Würdet ihr den Job wieder wählen?

  • Ich sehne mich nach einer geregelten 40 Stunden Woche mit freiem Wochenende, ohne ständige digitale Verfügbarkeit für Eltern, Kollegen, Schulleitung.

    Verstehe ich nicht. Warum machst du dir denn keine geregelte 40-Stunden-Woche, zumal du Teilzeit arbeitest, also sollte es eher weniger sein. Lass den Stift fallen. Und besorg dir jemanden, der zuhause hilft, dein Mann tut ja genau gar nichts, das hast du ja schon oft berichtet.


    Und digital musst du auch nicht ständig verfügbar sein und für Eltern schonmal gar nicht.

  • ..., ohne ständige digitale Verfügbarkeit für Eltern, Kollegen, Schulleitung.

    Wenn das ein Problem ist, hast du etwas falsch geregelt. Deine digitale Verfügbarkeit ist deine Sache, nicht die der anderen. Und auch freie Wochenenden einzurichten, lernt man doch mit den Jahren...

    Wenn die Bedingungen anders wären, würde ich den Beruf wieder wählen, aber unter den derzeitigen Bedingungen wahrscheinlich eher nicht.

    Wenn ich wieder Ende 20 sein könnte, weiß ich nicht, ob ich dir zustimmen würde. Doch jetzt (als oller Boomer) sehe ich es auch genau so.

  • Ich unterrichte immer zwischen 23 und 25 Wochenstunden, so viel Teilzeit ist das nicht.

    Wie hoch ist bei euch die Unterrichtsverpflichtung? Hier in Hessen als angestellte Lehrkraft am BK sind es 25,5 Stunden. Das würde heißen, du hast fast eine volle Stelle.

  • Ich unterrichte grundsätzlich gerne und mag den Umgang mit SuS. Anstrengend sind manchmal die Rahmenbedingungen und was zumindest mich zunehmend belastet, sind innenschulische Entwicklungen, die von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen betrieben werden und denen man faktisch ausgeliefert ist. Und da finde ich besonders problematisch, dass es faktisch keine Möglichkeit gibt, den genauen Arbeitsplatz mal selbstgesteuert zu wechseln.


    Ich habe keinen Drang "heraus" aus meinem Beruf, aber wenn man ehrlich ist, hängt die Berufswahl doch einfach mit vielen Zufällen zusammen, die gerade eintreffen oder nicht eintreffen, wenn man 19 ist. Ob ich noch mal an der gleichen Stelle landen würde, kann ich gar nicht sagen. Ganz sicher geht es Lehrkräften nicht generell viel schlechter als anderen Berufsgruppen, wie man einzelne Dinge persönlich empfindet, ist aber sehr individuell.

    Wie gut oder schlecht das Gehalt ist, hängt sehr von den Fächern ab. Viele alte Schulfreunde mit ähnlichen Schwerpunkten und Leistungen wie ich, verdienen deutlich sechsstellig, weil sie sich für ein Fachstudium Physik oder Informatik entscheiden haben. Trotzdem bereue ich in der Hinsicht nichts. Und wer seinen fachlichen Schwerpunkt im sprachlichen oder gesellschaftswissenschaftlichen Bereich hat, wird ganz nur in extremen Ausnahmefällen außerhalb der Schule besser bezahlte Berufe finden, die er mit ähnlichen Kompetenzen und Aufwand machen könnte.

  • Als "elder Schoolsman" darf ich sagen: Ich habe Höhen und abgrundtiefe Tiefen erlebt. Im Durchschnitt war es mehr als erträglich und das Schmerzensgeld ebenso. Nun darf ich sagen: Das Durchhalten hat sich "gerechnet". Ich lebe (finanziell) sorgenfrei - obwohl... eigentlich sollte jedem Lehrer im Ruhestand eine Jacht und eine Finca auf Mallorca zustehen. Kann da jemand bitte eine Petition starten - ich fühle mich unterbezahlt ... ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Also, es spricht m.M.nach fast alles gegen den Lehrerberuf. Ich versuche mich seit mittlerweile 10 Jahren aus dem Job rauszubewerben, leider ohne Erfolg.

    Bei dem Fachkräftemangel an allen Ecken und Enden sollte eigentlich locker etwas zu finden sein.

    Meine Vermutung: Vergleichsweise sind die Konditionen im Lehramt dann doch attraktiver.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Bei dem Fachkräftemangel an allen Ecken und Enden sollte eigentlich locker etwas zu finden sein.

    Meine Vermutung: Vergleichsweise sind die Konditionen im Lehramt dann doch attraktiver.

    Lehramt ist eine Einbahnstraße. Kein Unternehmen möchte einen ehemaligen Lehrer einstellen. Unser Dienstherr weiß das. Und unter anderem gerade deshalb sind die Konditionen im Lehramt so schlecht.

  • Lehramt ist eine Einbahnstraße. Kein Unternehmen möchte einen ehemaligen Lehrer einstellen. Unser Dienstherr weiß das. Und unter anderem gerade deshalb sind die Konditionen im Lehramt so schlecht.

    Hast du dich schon einmal beworben? Mein Mann arbeitet in der Pharma- bzw. Biotech-Industrie. Es werden Arbeitskräfte gesucht. Ich kann dir gerne Links schicken.

  • Hast du dich schon einmal beworben? Mein Mann arbeitet in der Pharma- bzw. Biotech-Industrie. Es werden Arbeitskräfte gesucht. Ich kann dir gerne Links schicken.

    Ich schätze nein, da sicherlich nicht spontan für eine Schulflüchtige das Äquivalent zu A13 oder gar mehr gezahlt wird. Da ist der Beamtensessel am Ende doch bequemer. Wer wirklich raus will, wird sicherlich etwas finden, aber da müssen Abstriche gemacht werden.

  • Kein Unternehmen möchte einen ehemaligen Lehrer einstellen.

    Das hängt glaube ich davon ab, was man zu bieten hat und wie man aus der Schule ausgestiegen bist.

    Natürlich stellt niemand einen dauerfrustrierten Miesepeter ein, der sich unter Ausnutzung aller Schlupflöcher jahrelang antrainiert hat, nur das absolute Minimum zu arbeiten.

    An Leuten, die im positiven den Job verlassen haben, kenne ich hingegen schon ein paar, die dann relativ einfach von einem Unternehmen übernommen wurden. Die sind dort (von außen betrachtet) auch halbwegs erfolgreich und zufrieden.

  • Lehramt ist eine Einbahnstraße. Kein Unternehmen möchte einen ehemaligen Lehrer einstellen. Unser Dienstherr weiß das. Und unter anderem gerade deshalb sind die Konditionen im Lehramt so schlecht.

    Diese pauschale Aussage ist falsch. Als Lehrer haben wir Qualifikationen erworben, die für Unternehmen durchaus interessant sind. Anfang der 80er-Jahre, als der Arbeitsmarkt für Lehrer "dicht" war, hatte ich nach dem 1.Staatsexamen die Zeit bis Beginn des Referendariats in einer Druckerei gearbeitet. Wegen meiner Fächerkombi Kunst + Mathematik wurde ich von der Firmenleitung gefragt, ob ich nicht wegen der Einführung der elektronischen Bildverarbeitung in der Firma bleiben wolle. Hab' ich dann getan und eine Ausbildung als Reprofotograf absolviert - und am Großrechner Werbeprospekte zusammengesetzt, die dann in Millionenauflage über Europa gestreut wurden. Nach ein paar Jahren hatte ich durch die ständige Bildschirmtätigkeit viereckige Augen und bin zurück in den Schuldienst, um das Referendariat abzuleisten.
    Nach dem Ref war der Arbeitsmarkt noch immer tot. Über die Arbeitsverwaltung erhielt ich verschiedene Angebote:
    - In einem Elektronikkonzern als Verfasser technischer Handbücher
    - In einer großen EDV-Firma als Dozent für Mitarbeiter- und Anwenderschulungen
    - In verschiedenen Reprobetrieben für die Druckindustrie als Systemoperator
    - Bei der Handwerkskammer als Dozent für fachbezogene Sprachkurse und EDV-Kurse

    Habe mich dann für Letzteres entschieden.

    Sooo nutzlos für die Wirtschaft sind wir nicht

    BTW: Über die Jahre habe ich - auch für meine Referendare als Beruhigung und "Notausgangsverzeichnis" verschiedene Möglichkeiten zusammengesucht und aufgelistet.
    Kannst mal stöbern ;)
    https://www.autenrieths.de/lehrerberuf.html
    Nicht schön - aber gehaltvoll ...

    BTW2: Als sich die Gelegenheit bot, Unterricht mit Kindern halten zu können - was schließlich mein ursprüngliches Ziel war - habe ich zugegriffen und 10 Jahre an einem SBBZ ESE mit Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen gearbeitet. Als sich eine mögliche Schließung der Schule abzeichnete, weil die Schülerzahlen zurückgingen, wechselte ich an die staatliche Schule, dann mit mehreren Abordnungsstunden ans Schulamt und habe mich nun als Pensionär zur Ruhe gesetzt. Wir sind vielfältig verwendbar - und lernfähig ...

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  • Um auf die Ursprungsfrage zu antworten. Ja, ich würde den Beruf wieder wählen. Auch wenn er sich in den letzten Jahren erschwert und gewandelt hat. Dennoch finde ich es schön, Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen und ich probiere gerne neue Lernmethoden aus.

    Allerdings ist die Arbeitsbelastung natürlich sehr hoch. Wer Lehrer wird, um Teilzeit zu arbeiten oder eine ruhige Kugel zu schieben, der ist falsch.

  • Ich denke es kommt sehr stark darauf an, welche Klassen man unterrichtet und wie das Kollegium unterwegs ist.


    Bei mir bspw. war die Ref-Schule der absolute Oberhorror, Kollegium zerstritten, SL bösartig und die Klassen (Brennpunkt) auch derart anstrengend, dass ich mich jede Woche gefragt habe ob ich richtig hier bin.


    Nach dem Ref habe ich die Übernahme an der Schule verweigert und bin an eine andere Schule gewechselt mit supertollen, ruhigen Klassen. Das Kollegium ist hilfsbereit und die SL super. Aktuell würde ich den Beruf immer wieder ergreifen. Wäre ich aber an meiner alten Schule hängen geblieben, wäre ich heute definitiv kein Lehrer mehr.

  • ... und ich wollte gerade schreiben, dass die Arbeitsbelastung vergleichsweise gering ist und das ein großes Plus ist für mich. Es gibt "heiße" Phasen, wie in fast jedem Job. Insgesamt hält sich die Belastung aber in Grenzen. Ich habe jedenfalls noch nie Überstunden machen müssen.

  • Diskussionen mit Firelilly sind überflüssig, wir sollten doch inzwischen alle wissen, das sie seit 5 Jahren im Keller ihrer Schule gefangen gehalten und gegen ihren Willen zum Unterrichten gezwungen wird.

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