• An Leute, die Ahnung von sowas haben: Wäre es nicht sinnvoller, Post (inklusive Tel/Internet), Bahn und kommunalen Wohnungsbau zu verstaatlichen? Gefühlt würde ich sagen, es gibt wesentlich mehr Probleme mit Bahn und Post "als früher". Fängt bei den furchtbaren Subsubsubunternehmen von Telekom und DHL an und endet noch lange nicht beim Schienennetz. Und Internetanschluss sowie Fernverkehr und sozialverträglicher Wohnungsbau sind doch Grundbedürfnisse der Bevölkerung:weissnicht:

  • Ich habe mit den privaten EVU gute Erfahrungen gemacht. Gefühlt sind die zuverlässiger, als alles was DB Regio anbietet. Wie es empirisch aussieht, weiß ich natürlich nicht, aber grundsätzlich wäre ich eher gegen eine Verstaatlichung des Personenverkehrs. Bei Bussen ist dies ja auch nicht üblich, das sind zumindest bei mir in der Umgebung private Unternehmen.

    Verstaatlichen würde ich aber die Bahninfrastruktur, also Schiene und Bahnhöfe. Ich finde es ein Unding, dass die DB sowohl das Netz betreibt, als auch auf diesem Netz dann mit dem Betrieb von Linien beauftragt wird.

  • - Die deutsche Bundesbahn ist staatlich, sie befindet sich zu 100% im Besitz des Bundes. Es gibt private Bahnfirmen, die im allgemeinen einen besseren Ruf haben, als die DB.

    - Die Privatisierung des Telekommunikation-Marktes hat zu einem wesentlich besseren Angebot zu günstigeren Preisen geführt. Er ist nach wie vor staatlich stark reguliert, weil die Anbieter regelmäßig Lizenzen kaufen müssen, mit denen umfangreiche Auflagen verbunden sind. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie sich die Verbreitung des Internets entwickelt hätte, wenn es nur einen staatlichen Anbieter ohne Konkurrenz gegeben hätte.

    - Kommunaler Wohnungsbau ist staatlich, das steckt ja schon im Namen. Es ist in jeder Stadt jederzeit möglich, dass die Kommune im großen Maßstab selber Wohnungen baut, alleine das Interesse und die finanziellen Möglichkeiten sind nicht da.

  • Naja, die Bahn ist in 100% Staatsbesitz. Ich finde sie sollte weniger wie ein Unternehmen und mehr als Infrastruktur geführt werden. Ich finde es auch völlig unverständlich, wieso die Bahn operative Gewinne in nennenswerter Höhe an den Bundeshaushalt abführen muss, statt diese automatisch zu reinvestieren.

  • Wäre es nicht sinnvoller, Post (inklusive Tel/Internet), Bahn und kommunalen Wohnungsbau zu verstaatlichen?

    Bahn und Post waren mal Oberbehörden, somit staatlich. Zu Aktiengesellschaften wurde sie nur vermöge einer Verfassungsänderung. Also Zwei-Drittel-Mehrheit. Na? wer hat da alles dafür gestimmt? Doch wohl niemand von den Parteien, die sich jetzt darüber aufregen, dass so ein Streik aber auch arg doof sei?

  • - Die deutsche Bundesbahn ist staatlich, sie befindet sich zu 100% im Besitz des Bundes.

    Es ist aber eine Aktiengesellschaft. bei der haben die Aktionärinnen aber keinen Einfluss auf das operative Geschäft.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Es ist aber eine Aktiengesellschaft. bei der haben die Aktionärinnen aber keinen Einfluss auf das operative Geschäft.

    Es kann aber jederzeit eine Vorstand einsetzen, der exakt das tut, was die Anteilseigner wollen, bei einem Alleineigentümer sogar sogar besonders einfach. Außerordentliche HV und Austausch der Verantwortlichen sind da maximal eine Frage von Wochen. Faktisch hält sich der Vorstand auch an Weisungen des Eigentümers, die Politik wird nur den Teufel tun, und sich zB in einen Tarifkonflikt einmischen.

  • Es kann aber jederzeit eine Vorstand einsetzen, der exakt das tut, was die Anteilseigner wollen, bei einem Alleineigentümer sogar sogar besonders einfach. Außerordentliche HV und Austausch der Verantwortlichen sind da maximal eine Frage von Wochen. Faktisch hält sich der Vorstand auch an Weisungen des Eigentümers, die Politik wird nur den Teufel tun, und sich zB in einen Tarifkonflikt einmischen.

    Kannst du das noch mal in Leichte Sprache für mich übersetzen, bitte?

  • Mir kam auch als erstes in den Sinn, dass die DB ja aus genannten Gründen faktisch immer noch in Staatsbesitz ist. Das Problem ist offensichtlich der Staat selbst, der nicht gewillt ist, entsprechend zu finanzieren. Und gerade gestern habe ich gelernt, dass die Mitarbeitenden der SBB, die zwar auch eine AG aber genau wie die DB zu 100 % Staatsbesitz ist, gar nicht streiken *dürfen*. Im Grunde sind das immer noch Beamte, auch wenn sie offiziell nicht mehr so genannt werden und die dürfen, genau wie im deutschen Beamtenrecht, nicht streiken. Ich habe immer schon das Gefühl, das ist das Problem mit der DB, dass sie eben weder das eine noch das andere so richtig ist.

  • Im FAZ-Podcast wurde über die Streikerei gesprochen, wen es interessiert. Da es zwei Gewerkschaften gibt, die um Mitglieder buhlen, ist der Arbeitskampf wohl besonders intensiv und es gibt keine Gesetze weiter, die Streiks genauer regeln würden.


    In der Schweiz wird wohl prinzipiell erst verhandelt, weil es eine "Friedenspflicht" gibt. Allerdings gibt es auch grundsätzlich keine so schlechten Arbeitsbedingungen, dass jemand trotzdem hätte einen Streik anzetteln wollen. Hat anscheinend auch mit Traditionen zu tun, wie in welchem europäischen Land Arbeitskampf betrieben wird...


    Was hat es mit der AG auf sich, O. Meier , kannst du das nochmal erklären?


    Zur Telekommunikation, seid ihr sicher, dass das Angebot besser ist, als es mit staatlicher Versorgung wäre? Der Glasfaserausbau ist doch katastrophal. Und jeder Betrieb kann ein eigenes Kabel verlegen, in manchen Regionen wurde die Straße drei oder vier mal geöffnet. Ich hab vor bald 1,5 Jahren einen Vertrag unterschrieben, als die Telekom anfing, Glasfaser in der Straße zu verlegen. Nun stopfe ich denen das Geld in den Rachen und habe immer noch keinen Anschluss ans Netz, weil sie die einzelnen Hausbesitzer vertrösten und Mieter eh nix zu melden haben. Und dann noch die verschiedenen Zuständigkeiten, obwohl alle das rosa T haben, wird man weggeschickt und niemand ist für irgendwas verantwortlich, das nervt.

  • Friedenspflicht

    aka Streikverbot. Als Lehrpersonen sind wir eben keine Beamte und unterliegen auch keiner Friedenspflicht. Wir haben 2015 mal ernsthaft gedroht. Meine Erfahrung ist, dass die Hierarchien einfach sehr flach sind und man sehr schnell zusammensitzt um zu diskutieren. Und zwar ernsthaft, mit dem ganz klaren Ziel einer pragmatischsten Lösung.


    Das letzte, woran ich mich bezüglich Telekom erinnere, ist, dass eben diese mich vor der noch viel grösseren Unfähigkeit von anno dazumal O2 gerettet hat. Ich teile da etwas dein Gefühl, dass die Privatisierung bestimmter Lebensbeteiche nicht wahnsinnig vorteilhaft ist. Energie- und Gesundheitsversorgung sollten für mein Empfinden auch in staatlicher Hand sein.

  • Kannst du das noch mal in Leichte Sprache für mich übersetzen, bitte?

    Ein Vorstand arbeitet theoretisch unabhängig, wird bei einer Aktiengesellschaft aber von den Aktionären bestellt und kann von denen auch von seinen Aufgaben entbunden werden. Man benötigt 5% der Stimmen um eine außerordentliche Hauptversammlung ein zu berufen. Da der Bund 100% der Stimmen der DB hält, kann er das jederzeit machen, die Wahl eines neuen Vorstandes auf die Tagesordnung setzen.

    Formal ist der Vorstand nicht weisungsgebunden, er weiß aber um die beschriebene Situation, wenn sich eine AG zu 100% im Besitz eines Eigentümers befindet, wird er dessen Vorgaben umsetzen, so lange sie sich im Rahmen der Legalität befinden.

  • Man kann sich schön über die Streikerei bei der DB aufregen, sollte dabei aber nicht vergessen, dass Personalmangel bei den Lockführern ein mindestens genau so großes Problem ist. Unterm Strich scheint der Beruf nicht so attraktiv zu sein, dass Leute ihn in Scharen ergreifen wollen.

  • Man kann sich schön über die Streikerei bei der DB aufregen, sollte dabei aber nicht vergessen, dass Personalmangel bei den Lockführern ein mindestens genau so großes Problem ist. Unterm Strich scheint der Beruf nicht so attraktiv zu sein, dass Leute ihn in Scharen ergreifen wollen.

    Beim Streik geht es auch um die Arbeitszeiten im Schichtdienst. Der ist für Lokführerinnen besonders übel. Da gibt es nicht so etwas wie Nachtschicht von 22 bis 6. Die Dienstzeiten müssen ja zum Fahrplan passen. Die Lokführerin kann man nur im Bahnhof tauschen. So haben die sehr zerrissene Arbeitszeiten.


    Das macht krank. Ja, das ist unattraktiv.


    Als ich las, dass sie insbesondere fordern eine Fünf-Tage-Woche mit mindestens 48 Stunden frei zu bekommen. Dachte ich mir „Scheiße, das haben die noch nicht?“


    Für die, die sich darüber aufregen, dass so ein Streik unangenehme Folgen hat. Das Wort kommt vom englischen „Strike“, was so viel heißt wie „Schlag“, „Treffer“ oder „Angriff“. Das soll weh tun.

    • Offizieller Beitrag

    Für die, die sich darüber aufregen, dass so ein Streik unangenehme Folgen hat. Das Wort kommt vom englischen „Strike“, was so viel heißt wie „Schlag“, „Treffer“ oder „Angriff“. Das soll weh tun.

    Ich mag mich wiederholen: ja, es soll weh tun. Dem Arbeitgeber. Nicht dem Kunden. Der ist dann im Dienstleistungsbereich ein "Kollateralschaden", der von der Gewerkschaft bewusst in Kauf genommen wird.

  • Ich mag mich wiederholen: ja, es soll weh tun. Dem Arbeitgeber. Nicht dem Kunden. Der ist dann im Dienstleistungsbereich ein "Kollateralschaden", der von der Gewerkschaft bewusst in Kauf genommen wird.

    Diese Unterscheidung möchte ich nicht machen. Wie kommst du darauf, dass es nur der Arbeitgeberin weh tun soll? Es soll weh tun, und zwar ordentlich. Und in einem so öffentlichen Bereich eben auch öffentlich. Einfach mal mit dem Wagenheber in die Vitrine.


    Das ist kein Kollateralschaden sondern volle Absicht.

  • Ich denke, alles was zur Daseinsvosorge zählt gehört mindestens mal gemeinnützig organisiert.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Diese Unterscheidung möchte ich nicht machen. Wie kommst du darauf, dass es nur der Arbeitgeberin weh tun soll? Es soll weh tun, und zwar ordentlich. Und in einem so öffentlichen Bereich eben auch öffentlich. Einfach mal mit dem Wagenheber in die Vitrine.

    Warum sollte es dem Kunden weh tun. Der ist dich nicht der Arbeitgeber und sitzt nicht mit am Verhandlungstisch.

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