Aber so schmerzfrei kann doch dann keiner sein? Ich kenne bei uns wirklich keinen Kollegen der behaupten würde, dass die Inklusion an den Regelschulen ein funktionierendes Modell sei. Selbst wir von der GEW Fraktion sagen ganz klar, Inklusion ja, aber die personellen, materiellen und baulichen Voraussetzungen müssen stimmen.
Sozialindex NRW 24/25
-
-
Es gibt ja so viele Beispiele für den falschen Weg bzw. die falsche Reihenfolge für Entscheidungen. Eigentlich sollte gelten: Erst die Voraussetzungen schaffen, dann planvoll umsetzen...
Ich bin gespannt ob das nächste Projekt funktioniert:
Mit dem Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter (Ganztagsförderungsgesetz - GaFöG) vom 2. Oktober 2021 hat die Bundesregierung den Anspruch auf ganztägige Betreuung rechtlich verankert: Ab August 2026 sollen zunächst alle Kinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch darauf haben, ganztägig gefördert zu werden. Der Anspruch soll in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden, damit ab August 2029 jedes Grundschulkind der Klassenstufen 1 bis 4 einen Anspruch auf ganztägige Betreuung hat.
-
Ich bin Sonderpädagogin an einer Grundschule in NRW mit ca 270 Schüler: innen mit Sozialindex 8. Wir haben insgesamt offiziell 42 Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf, viele, bei denen noch ein AOSF ansteht. Ich bin die einzige Sonderpädagogin an der Schule. Die Kinder sowohl mit als auch ohne Förderbedarf werden bei uns nicht gut gefördert und das liegt nicht an der Haltung des Kollegiums. Das kriecht auf dem Zahnfleisch. Dazu kommt eine inkompetente Schulleitung, die unpassende Prioritäten setzt und die Kolegen mit unnötigem Kram belastet. Außerdem arbeiten bei uns nur 1/3 tatsächlich ausgebildete Grundschullehrer, der Rest sind Verena-Kräfte und Seiteneinsteiger. So soll gute Inklusion funktionieren? Und ehrlich, ich bin mal mit voller Überzeugung ins Grundschulkapitel gegangen. Würde ich heute nie wieder tun und hoffe, ich schaffe es noch, den Weg zurück in die Förderschule zu gehen. An eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Inklusion glaube ich leider nicht mehr.
-
Es gibt ja so viele Beispiele für den falschen Weg bzw. die falsche Reihenfolge für Entscheidungen. Eigentlich sollte gelten: Erst die Voraussetzungen schaffen, dann planvoll umsetzen...
Ich bin gespannt ob das nächste Projekt funktioniert:
Das Gesetz macht auch nur Sinn, wenn es entsprechendes Fachpersonal gibt. Dieses muss ausgebildet werden, was auch eine bestimmte Zeit dauert.
Knackpunkt: Nehmen wir an, zu wenige Schulabsolventen entscheiden sich, Ganztagsbetreuer werden zu wollen. Die Regierung würde verpassen, für den Beruf entsprechend zu werben bzw. attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. Würde ein entsprechender Anspruch dennoch durchgesetzt werden können?
-
Es würde sich, ähnlich wie bei den Kitaplätzen, ggf. ein Schadensersatzanspruch gegen die Stadtverwaltung wegen entgangener Lohnzahlungen verwirklichen lassen.
-
ich schaffe es noch, den Weg zurück in die Förderschule zu gehen. An eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Inklusion glaube ich leider nicht mehr.
Ich drücke dir die Daumen.
-
Wobei es Dir hier drohen kann, an eine Regelschule zu gehen. Da beißt die Kuh sich in den Schwanz, vielmehr der Hund.
-
Und was die Rahmenbedingungen an Schulen betrifft, habe ich auch schon geschrieben, dass ich sehr positive Erfahrungen mit Inklusion an meiner Schule machen konnte und diese Schule auch absolut keine Traumrahmenbedingungen hat: 250 Kinder, 20 Lehrkräfte (einige in Teilzeit), 2 Sonderpädagoginnen (eine aber auch für den Englischunterricht notwendig) und 1 Sozialpädagogische Fachkraft für die Schuleingangsphase, 1 / 2 Sozialarbeiterin. Sozialindex 7, 2 Standorte, 1 1/2 Hausmeister (wenn der andere als Springer nicht gerade an einer anderen Schule sein muss), 1 Sekretärin.
Ich finde deinen Enthusiasmus für Inklusion großartig, aber du musst dir bewusst machen, dass du im Vergleich zu den meisten anderen Schulen durchaus Traumbedingungen für Inklusion hast deiner Schilderung nach. Das verfälscht den eigenen Blick ganz enorm.
Ich war im Ref an einer Schule, an der Inklusion ziemlich gut geklappt hat. Das hat mich ähnliche Positionen vertreten lassen wie du, weil ich schlicht nicht wusste, wie wenig repräsentativ das, was ich an Bedingungen hatte ist. Rund 340 SuS, eine Inklusionsklasse mit mehreren zieldifferenten SuS (GE, Lernen, Verhalten), dazu einige weitere SuS mit auditiver Wahrnehmungsstörung in der Klasse, ein Bufti als Assistent für die GE-Kinder, eine Sonderpädagogin mit vollem Deputat abgestellt für diese Klasse, Differenzierungsräume (Plural) teilweise direkt neben dem Klassenraum.
Inzwischen bin ich an einer Schule mit erheblich mehr Inklusionsschülern bei insgesamt rund 900 SuS (nicht wenige auf Elternwunsch undiagnostiziert, sprich ohne Hilfe/Entlastung, obgleich die Probleme offenkundig sind) sowie einer Vielzahl an SuS die ganz ohne Inklusionsthematik selbst die einfachsten Regeln im sozialen Miteinander nicht einhalten können, weil sie das nie gelernt haben, außerdem in jeder Klasse wenigstens 1-2 SuS, die gerade erst Deutsch lernen (das gab es an meiner Refschule beispielsweise gar nicht).
Unsere beiden Sonderpädagoginnen sind dennoch jeweils lediglich 6 Stunden pro Woche da, um dann zieldifferente SuS aus mehreren Klassen rauszuziehen und mit diesen getrennt zu arbeiten oder auch mal eine Stunde bei einer Klasse dabei zu sein. Beides hat meinen Unterricht allerdings noch nie betroffen, obgleich ich dennoch konstant zieldifferente SuS mit im Raum habe, denen ich genauso gerecht werden soll, wie den SuS im Deutscherwerb, denen mit erziehungsbedingten Störungen des Sozialverhalten, denen ohne jede Diagnose, aber mit erheblichen Intelligenzminderungen oder auch schwerer ADHS-Symptomatik (ein Fall wurde jetzt in Klasse 6 endlich doch getestet und hat einen IQ nur ganz knapp über 80-kein Wunder also ist das Kind konstant davon überfordert, dass wir an der Realschule in 5/6 auf M-Niveau beschulen müssen...). Und dann gibt es natürlich noch diejenigen, die mehr brauchen an Förderung, weil sie mehr leisten können intellektuell, die teilweise dann am Ende von Klasse 6 ans Gymnasium wechseln oder eben im Anschluss an die Realschule ein Abitur draufsatteln. Auch denen muss ich irgendwie gerecht werden, während ich gleichzeitig einen Weg finden muss gesund bleiben zu können im Beruf und nicht daran zu verzweifeln, dass ich unter derartigen Bedingungen, ohne Differenzierungsräume, ohne sonderpädagogische Unterstützung oder Doppelsteckung, aber mit häufig mehr als 30 SuS in der Klasse viel zu wenig machen kann für jede und jeden einzelnen meiner SuS.
Das ist keine Frage der Haltung. Ich bin selbst schwerbehindert und finde Inklusion, so wie beispielsweise an meiner Refschule, ist genau das, was der Standard sein sollte, damit Familien aber dennoch die Wahl haben, ob sie diesen Weg gehen wollen oder für ihr Kind die Förderschule geeigneter ist, um erfolgreich sein zu können. Leider sind die aktuellen Bedingungen aber für die meisten von uns eher so, wie an meiner aktuellen Schule oder noch schlechter. Das ist leider nicht der Weg, wie Inklusion funktionieren kann und wird in Deutschland. Was es für ein Gelingen braucht ist ausreichend bekannt, nämlich zuallererst ausreichende räumliche und personelle Ressourcen. Erst wenn das gegeben ist lohnt es sich über Haltungsfragen zu sprechen, denn erst dann können diese tatsächlich relevanter werden als die oftmals katastrophalen Grundbedingungen, unter denen Inklusion aktuell oftmals läuft, ganz ohne Schuld der beteiligten Schulen und die ich als in Ansätzen menschenverachtend erachte.
-
-
Wie die Studienlage und vor allem auch die Quoten des Übergangs auf den 1. bzw. 2. Bildungsweg zeigen, ist es eben nicht so, dass man den Inklusionskindern an einer Förderschule besonders gerecht wird.
tibo: Wie haben sie bei den Studien sichergestellt, dass die Vergleichsgruppen an der Förderschule und an den Regelschulen in der Inklusion gleiche Voraussetzungen hatten? Denn damit es vergleichbar wird, dürfen in der Gruppe der Inklusionskinder an den Regelschulen ja nicht im Schnitt leistungsstärkere Kinder sein als an der Förderschule. Oder umgekehrt.
Denn die Elternentscheidung für Förderschule oder inklusive Beschulung in einer Regelklasse hängt ja auch von der Leistungsfähigkeit ihrer Kinder ab. Das sind ja keine unabhängige Größen.
-
Ich finde deinen Enthusiasmus für Inklusion großartig, aber du musst dir bewusst machen, dass du im Vergleich zu den meisten anderen Schulen durchaus Traumbedingungen für Inklusion hast deiner Schilderung nach. Das verfälscht den eigenen Blick ganz enorm
Hmm, also ich habe ja mit Praxisphase und Referendariat und meiner jetzigen Schule auch schon intensive Einblicke in drei Grundschulen und durch meine Arbeit als Medienbeauftragter gewisse Einblicke in die Grundschulen unserer Kommune - da sind die Bedingungen durchaus ähnlich bei sehr viel besserem Sozialindex. Und alleine die zwei Standorte sind eine unglaubliche Mehrbelastung, welche die wenigsten Grundschulen haben. Es gibt also sicher (Grund-)Schulen mit schlechteren Bedingungen, aber ich kenne viele Grundschulen mit besseren Bedingungen und der Sozialindex 7 zeigt ja deutlich, dass die Voraussetzungen der Kinder an den meisten Schulen besser ist.
Du setzt Inklusion in dem Rahmen um, wie du es kannst. Hast du das Gefühl, die inklusiv beschulten Kinder lernen bei dir abweichend von den Ergebnissen der Studien zu dem Thema weniger als an Förderschulen?
Denn diese Haltung, dass man erstmal davon ausgeht, dass inklusiv beschulte Kinder mindestens so gut wie an Förderschulen lernen, ist ja schon von den Studienergebnissen abzuleiten.
Dann haben wir hier im Thread doch schon mindestens die Posts von z.B. @NRW-Lehrerin lesen dürfen, die zeigen, dass Inklusion an Schulen umgesetzt wird, einige GL-Kinder erfolgreich und mit wenigen Problemen inkludiert werden, aber die Kinder, bei denen das nicht erreicht wurde, den Eindruck dahingehend verfälschen, dass Inklusion gar nicht funktionieren würde.
Bekommst du da nicht das Gefühl, das auch der Bildungsforscher Rolf Werning hat, dass wir als Lehrkräfte - auch wegen eines ja lobenswerten hohen Anspruchs - manchmal nur 'das halbleere Glas sehen'?
Sicherlich gibt es also Schulen, an denen die Bedingungen noch schlechter sind als bei mir und an denen man vielleicht wirklich gar keine Erfolge bei der Inklusion hat, aber die Haltung, auch die Erfolge der Inklusion zu sehen, ist doch an den meisten Schulen möglich, weil die meisten Schulen eben doch gute Arbeit leisten und Erfolge haben. Ich plädiere hier eben dazu, diese Erfolge im Sinne der eigenen Selbstwirksamkeit und damit auch mehr Resilienz wahrzunehmen. Das ist die Reflexion, die ich u.a. meine und weshalb ich ja auch dein tolles Zitat aus dem anderen Thread hierher gebracht habe.
tibo: Wie haben sie bei den Studien sichergestellt, dass die Vergleichsgruppen an der Förderschule und an den Regelschulen in der Inklusion gleiche Voraussetzungen hatten? Denn damit es vergleichbar wird, dürfen in der Gruppe der Inklusionskinder an den Regelschulen ja nicht im Schnitt leistungsstärkere Kinder sein als an der Förderschule. Oder umgekehrt.
Denn die Elternentscheidung für Förderschule oder inklusive Beschulung in einer Regelklasse hängt ja auch von der Leistungsfähigkeit ihrer Kinder ab. Das sind ja keine unabhängige Größen.
Das ist ein wichtiger Hinweis. Es gab im Fall der Studie zum Lesen in Klasse 3 / 4 drei Messzeitpunkte. Dadurch konnte man auch den relativen Lernzuwachs messen. Du hast schon Recht mit der Annahme, das wird in der Studie benannt und berücksichtigt, dass die Bedingungen wie IQ unterschiedlich und in der Breite zu Gunsten der Kinder an Regelschulen waren.
@NRW-Lehrerin
Ja, den Artikel finde ich auch gut. Er zeigt neben den mangelhaften Rahmenbedingungen und der berechtigen Förderung an die Politik, mehr Ressourcen zu schaffen, aber auch, wo wir jeweils an unserer Schule Inklusion als Ausgangspunkt der Schulentwicklung nehmen können.
ZitatExperten warnen: Um Kinder wie Lalon zu „inkludieren“, müsste ein enormer Betreuungsaufwand mit einem Schulsystem zusammengebracht werden, das bislang vor allem auf Leistung ausgerichtet ist. Verbindliche, unbedingt einzuhaltende Lehrplaninhalte, Prüfungen und Klausuren können bei inklusiver Beschulung nicht mehr im Mittelpunkt stehen.
Stattdessen müssten die Inhalte flexibler gestaltet werden, müssten Rücksichtnahme und individuelle Förderung statt benotete Leistung das übergeordnete Ziel sein. Schulen müssten viel mehr als Lebensort begriffen werden, an denen es auch Räume für Pflege und Entspannung gibt und an denen Schüler auch mal Auszeiten nehmen können. Solche Auszeiten könnten den Raum dafür schaffen, sich den Mitschülern mit Handicap zu widmen – ohne Zeitdruck, ohne das Gefühl, dass die Beeinträchtigungen mancher Kinder den Unterricht ausbremsen.
Mit der Haltung, Inklusion als Weg und nicht als Endzustand zu sehen, können wir uns schon in unserem Rahmen und unter den gegebenen Bedingungen der Schulentwicklung um angepasste Leistungskonzepte oder eine stärkere Bedürfnisorientierung zum Beispiel kümmern.
Und ganz abseits der Inklusion finde ich eben auch die Erkenntnis und Haltung wichtig, dass es aktuell und in unserer Lage mit den Ergebnissen aktueller Lernstandserhebungen wichtig ist, die schwächsten und benachteiligsten Kinder mehr und gezielter zu unterstützen. Diese Haltung vermisse ich auch an mancher Stelle. Und auch den Schuh mögen sich jetzt bitte auch nur jene anziehen, denen er passt. Aber der Widerspruch gegen meine Beiträge zur Inklusion waren dann doch sehr hoch im Vergleich zu den Reaktionen auf die Beiträge, in denen eigentlich auch sehr offen gefordert wird, prinzipiell lieber die stärkeren und privilegierten Kinder zu fördern und andere Kinder zu separieren. Da passt auch die Debatte zum dreigliedrigen Schulsystem und der mangelnden Einbindung des Gymnasiums im Vergleich zu anderen Schulformen bei der Inklusion zu.
-
Interessant fände ich, wie viele inkludierte Kinder am Ende tatsächlich im 1. Arbeitsmarkt ankommen. Das wäre meines Erachtens die passende Kenngröße um zu evaluieren, ob der immense Mehraufwand, den Inklusion mit sich bringt, lohnt.
-
Interessant fände ich, wie viele inkludierte Kinder am Ende tatsächlich im 1. Arbeitsmarkt ankommen. Das wäre meines Erachtens die passende Kenngröße um zu evaluieren, ob der immense Mehraufwand, den Inklusion mit sich bringt, lohnt.
Das finde ich nicht, dass die erfolgreiche "Verwertung" auf dem ersten Arbeitsmarkt ein aussagekräftiges Kriterium sein könnte oder sollte. 1a
Einerseits geht es um mehr als nur wirtschaftliche Nutzbarmachung von menschlichen Potentialen, nämlich um Teilhabe. Andererseits hängt der Erfolg auf dem ersten Arbeitsmarkt für behinderte Menschen sehr häufig gerade nicht von ihrem Potential ab, sondern von der Frage, ob sie Arbeitgeber finden, denen ihre Vorurteile nicht den Blick versperren, nur um sie dann qua Behinderung abzulehnen.
Ich habe in diesem Forum bereits mehrfach geschildert, dass ich mehr als einmal in meinem beruflichen Leben seit ich schwerbehindert bin auf eben diese Schwerbehinderung reduziert wurde und nur deshalb keine erheblichen Nachteile daraus entstehen konnten, weil ich über den Intellekt, die Ressourcen und den Kampfgeist verfüge, damit ich zumindest gleichwertige Alternativen finden oder mich zur Wehr setzen konnte. Berufliche Diskriminierung behinderter Menschen am ersten Arbeitsmarkt ist sehr real und trifft auch uns als behinderte Lehrkräfte im Schuldienst immer wieder.
Ich finde, deine Argumentation geht bedenklich in die Richtung behinderte Menschen seien Inklusion nicht wert. Was dann, weil es so viel mehr umfasst als lediglich Aspekte der schulischen Bildung, schnell verdammt menschenverachtend wird.
-
Ich verstehe einiges am Grundgedanken der Inklusion und gehe sehr selbstverständlich mit einigen Menschen mit Einschränkungen um.
Aber könnte mir jemand einfach mal erklären, welchen Sinn es hätte, inklusiv beschulten Jugendlichen (mit entsprechendem Förderbedarf) Differenzialrechnung, Binomialverteilung und lineare Algebra zu vermitteln, so wie ich es in der SEK II machen muss? Einfach die SuS dazu setzen, damit sie räumlich inkludiert sind? Mir reicht es, die schwachen Regelschüler:innen zu inkludieren.
Ich verstehe einfach nicht, warum Inklusion apriori überall gut sein soll. Im Alltagsleben keine Frage. Inklusion ist einfach an einigen Stellen eine Märchenvorstellung und man erweist dem an sich richtigen Inklusionsgedanken behinderter Menschen in unserer Gesellschaft einen Bärendienst, wenn man dies unreflektiert überall fordert.
Im Sport wird auch nur dort inkludiert, wo es möglich ist. Leistungssport gibt es dann ganz ohne Inklusion der schwächeren Spieler:innen auch z. B. beim Rollstuhl-Basketball u. ä.
Da gibt es sogar Punkte zur Bewertung der unterschiedlichen Behinderungsgrade, damit das entsprechend gewertet werden kann …
-
Eine Anekdote zu dem, dass Inklusion eigl den "zusammenhalt" zwischen den Menschengruppen fördern soll. Ich habe mit einigen Schülern gesprochen. Und insbesondere den ESE und Lernen Kindern fällt es auf, dass sie anders behandelt werden (Um ihrem Förderbedarf gerecht zu werden) Sie empfinden das eher als negativ, wenn sie andere oder garkeine Leistungsnachweise schreiben müssen. Oder Sie dadurch, dass sie sozial auffällig sind, den kritischen und lästernden Blicken der "normalen" schülern ausgesetzt sind. Und da können wir noch so oft gegen ansprechen und für Akzeptanz werben.
Auf der anderen Seite fühlen sich die "normalen" Kinder unfair behandelt (Weil sie eben diese "schwereren" Leistungsnachweise, bzw. überhaupt Noten bekommen. Da hilft es auch nicht immer zu sagen, dass beide unterschiedliche Ziele haben. Sie fühlen sich auch massiv durch eben diese verhaltensauffälligen Kindern im eigenen Lernen gestört. Ich habe allein in meiner Klasse innerhalb von zwei Jahren, zwei Schulwechsel von Leistungsstarken Kinder hin zu einem Gymnasium und dafür drei DaZ kinder bekommen. Die Starken sind alle mit der Begründung die "ESE" Kinder stören gegangen. Auch unsere Förderschullehrkraft sagt, dass die Schüler an ihrer Förderschule einen besseren Betreuungsschlüssel haben und damit letzlich auch eine bessere Zielförderung erhalten können als bei uns im inklusiven System und das obwohl sie im Vorfeld verfechter der Inklusion war.
-
Einerseits geht es um mehr als nur wirtschaftliche Nutzbarmachung von menschlichen Potentialen, nämlich um Teilhabe.
[...]
Ich finde, deine Argumentation geht bedenklich in die Richtung behinderte Menschen seien Inklusion nicht wert. Was dann, weil es so viel mehr umfasst als lediglich Aspekte der schulischen Bildung, schnell verdammt menschenverachtend wird.
So meinte ich es nicht. Aber derzeit scheint mir, dass Inklusion ein dem Bildungssystem aufgezwungener Ansatz ist, der spätestens mit dem Übertritt in den Arbeitsmarkt mehrheitlich ohnehin sein Ende findet. Ist das wirklich Teilhabe oder nur eine staatlich verordnete Scheinteilhabe? Ich frage mich halt, ob die ganzen mit schulischer Inklusion verbundenen Anstrengungen angemessen und zu rechtfertigen sind, wenn die Menschen mit Förderbedarf nach Ende der Schulzeit dann trotzdem in der gleichen Lebenssituation und in den gleichen Beschäftigungsverhältnissen ankommen, wie vorher auch.
-
So meinte ich es nicht. Aber derzeit scheint mir, dass Inklusion ein dem Bildungssystem aufgezwungener Ansatz ist, der spätestens mit dem Übertritt in den Arbeitsmarkt mehrheitlich ohnehin sein Ende findet. Ist das wirklich Teilhabe oder nur eine staatlich verordnete Scheinteilhabe? Ich frage mich halt, ob die ganzen mit schulischer Inklusion verbundenen Anstrengungen angemessen und zu rechtfertigen sind, wenn die Menschen mit Förderbedarf nach Ende der Schulzeit dann trotzdem in der gleichen Lebenssituation und in den gleichen Beschäftigungsverhältnissen ankommen, wie vorher auch.
Ich will - und kann es auch nicht - gar nicht beurteilen, ob das Aufwand-/Nutzenverhältnis hier angemessen ist. Gleichzeitig sehe ich in der täglichen Arbeit aber doch immer mal wieder Beispiele, bei denen gerade die Möglichkeit zum Besuch einer "Regel-"Schule doch zu einer deutlich besseren Perspektive aufgrund eines besseren Abschlusses führt.
-
-
Aber könnte mir jemand einfach mal erklären, welchen Sinn es hätte, inklusiv beschulten Jugendlichen (mit entsprechendem Förderbedarf) Differenzialrechnung, Binomialverteilung und lineare Algebra zu vermitteln, so wie ich es in der SEK II machen muss? Einfach die SuS dazu setzen, damit sie räumlich inkludiert sind? Mir reicht es, die schwachen Regelschüler:innen zu inkludieren.
(...)
Im Sport wird auch nur dort inkludiert, wo es möglich ist. Leistungssport gibt es dann ganz ohne Inklusion der schwächeren Spieler:innen auch z. B. beim Rollstuhl-Basketball u. ä.
Da gibt es sogar Punkte zur Bewertung der unterschiedlichen Behinderungsgrade, damit das entsprechend gewertet werden kann …
Das kommt ja nun ganz auf den Förderschwerpunkt an. Im Förderschwerpunkt Lernen haben die Kinder und Jugendlichen einen Förderplan und darin sind Ziele definiert, die für das Kind realistisch sind. Inwiefern und ob es das in der SEKII so gibt oder geben kann, weiß ich nicht.
Thema Leistungssport: Auch da sind wir meilenweit von Inklusion entfernt. Ein Punktesystem könnte man beispielsweise auch zum Vergleich zwischen nicht-behinderten und behinderten Menschen etablieren. Es ist nicht so, dass es die Forderung dort nicht gibt. Ganz davon abgesehen sind einige Wettbewerbe bzw. betreiben einige Sportler*innen mit Behinderung ebenfalls Leistungssport.
Eine Anekdote zu dem, dass Inklusion eigl den "zusammenhalt" zwischen den Menschengruppen fördern soll. Ich habe mit einigen Schülern gesprochen. Und insbesondere den ESE und Lernen Kindern fällt es auf, dass sie anders behandelt werden (Um ihrem Förderbedarf gerecht zu werden) Sie empfinden das eher als negativ, wenn sie andere oder garkeine Leistungsnachweise schreiben müssen. Oder Sie dadurch, dass sie sozial auffällig sind, den kritischen und lästernden Blicken der "normalen" schülern ausgesetzt sind. Und da können wir noch so oft gegen ansprechen und für Akzeptanz werben.
Das Ziel, wenn man das so sagen will, der Inklusion ist die Inklusion der Menschen - sicher auch unter Berücksichtigung ihrer eigenen Wünsche. Von daher ist es natürlich auch sinnvoll, die Meinungen, die du hier darstellst, zu berücksichtigen und sich derer bewusst zu sein. Inklusion bedeutet aber eben auch "Reibungen und Dissenz" und sind insofern ebenso ein Prozess der Inklusion:
Zitat von Raul KrauthausenWenn man sich in Räumen wie dem öffentlichen Park befindet, dann kann man gar nicht anders, als sich mit der menschlichen Vielfalt auseinanderzusetzen: Verschiedene Menschen sind einfach Teil dieses Raumes, Teil dieser Welt. Dabei geht es nicht um irgendeine zauberhafte Vorstellung des Inklusionslands, in dem Milch und Honig fließen und alle Menschen komplett gleich sind. Wir sind unterschiedlich - das ist unbestritten- aber all diese unterschiedlichen Personen müssen gemäß ihrer Menschenrechte als gleichwertige und gleichberechtigte Teilnehmende am gesellschaftlichen Zusammenleben akzeptiert und respektiert werden. Dieser Prozess der gegenseitigen Annahme bedeutet auch, dass wir als Gesellschaft mit problematischen oder unangenehmen Situationen umgehen müssen. Inklusion ist ein fortlaufender Prozess der Auseinandersetzung mit anderen - und dazu gehört neben dem produktiven und neugierigen Austausch auch der Dissens und die Reibung.
Und zum Thema Leistungsnachweise: Es sollte normal sein, dass Leistungsnachweise ebenso wie der Unterricht differenziert werden. Das gilt ja nicht nur für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Das ist auch ein Bereich, der nur zum Teil zu dem engen Inklusionsbegriff im Sinne eines festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarfs gehört. Auch da sehe ich immer wieder, dass das System Schule noch nicht so weit ist, wie es ein sollte. Und das ist übrigens ein Bereich, in dem die Politik die letzten Jahre durchaus einiges ermöglicht hat und in dem die Handlungsspielräume an vielen Schulen noch nicht genutzt werden. Auch da spielen Haltungen und Werte eine Rolle. "[Es müssten] die Inhalte flexibler gestaltet werden, müssten Rücksichtnahme und individuelle Förderung statt benotete Leistung das übergeordnete Ziel sein", wie es im Artikel von NRW-Lehrerin heißt.
Selbst wir von der GEW Fraktion sagen ganz klar, Inklusion ja, aber die personellen, materiellen und baulichen Voraussetzungen müssen stimmen.
Die GEW gehört zum Bündnis "Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie". Dieses hat ein Bündnis-Statement "zur Aufgabe der Schulen und der Pädagog*innen" herausgegeben, in dem es heißt:
Es ist nicht nur „die Bildungspolitik“, die mit vordergründigen, scheinheiligen Bekenntnissen zur Inklusion verbirgt, wie sie in Wahrheit clever und vielfältig die Inklusionsentwicklung zu bremsen weiß (Beispiel ‚Elternwahlrecht‘). Es sind auch wir in der Schulpraxis Handelnden selbst, denen Haltung und innere Bereitschaft oft fehlen, Unterricht, Schulleben, normiertes Lernen, Wahrnehmung der Schüler*innen in ihren Bedürfnissen, sture Zensurengebung zu verändern, auch radikal zu verändern. Wir selbst gehören zu den ungenügenden Rahmenbedingungen für das gemeinsame Lernen aller Schüler*innen mit- und voneinander. Wir ducken uns weg oder glauben es sogar, wenn eine Kultusministerin und KMK-Präsidentin die unsägliche Behauptung aus der Luft greift, negative Bildungstrends seien Folge des inklusiven Unterrichts in Grundschulen.
!
-
Die GEW gehört zum Bündnis "Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie". Dieses hat ein Bündnis-Statement "zur Aufgabe der Schulen und der Pädagog*innen" herausgegeben, in dem es heißt:
"Es ist nicht nur „die Bildungspolitik“, die mit vordergründigen, scheinheiligen Bekenntnissen zur Inklusion verbirgt, wie sie in Wahrheit clever und vielfältig die Inklusionsentwicklung zu bremsen weiß (Beispiel ‚Elternwahlrecht‘). Es sind auch wir in der Schulpraxis Handelnden selbst, denen Haltung und innere Bereitschaft oft fehlen, Unterricht, Schulleben, normiertes Lernen, Wahrnehmung der Schüler*innen in ihren Bedürfnissen, sture Zensurengebung zu verändern, auch radikal zu verändern. Wir selbst gehören zu den ungenügenden Rahmenbedingungen für das gemeinsame Lernen aller Schüler*innen mit- und voneinander. Wir ducken uns weg oder glauben es sogar, wenn eine Kultusministerin und KMK-Präsidentin die unsägliche Behauptung aus der Luft greift, negative Bildungstrends seien Folge des inklusiven Unterrichts in Grundschulen."
Jaja, wenn wir faulen Säcke nur die richtige Haltung hätten und uns nicht immer nur wegducken würden, dann könnte alles so schön sein.Ehrlich, bei solchen Aussagen könnte ich brechen. Ich weiß, warum ich bewusst kein Mitglied bei der GEW bin sondern bei einer anderen Gewerkschaft.
Werbung