Rechtschreibung- welche Leistungen werden bewertet?

  • Hallo,

    ich hänge meine Frage mal an diesen Thread an.


    Gibt es an eurer Schule ein erprobtes Konzept zur Benotung der Rechtschreibung in freien Texten in Kl. 3 und 4?


    Und zu wie viel Prozent fließt die Rechtschreibung in freien Texten in die Gesamtnote Rechtschreiben bei euch mit ein?

    Oder fließt sie gar nicht mit ein?


    Oder anders gefragt:

    Wie geht ihr damit um, wenn Kinder in sämtlichen Tests und Rechtschreibarbeiten, bei Lernwörtern des GWS, beim Finden von Fehlerwörtern, Erklären der Rechtschreibestrategien usw. gute Leistungen zeigen, aber in eigenen Texten kaum Rechtschreibregeln anwenden, also eine ziemlich grottige Rechtschreibung haben.


    Lässt euer Leitungskonzept da den Spielraum, solchen Kindern eine 3 im Rechtschreiben zu geben (aufgrund der schwachen freien Texte) oder müsst ihr die 2 geben?


    Vielleicht gibt es Schulen mit einem durchdachten Konzept...


    LG

  • In freien Texten bewerten wir die RS nicht, das ist ein durchdachtes Konzept, weil der Fokus auf dem Verfassen des Textes liegen soll und den dazugehörigen Kriterien.


    Anders sieht es aus, wenn die Aufgabe „Überarbeiten eines Textes“ heißt und dabei auch die RS verbessert werden soll.

  • Ich habe es nachgesehen, in NDS steht das Verbessern der RS explizit unter „Texte überarbeiten“, nicht unter „Texte verfassen“.


    Man kann auch Noten für die Planung von Texten geben, für Wortsammlungen, Cluster, Stichwörter oder Bausteine,

    man kann ebenso nur Anfang oder Ende verfassen lassen oder eben, wie schon in vorherigen Beiträgen genannt, speziell das Überarbeiten von Texten üben, z.B. an eigenen Texten oder Fragmenten, und dann als Klassenarbeit allen den gleichen überarbeitungswürdigen Text geben, der ggf. Korrekturhinweise hat und der verbessert werden soll.

  • Danke fürs Nachschauen!

    Interessant, dass es in NDS so explizit unter "Überarbeiten" steht.


    In NRW gibt's da ja scheinbar etwas mehr Spielraum.


    Vielleicht mag jemand aus NRW noch berichten, wie es an seiner Schule läuft?


    Wird denn nirgendwo die Rechtschreibung in freien Texten - ob vor oder nach der Überarbeitung - separat bewertet und als Note drunter geschrieben und somit auch für die Eltern kenntlich gemacht?


    Ein klares Verbot zur Benotung der Rechtschreibleistung in eigenen Texten gibt es in NRW meiner Meinung nach doch nicht, oder doch?

    🤔

  • Im Sinne der Transparenz sollte man das vorher mit den Schüler*innen besprechen. Die Note für die Rechtschreibung müsste dann gesondert ausgewiesen werden und bezieht sich dann eben auch nur auf diesen Kompetenzbereich. Aber im Wissen, dass der cognitive load eben höher ist, wenn man mehrere Kompetenzbereiche gleichzeitig beachten soll, fände ich es nur fair, wenn es dann auch die gesonderte Chance zur Überarbeitung gäbe.

  • in eigenen Texten kaum Rechtschreibregeln anwenden, also eine ziemlich grottige Rechtschreibung haben.


    Lässt euer Leitungskonzept da den Spielraum, solchen Kindern eine 3 im Rechtschreiben zu geben (aufgrund der schwachen freien Texte) oder müsst ihr die 2 geben?

    Ist das dann überhaupt noch eine 3? Also ich denke wirklich an SuS, deren freie Texte man aufgrund der RS kaum lesen/verstehen kann, vllt. habt ihr ja andere im Kopf.

    In freien Texten bewerten wir die RS nicht, das ist ein durchdachtes Konzept, weil der Fokus auf dem Verfassen des Textes liegen soll und den dazugehörigen Kriterien.

    Imho ist das Beachten grundlegender RS-Prinzipien eines dieser Kriterien.


    Aber in manchen Ländern stehen im Grundschulzeugnis ja auch tatsächlich separate Deutsch-Noten zu mehreren (fünf?) Kompetenzenbereichen, meine ich?

    Finde ich schwierig, das so trennscharf zu unterscheiden, aber muss ich auch nicht.

  • Im Sinne der Transparenz sollte man das vorher mit den Schüler*innen besprechen. Die Note für die Rechtschreibung müsste dann gesondert ausgewiesen werden und bezieht sich dann eben auch nur auf diesen Kompetenzbereich. Aber im Wissen, dass der cognitive load eben höher ist, wenn man mehrere Kompetenzbereiche gleichzeitig beachten soll, fände ich es nur fair, wenn es dann auch die gesonderte Chance zur Überarbeitung gäbe.

    Danke dir!

    Die Chance zur Überarbeitung gibt es ja. Aber ich frage mich, ob das an den Grundschulen in NRW überhaupt so gehandhabt wird.

    Also dass dann unter der Überarbeitung wirklich auch eine Rechtschreibnote steht.

  • Ist das dann überhaupt noch eine 3? Also ich denke wirklich an SuS, deren freie Texte man aufgrund der RS kaum lesen/verstehen kann, vllt. habt ihr ja andere im Kopf.

    Imho ist das Beachten grundlegender RS-Prinzipien eines dieser Kriterien.


    Aber in manchen Ländern stehen im Grundschulzeugnis ja auch tatsächlich separate Deutsch-Noten zu mehreren (fünf?) Kompetenzenbereichen, meine ich?

    Finde ich schwierig, das so trennscharf zu unterscheiden, aber muss ich auch nicht.


    Ich habe mich tatsächlich etwas unpräzise ausgedrückt, sorry.

    Man kann die Texte schon lesen und verstehen (also nicht ganz grottig, da habe ich mich blöd ausgedrückt), aber halt viele Fehler. So etwa Note 4 oder 3--

    Aber eben nicht so gut wie die abgetesteten Rechtschreibleistungen, eben eine deutliche Diskrepanz.

    Da kann ich doch dann keine 2 mehr als Gesamtnote geben...

    Deshalb meine Frage, ob andere Schulen die Rechtschreibleistung in freien Texten berücksichtigen und wie sie das tun...

  • Danke dir!

    Die Chance zur Überarbeitung gibt es ja. Aber ich frage mich, ob das an den Grundschulen in NRW überhaupt so gehandhabt wird.

    Also dass dann unter der Überarbeitung wirklich auch eine Rechtschreibnote steht.

    Die Möglichkeit haben wir auf jeden Fall im Rahmen der Gestaltung unseres Leistungskonzepts besprochen. Ich denke, das ist auch sinnvoll, das im Kollegium einheitlich zu gestalten. Die Freiheiten hat man, würde ich behaupten, auf jeden Fall.

  • Ich kenne es so, dass sich die Rechtschreibnote auf dem Zeugnis zu 50 % aus den Noten der Tests zusammensetzen und 50% aus sonstigen Leistungen, die man als Schule definiert (so wären auch Rechtschreibleistungen in Hausaufgaben, beim Schreiben eigener Texte, ... möglich ).

    . Im Übrigen kann man in einem Rechtschreibtest durchaus auch verschiedene Aufgaben integrieren (z.B. aus wortgegebenen Wörtern einen Satz schreiben) es ist halt nur schwerer, dies zu bewerten. Ich kenne es auch so, dass man einen Abschreibtext (Schleichdiktat, Lückentext in den Test aufnimmt. Man kann 8 Punkte bei Fehlerfreiheit haben, pro Fehler wird ein Punkt abgezogen, wenn mehr als 8 Fehler - gibt es 0 Punkte.

  • Wenn man viel schreibt, macht man mehr Fehler, als wenn man wenig schreibt. Von daher finde ich es schwierig, freie Texte mit einer knallharten Rechtschreibnote zu belegen. Wörter zählen? Krimmelpickerei in meinen Augen. Wir kommen durch andere Tests auf die Rechtschreibnote und bei freien Texten zählt sie in etwa 10%. Und das v.a. weil die SuS immer fragen: "Zählt Rechtschreibung? " und ich sage dann jedes mal: "Ja."


    Also ich beziehe mich hier auf Grundschule. Unsere Zeugnisnote ergibt sich aus den Bereichen Sprache, Rechtschreibung, Lesen und Leseverständnis, Texte verfassen, mündlicher Sprachgebrauch. In allen Bereichen bis auf den letzten schreiben wir Arbeiten. Ausserdem zählen auch wie überall mündliche Leistungen (Mitarbeit).

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen!


    Vielleicht sehe ich das einfach zu eng mit den freien Texten.


    Aber spätestens in Klasse 4 kann oder muss ich doch schon davon ausgehen, dass zumindest ein großer Teil der erarbeiteten Rechtschreibstrategien auch angewendet werden kann und zwar nicht nur in speziellen Tests, Arbeiten und Übungen, sondern auch in eigenen Texten.

    Das ist für mich doch das eigentliche Ziel, oder nicht? Da wollen wir doch hin?


    Natürlich ist die Rechtschreibentwicklung Ende Klasse 4 noch nicht abgeschlossen. Aber mein Problem sind solche Kinder (vielleicht gibt es die bei euch nicht?), die in sämtlichen Tests, Lernwörterdiktaten, Übungen, Arbeiten im Bereich Rechtschreiben gute Leistungen erzielen. Also klar auf 2 stehen, die dann aber in eigenen Texten, wenn man es benoten würde, maximal auf eine 4 kommen. Also kaum was von dem anwenden.


    Wenn freie Texte nicht bewertet werden (auch nicht für Eltern nachvollziehbar benotet werden), bin ich ja gezwungen, eine 2 im Rechtschreiben zu geben.

    Aber das kanns doch nicht sein?


    Dann kommen die Kinder mit einer 2 im Teilbereich Rechtschreiben auf die weiterführende Schule, wenden aber in ihren eigenen Texten die Regeln nur unzureichend an.


    Deshalb interessiert mich brennend, wie andere Schulen das handhaben.

    Vielleicht tauchen diese Probleme bei euch ja auch gar nicht auf und ich muss einfach lernen, entspannt die 2 zu geben und gut ist... ;)

  • Wir geben in Deutsch eine Gesamtnote.

    Meine eigenen Kinder waren in der Grundschule auch nicht sooo gut im Rechtschreiben, aber bei allen hat sich das spätestens in der 8. oder 9. ausgewachsen, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass in den höheren Klassen noch viel Rechtschreibung geübt wurde. Manche schreiben wahrscheinlich auch später noch viele Fehler. Eine schlechtere Rechtschreibnote verbessert auch nicht die Leistung, aber ich verstehe, was du meinst.

  • Wörter zählen? Krimmelpickerei in meinen Augen.

    Wenn du Rechtschreibung in Aufsätzen korrekt benoten willst, kommst du nicht drumherum. Wobei mein Verfahren bei Aufsätzen in Klasse 8/9 der Haupt-/Werkrealschule die "Vereinfachte Rechtschreibbewertung" darstellt:

    - Die Schüler zählen die Worte selbst und schreiben die Zahl unter den Aufsatz. Das ist gleichzeitig eine Selbstkontrolle, ob sie die geforderte Mindestanzahl an Worten erreicht haben. (Jedes fehlende Wort bis zur Mindestanzahl wird als Rechtschreibfehler gewertet)

    - Die Lehrkraft zählt die Worte von 10 Zeilen und skaliert die Wortanzahl auf den gesamten Aufsatz hoch. Damit kann die Angabe der Schüler verifiziert werden.

    Als Bewertungsraster habe ich über die Jahre einige Excel-Tabellen mit Punktevergabe und Beiblatt für die Bewertung von Aufsätzen entwickelt.
    Hier zum freien Download:
    https://www.autenrieths.de/deutschunterricht.html#Aufsatz

    Mehr zur Notengebung hier:
    https://www.autenrieths.de//notengebung.html

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Anekdote am Rande:
    Hausaufgabe: Hausaufsatz. Klasse 8, Schule ESENT.


    Stichprobenartig sollen einige Schüler ihre Aufsätze vorlesen. Ein Schüler, von dem ich weiß, dass er eine Sauklaue und Rechtschreibung ohnegleichen besitzt, liest seinen Aufsatz aus dem Heft vor. Ich bin erstaunt. Einleitung, Hauptteil, Schluss. Guter Satzbau, gute Wortwahl, spannend und witzig.

    Als er fertig ist, bitte ich ihn um sein Heft, damit ich ihm den verdienten "Smiley" und die Note darunter setzen kann - und sehe leere Blätter.
    Er hatte den Aufsatz aus dem Stand frei formuliert. Ich habe ihm dafür die Note 2 gegeben. Eine Note Abzug wegen fehlender Rechtschreibung ;)

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  • Shadow

    Man kann die Teilbereiche, die die Deutschnote ausmachen, auch unterschiedlich gewichten, wenn man das möchte, z.B. der Aufsatznote einen höheren Stellenwert zumessen. Die Deutschnote setzt sich nicht nur aus Rechtschreibung und Texte verfassen zusammen. Bei uns gibt es eine Teilnote in Sprechen und Zuhören, dann im Lesen (Leseproben und und untergeordnet Lesetechnik), Rechtschreiben und Grammatik. Die Noten in Sprechen und Zuhören fallen meistens besser aus als z.B. bei geschriebenen Texten. Dann könnte man also auch so bei den anderen Teilbereichen argumentieren. Wir haben die Notenbereiche nach den Bereichen des Lehrplans festgelegt und Regeln erlassen wie die einzelnen Dinge zu werten sind.


    Wenn man die Rechtschreibung bei selbst geschriebenen Texten beim Erstentwurf zu stark gewichtet, dann läuft man Gefahr, dass die Kinder nicht mehr so vielfältig schreiben, wenn sie sich wegen des Wortes unsicher sind. In gewisser Weise ist es auch Erziehung. Ich war so jemand, der immer genau auf die Rechtschreibung in allen Fächern geachtet hat. Das färbte ab. Ich hatte den Eindruck, dass die Kinder haben schon mehr auf die Richtigkeit geachtet haben.

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