Das ist einfach nicht wahr. Es geht um überhaupt keine Gruppe, es geht um das Feilschen auf Basaren, auf denen Waren offen ausliegen und Feilschen zum Kaufprozess gehört.
Na ja, ich wiederhole die Frage, die ich oben gestellt habe: Etymologisch ist es immerhin interessant, dass sich der "türkische Basar" eingebürgert hat, nicht etwa der Bauernmarkt. Im Prinzip scheint Kern der Redewendung der Bezug zu einer orientalischen Bildlichkeit zu sein, das ist zumindest mal bemerkenswert. Darin sehe ich schon einen mithin unbewussten Bezug zu einer Gruppe. Der negative Kontext wird im konkreten Beispiel (- in beiden Beispielen! -) nicht durch die Bezugsgruppe erzeugt, sondern durch das Framing: Das Verhandeln um Noten wird als negativ empfunden, zum Teil als Anmaßung und diese Einschätzung wird durch die Verwendung des sprachlichen Bilds ausgedrückt.
Ich hab auf die Schnelle (- ich lenke mich hier von Korrekturen ab -) nichts zur Konnotation von "Basar" konkret gefunden, immerhin aber zum "feilschen", was zumindest für mich zumindest die Assoziation im Kontext der Notenbesprechungen war. Ich geb gerne zu, dass im Originalbeitrag, in dem der "türkische Basar" eingeworfen wurde, nicht die Rede vom feilschen war, da ging es um den Begriff "Besprechung". Vielleicht ist es also nur meine Assoziation (- und scheinbar die von anderen hier; wenngleich offenbar nicht von allen).
ZitatUm das Image des Feilschens steht es nicht zum besten. Das belegt ein deutsches Sprichwort: "Der viel feilscht, hat wenig Geld". Feilschen - das tut man nicht. Beim Kauf wird nicht gehandelt. Der Kunde wartet bitteschön geduldig, ob ihm der Verkäufer vielleicht einen Preisabschlag einräumt. "Rabatt" und "Skonto" klingen auch gleich viel sauberer, jedenfalls nach korrekter Buchhaltung. Im Wort feilschen klingen unangenehme Töne mit. Es ist abwertend gemeint.
Der Große Duden läßt daran keinen Zweifel. Dort ist feilschen so definiert: "beim Kauf durch hartnäckiges, kleinliches Handeln einen möglichst günstigen Preis für etwas zu erreichen suchen" oder "den größtmöglichen Vorteil" herauszuschlagen. Damit scheint der Ausdruck eng verwandt mit dem ebenfalls negativ besetzten "schachern", das aus dem Hebräischen stammt. Gefeilscht - oder geschachert - wird nicht nur auf dem Basar. Kleinliches Gezerre gibt es auch in der Politik (um Kabinettsposten), in der Wirtschaft (um den Preis des Übernahmekandidaten) oder im Sport (um das Nachwuchstalent).
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/ge…s-feilschens-1282251.html
Ich wiederhole es gerne: Ich habe den Begriff "Rassismus" hier nicht eingebracht. Mir geht es um einen reflektierten Umgang mit Sprache, auch und vielleicht gerade von Sprachverwendung, an die wir uns unreflektiert gewöhnt haben. Ich halte auch nicht jemanden für einen Rassisten, der für Schokokuss und Paprikaschnitzel andere, eher obsolet gewordene Begriffe verwendet, finde aber, es schadet niemandem, sich darüber Gedanken zu machen, welche Implikationen die verwendete Sprache nunmal haben kann.
(EDIT - Ergänzung: Bei "Jedem das seine" sehe ich es ähnlich. Ich persönlich verwende es nicht, finde aber, dass es linguistisch durchaus einen Unterschied gibt zwischen Wendungen, die es seit langer Zeit gibt und die von den Nazis missbraucht worden sind, und solchen, die die Nazis für sich entwickelt haben. "Arbeit macht frei" geht gar nicht, bei "Jedem das seine" sollte man zumindest wissen, was hier der historische Hintergrund ist und sich dann reflektiert entscheiden, ob man sie einsetzt.)
Oder anders gesagt: Ich verwende in meinem Unterricht, wenn es um das Verhandeln von Noten geht, sehr bewusst das Bild vom Flohmarkt statt das vom Basar, da ich viele Schüler*innen mir arabischen Hintergrund habe und ich verhindern möchte, dass sich diese durch die kulturelle Assoziation speziell angesprochen fühlen. Muss man das machen? Nein, aber es tut auch nicht weh, ebensowenig wie es weh tut, ein Paprikaschnitzel zu bestellen. Die abendländische Kultur geht dadurch auch nicht unter.