Deutsch beibringen (Niveau B1)

  • Hallo liebe Leute,


    meine Freundin lebt im Ausland und es ist eine Fernbeziehung. Sie möchte sich allerdings nächstes Jahr für ein Studium hier in Deutschland bewerben und in diesem Kontext Deutsch lernen.

    Sie benötigt mindestens B1 bis März 2025, besser wären aber B2 oder C1. Sie hat keinerlei Vorkenntnisse und kann nur Englisch.

    Welches Sprachniveau ist bis März 2025 realistisch zu erreichen, wenn man zwei mal wöchentlich 1,5 Stunden Unterricht macht?


    Ich studiere Grundschullehramt mit dem Fach Deutsch (DaZ/DaF kommt bei uns leider erst im Master vor) und frage mich inwiefern ich auf didaktische Inhalte aus dem Studium zurückgreifen kann.

    Mit ist bewusst, dass sie natürlich keine Grundschülerin ist, aber ich denke dass ich die ein oder andere Sache schon anwenden kann.


    Habt ihr vielleicht Tipps wie ich strukturiert dem Ziel B1 mit ihr näher kommen kann? Sollte ich mich eng an ein Lehrwerk/Lehrwerksreihe halten? Wenn ja, welches Lehrwerk? (Schritte plus, Begegnungen, Das DaZ Buch?) Was eignet sich am besten.

    Mein Problem ist halt, dass ich gerne den Weg mit ihr gehen möchte, aber nicht unbedingt weiß wo ich genau anfangen soll, wie ich strukturell weitergehen soll und in welcher Reihenfolge.


    Vielen Dank schon mal für Eure Tipps :)

    • Offizieller Beitrag

    1) Ich würde keinen Sprachkurs in einer Beziehung einbauen. Deutsch sprechen / Konversation ist viel hilfreicher, auch wenn es in einer Fernbeziehung schwierig ist.
    2) Die Integrationskurse in Deutschland dauern 6 bis 8 Monate, 2 mal die Woche 4 Stunden, um von 0 auf B1 zu kommen. Und die Leute, die den Wortschatz außerhalb des Kurses nicht täglich üben und anwenden, schaffen die Prüfung nicht.

    3) Was sind die sprachlichen Voraussetzungen? Muttersprache? andere germanische Sprache bekannt? Sprachen bisher in einem institutionalisierten Kontext gelernt?
    4) Welche Möglichkeiten einer Deutsch-Immersion gibt es? (Besuch in Deutschland, usw..)

  • Ich würde davon absehen in einer Beziehung als Lehrkraft zu fungieren. Das schafft ein Ungeichgewicht, Augenhöhe geht verloren.

    Was du tun kannst: Versuche mit ihr Deutsch zu sprechen, sobald sie es (in der Sprachschule) ein wenig gelernt hat.

    Was sie tun kann: Sich jede Menge Youtube Videos anschauen, die sich an Deutschlernende richten, Deutsches Fernsehen/Podcasts konsumieren, versuchen mit dir Deutsch zu sprechen... Wenn man sich dahinterklemmt ist es machbar.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Also sie kommt aus Aserbaidschan und möchte ein Bachelor-Studium hier in Deutschland starten.

    Für Deutschland braucht sie ein Visum und das wird ihr nur bei einer Studium/Stipendiumzusage gewährt.

    Für das Studium benötigt sie zum Bewerbungszeitpunkt mindestens B1, wenn sie garantieren kann, dass sie zu Studienbeginn B2 erreicht.

    Sie hat leider wenig Geld und kann sich die Deutschkurse in Aserbaidschan selber nicht leisten, sodass wir einen anderen Weg finden möchten.

    Aus diesem Grund wollte ich mit ihr zusammen Deutsch lernen bzw. ihr beibringen.


    Bisher kann sie Englisch auf B2 Niveau, Türkisch auf C1 Niveau und Französisch auf A2 Niveau neben ihrer Muttersprache Aserbaidschanisch.


    Habt ihr mit diesen Informationen vielleicht bessere Vorschläge wie sie am besten vorgehen kann bzw. wie ich sie unterstützen kann?


    Vielen Dank schon mal :)

  • Dann ist sie aber zumindest in der lateinischen Schrift alphabetisiert und erfahren im Erlenen neuer Sprachen. Das ist schon mal eine großer Lernvorteil. Man kann, wie gesagt mittlerweile auch viel über youtube, Apps, etc. lernen. Dafür muss man aber sehr diszipliniert sein. Ich weiß nicht, ob ich das könnte.

    Ich weiß ja nicht, wieviel die Kurse dort kosten, aber wenn die Liebe so groß ist, kannst du ihr ja vielleicht finanziell aushelfen.

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  • Ich würde auch lieber einen Kurs finanzieren und dann das Vorgegebene zusammen üben. In Baku gibt's auch ein Goetheinstitut, wenn ich es richtig sehe, vielleicht ist es dort nicht so teuer? Weiß ich aber nicht. Zumindest hat man dann gleich sein Zertifikat.

    Ansonsten ergibt zumindest ein Lehrwerk Sinn, an dem man sich entlang hangelt, sonst hast du ja überhaupt keine Struktur. Welches euch davon gefällt, ist son bisschen auch Geschmackssache. Einer didaktischen Logik folgen alle.

  • Beim Goetheinstitut gibt es gute Online-Sprachkurse und Materialien.
    Linktipps für kostenfreie Materialien für DaF/DaZ hab' ich hier zusammengestellt - darunter auch kostenfreie Lehrbücher zum Download und Bildwörterbücher:
    https://schulbibo.de

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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    • Offizieller Beitrag

    Wenn es hauptsächlich um das Zusammensein geht:
    Es löst das Deutschproblem erstmal nicht, aber: Kommt auch ein englischsprachiges Studium in Deutschland für sie in Frage? Es ist vielleicht erstmal einfacher (und leicht sinnvoller) das Englische zu festigen. Je nach deiner geografischen Lage (NRW ist ja groß) kämen die Niederlande vielleicht auch in Frage (dort gibt es mehr englischsprachige Angebote).
    Mit einem Visum für die Niederlande dürfte (Achtung, Konjunktiv, ich bin nicht 100% sicher, aber so mein Kenntnisstand), dürfte sie dich auch regelmäßig in Deutschland besuchen.

    Und je nach Alter und Vorbildung (aber ich habe auf die Schnelle nicht finden können, welche Regel für Aserbaidjani gelten):
    1) AuPair (mit ihren Sprachen gar nicht sooo abwegig)

    2) Freiwilligendienst (zum Beispiel Kultur und so)

    Ich kenne mehrere Menschen aus dem Nicht-Schenghen-Raum, die zumindest so auch Deutsch (zugegeben:weiter)gelernt haben.
    Eine Aserbaidjani war AuPair in Deutschland (nach ihrem Bachelor in Politikwissenschaft in Baku..), zwei aus Weißrussland waren eine AuPair, eine mit einem Freiwilligendienst. Alle konnten vorher ein bisschen oder gut Deutsch, aber ich weiß nicht, ob es eine Rolle für die Papiere spielt.

    (und wegen Alter und so: sie waren alle Mitte 20 zu dem Zeitpunkt, ich war selbst mit Ende 20 AuPair, den Organisationen ist es egal und man hat dann eine Anbindung an eine Familie).
    Wenn sowas für dich/euch in Frage kommt, findet ihr vielleicht in deiner (weiten) Umgebung eine Lösung.

  • Es gibt auch kostenlose Möglichkeiten,

    Duolingo ist an sich kostenlos, wird aber nicht weit genug führen,

    von der VHS gibt es „Ich will Deutsch lernen“

    https://www.vhs-lernportal.de/wws/9.php#/wws/home.php

    Da könntest du dich als Lehrkraft registrieren und sie in den Kurs nehmen.


    Vom Goethe-Institut gibt es mehrere andere Deutschkurse mit Videos und Übungen.


    Da kann man im eigenen Tempo lernen, mit Englisch und Französisch im Hintergrund und viel Erfahrung im Sprachenlernen geht es dann vielleicht auch schneller.


    Und dann kann sie immer noch Texte schreiben/ die Briefe schreiben oder ihr geht Übungen gemeinsam durch.

  • Vielen Dank für diese Antwort.
    Sie möchte "Fine Arts" studieren und das ginge an Kunstakademien in NRW. Allerdings sind all diese Studiengänge auf Deutsch. Nur in Berlin würde es Angebote in englischer Sprache geben, was allerdings zu weit weg für uns wäre, da wir planen, dass sie mit mir zusammenzieht.

    Somit würde sich die Sache mit dem AuPair auch schwierig gestalten, weil sie ja dann hauptsächlich bei der Gastfamilie vor Ort sein muss.
    Trotzdem ist es natürlich eine denkbare Idee, die wir auf jeden Fall miteinander diskutieren sollten.

    Ansonsten geht es aber natürlich primär um das Erlernen der deutschen Sprache, weil das öffnet natürlich die meisten Türen und ist langfristig gesehen natürlich sinnvoll, wenn sie hier leben möchte.

    • Offizieller Beitrag

    Ich sage es mal so: zwischen der AuPair-Familie in Duisburg, während du in Münster wohnst und einem Aufenthalt in Baku hat sich die Distanz trotzdem verkleinert.
    Und wenn eine solche Lösung in Frage kommt, kann man auch sicher auf Ideen kommen, die Familie in Münster zu finden, die Interesse an ein AuPair hat. Irgendwie willst du sicher auch nicht, dass sie bei dir lebt und komplett von dir abhängig ist.. Als Studentin muss sie trotzdem für ihr Visum eine hohe Summe auf dem Konto als Garantie nachweisen und darf nur eingeschränkt arbeiten.
    Das Erlernen der Sprache als erster Schritt bringt vielleicht leichte Opfer (aber nur leichte..), langfristig ist es aber wertvoll.
    Hat sie sonst eine Qualifikation / Ausbildung, mit der sie in Deutschland arbeiten könnte?

    Weitere Alternative:
    Irgendwo zusammen sein, wo sie problemlos sein darf. Zum Beispiel Türkei? (laut ChatGPT) Erasmus-Studiensemester in Istanbul machen?
    (aber es verschiebt nur das Ganze. Ich musste nur an eine Kollegin denken, die ihr Master (kein Lehramt) in Spanien gemacht hat, um mit ihrem damaligen Freund, aus Südamerika, zusammen zu sein. Nach zwei Jahren sind sie nach Deutschland, haben geheiratet und er kam mit. Es sind 15 Jahre, sein Deutsch ist allerdings noch gebrochen und er arbeitet in einem Hilfsjob, sie ist seitdem die Hauptverdienerin, mit mehreren Kindern.
    Also: für euch: legt eine gute Grundlage in die Sprache, auch wenn es Zeit kostet und am Anfang frustrierend ist)

  • Hallo,


    bei uns in der Sprachschule rechnen wir in den Kursen mit circa sechs Monaten pro Niveaustufe (bei ein Mal Unterricht pro Woche, die Integrationskurse haben ein höheres Tempo). Bei motivierten und geübten Lernen kann das aber auch durchaus schneller gehen!


    Den eigenen Partner oder die Partnerin regelmäßig zu unterrichten, davon würde ich aus eigener Erfahrung auch eher abraten. Egal, was für ein Fachwissen man hat, es ist doch immer etwas Anderes, mit Menschen zu arbeiten, die einem so nahe stehen. Aber hin und wieder mal zusammen zu üben, warum nicht 😊


    Wir arbeiten in den Integrationskursen mit "Linie 1" und ich finde die Reihe gut gemacht. Für eine junge Frau mit Studienwunsch würde ich aber vielleicht eher ein anderes Lehrwerk empfehlen, etwas, was mehr auf die Lebenswirklichkeit junger Menschen und Studieninteressierte ausgerichtet ist und dann auch nach und nach den Wortschatz vermittelt, den man in diesem Kontext braucht . Dazu dann auf jeden Fall eine ordentliche Grammatik besorgen.

    Ansonsten gibt es auch auf YouTube und Co. viele tolle DaF-/DaZ-Accounts. Unsere Schüler mögen die Serie "Nicos Weg" ganz gerne.

    Im Unterricht arbeite ich auch gerne mit den kostenlosen Lernmaterialien vom Goethe Institut, dort findet man z.B. auch Hörverstehensübungen. Auch die gängigen Buchverlage in diesem Bereich stellen oft kostenlose Materialien bereit.


    Muss/möchte deine Freundin auch die DSH-Prüfung machen? Mein Partner hat damals einen speziellen Vorbereitungskurs dafür gemacht und es hat ihm sehr geholfen. Da war er allerdings schon in Deutschland.

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