Immer mal wieder muss ich bei Beiträgen, in denen es um Familie und unseren Beruf geht schmunzeln, wenn dort steht, dass der Beruf sich keinesfalls negativ ausgewirkt habe/ auswirke auf das Elterndasein, wenn, dann höchstens positiv. Nein, es geht mir nicht um die drölfzigsten Debatte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern vielmehr um die Diskrepanz, die sich zwischen dieser Selbstwahrnehmung und der Perspektive der betroffenen Kinder ergeben kann.
Wie und wo hat der Beruf eurer Eltern- gleich ob diese nur letztlich Lehrkräfte waren oder nicht- spürbar in eurem Leben ausgewirkt? (Beruf bitte nennen, damit wir möglichst viel zum Mitschmunzeln oder auch Nachdenken bekommen.)
Ich starte selbstredend gerne. Meine Eltern waren/ sind Lehrer (u.a. Mathematik) bzw. Technische Zeichnerin mit später aufgestocktem Wirtschaftsstudium. Das positive Verhältnis beider Eltern gegenüber Zahlen, aber auch Bildung und Büchern gegenüber hat bereits im Kindergartenalter bei mir begünstigt, dass Zahlen genau wie Bücher meine Freunde waren (was ich auch genau so gesagt habe als Kind).
Dass mein Vater Lehrer ist habe ich immer mal wieder gehört, wenn er etwas strenger wurde oder auch bestimmte Sachen erklärt hat. Dabei hat sich dann manchmal seine Stimme in einer ganz speziellen Weise geändert, genau wie seine Wortwahl, so dass ich ganz deutlich hören konnte, dass plötzlich nicht mehr Papa CDL mit mir sprach, sondern Herr Lehrer CDL-Papa. Lustigerweise ist ihm das selbst nie aufgefallen. Irgendwann als Erwachsene habe ich ihm das dann mal erzählt, samt Beispielsituationen, in denen das vorgekommen war, das fand er ziemlich ulkig, genau wie ich heutzutage. Als Kind/ Jugendliche fand ich das jedoch maximal nervtötend, wenn ich auch noch zuhause plötzlich Lehreranweisungen bekommen habe, statt normal mit meinem Vater sprechen zu können.
Glücklicherweise war umgekehrt meine Vater aber auch derjenige, der am Geduldigsten mit mir debattiert hat über ausnahmslos alles (und das verdammt fundiert) und im Austausch mit dem ich meine lange Zeit rhetorisch ziemlich spitze Zunge nicht nur wetzen, sondern auch überhaupt erst richtig ausbilden durfte (meinen Vater das erste Mal rhetorisch geschlagen zu haben, statt mit dem dumpfen Gefühl aus einer Debatte ins Bett zu gehen, dass ich zwar recht gehabt hatte, er mir aber dummerweise trotzdem rhetorisch komplett überlegen war und alles zerlegen/widerlegen konnte- unvergessen ). Nachdem er später Lehrer an der Schule wurde, an der ich Schülerin war (nach Einholen meiner Erlaubnis), kann ich gesichert sagen, dass seine Geduld und Gelassenheit auch als Lehrer legendär war und bis heute ist.