Aller Anfang ist schwer ... - oder was?

  • hallo @ all!


    nun habe ich doch noch das glück gehabt, nahtlos eine passende vertretungsstelle (passende schulform, genug stunden, in wohnortnähe) zu finden, da habe ich schon wieder das nächste problem am hals.
    offensichtlich bin ich an einer schule gelandet, wenn auch nur für ein halbjahr, welche ein relativ schlechtes schülerklientel aufweist. außerdem habe ich genau die schlimmste klasse abgekriegt, die man bekommen konnte. alle lehrer sind schockiert von dieser klasse, ich natürlich auch.
    nun mühe ich mich seit ein paar wochen ab und bin total frustriert.
    es geht mir weniger darum, tipps zu erhalten was ich als maßnahme tun kann, sondern mehr darum wie ich es schaffen kann, diese probleme die ja immer wieder auftreten werden, besser hinter mir zu lassen!
    sonst werde ich noch in jungen jahren ein nervliches wrack!



    also: wie schafft ihr es, dass die schule euch nicht komplett den tag/die woche/das leben über so weit beschäftigt, dass ihr rammdösig werdet?



    eine ratlose j.
    (die momentan nichtmal ihrer eigenen signatur glauben kann)

  • Hallo Julietx,


    werde nur nicht mutlos. Ich denke, dass einen alles was neu ist (z.B. neue Stelle, neue Schule) besonders beschäftigt, das ist normal. Auf die Dauer ist es jedoch ganz wichtig, dass die Schule nicht dein absoluter Lebensmittelpunkt wird. Seit ich meine beiden Kinder habe, sind die Anforderungen an mein Organisationstalent und meine Arbeitsbelastung sicherlich gestiegen, aber nervlich geht es mir besser. Die Schule steht definitiv nicht mehr an erster Stelle. Das soll nicht heißen, dass es nur mit Kindern geht, aber achte darauf, dass du dir ein befriedigendes Privatleben schaffst und Freunde, Familie, Hobbies pflegst. Definiere dich selbst nicht ausschließlich als Lehrerin, dabei schränkst du dich zu sehr ein.


    Liebe Grüße
    Ginchen

  • Ja, so wie Ginchen muss man das wohl sehen! Aber so wirklich gelingt mir das auch nur in den seltensten Fällen. Man sollte ja als Lehrer das Verhalten der Schüler nicht persönlich nehmen, aber ich finde das auch so schwer und denke häufig noch den ganzen Tag darüber nach.
    Mmmhh, das hat dir jetzt nicht so sehr geholfen, weil ich auch keine tollen Tipps zum Abschalten habe. Aber du merkst, mit diesem Problem stehst du nicht alleine da. Ich habe auch schwierige Klassen und lass mir oft die Laune vermiesen.
    Bist du denn Klassenlehrerin in dieser schlimmen Klasse?
    Gruß, Yula

  • Hallo julietx,
    in deiner Situation hilft es dir vielleicht, wenn du dir immer wieder in Erinnerung rufst, dass du die Klasse nur ein halbes Jahr behälst. Denk darüber nach, wie dir die Erfahrung mit den schwierigen Schülern in deiner nächsten Schule helfen wird. Vielleicht kannst du Tagebuch führen, wie du in der einen oder anderen Situation reagiert hast und wie du es besser hättest machen können (und vielleicht jeden Tag einen Tag streichen?)
    Betrachte die Zeit wie einen großen Erfahrungsschatz, den du dir für später aufbewahrst.
    Gruß
    Myriam

  • Hi,
    mir geht es ähnlich... Klassenlehrerin in der schlimmsten Klase der Schule...
    Ich freue mich auf die Klassen, mit denen es gut klappt und rede viel über die Unverschämtheiten, die passieren. So bekomme ich die Meinung von außen mit und reflektiere dabei die gesamte Situation. Das ging bisher ganz gut.

  • vielen dank für die bisherigen antworten! da ist einiges dabei, was ich versuchen werde zu beherzigen!


    nein, klassenlehrerin bin ich gott sei dank nicht von denen!


    im übrigen waren sie letzte stunde brav wie die lämmchen, aber wohl nur weil sie tierische einläufe vom klassenlehrer bekommen haben - nicht nur wegen mir!
    mal sehen, wie lange das vorhält!


    aber: ich denke schon wieder über sie nach! grrrrr..... kann einer mal mein gehirn abstellen?


    vielleicht hilft eine strategie nach dem motto umkehrung ins positive? so was wie: "ich bedanke mich für die chance diese besondere klasse unterrichten zu dürfen! diese erfahrung wird mir viel für mein weiteres leben bringen...!




  • Zitat

    julietx schrieb am 14.02.2007 16:15:vielleicht hilft eine strategie nach dem motto umkehrung ins positive? so was wie: "ich bedanke mich für die chance diese besondere klasse unterrichten zu dürfen! diese erfahrung wird mir viel für mein weiteres leben bringen...!


    Wenn du's ein bisschen anders formulierst, hört es sich nicht so doof an: "Ok., früher oder später musste die erste wirklich schwierige Klasse kommen, das war unvermeidlich. Jetzt ist sie eben da - wenn ich jetzt lerne, mit der Situation fertigzuwerden, wird es das nächste mal einfacher."


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Und es wird beim nächsten Mal wirklich einfacher! Es hilft vielleicht schon ein Stück, wenn du dir das immer wieder sagst.


    Ich hatte bisher zwei solche Klassen (eine im Ref und eine direkt zum Berufsanfang) und habe dadurch wirklich einiges gelernt. Ich bin ziemlich sicher, wenn ich mal wieder in einer solchen Klasse lande, wird alles viel entspannter.


    Was mir geholfen hat: Die schlechten Eindrücke am nächsten Tag wieder löschen.
    Wenn du mit einem negativen Gefühl in diese Klasse gehst, wird es nur noch schlimmer. Wenn du aber halbwegs fröhlich oder zumindest neutral in die Klasse gehst, bist du viel weniger angreifbar und die Stimmung überträgt sich teilweise auf die Klasse.


    Eine Klasse ist nie komplett und dauerhaft "nervig". Konzentriere dich auf die netten Schüler, schau auch auf die positiven Seiten der nervigen Schüler. Warum stören sie? Vielleicht stören sie, weil sie eigene Schwächen haben, die sie nicht zeigen wollen oder weil sie in dem Unterrichtsfach Defizite haben. Hier ist loben, Mut machen etc. nie verkehrt, dann kann es sein, dass sich das Verhalten einiger Schüler nach einiger Zeit verbessert.


    Vielleicht hilft auch der Gedanken, dass es mit der Zeit / wenn man sich aneinander gewöhnt hat und die Schüler deine Grenzen ausgetestet haben, meist besser wird. Meine Bdu-Klasse z.B. hat mich anfangs fast wahnsinnig gemacht, gegen Ende hin haben wir uns wesentlich besser verstanden.


    Gut ist auch, dir einige Auszeiten ganz ohne Schule zu gönnen. Setze dir z.B. eine Uhrzeit, zu der deine Vorbereitung fertig sein soll - auch wenn eine Stunde mal nicht perfekt geplant ist (die Stunden in der schwierigen Klasse aber sollten besonders gut geplant sein) - du brauchst die Kraft am nächsten Morgen. Ausgeschlafen stört einen vieles nicht, was dich in angeschlagenem Zustand vielleicht stört.


    Und zuletzt: Nimm Unterrichtsstörungen nicht persönlich. Pubertäre Schüler testen jeden und besonders bei Berufsanfängern finden sie noch viele Angriffspunkte.


    Viel Glück für die nächsten Monate


    wünscht dir


    Referendarin

  • hallo!


    nachdem ich die klasse nun doch für ein paar wochen einigermaßen im griff hatte, sind sie letzte stunde wieder total ausgerastet und zwar so schlimm wie noch nie. sie sind tatsächlich über tische und bänke gegangen. keine der sanktionen, die ich natürlich verhängt habe, haben irgendeinen interessiert. das ganze hat selbstverständlich ein nachspiel, aber diese schüler sind da total immun. es ist ihnen schlichtweg egal.
    dazu muss ich sagen, dass es nicht die "normale" unterrichtsstunde bei mir war, sondern ich beaufsichtigte die klasse bei einem wettbewerb, der zwei schulstunden dauern sollte. kaum einer aus der klasse hatte lust dazu und das ganze geriet völlig aus den fugen...
    mit allen anderen klassen (auch aus derselben altersstufe) habe ich keine oder kaum probleme. nur mit dieser!


    was sagen "erfahrene hasen" zu der problematik?
    war das vielleicht wirklich nur eine ausnahmesituation?
    ich habe die befürchtung, dass die nun denken mit der frau sowieso kann man es ja machen...



    j.

  • ich würde mich sehr freuen, wenn doch noch jemand zu meinem letzten beitrag etwas schreiben könnte!
    ich habe auch schon das archiv durchgeforstet, da steht ja auch einiges drin.
    aber ein austausch mit kollegen würde mir jetzt auch helfen!


    merci!
    j.

    • Offizieller Beitrag

    Einen wirklichen Rat hab ich nicht, aber an meiner Schule gab es mal eine Klasse mit ähnlichen Phasen und da hat die Schulleiterin einen Elternabend ohne die betroffene Lehrerin einberufen. Diese war natürlich informiert. Die anwesenden Eltern haben dann auch mal offen über ihre Probleme gesprochen und die Schulleiterin hat Klartext geredet und die Eltern in die Pflicht genommen. Es folgten dann noch Einzelgespräche mit den schlimmsten Rabauken und deren Eltern inklusive 'Vertrag'. Danach war wirklich Ruhe!


    LG Talida

  • Ich bin nun kein alter Hase, aber ich kennen solche Klassen auch sehr gut.
    Du hast doch geschrieben, dass die letzten Stunden eigentlich ganz gut liefen und die Schüler nur bei diesem "Wettbewerb" so ausgeflippt sind. Wahrscheinlich handelt es sich dabei tatsächlich um eine Ausnahmesituation, weil sie eben kein Interesse daran hatten. Da macht es doch wesentlich mehr Spaß, die Stunden aufzumischen und Terror zu machen :rolleyes: .
    Hak diese Miststunden ab und konzentriere dich wieder auf die Stunden, die du regulär unterrichtest. Ich kann dir keine wirklichen Tipps geben, aber du bist mit Sicherheit nicht alleine mit solchen Problemen. Ich hab auch so eine Klasse und komm immer schweißgebadet aus dem Unterricht raus, weil ich 45 Minuten wirklich alles geben musste, um sie im Griff zu haben. Und dann gibt es Tage, da schaff ich es nicht. So lange diese schlechten Stunden nicht überhand nehmen und du anfängst permanent zu leiden, muss man solche Klassen wohl "über sich ergehen lassen". Denk öfter an die schönen Erlebnisse, die du hoffentlich auch mal hast und lass dich von den Chaoten nicht runterziehen!
    Lass dich von denen nicht unterkriegen!
    Gruß, Yula

  • irgendwie schaffe ich es nicht, die miststunden abzuhaken (obwohl es nur wenige in der woche sind) und mich statt dessen der guten stunden (viele) zu erfreuen!
    diese klasse schafft es, meine ganze woche zu versauen!


    wie kann ich es schaffen, das besser abzuhaken?


    ich zweifle schon an mir, meiner eignung, meiner berufswahl!

  • ich die erste Zeit (Sommerferien - Herbstferien) total geschafft und mit den Nerven am Ende nahhause gegangen. Das war eine 8. Hauptschulklasse mit extrem auffälliger Klientel (fast alle hatten mind. eine Realschulempfehlung und sind dann "heruntergereicht" worden). Wir hatten von Anfang an eigenverantwortlichen Unterricht und wurden in jedem Fach nur einmal die Woche von den Mentoren besucht, keine Fachleiter und so. Da gab's einen Kollegen, der hatte sich auf solche Situationen und die Beratung von Lehrern weitergebildet. Bei dem hab ich mich regelmäßig ausgeheult. Und das hat wirklich was gebracht. Ruhig darüber sprechen und sich mal richtig aufregen.
    Am Ende der Ausbildung hatte jeder Schüler dann eine Rose für mich und ich war echt traurig, sie gehen zu sehen. Aber jetzt bin ich in HH an einer "Problemschule" und mich kann momentan nicht mehr viel schocken ;o)

    Einmal editiert, zuletzt von Siobhan ()

Werbung