Quereinstieg Mittelschule Bayern ohne Lehramtabschluss - wer hat Erfahrung? - mit Kindern

  • Hallo zusammen,


    ich überlege gerade, ob ich mich für folgende Sondermaßnahme bewerben soll:


    6. Zugang zum Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Mittelschulen nach Art. 22 Abs. 4 i.V.m. Abs. 2 Satz 1 BayLBG – Maßnahme für Interessentinnen und Interessenten ohne Lehramtsabschluss.


    Gibt es jemanden, der an dieser Sondermaßnahme teilgenommen hat und mir über seine/ihre Erfahrungen berichten kann?


    Ich würde also direkt mit dem Referendariat einsteigen....und ich habe drei Kinder (zu Beginn des Refs wären sie 8, 10 und 14 Jahre alt).


    Wie viel Wochenstunden sollte ich zusätzlich zu meinen Stunden in der Schule und der Seminarveranstaltung zur Unterrichtsvor- und Nachbereitung einkalkulieren?


    Vielen Dank im Voraus.


    Mayyan






  • Wie sind denn die Rahmenbedingungen? Wieviele Stunden musst du unterrichten? Wie ist das Studienseminar organisiert? Ich mach grade den Quereinstieg in Hessen und muss sagen, dass es aktuell mehr als Vollzeit ist. Das liegt vor allem daran, dass manche Aufgaben, die wir vom Studienseminar aufgetragen bekommen, pure Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind. Ich bin aber noch recht am Anfang. Da muss man sehr viele Dinge glrichhzeitig neu entwickeln und planen. Das verlöuft sich mit der Zeit etwas. Vieles kann man dann später (leicht modifiziert) wieder verwenden. Man entwickelt für manche Aufgaben auch relativ schnell eine Routine, so dass man etwas schneller wird als am Anfang. Außerdem macht man anfangs Vieles, das man am Ende gar nicht verwendet. Irgendwann hat man auch da ein Gefühl dafür, was brauchbar ist und was nicht.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Erstmal Danke für eure Antworten. In Bayern ist der Quereinstieg nicht in Teilzeit möglich.


    Seminar ist 2x die Woche und die restlichen 3 Tage ist man an der Einsatzschule.


    Im ersten Ausbildungsabschnitt wären es 27h.


    Ist hier jemand der auch Kinder hat?


    Hier die Inhalte der Ausbildungsabschnitte:


    Der erste Ausbildungsabschnitt umfasst:
    • eigenverantwortlichen Unterricht (8 Wochenstunden) im Unterrichtsfach und
    den drei Didaktikfächern
    • Praktikum im Unterricht einer Betreuungslehrkraft (9 Wochenstunden) und
    • Seminarveranstaltungen (10 Wochenstunden)
    • An zwei Wochentagen besuchen die Lehramtsanwärterinnen und
    Lehramtsanwärter die Seminarveranstaltungen. Sie finden an verschiedenen
    Schulen im Seminarbezirk statt. An den drei verbleibenden Wochentagen sind
    die Anwärterinnen und Anwärter an ihrer Einsatzschule tätig (Unterricht,
    Praktikum, Hospitation).
    Der zweite Ausbildungsabschnitt umfasst:
    • eigenverantwortlichen Unterricht (15 Wochenstunden) im Unterrichtsfach und
    den drei Didaktikfächern
    • eigenverantwortliche Hospitation (2 Wochenstunden) und
    • Seminarveranstaltungen (10 Wochenstunden)
    • Schriftliche Hausarbeit, Lehrproben, Kolloquium, Mündliche Prüfungen
    • Der Vorbereitungsdienst endet mit der Zweiten Staatsprüfung

  • Heftiges Programm für jemanden, der noch nie Unterricht geplant hat. Das wird zumindest am Anfang, bis du ein paar gute Routinen für die Unterrichtsplanung entwickeln konntest, auf deutlich mehr als 40h/Woche hinauslaufen.

    Wie lange du genau benötigen wirst lässt sich von außen aber nicht abschätzen, da das sowohl auf deinen bisherigen Hintergrund und deine Erfahrungen ankommt, als auch deine Fähigkeit, dich schnell einzuarbeiten in diese neuen Aufgaben und vorhandene fachliche, fachdidaktische und pädagogische Lücken zu schließen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hallo mayyan,


    ich habe einmal mit einer zuständigen Person vom Ministerium telefoniert, weil ich wissen wollte, ob ich mich mit meinem Masterfach bewerben könne. Das Fach entspricht nicht exakt den Fächern, die gesucht werden. Es hieß dann, dass ich zunächst befristet an einer Mittelschule arbeiten solle, um mich "zu bewähren". Dann könne man sozusagen weiterschauen. Beworben habe ich mich da aber nicht, weil ich später an ein Gymnasium oder FOS möchte.

    Ich habe mich aber bei der Sondermaßnahme Gymnasium für die Fächer Deutsch/Ethik beworben. Habe einen Bachelorabschluss in Deutsch und Geschichte (das wäre für Deutsch ausreichend gewesen, wenn ich einen Master in Philosophie hätte) und einen Master, bei dem ich 90 ECTS in Philosophie und 30 ECTS in Geschichte erworben habe, der allerdings eben nicht "Philosophie" heißt. Meine Promotion in Philosophiegeschichte wurde nicht als gleichwertig zu einem Master in Philosophie anerkannt (geschweige denn höher). Jetzt studiere ich verkürzt auf 3-4 Semester Lehramt Gymnasium für die Fächer Deutsch, Geschichte, Erweiterungsfach Ethik. Im letzteren Fach, das an meiner Uni nur als Erweiterungsfach studiert werden kann, sind 36 ECTS-Punkte zu erbringen, und hier wurden mir alle Leistungen bis auf ein Fachdidaktik-Seminar, das ich noch besuchen muss, anerkannt.


    LG

    Aquina

  • Die Aufteilung sieht so aus wie das Referendariat in der Grundschule. An der Grundschule wenden die jungen Referendarinnen viel Zeit auf und es ist für sie ein großer Stress. Der erforderliche Arbeitsaufwand und der empfundene Stress bezüglich des Seminars war abhängig von den Seminarleitungen.

    Wir hatten einmal eine Referendarin an der Schule, die wegen ihrer Kinder aufgegeben hat, weil ihr das Referendariat zu stressig war. Allerdings hatte sie 2 kleine Kinder. Sie ist dann etwas später wieder eingestiegen, als die Kinder in der Schule waren. Viele mit kleinen Kindern arbeiten abends, wenn die Kinder im Bett sind.

    Du wirst nicht mehr so viel Zeit für die Kinder haben. Es kommt darauf an, wie euer Familienleben organisiert ist, wer die Kinder mitbetreut und wie weit deine Kinder selbstständig sind oder Unterstützung brauchen.

    Bringst du von deinen studierten Fächern pädagogisches/ didaktisches Grundwissen mit?

  • Ich schließe mich in allen Punkten an, das klingt nach dem normalen Ref in Bayern. Es wird sicher mehr als 40 Wochenstunden beanspruchen, ich bin mir auch recht sicher, dass ein Tag am Wochenende (mindestens) für die Unterrichtsvorbereitung draufgehen wird.

    Ich habe das Ref mit kleinen Kindern gemacht, es war sehr stressig, aber schon machbar. Wichtig ist ein gutes Netz: Wer kann am Wochenende was mit den Kindern unternehmen, damit du vorbereiten kannst? Wer bringt die Kleinen in die Kita, wenn dein Tag früher beginnt als die Öffnungszeiten (gut, der Punkt fällt bei dir weg, wenn das jüngste Kind schon 8 ist)? Wer kann bei kranken Kindern daheim bleiben außer dir?

    Nicht unterschätzen solltest du auch, dass du nach einem Schulvormittag körperlich und geistig erstmal ausgelaugt sein wirst.

  • So war mein Ref. in Bayern damals auch schon. Es war seeehr anstrengend, v.a. der zu führende Papierkram ist nicht zu unterschätzen. Ist das heute auch so? Jedes AB musste auch einen vorgegebenen Rahmen haben. Damals alles ohne PC. Das Ref., das die jungen Kolleginnen hier in BaWü absolvieren, kommt mir viel entspannter vor. Auch die Anzahl der UVs scheint mir weniger.

    Wie Kathie schrieb, du brauchst Unterstützung mit den Kindern, sonst wird es vmtl. schwierig. Hast du denn Einblick in den Schulalltag, bzw. Vorerfahrungen bezüglich des Berufs? Ansonsten könntest du ja auch vorab ein Praktikum machen, um zu sehen, ob es etwas für dich ist.

  • Ich glaube, auch in Bayern hat man inzwischen das Referendariat an manchen Stellen deutlich entlastet. So müssen – wie ich gehört habe – keine Protokolle zu den einzelnen Fachsitzungen jeder Woche mehr geschrieben werden.

  • Etwas OT, aber da ich schon öfter hier gelesen habe, wie extrem arbeitsaufwendig das Ref in Bayern ist im Vergleich zu anderen Bundesländern, frage ich mich schon wie das denn zu rechtfertigen ist. Gerade solche Dinge wie Protokolle schreiben oder ganz bestimmte Form für ABs und dieses ganze Schriftwesen erscheinen mir als Außenstehendem bestenfalls wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und schlimmstenfalls einfach Gängelung der Reffis um die Stressresistenz aufs Äußerste zu testen. Können diejenigen, die das Ref in Bayern gemacht haben mal berichten ob das irgendwie einen Mehrwert hat?

  • Werden solche Fragen bzw. Tipps hier auch Männern gegeben?

    Bei uns haben im Ref auch viele Kinder. Bei den Männern sind die Kinder U3 und die Frauen in Elternzeit-->halten dem Mann den Rücken komplett frei. Die Frauen mit Kindern im Ref hingegen sind am rotieren. Die erste hst schon aufgegeben... Die Männer dieser Frauen sind alle VZ beschäftigt... So als ganz sachliche Beschreibung. Kann man natürlich so oder so auslegen...

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Werden solche Fragen bzw. Tipps hier auch Männern gegeben?

    Würden sie, wenn hier Männer entsprechende Fragen zur Vereinbarkeit zu Familie und Beruf stellen würden. Geschlechtsunabhängig brauchen Eltern nun einmal im Ref und darüber hinaus ein ausreichendes Betreuungsnetz, wie zahlreiche Threads in diesem Forum beispielsweise zu Konferenzteilnahmen zeigen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hallo,


    nochmal Danke für all eure weiteren Antworten :)


    Ich bin verheiratet (aber kein Opa oder Oma in der Nähe), habe also Unterstützung von meinem Mann :)


    Ich hatte einmal vor/in Coronazeiten eine Ausbildung zur Förderlehrerin angefangen, nach dem ersten Ausbildungsjahr allerdings die Ausbildung beendet. Während Corona war ich zum Beispiel zum Praktika in der Schule und unsere drei Kinder zu Hause (anderer Landkreis). Es war sehr anstrengend.


    Ich habe richtig Respekt vor der Ausarbeitung der Unterrichtsentwürfe, zumindest was ich so machen musste und mitbekommen habe.


    Muss jede eigenverantwortlich gehaltene Stunde im Ref theoretisch ausgearbeitet sein? Oder reicht ein grober Plan?


    Wie viele Stunden pro Tag sollte ich zusätzlich zur Schule und Seminarveranstaltung einplanen?

  • Ich denke, dass wurde dir bereits beantwortet: Jeden Werktag ca. 8h inklusive der Zeit für die Präsenz in Seminar uns Schule.

    Natürlich kannst du versuchen vor allem vormittags und abends zu arbeiten. Das Seminar wird aber vermutlich einen ganzen Tag erfordern. Und wenn du unter der Woche nachmittags Zeit für die Kinder benötigst oder haben möchtest, wäre zum Ausgleich ein Arbeitstag am Wochenende, an dem dein Mann die Kinder beschäftigt, sinnvoll.


    Ergänzung: In meinem Referendariatsjahrgang ( nicht Bayern) war auch eine Mitreferendarin mit Kindern. Sie hat in der normalen Zeit abschließen können. Ich kann nicht sagen, wie die Unterstützung durch Ihren Mann genau aussah, möchte aber betonen, dass Kinder an sich kein Hinderungsgrund sind.

  • Wie gesagt, zu Bayern kann ich nichts sagen. Ich mach das Ref in Hessen.Daher kann ich nur das berichten:

    Wir müssen 12 Stunden unterrichten und an zwei Tagen haben wir Studienseminar.

    Bei mir ist es so, dass ich entweder vor oder nach der Schule bzw. in Freistunden Unterricht vor- und nachbereite (je nach Tag, wie der Stundenplan ist). An Seminartagen arbeite ich nach dem Seminar den Seminarkram nach. Zusätzlich bin ich am Wochenende mindestens einen halben Tag manchmal auch einen Ganzen, je nach dem was ansteht) mit Vor- und Nachbereitung beschäftigt. Man muss am Anfang einer Unterrichtsreihe für jede Lerngruppe eine fachliche und überfachliche Diagnostik durchführen und auswerten. Das kostet auch richtig Zeit. Bei uns muss man sich zusätzlich dazu in einer Schulentwicklungsaufgabe einbringen. Auch das schlägt aufs Zeitbudget. Da man in der beruflichen Schule in mehreren Schulformen eingesetzt ist, tanzt man auch noch auf diversen Schulform- und/oder Fachkonferenzen rum.

    Für den normalen Unterricht bereite ich pro Unterrichtsreihe eine PowerPoint vor, die mir dabei hilft durch die Stunden zu kommen. Dazu muss man diverses Material vorbereiten, kopieren, digital zur Verfügung stellen. Diese Stunden sind nicht von A bis Z schriftlich ausgearbeitet, aber durch die PPP habe ich einen Fahrplan. Da ich schon Erfahrung mit Lerngruppen hatte, reicht mir das. Manche MitLiVs notieren sich tws. auf Spickzetteln wortwörtlich Sachen, die sie sagen wollen. Das wär nix für mich. Für die (bewerteten) Unterrichtsbesuche (6 Stück pro Semester) müssen wir eine Skizze (4 Seiten + Anhang) bzw. Entwurf (10 Seiten + Anhang) schreiben.

    Ich bin grade am Anfang und ich schätz , dass ich so 50 Stunden in der Woche arbeite. Ich kann mir vorstellen, dass vieles mit der Zeit schneller von der Hand geht. Ich versuche alles zu digitalisieren, so dass ich es künftig nur noch anpassen muss. Das erste Entwickeln dauert immer am längsten.

    Ich hab zwei Kinder und auch keine Familie in der Nähe. Mein Mann macht sehr viel und meine Kids sind schon relativ selbständig, so dass das schon so weit geht. Ansonsten gibt es bei uns aktuell öfter Fast Food aufgepeppt mit Rohkostteller oder Salat und Besuch sollte sich auch besser rechtzeitig ankündigen. :pfeifen:

    Es macht aber trotz des Stress mega Spaß. Wenn das Seminar nach dem Ref wegfällt, wird es richtig toll.:verliebt:

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

Werbung