Sozialindex NRW 24/25

  • Deswegen meine Frage, auf die du ja nicht antworten willst, ob wir also 0% Einfluss auf die Umsetzung haben.

    Verständnishilfe zu meiner Antwort: Im "gewissen Rahmen" tun wir das, was möglich ist. Inklusion nenne ich das nicht.

    Den Prozentsatz rechne bitte selbst aus.

    Meinst du wirklich, dass wir, die hier schreiben und nicht voll des Lobes auf die Inklusion sind, nicht genau das tun, was in unserem "gewissen" Rahmen umsetzbar ist?

    Du gibst keine Antwort hierauf. Und nu?

  • tibo

    Meine Klientel im Rahmen meiner SbV Arbeit ist a.) häufig Ü50 und b.) häufig gesundheitlich angeschlagen. Und wenn Du dann auf einmal nur noch auf drei Töpfen läufst ja dann merkst Du wie anstrengend das Ganze wirklich ist. Aber auch für die Kollegen gilt Inklusion. Man kann nicht alle in Frührente schicken, sonst stehst Du übermorgen mit 60 Kindern in einem Raum.

    Die Arbeit muss auch für diese Kollegen noch leistbar sein und das ist sie an vielen Schulen bereits nicht mehr.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Verständnishilfe zu meiner Antwort: Im "gewissen Rahmen" tun wir das, was möglich ist. Inklusion nenne ich das nicht.

    Den Prozentsatz rechne bitte selbst aus.

    Du gibst keine Antwort hierauf. Und nu?

    Ich betone die Notwendigkeit von Inklusion aus der Perspektive der Menschenrechte, der Lern- und Lebenschancen und den Aussagen der Betroffenen. Ich bin sicher nicht voll des Lobes für die Umsetzung von Inklusion. Meine Aussage ist - das ist die Antwort auf deine Frage - dass wir als Lehrkräfte in diesem gewissen Rahmen mehr machen können, vielleicht effektiver arbeiten können und auch die Prioritäten anders zu setzen, ohne dabei 'auszubrennen' - ein Beispiel dafür wäre, die eigenen Haltungen zu hinterfragen. In genau der Hinsicht zeigten sich beim Einstieg in diesen Thread, dass es problematische Haltungen bei Lehrkräften bezogen auf Inklusion und Bildungsgerechtigkeit gibt. Diese Haltungen haben einen Einfluss auf unser Handeln und auch auf die Wahrnehmung von Belastung.


    Du sagst, das, was du in deinem gewissen Rahmen machst, sei keine Inklusion. Ich behaupte, alle Grunschullehrkräfte (nur da habe ich direkt Einblicke) leisten Inklusion. Wenn du das dann nicht Inklusion nennst, ist es doch klar, dass deine Haltung ist, dass Inklusion nicht funktioniere. Kritisch zu sein und zu sagen, dass das mit besseren Bedingungen besser gehen würde, ist total richtig und wichtig für den Inklusionsprozess wie für unsere Arbeitsbedingungen. Total richtig ist aber auch, sich für das auf die Schulter zu klopfen, was man leistet und das auch zu wahrzunehmen. @NRW-Lehrerin sagt zum Beispiel, dass sie gerne die Kinder nimmt, die störendes Verhalten zeigen und es gut schafft, eine Beziehung aufzubauen und sie so zu inkludieren. Bei einem Kind gelingt ihr das nicht. Statt sich aber für die Erfolge bei den anderen Kindern auf die Schulter zu klopfen und die eigene Kompetenz in dem Bereich zu betonen, sieht sie die Inklusion durch das eine Kind als gescheitert und nimmt Frustration mit. Selbstwirksamkeit ist so wichtig für die eigene Zufriedenheit und ist auch eine Ressource, um mit Belastungen besser umzugehen.


    In einem anderen Thread schrieb CDL , was hier auch passt: "Frustration hat oft auch etwas mit zumindest gefühlter Hilflosigkeit zu tun. Aktiv zu werden, zu kämpfen, etwas tun zu können, um eine Verbesserung durch eigenes Handeln herbeiführen zu können hilft mir persönlich immer enorm, damit mein Frust möglichst umgewandelt werden kann in konstruktive Handlungsenergie."


    chemikus08

    Ja, ich bin absolut der Meinung, dass die Belastung als Lehrkraft unglaublich ist. Wir bräuchten viel mehr Unterstützung bspw. von Institutionen, die es schon gibt. Die schulpsychologischen Dienste müssten an 'Brennpunktschulen' bspw. Supervisionen und offene Sprechstunden anbieten. Das ist in anderen Bereichen wie der Intensivpädagogik viel verbreiteter und zunehmend haben wir die gleichen Fälle an unseren Schulen.

  • Um herauszufinden, welche Faktoren dabei wichtig sind, haben wir an unserem Institut Schulen angeschaut, die den Jakob Muth-Preis bekommen haben. Mit dem Preis werden Schulen für ihre gute inklusive Arbeit ausgezeichnet. Solche Schulen schaffen es, Inklusion nicht als Additum zu sehen, sondern als Basis. Sie nehmen Inklusion als Schulentwicklungsauftrag ernst und setzen sie auf verschiedenen Ebenen um. Sie rücken die soziale Eingebundenheit von Kindern mit unterschiedlichen Merkmalen in den Mittelpunkt und entwickeln daraus einen individualisierten Leistungsgedanken. Zum Konzept gehören auch Kooperationsstrukturen, das heißt, professionelle Lerngemeinschaften arbeiten zusammen, und die Lehrkräfte unterstützen sich gegenseitig. Die klassische Haltung „Ich bin für meinen Unterricht allein verantwortlich“ kommt beim inklusiven Unterricht schnell an eine Grenze.

    So eine Entwicklung braucht allerdings viel Zeit und auch Schulleitungen, die solche Prozesse aktiv (mit-)steuern. Inklusion gelingt nicht, indem man einen Schalter umlegt. Erfolgreiche Schulen haben eine Langzeitperspektive – mehr Bildungsgerechtigkeit, weniger Separation – und fangen dann an, erreichbare Ziele zu definieren und diese Schritt für Schritt umzusetzen. Oft agieren die Schulen aber eher defensiv und vertreten den Standpunkt, sie könnten Inklusion unter den gegebenen Bedingungen nicht umsetzen.

    [...]

    Die 56 Prozent, die sich prinzipiell für Inklusion aussprechen, sind ja eine gute Zahl. Aber auch da kommt häufig schon ein Aber im Nachsatz. Es funktioniere aus diesen und jenen Gründen nicht. Schnell wird das halbleere Glas angeschaut.

    Auch hier nochmal: Haltungen sind wichtig für die eigene Entlastung. Da müssen wir als Lehrkräfte uns dieser Kritik, die nicht nur von der zweifelhaften Seite Schleichers kommt, dann auch mal stellen und können nicht jede Kritik einfach wegbügeln.

  • Ich kann mich nun mal nicht teilen, wenn das ESE Kind steil geht bleibt nun mal keine Zeit für die anderen .. das ist für die anderen eigentlich ein Raub an deren Recht auf angemessenen Unterrichtszeit..

    Das Argument ist zwar plausibel, wirklich zwingend ist es nicht. Die Unterrichtszeit (genauer: die Zeit, in der konzentriertes Arbeiten für alle möglich ist) wird - wie wir alle wissen - nicht nur durch Kinder mit ES-Förderschwerpunkt verkürzt. Wo zieht man also die Schwelle, wer teilnahmeberechtigt ist und wer nicht?

  • Naja da braucht man ja keine Grenze ziehen, da natürlich alle bleiben.

    Trotzdem ärgert mich oftmals die Zeit die mir und den Kindern flöten geht.


    Ich habe auch tatsächlich nach viel Trara im 1. Sj immer eine Integrationskraft bei mir. Ich war tatsächlich die erste in Bullerbü die das mal mit allem Aufwand durchgezogen hat. Seitdem wandern meine Stellungnahmen und Berichte als Vorlage durch die Schule.

    Mittlerweile ist schon die ein oder andere zu uns an die Schule gekommen.


    Meine Ikraft ist Gold wert und macht es für uns alle deutlich leichter. Wir sind beide präsent und für die Kinder ansprechbar.


    Und ja auch meine Spezialfälle haben es „gut“ bei mir. Das spiegeln sie mir mit strahlendem Gesicht täglich wieder und auch deren Eltern sind tatsächlich glücklich, dass sie bei mir wären. Liegt wahrscheinlich an meiner Ruhrpottschnauze.. Ich glaube da kommen wir schnell zusammen. Trotzdem kosten die Kinder mich sehr viel Zeit und ordentlich Nerven.

    Ich erinnere mich noch sehr sehr gut an eine Pflegschaft wo die anderen Eltern über den Vater dieses Kindes wie eine wilde Meute hergefallen sind.

    Ich habe da ganz klar Stellung bezogen, dass ich Lehrerin für ALLE Kinder meiner Klasse bin und dass ich es nicht dulden würde was da passierte.. da war Ruhe …


    Trotz allem ist es unheimlich anstrengend! Und immer wieder tun mir die anderen Leid, dass sie beim ruhigen Arbeiten gestört werden. Aber ja, es ist wahrscheinlich noch jammern auf einem hohen Niveau.

  • Auch dazu gibt es Studien, die zum Ergebnis kommen, dass nicht-behinderte Kinder durch Inklusion keine Lernnachteile haben: https://inklusionsfakten.de/die-nichtbehinderten-kinder-werden-durch-den-gemeinsamen-unterricht-benachteiligt

    :autsch:

    Behindert != GL-Kind


    Da es aber um Inklusion allgemein geht und falls das doch vermischt wird:

    Wer ernsthaft in seinen Studien zu dem Ergebnis kommt, dass an einer deutschen Durchschnittsschule die Klassenkameraden nicht unter dem nach außen gerichteten ESE-Typ der entsprechenden GL-Mitschüler leiden, der hat entweder handverlesene Musterschulen untersucht, seine Daten frisiert oder sie gleich ganz erfunden.


    Man kann zur Inklusion grundsätzlich stehen wie man will, aber bitte nicht die schlechte aktuelle Praxis mit irgendwelchen Märchen rechtfertigen.



    Natürlich gibt es auch Kinder, die das System sprengen, da muss man dann andere Lösungen finden, aber der Anteil ist nicht so hoch, als dass man Inklusion deswegen ablehnen müsste.

    Dieser Anteil ist an meiner Schule ca. 60% aller GL-Kinder. Das Problem ist real und obwohl wir die Inklusion im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich umgesetzt haben und sie in gerade noch akzeptablem Maße schlecht funktioniert, sind solche Aussagen für mich und meine Kollegen der blanke Hohn. Die derzeitige Inklusionspraxis gewinnt dadurch weder an Glaubwürdigkeit noch an Legitimation. Wir brauchen ganz dringend eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen. Gerade für die große Gruppe der GL-Kinder mit nach außen gerichtetem ESE-Typ.

  • Die Rahmenbedingungen müssen sich für die Qualität der Inklusion und die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte verbessern. Das habe ich von meiner Seite doch nie zur Debatte gestellt! Mir ging es um die Haltung, die hier konkret gezeigt wurde (eine inklusive Klasse sei prinzipiell chaotisch; Kinder mit verstörendem Verhalten müsse man loswerden; Inklusion führe zu schlechteren Lernerfolgen der Kinder mit und ohne Förderschwerpunkt; Eltern hätten eine Art Anspruch auf Separation) und die Reflexion darüber, dass diese für das professionelle Handeln einen Einfluss hat. Diese Haltung kritisierte ich und nicht die prinzipielle Arbeit unter widrigen Bedingungen.


    Die Frage nach dem Wohlbefinden ist noch einmal eine andere als die nach den Lernerfolgen. Ich finde die Quelle dazu gerade nicht, aber die variiert tatsächlich je nach Förderschwerpunkt, wenn ich das richtig im Kopf habe. Allerdings war das meine ich bezogen auf die Kinder mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt selbst und nicht auf die Mitschüler*innen bezogen. Bezogen auf die Lernerfolge wurden die Ergebnisse aber durchaus auch nach dem Förderschwerpunkt differenziert wie das zum Beispiel in der Untersuchung von Kocaj et al. (2017) der Fall war.


    Du bist dann vermutlich an einer weiterführenden Schule, an der genau die Separations-Effekte eintreten, gegen die ich mich hier ausspreche. Das wird aber auch nicht besser, indem man eine prinzipielle Separation der Kinder mit sozial-emotionalen Förderschwerpunkt an Förderschulen fordert oder glorifiziert. Denn die Lösung entspricht nicht den Menschenrechten und kann von den Förderschulen auch gar nicht mehr geleistet werden bei den steigenden Zahlen an Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Statistisch sind die Kinder, die sonst an der Förderschule waren, noch gar nicht großartig an den Regelschulen angekommen.

    https://www.bertelsmann-stiftu…-im-deutschen-schulsystem


    Also um das nochmal klar zu sagen: Die Bedingungen müssen sich verbessern. Sie müssen aber an den Regelschulen verbessert werden und nicht an dem Förderschulsystem. Das wäre nur eine "Vergoldung der Käfige", wie Theresia Degener sagt. Ein Faktor und ein Merkmal gelingender Inklusion auch unter widrigen Bedingungen ist die kritische Selbstreflexion und die Haltung. Diese kann auch zu einem resilienteren Umgang mit Belastung führen.

  • Ich betone die Notwendigkeit von Inklusion aus der Perspektive der Menschenrechte, der Lern- und Lebenschancen und den Aussagen der Betroffenen. Ich bin sicher nicht voll des Lobes für die Umsetzung von Inklusion. Meine Aussage ist - das ist die Antwort auf deine Frage - dass wir als Lehrkräfte in diesem gewissen Rahmen mehr machen können, vielleicht effektiver arbeiten können und auch die Prioritäten anders zu setzen, ohne dabei 'auszubrennen' - ein Beispiel dafür wäre, die eigenen Haltungen zu hinterfragen.

    Mit "Haltung" alleine hast du noch niemanden gefördert. Das ist nur der theoretische Hintergrund. Dann muss man sich die Frage stellen, was ist unter den gegebenen Umständen realistisch und was nicht. Bei der Frage nach dem richtigen Förderort scheiden sich die Geister. Mir als Eltern wäre z.B. wichtig, dass mein Kind dahin kommt, wo es am besten gefördert werden kann, damit es später den besten Berufseinstieg hat. Ein kleines Beispiel: In der nächstgelegenen Großstadt gibt es ein Café, wo geistig Behinderte arbeiten. Ich gehe da gern hin. Ich glaube aber nicht, dass all diese erwachsene Menschen in einer inklusiven Schule waren (die gab es da nämlich noch gar nicht). Dennoch nehmen sie jetzt als Erwachsene durch ihre in der (Förder)Schule erlernten Fähigkeiten am gesellschaftlichen Leben teil.


    Ich weiß nicht, was deine Erfahrungen sind, aber, wenn man Inklusion richtig betreiben will, braucht man ein individuelles Eingehen auf jedes einzelne Kind. Dazu braucht man Vorbereitungszeit und Möglichkeiten, diese Programme umzusetzen. In meiner letzten Klasse hatte ich 29 Schüler, darunter ein Downkind, das ein individuelles Programm benötigte. Dazu einen ukrainischen Schüler, der kein Wort Deutsch sprach und der ebenso sehr individuelle Aufgaben benötigte. Die anderen Problemfälle waren auch noch da. Nur mal so als Beispiel. Wenn man richtig fördern will, dann braucht man mehr und qualifiziertes Personal und kleinere Klassen, sonst fallen einige Kinder durch das Sieb. Man wird also im Augenblick nur einem Teil der Schüler gerecht.


    Wenn man gerade eine Klasse hat, wo es viele Konflikte aufgrund der einzelnen Schülerpersönlichkeiten gibt, verbraucht man viel Unterrichtszeit für Konfliktlösungen, weil man ja nachhaltig arbeiten möchte. Besonders in der Grundschule sehe ich es als Aufgabe an, erzieherisch in meinem Rahmen einzugreifen, denn schließlich ist die Grundschule eine Schule, wo Dinge von Grund auf gelernt werden sollen. Ich hatte mehr als einmal eine verhaltensauffällige Klasse, wo Dinge vorkamen, die bearbeitet werden mussten. Da ging die eine oder andere Stunde dafür drauf.


    Ich bin nicht der Meinung, dass man als Lehrkraft zu wenig tut, zu wenig effektiv arbeitet und falsche Prioritäten setzt. Die Rahmenbedingungen können wir kaum beeinflussen. Wenn ich mir überlege, wie schon jahrelang Lehrerverbände versuchen, die Rahmenbedingungen zu verbessern. In Bayern wurden uns kleinere Klassen schon zu Edmunds Stoibers Zeiten vor über 20 Jahren versprochen - nichts hat sich getan.


    Ich glaube, wir machen das schon richtig unter den gegebenen Umständen. Die Rahmenbedingungen bestimmen, wie viel Zeit und Energie ich für die Förderung einzelner Schüler zur Verfügung habe und wie ich jedem einzelnen Schüler gerecht werden kann. Und jeder Lehrer macht sich doch Gedanken, wie er die vorherrschende Situation am besten managen kann. Die Rahmenbedingungen werden sich in absehbarer Zeit kaum ändern, weil es an Lehrernachwuchs fehlt.

  • Inhaltlich bleibt, dass Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen besser oder mindestens genau so gut lernen.


    [...]


    Streicht ausführliche Korrekturen und die Planung motivierender Unterrichtseinstiege, wenn sonst keine Zeit dafür ist.

    Entschuldige, aber mein Job war immer, Kinder zum Abitur zu geleiten und dementsprechend werden auch die Prioritäten gesetzt. Der motivierende Unterricht und die konstruktiven Korrekturen sind mir wichtig. Meines Erachtens auch deutlich wichtiger, als Fördermaterial zu erstellen oder mir Gedanken darüber zu machen, wie man jemanden, der gerade gelernt hat den Wasserhahn zu bedienen (echtes Praxisbeispiel) im Englischunterricht mitnehmen kann.


    Die Fokussierung auf den Effekt für Förderkinder ist schön und gut, vergisst aber den Rest, der faktisch (außerhalb fantastisch ausgestatetter Modellschulen, in denen anscheinend fleißig Studien durchgeführt werden) ständig im Lernen gestört und ausgebremst wird. Mein Fokus ist aber eben dieser Rest, denn das sind im Idealfall die Leistungsträger von morgen, die hoffentlich wirtschaftlich erfolgreich sein und ihren Beitrag zur Funktionalität dieses Landes leisten werden. So hart es klingt, die Förderkinder GE oder LE, die es nur teilweise in den 1. Arbeitsmarkt schaffen und die Gesellschaft wahrscheinlich unabhängig von der Schulform mehr Geld kosten, als sie je erwirtschaften werden, sind das eher nicht. Ich möchte für die Erfüllung der Bedürfnisse dieser Kinder keine großartigen Abstriche beim Rest machen, weil ich das nicht sinnvoll finde. Und das erfolgreichere Lernen des ES-Kindes darf ebenfalls nicht auf Kosten der anderen gehen, die dessen Verhalten erdulden müssen. Mich haben Eltern gefragt, wie lange sich ihre Kinder denn von dem zuvor kurz angesprochenen Fall noch attackieren lassen müssen, bis das Kind mal aus der Klasse entfernt wird. Tja, hatte ich auch keine Antwort drauf. Aber mussten sie jedenfalls eine ganze Weile.


    IWir sollten im eigenen gesamtgesellschaftlichen Interesse primär die Leistungsstarken fördern und davon abstufend nach Leistungsgruppen selektieren und beschulen. Man lässt doch auch niemanden mit Einschränkungen oder schlicht nicht ausreichendem Leistungsniveau im Spitzensportleistungskader mittrainieren, eben weil das nicht sinnvoll wäre.


    Und für Kinder mit massiv auffälligem Sozialverhalten braucht es gesonderte Einrichtungen mit anderen Rahmenbedingungen.



  • tibo Du hast dich offensichtlich hier verabschiedet mit dem Grund "Kein Interesse mehr an der Diskussion". Auf der einen Seite ist das schade, auf der anderen Seite hast du meines Erachtens hier garnicht diskutiert, da du auf die Einwände der Kolleg:innen hier kaum ernsthaft eingegangen bist, sondern irgendwelche Studien zitierend theoretische Konzepte verbreitet hast.

    Es lässt sich doch in diesem Thread nachvollziehen, dass Inklusion- wie im theoretischen Konstrukt angedacht- täglich scheitert.

    Ich war eine derjenigen, die die Idee von Inklusion an Regelschulen völlig naiv supertoll fand. Ca. 15 Jahre später komme ich auf der Basis eigener Erfahrungen, der Erfahrung mit den Schulen meiner Kinder, vieler Gespräche mit Kolleg:innen und Mitarbeiterinnen in multiprofessionellen Teams, Berichten in sämtlichen Medien, dem Austausch hier im Forum usw. zu dem Schluss, dass das Konzept ohne finanzielle Mittel und Fachpersonal nicht umzusetzen war, ist oder sein wird. Was Bertelsmann oder die UN dazu sagen, spielt da leider keine Rolle. Es ist ja ehrenhaft von dir, dass du die Idee dieser Art von Inklusion so verteidigst, pauschal aber hier allen, die Kritik äußern, mangelnde weiterhin (!) mangelnde Haltung vorzuhalten ist eben zu einfach und verkennt die Realität des Schulalltags.

  • Vielleicht etwas zum Lesen für tibo, ein Artikel von heute:

    Überlastet: Immer mehr Lehrkräfte geben auf

    Im Text geht es nicht direkt um Inklusion, aber es geht um die allgemeine Belastung. Die Belastung durch falsch eingeführte Inklusion kommt obendrauf.

    Aber wir wissen ja jetzt: Die Haltung der Lehrkräfte ist Schuld. Wir ändern nur unsere innere Einstellung zu allen Problemen, dann müssen wir auch nicht vorzeitig aus dem Dienst gehen.

    Und unsere Schulministerin Gebauer Feller sieht keinen Grund für weiter Aufregung und äußert sich so:

    Zitat

    Es sei heute so, dass junge Menschen nicht mehr auf Dauer bei einem Arbeitgeber bleiben würden. Das sehe man auch in der Privatwirtschaft, so Feller

    Tja, dann muss man daran natürlich nichts ändern. Wenn nur junge Menschen nach wenigen Jahren kündigen...

  • Ja, wir machen das alles schon ganz richtig und können an unserer Situation nichts ändern. Durch die Belastung prallt jede Kritik an uns ab. Schulentwicklung ist da nicht mehr möglich, sei es Digitalisierung, moderner Unterricht mit besseren Ergebnissen bei PISA oder eben Inklusion. Die Lehrkräfte tragen für gar nichts Verantwortung. Bei Kritik an anderen ist man hier aber immer sehr schnell vorne dabei: Schüler*innen und deren Leistungen, Student*innen mit mangelhaften Umfragen, Bildungspolitiker*innen mit naiven Ansichten und natürlich auch Wissenschaftler*innen aus ihrem Elfenbeinturm. Das ist einfach Augenwischerei!


    Du hast dich offensichtlich hier verabschiedet mit dem Grund "Kein Interesse mehr an der Diskussion". Auf der einen Seite ist das schade, auf der anderen Seite hast du meines Erachtens hier garnicht diskutiert, da du auf die Einwände der Kolleg:innen hier kaum ernsthaft eingegangen bist, sondern irgendwelche Studien zitierend theoretische Konzepte verbreitet hast.

    Blöd nur, dass es existierende Schulen gibt, die Inklusion erfolgreich umsetzen. Die Ergebnisse der Untersuchung von Rolf Werning beruhen auf Interviews mit Lehrkräften, Schulleitungen und Eltern an sehr realen inklusiven Schulen und ergeben als Merkmale (guter) inklusiver Schulen: "(Kritische) Selbstreflexion – Inklusion als Prozess nicht als Zustand" (!) und "Engagement, Haltung, und Expertise der einzelnen Lehrkräfte" (!). Das ist keine Theorie sondern Praxis.

    Es ist auch keine Theorie und es sind keine ausgedachten Schulen, wenn Studien ergeben, dass Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen besser oder mindestens genau so gut lernen. Die inklusiven Schulen und inklusiv beschulten Schüler*innen dort gibt es wirklich.

  • Ich glaube dir, dass es für die Kinder mit Förderbedarf gut ist inklusiv beschult zu werden, aber mir fehlt bei dir der Blick auf die anderen. Wie gut/ schlecht lernen sie mit ESE Kindern in der Klasse? Und ja, ich erwähne ganz bewusst nur diese Kinder, da alle anderen Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf für die Mitschüler überhaupt kein Problem darstellen. Natürlich ist es für mich als Lehrer auch bei diesen Kindern nicht immer leicht jedem gerecht zu werden, aber das will ich hier gar nicht besprechen.

  • Ach!

    Du hast halt keine Ahnung, was in meinem Beitrag stand, den ich gelöscht habe und auf welche Diskussion er sich bezog. Tipp: Auf Maylin85, mit der ich vor ein paar Seiten schon übereingekommen bin, nicht übereinzukommen.


    Kommt inhaltlich auch noch etwas von dir? Oder hat es dir die Sprache verschlagen, dass es Schulen gibt, die Inklusion umsetzen und - oh Wunder - genau diese Schulen eine ganz andere Haltung an den Tag legen, als jene Lehrkräfte hier, die behaupten, Inklusion funktioniere an ihrer Schule nicht. (Und nochmal: Das glaube ich ihnen gar nicht, denn ich sehe viele Grundschulen, an denen schon total viel gemacht wird. Ich glaube, diese Lehrkräfte sehen vielleicht gar nicht alles, was sie auf dem Weg Inklusion schon machen und sind deswegen frustriert, dass sie ihren lobenswerten aber für die eigene Zufriedenheit dann eher ungesunden hohen Anspruch an ihren Unterricht und Inklusion nicht gerecht werden.)

  • Irgendwie habe ich den Eindruck wir reden aneinander vorbei. Ein Problem der Haltung ist es nicht, sondern es sind die real existierenden Unterrichtsbedingungen die dazu führen, dass es Schulen gibt wo sowohl die Regelschüler als auch die Förderschüler im Nachteil sind. Wobei ich weiß, dass es den ein oder anderen Leuchturm gibt. Allerdings muss man auch da hinter die Kulissen schauen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Irgendwie habe ich den Eindruck wir reden aneinander vorbei.

    Das glaube ich auch, ich weiß aber noch nicht an welcher Stelle und wie ich mich besser ausdrücken soll.

    Ein Problem der Haltung ist es nicht, sondern es sind die real existierenden Unterrichtsbedingungen die dazu führen, dass es Schulen gibt wo sowohl die Regelschüler als auch die Förderschüler im Nachteil sind.

    Das ist aber in der Breite gar nicht der Fall, was die Lernleistungen betrifft. Das beweisen verschiedene Untersuchungen aus verschiedenen Zeiträumen. Klar sind die Bedingungen auch zwischen den Schulen unterschiedlich und wir kennen diese Bedingungen an den Schulen in der Untersuchung von Rolf Werning nicht. Die Studien zur Lernleistung haben aber zum Beispiel eine höhere Stichprobe.

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