Grundschule in Bayern - nach dem "Pisa-Schock"

  • Darf ich mal eine ganz blöde Frage stellen und mich als völliger Gymnasial-weit-weg-von-der-Grundschule-Dully outen?

    Meine eigene Grundschulzeit ist schon ewig (20 Jahre) her. Da war es so, dass die Klassenlehrkraft alles außer Werken, Sport und Religion unterrichtet hat. Dementsprechend flexibel war sie bei der Stundeneinteilung. Es gab zwar einen offiziellen Stundenplan, aber da wurde schonmal Mathe statt HSU gemacht oder Deutsch statt Musik.

    Wie ist das heute - wie flexibel ist man in der Stundeneinteilung? Muss man sich streng an den Stundenplan halten oder reicht es "wenn am Ende des Monats die Stundenverteilung insgesamt stimmt"?

  • Ich habe immer alles außer Religion und Englisch (und Musik nur selten) unterrichtet, da ist man schon sehr flexibel. Es kommt natürlich darauf an, wie hoch dein Stundendeputat ist. Wenn mal eine zweite Kollegin mit in der Klasse ist, ist man wegen der nötigen Absprachen mehr an den Stundenplan gebunden, sonst habe ich den hauptsächlich für mich zur Orientierung benutzt. Die Kinder erhalten einen Plan mit den Unterrichtszeiten, in dem nur die Fachlehrerstunden und Sportstunden benannt sind. Meine Stunden sind mit einem Symbol gekennzeichnet.

  • Ich habe immer alles außer Religion und Englisch (und Musik nur selten) unterrichtet, da ist man schon sehr flexibel. Es kommt natürlich darauf an, wie hoch dein Stundendeputat ist. Wenn mal eine zweite Kollegin mit in der Klasse ist, ist man wegen der nötigen Absprachen mehr an den Stundenplan gebunden, sonst habe ich den hauptsächlich für mich zur Orientierung benutzt. Die Kinder erhalten einen Plan mit den Unterrichtszeiten, in dem nur die Fachlehrerstunden und Sportstunden benannt sind. Meine Stunden sind mit einem Symbol gekennzeichnet.

    Der Stundenplan meiner Neffen sieht ähnlich aus. Fachlehrerstunden und Sport sind benannt, sowie die Förderstunden (die bekommen bei denen an der Grundschule alle in Mathe, aber auf verschiedenen Niveaustufen, die zu verschiedenen Zeiten stattfinden), ansonsten steht lediglich der Name der Klassenlehrkraft im Plan ohne genaue Angabe, welches Fach unterrichtet wird.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich habe immer alles außer Religion und Englisch (und Musik nur selten) unterrichtet, da ist man schon sehr flexibel. Es kommt natürlich darauf an, wie hoch dein Stundendeputat ist. Wenn mal eine zweite Kollegin mit in der Klasse ist, ist man wegen der nötigen Absprachen mehr an den Stundenplan gebunden, sonst habe ich den hauptsächlich für mich zur Orientierung benutzt. Die Kinder erhalten einen Plan mit den Unterrichtszeiten, in dem nur die Fachlehrerstunden und Sportstunden benannt sind. Meine Stunden sind mit einem Symbol gekennzeichnet.

    Danke für die Antwort! Dann war ja meine Frage doch gar nicht so blöd und es ist immer noch so ähnlich wie zu meiner Grundschulzeit.

  • Wie ist das heute - wie flexibel ist man in der Stundeneinteilung? Muss man sich streng an den Stundenplan halten oder reicht es "wenn am Ende des Monats die Stundenverteilung insgesamt stimmt"?

    Bei mir war es ähnlich wie bei pepe. Ich habe alle Fächer außer Religion und WTG in meiner eigenen Klasse unterrichtet und habe die Stunden flexibel gestaltet. Ich habe mich zwar am Stundenplan orientiert - die Fächer habe ich zu Beginn des Schuljahrs selbst so angeordnet, wie es mir am sinnvollsten erschien- doch gab es wegen der Themen oft Verschiebungen. Ungern unterbricht man ein Experiment in HSU z.B. oder macht etwas nicht fertig. Dafür habe ich dann das folgende verkürzte Fach anderweitig nachgeholt. So war es möglich, besser auf die Bedürfnisse der Klasse einzugehen und auch den Vormittag besser zu rhythmisieren. Diese Art von Unterrichten fand ich sehr gewinnbringend und unterm Strich erfolgreicher als diese vorgegebenen 45 min Einheiten. Ich hatte nie Lücken drin, die ich mit Tafel - Spielen wie "Galgenmännchen" usw. füllen musste, (kenne ich so vom Fachunterricht der Sekundarstufe, wenn mal die Luft raus war oder das Thema fertig) sondern in solchen Situationen gab es dann etwas Nettes aus anderen Fächern wie Musik, Kunst oder Englisch.

  • Wie ist das heute - wie flexibel ist man in der Stundeneinteilung? Muss man sich streng an den Stundenplan halten oder reicht es "wenn am Ende des Monats die Stundenverteilung insgesamt stimmt"?

    Das ist sehr, sehr unterschiedlich.

    NDS unterbindet das Klassenlehrerprinzip ab Klasse 3, es wird gefordert, dass D/Ma/Su von einer anderen Lehrkraft übernommen werden sollen, es wird auch genannt, dass man nach 1/2 die KL wechseln sollte.

    Unter Lehrkräftemangel ist das gar nicht zu halten, da muss man sehen, dass man die Fächer überhaupt besetzt und ist bemüht, dass man es irgendwie schafft. D/Ma geben wir dann eher an die Lehrkräfte, anderes an die anderen Kräfte (pädagogische Mitarbeiterinnen, Studierende …) Und wenn man schon ständigen Wechsel hat, ist der Wechsel der KL ein weiterer Nachteil, der noch mehr Unruhe bringt.

    Dazu kommt, dass das Aufheben des KL-Prinzips auch im sozial-emotionalen Bereich und bei der Klassenführung mit großen Nachteilen einher geht.

    Auch zum Fördern sehe ich Vorteile, weil man auch gemischte Stunden machen kann, der eine übt dies, der andere macht das, und weil man auch in fremden Klassen zusätzlich noch sämtliche besonderen Bedürfnisse berücksichtigen muss. Das ist auch im Fachunterricht möglich, ich finde es aber in der eigenen Klasse einfacher.

  • Für mich ist das Unterbinden des Klassenlehrerprinzips der Schlüssel für das schlechte Abschneiden bei allen standardisierten Tests. Wir begegnen immer mehr Themen, die Basic sind, und dann soll immer mehr "Fachunterricht" abgehalten werden. Dadurch gibt es viel mehr Bedarf an Austausch lehrerseits, was Kräfte bindet, die man eher für die Basic nutzen müsste. Gerade Kinder mit vielfältigen Rucksäcken benötigen Kontinuität. Als Klassenlehrer kann man viel besser darauf eingehen, Förder- und Unterstützungsmaßnahmen (oft genügt 5-10 Minuten am Tag , dann aber sehr durchgängig) durchzuziehen und auch das Durchziehen von Entschlossenheit bei Störungen und Verstößen wird leichter. Auch auf mich als Lehrer hat es Auswirkungen - wenn ich ehrlich bin - es bedeutet für mich als Lehrperson ein großes Maß an Verantwortung sicherzustellen, dass meine Klasse irgendwann funktioniert. Probleme sind eher aussitzbar, wenn ich nur 1 Stunde pro Tag Mathe unterrichte..... Davon bin ich felsenfest überzeugt! Oftmals kommt dann das Argument, dass nicht jeder Lehrer für jeden Schüler passt (man kann in dem Fall auch die Klasse/Schule wechseln), dass es unfähige Lehrer gibt (dann muss man an der Stelle angreifen) oder das Schüler auf die weiterführende Schule vorbereitet werden müssen (ich stellte bei meinen eigenen Kindern fest, dass die weiterführende Schule gerade da versucht anzugreifen und Klassenlehrer mindestens mit 2 Fächern in die Klassen setzt plus 1-2 Stunden Klassenlehrerstunde/Lernen lernen).


    Um die Leistungen von SchülerInnen anzukurbeln, sind gerade andere Fächer über die "Hauptfächer" hinaus wichtig, weil wichtige Basics und Sozialkompetenzen und Lernerfolg vermittelt werden - ich denke aber, dass in diesen Fächern die "Glocken" nicht zu hoch gehangen werden sollten. Es bringt in Musik nichts, dass man die Epochen, Lernwerkstätten über Komponisten in den Vordergrund stellt.


    Lernerfolge bei Iglu, Vera, ... würden kommen, wenn ich als Lehrer mehr Zeit für meine eigentlichen Aufgaben bekomme (als wenn ich Schuleigene Lehrpläne schreibe, mich in Listen verliere, um das Erreichen von Kompetenzen nachzuhaken), wenn ich als Lehrer mehr Kraft in gut gelungene Einstiege als in die richtige optische Verpackung a la Pinterest und eduki lege, wenn Mathelehrbücher (gerade wenn es immer mehr fachfremd Unterrichtende gibt) eher auf die richtige Impulssetzung, den gut gelungenen Einstieg Wert legen und ich nicht mehr die gleichzeitige Vertretung von zwei Klassen durch Unterricht über den Gang oder Aufteilung einer Lerngruppe gewährleisten muss.


    Es würde mir helfen, Kinder in die Schule zu bekommen, die schon gruppentauglich sind, die gewohnt sind, kurze Zeit zuzuhören und die grobmotorisch ausgebildet sind und wenn es wieder einen gut fundierten Schulkindergarten gibt, der Defizite innerhalb eines Jahres aufarbeitet. Es funktioniert m.E. nicht, nun in gutem Sinne Sozialpädagogen einzustellen, die aus der Verwaltung kommen und nun ohne Fortbildungen ins kalte Wasser geworfen werden und die Förderung für 10 Minuten täglich übernehmen.......

    flippe

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