Hallo zusammen,
als Neuling hier im Forum eine herzliche Begrüßung an alle. Ich bin hier gelandet, weil ich mir in meiner momentanen Situation ein wenig Frust von der Brust reden muss und dabei vllt. auf den ein oder anderen Rat / die ein oder andere Perspektive hoffe.
Zur Situation:
ich befinde mich z.Z im dritten Berufsjahr, nach 2 Jahren ref und ~10 Jahren in diversen Funktionen (Schulbegleitung, Vertretungslehrer, (...)) im Schulbetrieb. Ich habe nach dem Ref an meiner Ausbildungsschule unterrichtet und musste leider dort nach 2 Jahren eine Versetzung beantragen. Nun bin ich seit August an einer neuen Grundschule, wo ich auch prompt eine Klassenleitung für die Klasse 1 bekommen habe. In der neuen Schule bin ich auf eine Kultur gestoßen, die vom Leistungsdenken in einem Grad durchzogen ist, den ich noch an keiner Schule so offensichtlich vorgefunden habe.
Im Rahmen meiner Einführung dort bin ich am zweiten Tag von Kollegen und Kolleginnen über die Gangart der Schulleitung vorgewarnt worden. Hier muss es in der Vergangenheit wohl zu Vorfällen gekommen sein, wo Lehrkräften bestimmte Unterrichtsmethoden verboten worden seien, fachliche Inhalte verpflichtend vorgegeben und Kolleginnen und Kollegen wegen Klassenarbeiten so zugesetzt wurde, dass diese danach in Tränen im Lehrerzimmer gesessen haben. Alles das ist natürlich nur Info aus zweiter Hand, aber erstmal erzeugt es einen bestimmten Eindruck - unabhängig davon, was stimmt und was (möglicherweise) etwas überdramatisiert worden ist.
Anschließend wurde mir im Laufe der Zeit das Leistungssystem der Schule näher gebracht. Klassenarbeiten werden vom Konrektor diktiert und ausgegeben. Diese sind nicht am Unterrichtsinhalt orientiert, sondern orientieren sich an einem Niveau, was der Konrektor festlegt. Dieses Niveau erfährt man dann allerdings erst im Gespräch, weil ein hauseigenes Leistungskonzept (wo sich solche Informationen finden ließen) nicht existiert.
Dieses Gespräch findet, laut Erzählung der Belegschaft, aber nicht auf Augenhöhe statt, sondern hier wird wohl vorgeworfen und schikaniert.
Die Ergebnisse der Klassenarbeit sind dann bei der Direktorin einzureichen. Diese erhält eine Notenliste, und eine Kopie aus jedem Drittel der Notenskala (eine 1-2, eine 3-4 und eine 5-6). Da das geforderte Niveau allerdings so hoch ist, dass der Schnitt der Klassenarbeit bei 4,x liegt, wird man dann zum Gespräch gebeten und darf Rechenschaft ablegen. Das ganze gipfelt dann soweit, dass Lehrkräfte zur Versetzung gezwungen worden, weil sie die entsprechenden Notenschnitte nicht erreichen konnten.
Meine Gedanken dazu:
Erstmal wie gesagt finde ich das Leistungsniveau übertrieben. Wenn ich Tests so schwer gestalte, dass ich selber Fehler in den Musterlösungen mache, dann läuft was falsch. Mal ganz davon abgesehen, was es mit Kindern macht, die so früh schon mit so einem Leistungsdruck konfrontiert werden. So wirklich Motivation, wenn meine Noten die 4 nicht übersteigen, kommt bei den Kids da nicht auf.
Dann finde ich die Art und Weise einfach unfassbar unprofessionell. Natürlich dürfen Anforderungen gestellt werden, aber doch unter Grundsätzen von Transparenz und Nachvollziehbarkeit (und nicht von Willkür und täglich wechselnden Ansichten). Mal ganz davon abgesehen, dass die Rückmeldungen zwar glaube ich Kritik sein sollen, dabei allerdings der konstruktive Teil für mich fehlt. Das Ergebnis ist dann Schikane - und ob ich mich nach dem Ref nochmal schikanieren lassen muss, halte ich für fragwürdig.
Generell schreibe ich diese Zeilen gerade mehr aus Sorge als aus allem anderen. Ich bin Lehrer geworden, weil ich Kindern Spaß am Lernen vermitteln möchte. Und mit dieser Einstellung komme ich hier an meiner neuen Schule potentiell in sehr große Konflikte, von denen ich nicht weiß, wie ich mit ihnen umgehen soll.
Liebe Grüße
Killercat