Mit 40 von vorne beginnen? Ist der Zug abgefahren?

  • Ist er nicht, nein. Willkommen im Club der Midlife-Krisenden ^^ Im Ernst ... Wenn du Lust hast, noch mal was anderes zu machen, dann mach das doch. Insbesondere, wenn die Motivation nicht "Verzweiflung" ist. Ich habe dieses Schuljahr mein Pensum auf 60 % reduziert und mich nochmal unter das junge Volk an der Uni gemischt. Informatik mit 43. Ist lustig soweit!

    Ohne Midlife-Krise bei mir, aber: Es (der Wunsch in die Schule zu gehen) hat lange an mir genagt und der (überschaubare) Mut, den Schritt zu tun, hat mich zufrieden werden lassen. In dem Sinne: Nur Mut! Aber: Die Ausbildung im Ref ist erst mal anstrengend.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Mit einem (vermutlich Nebenfach, wegen der Reihenfolge der Auflistung) Magister in Päda kriegt man eine Anerkennung für SoPäd im Quereinstieg? Krass...

    Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Also in Hessen definitiv nicht.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Haruspex mir ging es ähnlich wie dir, allerdings habe ich mein Interesse für den Lehrerberuf erst spät entdeckt. Aber ähnlich wie du habe ich Lehrer nach ihren Erfahrungen regelrecht ausgeque… äh befragt 🤭 Mit 40 hat sich die Gelegenheit ergeben und fachlich musste ich zum Glück nichts mehr nachstudieren, nur die Didaktik und Pädagogik an der PH.

    Also ich würde sagen - go for it 🙂

  • Ah ok, krass. Da wird bei euch unterschieden? Bei uns nicht. Wir müssen im Ref all das (Pä/Psy,Soza) unter dem Bereich "Fachrichtung" unterrichten. Dazu kommt dann das andere Unterrichtsfach.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Im Grundschulbereich zählt Philosophie in SH aktuell als Mangelfach…


    In Bayern ist die Kombi Deutsch und Ethik am GY mittlerweile so gesucht, dass sie für den Quereinstieg geöffnet worden ist. Du müsstest also nicht mal was nachstudieren.

    https://www.km.bayern.de/lehre…mnasium/quereinstieg.html

    In Sachsen-Anhalt wird auch dringend gesucht, vor allem Sek I, da könntest du dann noch fachfremd alles andere unterrichten...


    Im Ernst, informiere dich in den infragekommenden Bundesländern, so einfach wie jetzt wird's nie wieder.

  • Ich möchte leise anmerken, dass die intellektuelle Unterforderung im Schuldienst kaum zu toppen ist.

    Nö... kann ich nicht bestätigen. Ich habe eigentlich immer eine Liste von Themen, in die ich mich näher reinarbeiten möchte (Zeit ist leider ein bisschen zu knapp dafür). Kommt aber bestimmt darauf an, wo man seine Interessenschwerpunkte hat und wieviel Spaß man daran hat sich weiterzuentwickeln.

    Für mich ist das ein absoluter Pluspunkt in diesem Beruf: ich kann sehr gut selbst regulieren wie der Anteil von Routine zu neuem Input ist. Langweilen tue ich mich defintiv nicht (was das Arbeitspensum angeht sowieso nicht, aber auch nicht intellektuell)

  • Ich möchte leise anmerken, dass die intellektuelle Unterforderung im Schuldienst kaum zu toppen ist.

    Das kann man auch laut anmerken. Ich merke wirklich, wie ich in diesem Job Jahr für Jahr gelinde gesagt verblöde.


    (Ja, das wird jetzt für einige eine Steilvorlage sein, ist in Ordnung)

  • Wenn ich meine Fächer zeitgemäß bzw. mit Gegenwartsbezug unterrichten will, dann muss ich mich schon regelmäßig weiterbilden. Beispiel: Das Thema Willensfreiheit ist in der Philosophie (und auch in anderen Disziplinen, wie zum Beispiel in der Neuropsychologie) ein Problem, zu dem es immer wieder neue Erkenntnisse gibt. Der Unterricht dazu ist natürlich so gestaltet, dass auch Anfänger mitkommen. Aber um die Inhalte professionell und vor allem richtig rüberzubringen, reicht der Stoff aus der Uni nicht. Natürlich fordert mich das alles nicht wirklich, aber interessanter als die meisten Bürojobs ist das ganze schon. Wo sonst beschäftigt man sich wirklich mit Inhalten? In der Forschung vielleicht noch und da sicherlich auf einem sehr viel höheren Niveau. Aber wo sonst noch?

  • Beispiel: Das Thema Willensfreiheit ist in der Philosophie (und auch in anderen Disziplinen, wie zum Beispiel in der Neuropsychologie) ein Problem, zu dem es immer wieder neue Erkenntnisse gibt.

    also ich weiss natürlich nicht, wann Du studiert hast, aber es wundert mich immer, wie wenig Neues uns die Neuropsychologie zu dem Thema zu sagen hat. Philosophisch ist das doch seit mindestens 15 Jahren durchdacht. Natürlich kann man jetzt bis zum Hals in die Theory of Mind einsteigen, aber letztlich sind es immer die selben paar Konzepte, die in Frage kommen. Das ist ja auch das tolle an Philosophie - dass sie eben so abstrakt ist. Fällt mir auch bei dem ganzen Identitypoliticsthema auf: das sind 3-4 Gedanken, die an sich nicht mal besonders aufregend sind, die jetzt nachholend auf alle Lebensbereiche übertragen werden. Philosophisch ist da schon lange nichts mehr zu holen.

  • Das kann man auch laut anmerken. Ich merke wirklich, wie ich in diesem Job Jahr für Jahr gelinde gesagt verblöde.


    (Ja, das wird jetzt für einige eine Steilvorlage sein, ist in Ordnung)

    Ja, intellektuelle Unterforderung und dafür aber Stress. Im Lehrerberuf muss man tausend kleine intellektuelle Nichtigkeiten vollbringen, am besten gleichzeitig und unter großem Lärmpegel und Reizüberflutung.

    Da ist es ganz logisch, dass das Gehirn sich abschottet.

    Ich habe immer das Bild während meiner Doktorarbeit vor Augen, ich saß in meinem stillen Büro und habe intensiv über Reaktionsmechanismen nachgedacht, Literatur gewälzt, Computersimulationen gefahren.

    Heute stehe ich im Lehrerberuf, ermahne im Sekundentakt ADHS Kinder, hechte zu Meldungen um zu hören "ich habe DAS nicht verstanden?" "Was denn genau? "Na, das!", muss nebenher noch zuspätkommende ins Computerprogramm eintragen, das wieder streikt, dann will ich einen Filmausschnitt zeigen, dann geht der Ton nicht, gleichzeitig ist Schülerin XY ihr Füller ausgelaufen.
    Und das ganze für extrem wenig Geld.

    (Ja, in meiner Verwandtschaft sind viele Ärzte, mein Onkel hat sich gerade letztens eine Millionen-Villa in Florida gekauft)

    Das einzige, und ohne das würde ich den Lehrerberuf sofort aufgeben, was ich anderen Berufen gegenüber vorne sehe ist:


    - Ferien (ja, wir müssen auch da arbeiten, aber so viele Tage, an denen man ausschlafen kann gibt es sonst nicht)

    - früher Unterrichtsschluss (man muss zwar auch danach arbeiten, kann aber erstmal Joggen gehen am helligten Tag etc.)

    - die Möglichkeit sich 3 Tage am Stück ohne Schein krank zu melden


    Wenn man diese Möglichkeiten intensiv ausschöpft (man muss da auch wirklich effektiv von Gebrauch machen, also nach Möglichkeit versuchen mit einem Minimalprogramm an außerunterrichtlichem Engagement durch zu kommen), dann kann man mit dem niedrigen Gehalt und dem ernormen, gesundheitsschädlichen Stress und der intellektuellen Unterforderung klar kommen. Dann ist es ein annehmbarer Beruf.

    Das Problem ist, dass viele Schulleitungen einen Einsatz verlangen, als würde man ebenfalls 10 000 Euro Netto nach hause bringen. Dem ist aber nicht so!

    (Und bevor es wieder heißt: Wer verdient denn bitte so viel? -> Diejenigen, die sich eben wie mein Onkel eine Villa kaufen ; diejenigen, die 100 000 Euro für ein Auto ausgeben können ohne, dass sie sich dafür in Schulden stürzen müssen.)

    Aufpassen, hier im Forum sind einige (vermutlich von den Ministerien beauftragte) User unterwegs, die den Lehrerberuf extrem positiv reden wollen. Die erkennst Du allein schon daran, dass sie die Alimentierung für gute Bezahlung halten.

  • Das kann man auch laut anmerken. Ich merke wirklich, wie ich in diesem Job Jahr für Jahr gelinde gesagt verblöde.


    (Ja, das wird jetzt für einige eine Steilvorlage sein, ist in Ordnung)

    Also ich werde von Jahr zu Jahr intelligenter, schöner und charmanter.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ich habe immer das Bild während meiner Doktorarbeit vor Augen

    Die hast du dir gerade ausgedacht.


    :rotfl:


    Jetzt nach dem Referendariat und ein paar Jahren Schule wieder an die Uni, promovieren und dann in die Industrie?

    Mach dich nicht lächerlich, da bringt mir auch mein Summa cum laude Diplom nichts

  • Die hast du dir gerade ausgedacht.

    Überhaupt nicht, ich habe sie nur nicht beendet. Falls Dich die Gründe interessieren:

    Ich habe ein zugesagtes Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes für meine Studienleistung abgelehnt, weil mir eine volle BAT II Stelle für meine Promotion versprochen wurde, ich aber dann nur drei Monate Gehalt bekam.

    Man konnte nur ein Stipendium für die Doktorarbeit bekommen, wenn man keine anderweitige Stelle hat, also hatte ich das ausgeschlagen, da BAT II mehr Geld gewesen wäre als das Stipendium.

    Tja, und dann meinte mein Doktorvater nach 3 Monaten, dass die Finanzierung doch nicht gesichert ist und ich solle es nochmal bei der Stiftung probieren (die sagten, einmal abgelehnt würde heißen, man hätte keinen Anspruch mehr).

    Das habe ich nicht mit mir machen lassen und habe dann den Fehler gemacht, anstatt zu meiner alten Uni zurück zu gehen, ins Referendariat zu gehen (sprich auf Lehramt umsatteln, immerhin hat man mir meine Diploma als Staatsexamina anerkannt)

    Heute weiß ich, dass ich, anstatt an der Uni zu bleiben, lieber hätte in ein Unternehmen gehen sollen oder zumindest an meine ursprüngliche Uni zurück (ich habe zwei Fächer auf Diplom studiert).

  • Überhaupt nicht, ich habe sie nur nicht beendet...

    Tja, und dann meinte mein Doktorvater nach 3 Monaten, dass die Finanzierung doch nicht gesichert ist

    Drei Monate ist ja auch schon fast "nicht beendet".


    Ich kann absolut nachvollziehen, dass jemand aus diversen Gründen unzufrieden in unserem Beruf ist. Nicht nachvollziehen kann ich persönlich jahrelanges Gejammer- love it, change it or leave it.

  • Tu es! Jede Lehrkraft, die im Leben schon etwas anderes erlebt hat und nicht nach fünf Jahren Studium, zwei Jahren Ref sofort an der Schule landet, ist unglaublich wertvoll für die Schülerinnen und Schüler. Es gibt kaum etwas "Nervigeres" als diese KollegInnen, die mit 25 Jahren A13 verdienen und irgendwann denken, das sei alles selbstverständlich. Jeder Umweg führt im Leben weiter und im Mittelpunkt sollte stehen, dass man sich richtig und zufrieden fühlt an dem Ort, wo man gerade ist. Völlig unabhängig vom Alter!

  • Und ich muss mich nirgendwo anders bewerben, da ich mit meinem Job wie er aktuell ist zufrieden bin.

    Achso, na dann verstehe ich nicht deine Aussage:


    Das kann man auch laut anmerken. Ich merke wirklich, wie ich in diesem Job Jahr für Jahr gelinde gesagt verblöde.


    (Ja, das wird jetzt für einige eine Steilvorlage sein, ist in Ordnung)

    Oder verblödest du gerne und bist zufrieden dabei?


    Und wenn es okay für dich ist, "Steilvorlagen" für irgendwas zu legen, warum dann so empört?


    Edit: hab den anderen Beitrag gelöscht, ich wollte dich nicht angreifen. Ich habe eigentlich nur das Gefühl, dass du ständig andere angreifst, zum Beispiel weil du Beiträge bestimmter User nur mit Lachsmileys versiehst, ständig erzählst, wie easy, anspruchslos und doof unser Beruf ist und dass alle in deinem Kollegium, die nicht Mathelehrer sind, hohle Trullas mit Batikgewändern sind. Ich frage mich dann, warum jemand seinen Beruf nicht einfach quittiert, sondern jahrelang anderen madig machen möchte.

  • Und das ganze für extrem wenig Geld.

    Auch hier immer wieder die gleiche unhaltbare Behauptung. Als (Gymnasial-)Lehrkraft gehört man selbst im Einstiegsamt, ohne Familienzuschläge und in deinem Bundesland mit angeblich "verfassungswidrig zu niedriger" Besoldung noch immer zu den oberen 20 Einkommensprozent (selbst unter nur Akademikern gilt das noch knapp), bezogen auf die Gesamtbevölkerung fast zu den oberen 10 Einkommensprozent. Bei der Wahrnehmung "extrem wenig Geld" sprechen wir von deutlich verschobenen Bezugspunkten.

  • Wieso. Die ist weder das eine noch das andere, sie phantasiert sich hier schon lange und sehr offensichtlich irgendwas zusammen.

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