Portfoliogespräch statt Zeugnis

  • Mich interessiert, ob hier jemand Erfahrung mit den sog. Portfoliogesprächen hat.

    Kurzbeschreibung: Es gibt Schulen, die im 5. und 6. Jahrgang weder Noten noch Kompetenzraster am Ende jedes Halbjahres an ihre Schüler*innen ausgeben, sondern sie in halbstündigen Einzelsitzungen mit Klassenlehrkräften und Eltern drei Produkte aus dem jeweils vergangenem Halbjahr präsentieren lässt und ein allgemeines Gespräch über die Entwicklung ihrer Lern- und Sozialkompetenzen führt.

    Über den Link kann man mehr darüber erfahren.

    https://deutsches-schulportal.…der-leistungsbeurteilung/

  • Leider nein, klingt aber toll. Ich kenne eine Schule, die versucht, dass sich jedes Kind zumindest ein Ziel setzt, dafür gibt es kurze, getaktete Gespräche mit dem Kind und einem Elternteil einmal im Jahr.

    Nachteile:

    - wenn die Lehrkraft das, warum auch immer, nicht gut heißt, wird es mäßig produktiv.

    - Es kostet für Lehrkräfte wahnsinnig viel Zeit

    - sich zurück zu nehmen und wirklich das Kind entscheiden zu lassen, was es für sich und wichtig findet, fällt Lehrkräften schwer (du möchtest doch eigentlich gerne regelmäßiger Hausaufgaben machen, oder?)

    - Eltern einzubeziehen ist nicht einfach. Will die Schule deren Ansichten hören, oder diese bloß mit erziehen?

    Vorteile:

    - Kinder haben die ernsthafte Möglichkeit, über ihre Lernprozesse zu reflektieren und gehört zu werden

    • Offizieller Beitrag

    Lustigerweise (bei deinem Nick und vermutlich BL) musste ich sofort an Dänemark denken. Dort scheint es genauso zu laufen (schließlich gibt es auch gar keine Noten bis Klasse 8). Wenn du also in der Grenzregion bist, lohnt sich vielleicht der Blick dorthin, ich empfand die Gespräche (mit den Lehrer*innen ÜBER das System, sonst habe ich keine Erfahrungen) als sehr bereichernd.

  • Mich interessiert, ob hier jemand Erfahrung mit den sog. Portfoliogesprächen hat.

    Kurzbeschreibung: Es gibt Schulen, die im 5. und 6. Jahrgang weder Noten noch Kompetenzraster am Ende jedes Halbjahres an ihre Schüler*innen ausgeben, sondern sie in halbstündigen Einzelsitzungen mit Klassenlehrkräften und Eltern drei Produkte aus dem jeweils vergangenem Halbjahr präsentieren lässt und ein allgemeines Gespräch über die Entwicklung ihrer Lern- und Sozialkompetenzen führt.

    Über den Link kann man mehr darüber erfahren.

    https://deutsches-schulportal.…der-leistungsbeurteilung/

    Also die Schüler präsentieren 3 Produkte vor Eltern und Lehrern und es gibt ein Gespräch und das alles in einer halben Stunde? Hört sich aber sehr kompakt an. Und wie bereitet man sich als Lehrkraft darauf vor? Sieht man die Präsentationen vorher und kann sich schon einmal Notizen machen?

  • Lustigerweise (bei deinem Nick und vermutlich BL) musste ich sofort an Dänemark denken. Dort scheint es genauso zu laufen (schließlich gibt es auch gar keine Noten bis Klasse 8). Wenn du also in der Grenzregion bist, lohnt sich vielleicht der Blick dorthin, ich empfand die Gespräche (mit den Lehrer*innen ÜBER das System, sonst habe ich keine Erfahrungen) als sehr bereichernd.

    Tatsächlich gibt es sogar mind. zwei Schulen in meinem Bundesland, die das praktizieren. Allerdings ist eine davon quasi "Laborschule" und die Voraussetzungen (Ausstattung, Räumlichkeiten und Schüler*innen-/Eltern-Klientel) sind ganz andere als an meiner Schule. Was die andere angeht, so habe ich einen Kollegen, der Anfang dieses Schuljahres von dort zu uns kam. Überzeugt ist der nicht von diesem Konzept.

    • Offizieller Beitrag

    Ach so: aus Dänemark hatte ich es nicht mit der Produktpräsentation verknüpft.
    Sondern ein langes zusätzliches Gespräch mit dem Kind (O-Ton der Lehrkraft: Warum sollte ich mit den Eltern sprechen? Das Kind will ja was lernen), die Eltern können dabei sein, etwas Schriftliches gibt es an diesen zwei Schulen nicht (einer privaten und einer staatlichen, wobei "private Schulen" in Dänemark nicht dieselbe Definition haben wie in Deutschland.., es gibt viel mehr davon, es ist dort eher normal).
    Im Gespräch wird aber auf alles Bezug genommen, was vorher gemacht wurde (weiterer O-Ton: "aber das macht man doch ständig immer wieder, da braucht man also nicht besonders lange")

  • Also die Schüler präsentieren 3 Produkte vor Eltern und Lehrern und es gibt ein Gespräch und das alles in einer halben Stunde? Hört sich aber sehr kompakt an. Und wie bereitet man sich als Lehrkraft darauf vor? Sieht man die Präsentationen vorher und kann sich schon einmal Notizen machen?

    Ich habe euch einen Link reingestellt, der über das Deutsche Schulportal zum Konzept einer Schule führt, die das umsetzt. Es gibt sogar ein Video dazu;-)

    • Offizieller Beitrag

    Tatsächlich gibt es sogar mind. zwei Schulen in meinem Bundesland, die das praktizieren. Allerdings ist eine davon quasi "Laborschule" und die Voraussetzungen (Ausstattung, Räumlichkeiten und Schüler*innen-/Eltern-Klientel) sind ganz andere als an meiner Schule. Was die andere angeht, so habe ich einen Kollegen, der Anfang dieses Schuljahres von dort zu uns kam. Überzeugt ist der nicht von diesem Konzept.

    Das Problem bei "nicht überzeugt von dem Konzept" ist aber eher: wir sind so stark in einem bestimmten System (sozialisiert, unterwegs, usw..), dass jede Abweichung Richtung einem anderen System aus der Perspektive des dominanten Systems beurteilt wird "aber die Kinder brauchen Noten zum Vergleichen", "aber es ist keine richtige Rückmeldung".
    Kinder, die es NIE anders kennengelernt haben (weil die ganze Gesellschaft so ist), erleben es wiederum ganz anders.

  • Wir haben ja in jedem Schuljahr lange Elterngespräche, auch mit Kind. (Nur meine jetzige Schule macht es ohne Kind). Lernentwicklungsgespräche. Trotzdem haben wir Arbeiten und Noten, schauen Hefte durch, haben Präsentationen und das alles führt zu einer Gesamtwürdigung.


    Eigentlich machen wir es wie oben in dem Link. Nur wird alles zusätzlich in Noten/schriftlichen Bericht aufgeschrieben.

  • Das Problem bei "nicht überzeugt von dem Konzept" ist aber eher: wir sind so stark in einem bestimmten System (sozialisiert, unterwegs, usw..), dass jede Abweichung Richtung einem anderen System aus der Perspektive des dominanten Systems beurteilt wird "aber die Kinder brauchen Noten zum Vergleichen", "aber es ist keine richtige Rückmeldung".
    Kinder, die es NIE anders kennengelernt haben (weil die ganze Gesellschaft so ist), erleben es wiederum ganz anders.

    An den schleswig-holsteinischen Gemeinschaftsschulen gibt es in der Regel sowieso keine Noten im 5. und 6. Jahrgang, an vielen auch im 7. Jahrgang noch nicht. Wir verwenden Kompetenzraster, um dezidierte Rückmeldungen zu geben. Das ist natürlich schräg, weil die Kids an der GS im 3. und 4. Noten hatten.

    Von daher hast du absolut recht, was die Kids und deren Eltern angeht, den genannten Kollegen betreffend allerdings nicht, da der ja aus dem von mir beschriebenen Gemeinschaftsschulsystem kommt und auch nicht pro Noten ist.


    Mich interessiert besonders, ob es Gemeinschafts-/Gesamt-/Oberschulen mit einer eher sozial-benachteiligten Schüler*innenschaft gibt, die dieses Konzept anwenden. Wie funktioniert es mit Eltern, die kein Interesse haben, die kein Deutsch sprechen, mit Schüler*innen, die aufgrund des fehlenden Elterninteresses allgemein kaum "greifbar" sind?

  • Mich interessiert besonders, ob es Gemeinschafts-/Gesamt-/Oberschulen mit einer eher sozial-benachteiligten Schüler*innenschaft gibt, die dieses Konzept anwenden. Wie funktioniert es mit Eltern, die kein Interesse haben, die kein Deutsch sprechen, mit Schüler*innen, die aufgrund des fehlenden Elterninteresses allgemein kaum "greifbar" sind?

    Und manchmal verstehen Eltern Noten einfach besser.

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