Würdet ihr den Job wieder wählen?

  • Mit mir hat das gar nichts zu tun, vor mir bläst sich auch keiner auf. Ich bin Gewerkschafterin. Mein Job ist es, mich unter anderem vor die junge Kollegin mit dem Kind zu schmeissen.

    Mal wieder etwas sehr dramatisch formuliert, aber gut. Wo ist dann das Problem mit Leuten, die gerne viel arbeiten? Warum sollen Menschen ihre Arbeitsweise ändern, weil andere sich davon ein schlechtes Gewissen machen lassen?

  • Was das Problem ist, schrieb ich. Ich bin grad übrigens auf dem Weg nach Hause, ich war bis eben an der Schule. Mit *mir* hat die junge Kollegin mit dem Kind überhaupt kein Problem.

  • Mal wieder etwas sehr dramatisch formuliert, aber gut. Wo ist dann das Problem mit Leuten, die gerne viel arbeiten?

    Ohne jetzt auf die kompliziertere Situation bei Beamten ein zu gehen:

    Es gibt eine gesetzliche Höchstarbeitszeit

    Die gibt es nicht ohne Grund, sondern weil man manche Menschen vor ihren Arbeitgebern und andere vor sich selbst schützen muss. (Wobei es auch Arbeitgeber gibt, die einfach nur die passende Umgebung mit hohem Druck schaffen um dann zu sagen "der arbeitet doch freiwillig so viel".)

    Der Umgang in der Schule mit Arbeitszeitregelungen ist erschreckend naiv. In der freien Wirtschaft ist das deutlich anders. Ich kenne tatsächlich einen Fall aus einem Unternehmen, bei dem ein Arbeitnehmer - freiwillig und vom Vorgesetzten genehmigt - länger als 10 Stunden an einem Tag gearbeitet hat und auf dem Rückweg einen Autounfall hatte. Der Arbeitgeber hat die volle Schuld für diesen Unfall aufgrund der Überschreitung der Höchstarbeitszeit erhalten.

  • Wenn ich zB mit 200 Kindern bei einem Chor-Auftritt zugange bin ... ...

    Das ist ein sehr passendes Beispiel. Solche Auftritte, die vom (zum Glück) sehr engagierten Lehrkräften organisiert werden, finden meist außerhalb der Unterrichtszeiten, oft am Wochenende statt. Bei uns gibt es solch einen ähnlichen, sehr aufwendigen Auftritt jährlich gemeinsam mit zwei anderen Grundschulen.

    Zum "Hilfs-koordinieren" und selbst zur einfachen Aufsicht finden sich von Jahr zu Jahr freiwillig immer weniger Kolleg*innen. Und wer lässt sich schon gern für einen Samstagvormittag oder Sonntagnachmittag zwangsverpflichten? Da muss man schon sehr von der guten Sache überzeugt sein.

    Wenn die "Stimmung im Kollegium" gut und die allgemeine Belastung nicht übermäßig ist, kein Problem.

    Wenn nicht... , dann können "Sondervorstellungen" halt nicht mehr stattfinden.

  • [...]

    Ja, das ist alles richtig, aber was hat das mit mir zu tun? Ich bin ja nicht der Arbeitgeber. Mir ist es vollkommen egal, wieviel andere arbeiten. Ich achte auf meine Arbeitszeit und auf sonst keine andere.

    Daher frage ich mich, warum man sich Gedanken über die Arbeitszeit von Kollegen macht.

  • Das ist ein sehr passendes Beispiel

    Ist es das? Unser Chorleiter hat jede Menge Entlastungsstunden für die Chorleitung und diejenigen, die darüber hinaus helfen, schreiben sich die Arbeitszeit in den Berufsauftrag. So richtig geschissen hat da eigentlich immer nur der Chor. Drum wählt auch kaum irgendjemand noch Schwerpunktfach Musik.

  • Ich habe nichts gegen Leute, die zu viel tun, aber über diejenigen, die die Klasse dauernd still beschäftigen, um die Klassenarbeiten während der Unterrichtszeit korrigieren zu können und sich darauf verlassen, dass die Parallelkollegin ihr schnell vor dem Unterricht sagen soll, was sie heute geplant hat und ihr auch noch das Material geben soll, rege ich mich schon auf.

  • Weil das zum Teil einfach zum Job der Leute gehört, ich bin zB Personalrat, andere haben hier ihre Gründe auch geschrieben.

    Zum Job des Personalrats gehört es nicht, den Kollegen vorzuschreiben, wie sie zu arbeiten haben oder darüber zu lästern, dass die Hobbylosen ihre ~45 Stunden Wochenarbeitszeit effizient ausfüllen und viel gemacht kriegen. Der Personalrat steht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und schützt AN vor AG.

  • Aber ein Mindestmaß sollte es haben - und Verlässlichkeit ist für mich sehr wichtig. Alles andere geht mich nichts an, wenn das Soll erfüllt ist

    Ja, aber das habe ich ja auch geschrieben. Um die "ich erledige meine Arbeit nicht"-Kollegen (die es gibt) geht es ja gar nicht.

  • Mir ist es völlig egal, wie andere arbeiten. Problematisch wird es, wenn Kollegen, die 24/7 mit ihrem Job beschäftigt sind, von Schulleitungsebene als Beispiel dafür genommen werden, um zu demonstrieren, dass zigtausend Zusatzaufgaben doch sehr gut zu bewältigen seien - denn Kollegin XY sei ja noch in fünf Arbeitsgruppen mehr engagiert und habe noch zig andere Projekte und schaffe das ja schließlich auch sehr gut. Das hat in Kollegien an vorangegangenen Schulen teilweise für extreme Missstimmung (auch gegenüber den Überengagierten) gesorgt.

  • Doch, das ist wichtig und das solltest du als Rektor auch im Blick haben. Es gibt einen Berufsauftrag und gesetzlich geregelte Arbeitszeiten. Bei uns ist es ganz klar die Aufgabe der Schulleitung zu kontrollieren, dass beides auch eingehalten wird. Der Auftrag an die Schulleitung kommt von der BKSD, zu Rütteln gibt es da gar nichts

    Nein.

    Ich muss es im Blick haben, wenn dadurch Die Gesundheit der Kollegin, die immer mehr reinpowert, gefährdet ist. (Stichwort: Fürsorgepflicht - aber das ist selbstredend.)

    Aber solange das nicht der Fall ist, ist es irrelevant ob einer mehr macht / investiert als der andere. Solange jeder seine Arbeit macht.



    .

  • Ich hatte nicht den Eindruck, dass Moebius irgendwem was vorschreiben will. Aber das Thema Arbeitszeit ist nun Mal eins, das dem Grunde nach der Mitbestimmung nach §72 LPVG unterliegt.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ja, das ist alles richtig, aber was hat das mit mir zu tun? Ich bin ja nicht der Arbeitgeber. Mir ist es vollkommen egal, wieviel andere arbeiten. Ich achte auf meine Arbeitszeit und auf sonst keine andere.

    Daher frage ich mich, warum man sich Gedanken über die Arbeitszeit anderer macht.

    In der Konferenz. Die Schulleitung hat eine Einladung für das drölfte Supidupiprojekt im Angebot. Frau Müller, pikiert: "Ich finde, da können auch mal die Informatiklehrer eine Aufgabe übernehmen. Ich als Geografielehrerin muss ständig Atlanten stapeln und Globen polieren und habe im letzten Schuljahr das Geocachingschulhausrallyeevent mit Elternbeteiligung organisiert, außerdem wasche ich immer alle Tassen ab. Ach übrigens, die leckere Schokolade am Kaffeeautomaten war von mir. Die war sehr teuer, aus Belgien, ich mach das voll gerne für euch, aber ich wollte es einfach mal sagen. Ich meine, es wäre schon schön, wenn von euch auch mal jemand Schokolade kaufen könnte, aber naja, muss ja nicht sein. Es ist zwar etwas enttäuschend, wenn immer dieselben Schokolade kaufen und Tassen abwaschen, sollte ja eigentlich auch selbstverständlich sein, auch mal was Süßes mitzubringen, wenn man sich dann bedient aber wer bin ich, euch zu richten.


    So etwa?

  • Ich habe nichts gegen Leute, die zu viel tun, aber über diejenigen, die die Klasse dauernd still beschäftigen, um die Klassenarbeiten während der Unterrichtszeit korrigieren zu können und sich darauf verlassen, dass die Parallelkollegin ihr schnell vor dem Unterricht sagen soll, was sie heute geplant hat und ihr auch noch das Material geben soll, rege ich mich schon auf.

    Ich aber wenn der Kollege längerfristig deshalb erkrankt und ich Vertretung, Korrekturen oder Prüfungen übernehmen soll.

  • jede Menge Entlastungsstunden für die Chorleitung

    Man sieht, dass du über die deutsche Schullandschaft und über die Regeln genauestens informiert bist. Sorry. Ich hab' für die Betreuung des Schulnetzwerks, Server, Homepage und 75 Rechner gerade 2 Entlastungsstunden erhalten. Ja. Ich hätte das dafür auch hinschmeißen können. Mir war es jedoch wichtig, dass auch Hauptschüler Basiskenntnisse in EDV und Office bekommen und die Öffentlichkeitsarbeit funktioniert.


    Vor mehreren Jahren gab es dann für kurze Zeit ein Beförderungsprogramm für Hauptschullehrer mit besonderen Aufgaben. Für die Arbeit am Schulkonzept und Profil habe ich dann die Beförderung auf A13 bekommen. Davon zehre ich noch heute - das ist besser als eine Entlastungsstunde.


    Bei Chorleitung unterstelle ich 1 UE Entlastung.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Nein.

    Bitte was? Meine Schulleitung ist per Verordnung durch die BKSD, vertreten durch Frau Regierungsrätin Monica Gschwind, verpflichtet, die Einhaltung des Berufsauftrags zu kontrollieren. Was weiss ich, was das deutsche Beamtenrecht dazu sagt, aber *mir* kannst du in dieser Sache nicht mit "nein" antworten.

  • Wenn es bei euch so ist, dass die Schulleitung einen Lehrer zurückpfeifen muss, wenn er mehr macht als nötig, heißt das noch lange nicht, dass das auch für mich als Rektor so ist. (Zitat von dir; "Doch, das ist wichtig und das solltest du als Rektor auch im Blick haben.") Also: nein.

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