Interview mit Pisa-Chef Andreas Schleicher in der ZEIT

  • Bei ZEIT online (leider hinter der Bezahlschranke) ein aktuelles Interview mit Pisa-Chef Andreas Schleicher. Wahrscheinlich ist es morgen in der Printausgabe:


    ZEIT online: "Der Lehrerberuf ist finanziell, aber nicht intellektuell attraktiv"


    Es zeigt, dass er in einer anderen, schöneren Welt lebt (zur Zeit ist das China): "Ich bin aktuell in Qingdao in China. Da sehe ich bei Schulbesuchen fächerübergreifenden oder projektorientierten Unterricht. Die Kinder setzen sich selbst Lernziele, ihre Lehrkräfte beraten sie dabei ... So macht Unterricht mehr Spaß."


    Wie kann er China als Beispiel anführen? Er sieht dort nur, was er sehen soll.


    Ein weiteres Beispiel des Elfenbeinturms: "Aber ich höre immer diesen einen Satz: Die Schule kann die Probleme der Gesellschaft nicht lösen. Genau das sollten wir allerdings von Schulen erwarten. Sie sind die Gesellschaft von morgen."


    So ein Unsinn.

  • Er war selbst auf einer Walddorfschule, hat dann Physik studiert und hat null eigene Unterrichtserfahrung.

    Ist doch klar, dass er in einer eigenen Welt lebt, was Schule anbetrifft.

  • Fächerübergreifenden und projektorientierten Unterricht haben wir auch am Gymnasium. China interessiert mich nicht.

  • Ich bin an meiner Schule nicht intellektuell unterfordert. Ich finde es allenfalls intellektuell eine Zumutung, wenn mir ein Ex-Waldorfschüler ohne eigene Erfahrung als Lehrer erklären möchte, wie ich meinen Job zu machen habe.

  • Die Aussage im Titel ist nun nicht falsch, aber diesen PISA-Quatsch überhört man besser. Die Mängel des Schulsystems sind eben nicht (nur) PISA-Ergebnisse und die Befunde liegen seit Jahren vor. Man muss davon ausgehen, dass diese bewusst gewollt sind oder mindestens so in Kauf genommen werden.

  • Er ist in gewisser Weise ein Scharlatan, wenn er sein Renommee aus Bereichen, wo er Experte ist (PISA), dazu benutzt, seine Meinung zu Bereichen, wo er keine Expertise hat (Arbeitsbedingungen an Schulen), prominent in der Politik und Öffentlichkeit zu positionieren.

    Das hat gewisse Parallelen zu diesem Matheprof mit seinen Wutvideos, der mit Mathedidaktik keine Berührung hatte.

  • Ich finde es allenfalls intellektuell eine Zumutung, wenn mir ein Ex-Waldorfschüler ohne eigene Erfahrung als Lehrer erklären möchte, wie ich meinen Job zu machen habe.

    Dir Fehlt eben das Waldorf-Diplom

  • Walddorfschule

    Trifft das Niveau dieser Anstalten wahrscheinlich recht gut.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • "Intellektuell nicht attraktiv" ... das kann nur von einem Außenstehenden kommen. Man mag ja meinen, dass das, was in der Unter- und Mittelstufe in einem Fach besprochen wird auf einem intellektuell niedrigeren Niveau statt findet, in der Oberstufe kann das schon wieder anders ausschauen. Und auch in der Mittelstufe habe ich schon erlebt, dass etwas durch Schülerfragen durchaus anspruchsvoll wurde.

    Meine - auch intellektuelle - Herausforderung besteht darin, einen intellektuell herausfordernden Inhalt so herunter zu brechen und auf intellektuell niedrigem Niveau so darzustellen, dass die SuS ihn verstehen, ohne dass etwas Zentrales fehlt oder der Inhalt sogar falsch wird.


    Weitere Aussagen in dem Interview lassen erkennen, dass der Mann keine Ahnung von dem hat, was im Klassenzimmer passiert. Auch Mathematik scheint nicht seine Stärke zu sein, wenn er meint, man könne ja Eltern auch daheim besuchen ... ich hab im Schnitt 30 SuS in der Klasse und 6 Klassen. Hinweg je nach Wohnort der Eltern bis zu 1 Stunde, Rückweg bis zu 1 Stunde (ist jetzt recht hoch gegriffen, die meisten dürften so bei 20-30 Minuten liegen), Gespräch wohl auch mindestens 30 Minuten. Bitte realistische Ideen, wie man das in die Arbeitszeit noch reinpackt.


    Ich halte - als alter Knacker - die Idee, dass Lehrer Coaches sein sollen für wenig hilfreich, sie ist einerseits nicht neu und hat mich andererseits in der Realität nicht wirklich überzeugt.


    Immerhin gesteht er zu, dass das Erlernen von Wissen wichtig ist, unsere SuS könnten es nur nicht übertragen. Wenn die Übertragung so aussieht, wie in der auch in diesem Forum geposteten Pisa-Aufgabe (Planetenabstand), dann wird mir klar, wie er zu dem Schluss kommt.


    Ist auch schön, zu sagen, dass unsere SuS Meinung und Fakten nicht unterscheiden könnten ... sieht bei ihm aber recht ähnlich aus.

  • Weitere Aussagen in dem Interview lassen erkennen, dass der Mann keine Ahnung von dem hat, was im Klassenzimmer passiert

    Da ist er doch in guter Gesellschaft. Precht, dessen Buttplug Lanz, Hüther... wer mag noch ein paar dieser Gestalten aufzählen?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Was mich bei Hüther fasziniert ist der Umstand, dass er sich als Biologe der punktuell die Hirnchemie von Rattenhirnen untersucht hat, vor ein Auditorium stellt und erklärt wie Schule funktioniert .

    Umso schlimmer , das im Auditorium auch zahlreiche Lehrerkollegen sitzen und an seinen Lippen kleben.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • also ich stimm Schleicher zu, wenn er sagt, dass die Schule nicht intellektuell attraktiv ist, außer für so 4-5 Stunden alle paar Jahre, wenn es wieder mal neue Lehrpläne und/oder Obligatorik fürs Abitur gibt. deswegen wollte ich da aber auch nicht hin. der Rest ist hanebüchend.

  • Ich frag mich immer ob intellektuell attraktiv das ist, was unsere Hauptschulschüler mitreißend finden?


    Da gibt es einige gute Leuchten aber halt auch leider sehr viel mehr, die ganz andere Probleme als intellektuelle Attraktivität benötigen.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • also ich stimm Schleicher zu, wenn er sagt, dass die Schule nicht intellektuell attraktiv ist, außer für so 4-5 Stunden alle paar Jahre, wenn es wieder mal neue Lehrpläne und/oder Obligatorik fürs Abitur gibt. deswegen wollte ich da aber auch nicht hin. der Rest ist hanebüchend.

    Und welche Berufe sind (immer) intellektuell attraktiv? Auch ein Arzt oder Rechtsanwalt muss meistens Routinearbeiten erledigen.


    (Und ich überlege gerade, ob Schleicher intellektuell attraktive Arbeit leistet? Wenn solche Fehler in Pisa-Aufgaben vorhanden sind.)


    Ich schätze an meinem Beruf die Abwechslung. 2 Fächer, verschiedene Altersgruppen und vor allem verschiedene Schülerinnen und Schüler. Vieles ist nicht vorhersehbar. Ich finde Freude und Lachen auf jeden Fall wichtiger.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Wer intellektuell im Fachlichen gefordert sein möchte, hat mit meinem Studium die Möglichkeit in die Entwicklung oder die Forschung zu gehen. Ansonsten sind in den allerallermeisten Ingenieursjobs Standardaufgaben zu lösen, bei denen man aber seine passende Nische finden muss.

    In meinem Lehrerjob ist die spannendste intellektuelle Herausforderung, sich Gedanken über einen fachdidaktisch gut geplanten Unterricht zu machen. Und auch das wird zur Routine. Intellektuell herausfordernd wird es auf der fachlichen Ebene dann, wenn ich in ein ganz neues durch Fachbücher nicht abgedecktes Lernfeld/Lernmodul komme, das ich mir erarbeiten muss. Halt tiefer erarbeiten muss, als es dann im Unterricht "landet".


    Und ich bin da auch bei Kris24: Das, was du schätzt, macht mich auch in meinem Job zufrieden!


    PS: Und auch zum Schleicher: Wer so markant Stammtischparolen heraushaut, fliegt intellektuell bei solchen Aussagen nicht unbedingt auf Reiseflughöhe sondern auf Höhe der Grashalme.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ich bin aktuell in Qingdao in China. Da sehe ich bei Schulbesuchen fächerübergreifenden oder projektorientierten Unterricht. Die Kinder setzen sich selbst Lernziele, ihre Lehrkräfte beraten sie dabei ... So macht Unterricht mehr Spaß."

    Spaß im Unterricht ist doch auch schön. Und gerade von China hört man ja oft, wie viel Spaß die Menschen dort haben. Aber die deutschen Lehrkräfte haben keinen Humor, das kann man halt nicht ändern.

  • Spaß im Unterricht ist doch auch schön. Und gerade von China hört man ja oft, wie viel Spaß die Menschen dort haben. Aber die deutschen Lehrkräfte haben keinen Humor, das kann man halt nicht ändern.

    Stimmt. Hab eben noch mal in den Spiegel geschaut (also nicht Spiegel online sondern in den mit Reflexion und so): So was sauertöpfisches wie dieser Herr Finnegan, also der müsste mal nach China, damit er Spaß lernen kann! Was der wieder für ein Gesicht zieht... Habe mal ein Foto gemacht: :traenen:

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

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