Oder hat es dir die Sprache verschlagen, dass es Schulen gibt, die Inklusion umsetzen und - oh Wunder - genau diese Schulen eine ganz andere Haltung an den Tag legen, als jene Lehrkräfte hier, die behaupten, Inklusion funktioniere an ihrer Schule nicht.
Ich würde mal behaupten, dass es zum Beispiel in meinem Kollegium nicht an der Haltung liegt, dass wir unsere Schule für viele Kinder mit Förderbedarf nicht als den richtigen Ort ansehen. Du hast oben eine PowerPoint verlinkt. Ich habe mir eine der Schulen angesehen (bzw. deren Homepage), die mit dem Jakob Muth-Preis ausgezeichnet wurden. Zitat: „Im Kulturanum lernen inzwischen 315 Kinder vom 1. bis zum 11. Jahrgang. (…) In einer Gruppe lernen 22 – 27 Schüler. Im Lehrerteam arbeiten 29 kommunal angestellte Lehrerinnen und Lehrer, die durch 8 Sonderpädagoginnen und –pädagogen, 2 Honorarkräfte sowie 13 Schulbegleiterinnen und –schulbegleiter sowie 2 Schulsozialarbeiterinnen unterstützt werden.
Wow. Zum Vergleich: An meiner Schule sind es 260 Kinder (82,5%), aber nur 45% der Lehrkräfte (ohne Sonderpädagogen) und nur 12,5% der Sonderpädagog*innen. Aus den Zahlen oben lässt sich schließen, dass es an der genannten Schule häufig Doppelbesetzungen gibt oder dass einzelne Kinder und Kleingruppen „rausgezogen“ werden. Es sei denn, es arbeiten alle 37 Lehrer*innen Teilzeit mit drei freien Tagen in der Woche. Eine Doppelbesetzung durch Lehrer*innen gibt es an meiner Schule an etwa 12 Wochenstunden. Also, 12 Stunden für alle 10 Klassen, nicht je Klasse.
Deshalb scheitert Inklusion. Eine kritische Haltung gegenüber Inklusion ist hier in der Gegend eine Folge der Erfahrungen, die dort gemacht wurden, wo Inklusion gefordert wird, ohne dass Personal und Geld (Räume, Ausstattung) investiert werden.