Grundschule in Bayern - nach dem "Pisa-Schock"

  • Die Kinder sollen mehr Deutsch und Mathe lernen, dafür sollen aber Fächer wie Kunst, Musik und Englisch gekürzt werden. Religion und Sport dürfen keinesfalls gekürzt werden.

    Was meint ihr dazu?

    Ich frage mich auch, was man bei einem einstündig unterrichteten Fach wie Kunst noch kürzen soll? Wöchentlich 20 Minuten? Oder nur 14tägig eine Unterrichtsstunde???


    https://www.br.de/nachrichten/…usik-und-englisch,U5TslDH

  • Habt ihr nur 1 Stunde Kunst in der Woche in Bayern? Wir liegen tatsächlich noch bei 3.

    Grundsätzlich finde ich durchaus, dass Mathe und Deutsch durchaus verstärkt unterrichtet werden sollten.


    Ich denke immer was erwarte ich als Mutter von der Grundschule? Dass meine Kinder alle Rechenarten sicher beherrschen, dass sie flüssig lesen können und auch verstehen, was sie lesen, dass die Rechtschreibung einigermaßen klappt.

    Der Rest ist tatsächlich für mich auch „nice to have“.

  • Das stimmt.

    Wir haben aktuell in NRW ( klasse 4)

    5+ 1 deutsch

    5+ 1 Mathe

    2 Englisch

    3 Kunst

    4 SU

    3 Sport

    1 Musik

    2 Reli

  • Vielleicht habt ihr 3 Std. Kunst, weil ihr Werken/Textil damit zusammengefasst habt.

    Wir haben 1 Std. Kunst, aber auch je eine Wk und TG, letzteres wird halbjährlich/ als Doppelstunde erteilt, wenn es vom Stundenplan her möglich ist.

  • Dazu muss man sagen, dass WG, also Werken und Gestalten, auch noch in dieses Streichkonzert einbezogen werden kann. Nur wird dieses Fach ausschließlich von extra ausgebildeten Fachlehrern in Bayern unterrichtet. WG und Kunst überschneiden sich in manchen Bereichen. WG ist im Augenblick 2stündig, Kunst 1stündig. Ich finde es deswegen sehr schwierig, in Kunst zu kürzen, einstündig Kunst ist so oder so sehr wenig. Letztendlich wird man Kunst und Musik in eine Hand geben müssen, am besten von der Klassenlehrerin unterrichtet, damit diese etwas jonglieren kann.

    Es wäre wirklich leicht gewesen, in Religion oder Ethik eine Stunde zu kürzen, andere Bundesländer kommen diesbezüglich auch mit weniger Stunden aus. Eine Stunde Englisch in der Woche bringt so gut wie nichts, dann kann man es gleich sein lassen. Entweder die 2 Stunden beibehalten oder gleich aufgeben. Mit Englisch muss das allerdings überall gleich gehandhabt werden, sonst kommen die Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die weiterführenden Schulen.

    Glaubt jemand, dass diese Maßnahme die Ergebnisse verbessert? Oft macht man als Klassenlehrkraft mit vielen Fächern in der Klasse eher über den Durst Mathematik und Deutsch, wenn man sieht, dass es hakt. Man ändert ja nicht mit dem Gong immer gleich das Fach, sondern arbeitet "dynamisch". Zumindest so habe ich es gehalten und das war am effektivsten.


    @NRW-Lehrerin:

    Die Stunden in Klasse 4 sind in By so:

    D: 6 M: 5 HSU: 4 E: 2 Mu: 2 Ku:1 WG: 2 Sp:3 Rel/Eth:3 Flexible Förderung: 1

    So weit ich informiert bin, fällt eine Stunde bei Lehrermangel weg. An meiner Schule ist es die Förderstunde, die dieses Schuljahr entfällt.

  • BY hat ja ohnehin mehr Stunden in der Tafel, HH auch,

    andere Länder haben in der GS weniger Stunden, NDS will nun aufstocken, es kommen über 4 Jahre 3 Stunden dazu, die in Klasse 1+2 eingetragen sind.


    Ich finde es richtig, dass NDS mehr Stunden setzt.

    Wer 3x 20-min Lesephasen haben möchte oder andere Inhalte, muss auch sagen, woher die Zeit kommen soll.


    Wir haben im Vergleich zu BY je eine Stunde Englisch, Musik, Sport und Religion weniger in Klasse 4 und auch keine flexible Förderung,

    dafür aber eine Stunde AG, die an den Schulen unterschiedlich umgesetzt wird.


    Letztlich ist es doch auch schlimm, dass man sich wieder einmal nach unten nivelliert, Stunden streicht, um dem selbst verbockten Lehrkräftemangel zu begegnen - am Ende stehen schöne Zahlen zur Unterrichtsversorgung in den Medien, obwohl weniger Unterricht erteilt wird und mehr Inhalte erwartet werden.

  • Habt ihr nur 1 Stunde Kunst in der Woche in Bayern? Wir liegen tatsächlich noch bei 3.

    Grundsätzlich finde ich durchaus, dass Mathe und Deutsch durchaus verstärkt unterrichtet werden sollten.


    Ich denke immer was erwarte ich als Mutter von der Grundschule? Dass meine Kinder alle Rechenarten sicher beherrschen, dass sie flüssig lesen können und auch verstehen, was sie lesen, dass die Rechtschreibung einigermaßen klappt.

    Der Rest ist tatsächlich für mich auch „nice to have“.

    Du hast natürlich Recht, als Mutter erwarte ich auch, dass mein Kind Lesen, Schreiben, Rechnen kann. Aber wenn ich in der 5. Klasse sehe, dass kaum ein Kind mit der Schere umgehen kann, jegliche "kreative Angelegenheit" von immer mehr Schüler:innen nicht zu bewältigen ist, unglaublich viele Kinder übergewichtig sind usw.denke ich, dass die "Nice to haves" mehr denn je eine Berechtigung haben.


    Aber auch in dem Fall, wie schon so oft von mir in diesem Forum geschrieben: würde man Geld investieren, hätte man Personal* und kleine Klassen, könnte man sinnvoll M, D, Lesen unterrichten usw.


    *Nein, das Personal wächst nicht an Bäumen, aber ein sinnvolles Schulsystem würde den Beruf halt attraktiv machen.

  • Sinnvoll finde ich die Überlegung, die auf der von Ketfesem verlinkten Seite ganz am Ende steht:

    Zitat

    Sprachtests für Kindergartenkinder ab Schuljahr 2025/26

    Künftig sollen Kinder vor der Einschulung zweimal getestet werden: etwa eineinhalb Jahre vor der Einschulung und im Frühjahr vor der Einschulung ein weiteres Mal. Wer ein bestimmtes Sprachniveau nicht erreicht, der soll laut Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) spezielle Sprachförderkurse besuchen. Notfalls könnten Kinder auch für ein Jahr zurückgestellt werden. Das genaue Verfahren werde derzeit ausgearbeitet, so die Ministerin.

  • Das gab es doch aber auch beides schon.


    In Nds gab es Sprachförderung vor der Einschulung,

    1 1/2 Jahre vorab ein Test,

    je Kind 1 Std., die die Schule bekam, sodass man die Förderung in Kleingruppen organisieren konnte,

    1 Jahr Sprachförderung (mit Schulpflicht und entsprechenden Sanktionen bei unentschuldigtem Fehlen).

    Dann gab es zu wenig Lehrkräfte und die Sprachförderung wurde eingestampft,

    die KiTa sollen das übernehmen (günstiger ist es vermutlich auch - und ein anderer Finanztopf).


    Durch die Rückstellung verzögert man Einschulungen, ähnlich wie bei den verschobenen Einschulungszeiträumen oder flexiblen Einschulungen.

    Dann benötigt man DIESEN Sommer weniger Lehrkräfte ... und hebt die Maßnahme irgendwann doch wieder auf.

    Bei der Zurückstellung der Kinder überlege ich, was es bringt. Was gibt es dann für Förderung im Zurückstellungs-Jahr? Was ist mit Kindern, die auch nach der Zurückstellung ihre Zweitsprache noch immer nicht ausreichend (nach Testergebnis) beherrschen? Einschulung mit 8, 9 oder 10 Jahren?

  • Die Schule kann nicht alle Defizite aus Elternhaus und sozialer Umgebung des Kindes auffangen. Mit 5 Stunden Deutsch und Mathematik kann man bereits sehr viel machen. Eine Stunde weniger Nebenfach und dafür noch mehr Hauptfach wird da nicht der große Game Changer sein. Vielmehr müssen Alltagskompetenzvermittlung wieder zurück in die außerschulische Erziehung geholt werden, sodass Grundschule die eigentlich ausreichende zur Verfügung stehende Zeit sinnvoller zur Wissensvermittlung nutzen kann.

  • Dann benötigt man DIESEN Sommer weniger Lehrkräfte ... und hebt die Maßnahme irgendwann doch wieder auf.

    Notfalls könnten Kinder auch für ein Jahr zurückgestellt werden. Das genaue Verfahren werde derzeit ausgearbeitet, so die Ministerin.

    Dann benötigt man eben nicht weniger Lehrkräfte, sondern mehr - und zwar auf DAZ spezialisierte.


    Lass sie doch mal etwas Sinnvolles ausarbeiten, @Palim. Die Hoffnung stirbt zuletzt... Klar gibt es Kinder, die völlig ohne Deutschkenntnisse trotzdem in den Grundschulklassen "irgendwie" klar kommen. Aber "irgendwie" sollte nicht das Ziel sein. Vielleicht fällt den Bayern ja etwas Geniales ein, und Niedersachsen und NRW können daraus lernen?

  • Die Kinder sollen mehr Deutsch und Mathe lernen, dafür sollen aber Fächer wie Kunst, Musik und Englisch gekürzt werden. Religion und Sport dürfen keinesfalls gekürzt werden.

    Meine Meinung: Englisch weg aus der Grundschule. Religion unbedingt kürzen und dafür mehr Sport. Kunst und Musik habe ich immer gehasst, aber es hat wohl seine Daseinsberechtigung.

  • Dann benötigt man eben nicht weniger Lehrkräfte, sondern mehr - und zwar auf DAZ spezialisierte.

    Wo steht denn, dass das Lehrkräfte übernehmen sollen?

    Ich hatte ja schon gefragt, wohin denn die Kinder zurückgestellt werden sollen und wer das auffängt.


    Die KiTa sind doch jetzt schon mit den Anmeldungen für den Sommer quasi durch.

    Bei uns gibt es jedes Mal im Mai/Juni, das ist dieses Mal schon kurz vor den Sommerferien, Ärger, wenn doch noch Kinder zurückgestellt werden, weil die Untersuchungen spät waren oder oder.


    Oder hat BY ein ausgeprägtes Vorschul- oder Schulkindergarten-System mit vielen freien Ressourcen?

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