vehement für sie Partei ergreifst? Sie kann ja wohl selbst für sich antworten und hat dies nun glücklicherweise auch getan. Abschliessend bedanke ich mich noch für den hilfreichen Link (das ist ernst gemeint!) und bin dir tatsächlich sehr dankbar, dass du den Thread verlässt, nachdem du offenbar auch keine Primarlehrperson bist. Ich bin mir sicher, dass es auch im BBS-Bereich spannende Diskussionen gibt. Ich denke, dass ich bei Diskussionen zu deiner Schulform auch wenig beitragen könnte.


    Zum zweiten Punkt:

    Ja, ich denke, dass man das durchaus so lesen kann, dass sie meine Aussagen in Zweifel zieht. "Da irrst du dich" ist doch sehr unmissverständlich oder?

    Ich sprach von den vergleichsweise guten Anstellungsbedingungen in der Schweiz (konkret: man bewirbt sich direkt bei einer Schule und handelt dort das Pensum auf Augenhöhe aus). Ich kann das immerhin damit belegen, dass ich das in drei bevölkerungsreichen Kantonen der Schweiz selbst so erlebt habe. Was spielt es dann für eine Rolle, ob es 1-2 Kantone gibt, die das (zuletzt ?) leicht anders handhaben? Trotzdem bleiben riesige Unterschiede, selbst wenn diese 60% Regelung tatsächlich stimmen sollte und das auch wirklich so umgesetzt wird.

    Mir geht es um die allgemeinen Gepflogenheiten bezüglich des Anstellungsprozesses in den Primarschulen der Schweiz. Nach meiner Erfahrung sind die in der gesamten deutschsprachigen Schweiz relativ ähnlich. Im Allgemeinen ist es eben nicht "normal", dass es ein vorgeschriebenes Pensum gibt. Im Allgemeinen gibt es eben sehr viel Verhandlungsbereitschaft, um die offenen Stellen zu besetzen. Natürlich wird es im Detail immer Abweichungen geben. Gerne können wir uns für die weitere Diskussion auf die Kantone Zürich und St. Gallen beschränken, damit sicher keine Missverständnisse entstehen. Dort gibt es mehr als genug offene Stellen, die von deutschen Lehrpersonen besetzt werden könnten.


    @ Antimon:

    Danke für die Erläuterungen mit der Gewerkschaft. Ich habe nie in Zweifel gezogen, dass du das System in der Schweiz ganz generell kennst, sondern das sogar anerkannt. Aber eine Frage bleibt offen: Hast du jemals an einer Primarschule in der Schweiz gearbeitet oder kennst du das alles nur aus den Erzählungen deiner Gewerkschaftskollegen? Falls dem so ist, muss ich einfach deutlich widersprechen: Nur weil du seit 13 Jahren in der Schweiz wohnst und in einer Gewerkschaft arbeitest, kennst du dich als Gymnasiallehrerin in Bezug auf Primarschulen eben NICHT grundsätzlich aus. Ich habe in drei Kantonen als Primarlehrer gearbeitet und spreche einfach aus Erfahrung, weil ich selbst unzählige Einstellungsverfahren in diesen Primarschulen miterlebt habe.

    Auch dir müsste doch auffallen, dass deine Aussagen sehr überheblich klingen, oder? Haben 13 Jahre Schweiz noch nicht geholfen, um hier ein gewisses Feingefühl zu entwickeln? Manchmal hilft es, von aussen auf ein System zu schauen. Manchmal kommt es aber wirklich auf eigene Erfahrungen an.


    Falls du tatsächlich schon in einer Primarschule gearbeitet hast, dann wäre das eine ganz andere Situation. Aber dann mache das doch bitte gleich zu Beginn der Diskussion deutlich und weiche nicht auf deinen Gewerkschaftshintergrund aus. In dem Fall wäre ich aber tatsächlich froh, wenn wir einen konstruktiven Austausch von Erfahrungen hinbekommen würden und wir beide anerkennen könnten, dass wir nicht allwissend sind und sicher noch einiges voneinander lernen können.


    Und zuletzt: Eine Gemeinsamkeit haben wir schon einmal! Auch ich lebe sehr gerne in der Schweiz und schätze die netten Leute. Ganz besonders schätze ich dabei die Diskussionskultur, bei der auch die Sicht der Diskussionsgegner anerkannt wird.

  • Bezüglich Diskussionskultur kann ich dir nur zu etwas mehr Zurückhaltung raten, wenn du in der Schweiz glücklich werden willst. Alles Gute dir, ich bin dann hier jetzt auch raus.

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