Portfolio im Referendariat?

  • Habe gehört, dass man in manchen Bundesländern / Schulzweigen ein Portfolio im Referendariat führen muss.
    Bei uns wird das vielleicht auch eingeführt.
    Wie läuft das bei euch ab? Was kommt da rein und wie geht das in die Prüfung ein?
    Was haltet ihr davon?


    Könnt ihr mir dazu bein bissel Input geben?
    Herzlichen Dank!
    Gela

  • hallo gela,


    als ich im ref war, war das portfolio bei uns in der erprobungsphase. ich gehörte zu denjenigen, die so ein portfolio testweise angefertigt haben. da es bei uns aber gerade erst erprobt wurde, wurde auch noch nach einer vorgehensweise gesucht. ich konnte das eigentlich so führen, wie ich wollte, musste nur dem ziel gerecht werden.
    ziel war, dass man selbst seinen eigenen ist-zustand die lehrerqualitäten betreffend feststellt, schwierigkeiten analysiert, zeile festsetzt und entwicklungen dokumentiert.
    das ganze schriftlich.


    wenig geholfen hat mir das portfolio im bereich "unterrichtsvorbereitungen". wenn ich da schwierigkeiten hatte, hab ichs beim nächsten mal halt anders gemacht -da war das schriftliche dokumentieren eher lästige zusatzarbeit. dieser bereich war den portfolio-seminarleitern allerdings ziemlich wichtig, für mich war der langweilig. habe halt misslungene und gelungene planungen dokumentiert und ausgewertet. naja. das ist n bereich, in dem das ref. ja mehr als ausreichend input gibt.


    anders war es bei schwierigkeiten mit der lehrerrolle oder disziplinproblemen usw. da hat es mir schon geholfen, die dinge schriftlich zu sortieren, sich konkrete pläne zu machen und zu beobachten, welche wirkung erzielt wird.


    in die prüfung und die note ging das portfolio bei uns nicht ein (weiß nicht, ob es das inzwischen tut). es wurde positiv gewertet, dass ich mir die mühe gemacht habe, das wars aber auch schon.


    ich halte es grundsätzlich für eine gute methode, den eigenen lernprozess zu reflektieren (und da mir sowas liegt, führe ich das portfolio teilweise sogar auch jetzt noch weiter).


    ich halte es aber für ein schlechtes bewertungsinstrument. in dem moment, wo man weiß, das wird bewertet, wird es bei den meisten menschen unehrlich werden und dann verliert das portfolio einiges von seinen qualitäten.


    genaueres dazu, wie das portfolio in anderen bundesländern geführt wird und wie es in die prüfung eingeht, kann ich dir leider nicht sagen.


    mfg,
    gutenmorgen

  • Hallo Gutenmorgen,


    vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Fand ich sehr interessant. Du sagst ja, dass das Portfolio eher für den persönlichen Nutzen gut ist, als das als Prüfungsinstrument zu verwerten. Kann ich mir gut vorstellen, dass man seine Stärken nicht ganz so ausführlich dokumentieren will, wenn man weiß, dass das in die Prüfungsnote eingeht.


    Welche Erfahrungen haben denn die anderen mit Portfolios in der Prüfung gemacht? Ich dachte, ich hätte schon öfter in diesem Forum gelesen, dass ihr Portfolios machen müsst.
    Wird das wirklich zur Heuchelei? Na, dann kommt ja was Tolles auf uns zu!
    Vielen Dank für euren Input.
    Gela

  • Hallo Gela,
    also in BW führen wir ein Unterrichtstagebuch, in das dann sämtliche Unterrichtsskizzen, Reflexionen und verwendete Arbeitsblätter geheftet werden.
    Zur Prüfung hin wird es dann noch ein bisschen "aufgeputscht" (Fotos etc.) ;) . In die Note fließt es nicht direkt ein (d.h. ohne Einzelnote), aber es muss eben zur Prüfung vorliegen und sollte schon nen guten Eindruck machen...


    Einerseits bringt es mir selbst schon was, aber andererseits hab ich echt Angst, die schauen sich das bei der Prüfung ganz genau an und finden womöglich Fehler oder so ...


    :rolleyes:


    puppy

    Verzeih Deinen Feinden, aber vergiss nie ihre Namen!

  • Wir mussten in SH auch ein Portfolio anlegen. Der Rahmen war ziemlich eng festgelegt - man hat sogar eine Vorlage dafür bekommen. Das Portfolio war dann auch die Grundlage für das abschließende Prüfungsgespräch (sollte zumindest so sein...)
    Ich hab meines gerade vor mir und zähle mal auf, was da so rein musste:
    Persönliche Daten (zur Person, 1. Staatsprüfung, Vorbereitungsdeinst), Ausbildung durch die Schule (Dokumentation des eigenverantwortlichen Unterrichts, des Unterrichts unter Anleitung, der Hospitationen), Ausbildung durch das IQSH (Nachweis der Module),
    Auswertende Berichte (3 Halbjahre).


    Die Gutachten zu den beiden Hausarbeiten habe ich einfach weggelassen ;o)

  • Hallo Gela,


    bei uns lief es mit dem Portfolio ähnlich, wie gutenmorgen es beschrieben hat. es gab verbindliche Bestandteile, der Rest blieb einem selbst überlassen. Da kamen dann zum Beispiel deine Vorstellungen von gutem Unterricht oder die Einschätzung deiner Lehrerpersönlichkeit rein. Ausgewählte Unterrichtseinheiten, Projekte, Berichte über Schullandheimaufenthalte, usw., alles mit Reflexion. Man musste das Portfolio zwar erstellen und vorlegen, es ging aber nicht in die Bewertung mit ein. Ich habe das Ganze als mehr oder weniger lästige Zusatzarbeit empfunden. Allgemein gültige Aussagen dazu bekommst du eher nicht, weil die Sache von BL zu BL unterschiedlich gehandhabt wird und selbst die verschiedenen Seminare in einem Bundesland nicht einheitlich vorgehen. In Ba-Wü beispielsweise gibt es Seminare, die das Portfolio als verbindlichen Bestandteil der Ausbildung vorgeben, andere machen es auf freiwilliger Basis oder arbeiten mit Unterrichtstagebüchern, wie bei puppy beschrieben.


    lg Toblerone

    Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden,
    kann man Schönes bauen.
    Johann Wolfgang von Goethe

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