Minderbezahlung der Personalstelle trotz vollem Arbeitsumfang

  • Hallo, liebe Kolleg*innen!


    Ich möchte euch hier von einem Umstand berichten, der durch unseren Arbeitgeber verursacht wurde und durch den meine Kollegin und ich einen erheblichen Gehaltsnachteil erhalten haben. Bitte nehmt ihn zum Anlass, um darüber mit euren Kolleg*innen zu sprechen, genau in den Gehaltsabrechnungen nachzuschauen oder gar mir zu schreiben, wenn euch ähnliches passiert ist.


    Vor nunmehr 3 Jahren habe ich eine Konrektorenstelle angetreten und haben parallel dazu meinen Arbeitsumfang von 85 % auf 100 % hochgesetzt. Alle nötigen Angaben wurden über die Programme Reliv usw. über meinen Schulleiter eingetragen. Ich wurde auch von der Schulaufsicht mit 100 % berücksichtig, wenn man auf die Auslastung der Schule schaute. Einen Teilzeitantrag hatte ich nicht gestellt. Nach den Sommerferien erhielt ich sodann auch mehr Gehalt. Meine Nachlässigkeit war darin zu sehen, dass ich nicht genau prüfte, wie viel es sein sollte.

    Das Ganze ging 2 Jahre so. Da ich unsere Abrechnungen bis dato als sehr undurchsichtig und begrifflich an verschiedenen Stellen unverständlich empfand, legte ich sie immer einfach nur brav ab.


    Erst als im Sommer eine Kollegin weinend im Büro stand und erzählte,dass sie seit 2 Jahren falsch bezahlt werden würde, weil der Beschäftigungsgrad falsch eingetragen worden sei, wurde ich hellhörig.

    Als ich dies bei mir nun nachprüfte, musste ich ebenso sehen, dass ich 2 Jahre lang weiterhin mit 85 Prozent abgerechnet worden war. Nur hatte ich das aufgrund der Höherstufung durch die Konrektorenstelle nicht bemerkt.


    Nun kommt der Kracher: Zwar erkennt das die Personalstelle mittlerweile an, dass ich zu 100 Prozent gearbeitet hatte, doch in unserem Vertrag gilt eine Verjährungsfrist/Ausschlussfrist von 6 Monaten. Das bedeutet, dass man später als 6 Monate nach solchen Fehlern der Personalstelle, das Geld nicht mehr erhalten kann.

    Bei meiner Kollegin und mir handelt es sich jeweils um gut 10.000 Euro.


    Ich finde das skandalös und vermute, dass es noch viele dieser Fälle gibt. Die GEW verteidigt die Personalstelle tatsächlich noch aufgrund dieser Ausschlussklausel. Meiner Kollegin wurde sogar der Rechtsschutz verwährt, obwohl sie in der GEW Mitglied war, weil die Aussicht auf Erfolg dahingehend so gering sei. Sie hätte besser lesen sollen.Sie trat daraufhin aus. Dem Personalrat ist zwar das Versagen der Personalstelle bekannt, aber er wollte sich nicht schriftlich äußern. Der Schulrat schweigt.

    Ich klage nun vor Gericht auf Organisationsverschulden seitens der Pers

    onalstelle in der 2. Instanz.


    Nehmt das bitte gerne als Mahnung für eure Durchsicht der Gehaltsabrechnungen.


    oder:


    Falls euch oder anderen Kolleg*innen ähnliches passiert ist, schreibt mir gerne.

    Ich würde es gern öffentlich machen, falls es sehr viele Kolleg*innen betreffen sollte.

  • Nun kommt der Kracher: Zwar erkennt das die Personalstelle mittlerweile an, dass ich zu 100 Prozent gearbeitet hatte, doch in unserem Vertrag gilt eine Verjährungsfrist/Ausschlussfrist von 6 Monaten. Das bedeutet, dass man später als 6 Monate nach solchen Fehlern der Personalstelle, das Geld nicht mehr erhalten kann.

    Das ist zwar wirklich übel, aber solche Ausschlussfristen sind üblich und laut BAG von Gerichten auch zwingend zu beachten. Das gilt sogar dann, wenn diese Fristen nicht direkt im Arbeitsvertrag, sondern nur im Tarifvertrag verborgen sind. In beiden Fällen müsste der AN davon Kenntnis haben und muss sich das verspätete Geltendmachen von Ansprüchen zurechnen lassen.


    Das hier kann ich allerdings nur bekräftigen:

    Nehmt das bitte gerne als Mahnung für eure Durchsicht der Gehaltsabrechnungen.

  • Ich will niemandem zu nahe treten, aber ich schaue bei jeder Abweichung von der Summe, die ich monatlich erwarte zu erhalten genau hin. Und zwar von Anfang an. Es irritiert mich sehr, dass das scheinbar abgewunken wird mit "Wird schon stimmen".

  • Das ist ja auch mein Fehler. Da darfst du ruhig zu nahe treten.

    Dennoch bleibt der Umstand, dass ich vermute, dass das Problem nicht selten auftritt , totgeschwiegen oder abgewiegelt wird oder es andere gar nicht erst bemerken, weil sie dem Arbeitgeber so viel Vertrauen gegenüber bringen, dass sie ihn nicht kontrollieren.

  • Ich finde das skandalös und vermute, dass es noch viele dieser Fälle gibt. Die GEW verteidigt die Personalstelle tatsächlich noch aufgrund dieser Ausschlussklausel. Meiner Kollegin wurde sogar der Rechtsschutz verwährt, obwohl sie in der GEW Mitglied war, weil die Aussicht auf Erfolg dahingehend so gering sei.

    Da gibt es nichts zu verteidigen und natürlich auch keinen Rechtsschutz, weil die Entscheidung, nur die letzten 6 Monate zu korrigieren, nicht nur rechtlich korrekt, sondern zwingend ist. Sie ergibt sich aus den genannten Fristen. Das ist bitter, weil der ursprüngliche Fehler nicht bei dir bzw der Kollegin lag, der Fehler, die Abrechnungen 2 Jahre lang nicht zu prüfen allerdings schon.

  • Kurze Anmerkung: Ich persönlich erhalte schon Rechtschutz. Meine Kollegin erhält ihn von der GEW nicht, obwohl sie Jahre lang dafür zahlte.

    Und: Ich klage nicht gegen die Ausschlussfrist, sondern aufgrund des Organisationsverschuldens der Personalverwaltung des Senates von Berlin.

  • Aber für die letzten 6 Monate sollte sie auch keinen Rechtschutz brauchen, sondern das sollte so durchgehen. Hat sie es denn dann hoffentlich sofort beanstandet, dann ist die Frist ja gewahrt.

    Gilt übrigens auch umgekehrt. Das Land Berlin schafft es oft nicht innerhalb von 6 Monaten die zuviel gezahlten Tage aufgrund des Streiks rechtzeitig zurück zu fordern. Haben sie auch Pech, ist dann auch weg.

  • Das ist super ärgerlich und tut mir wirklich leid für euch. Deshalb danke für die Warnung. Das gleiche gilt auch für die Beihilfe, wobei da die meisten misstrauischer sind.


    Ich glaube dass es viele Lehrer gibt, die davon ausgehen, dass Ämter sehr genau arbeiten. Dann kommt noch hinzu, dass viele das Gehalt als sehr gut empfinden und deshalb gar nichts von Bezügetabellen und Stufen wissen (wollen). Und dann ist man oft so im Stress, dass alles nicht dringliche erstmal gestapelt wird.

  • Ernsthaft? Was könnte dringlicher sein als meine Besoldung? Ja wohl nicht die Klassenarbeit der 7c.

    Naja, beim einen bekommst du evtl. Druck, beim anderen nicht.

    Und ja, gerade in Berlin sind die so unübersichtlich die Gehaltsabrechnungen und kommen meist erst viel viel später als das Gehalt, dass es für einige schwierig ist auch nur ansatzweise zu verstehen, was da berechnet wurde.

  • Ja, wir haben beide ein halbes Jahr zurückerstattet bekommen.


    Was mich ärgert ist, dass die Evalution gar nicht erst dahin geht zu erkennen, wo die Fehler liegen oder wie sie ausgebessert werden können. Meine Kollegen haben nicht selten Schwierigkeiten Fehler der Personalstelle "auszufechten". Das kostet viel Zeit. Dort herrscht absoluter Personalmangel und man arbeitet oft analog mit Aktenordnern, sodass "Mann" gar nicht in der Lage ist, die Qualität zu bringen. Das war auch die Aussage eines Mitarbeiters am Telefon.


    Mich stört auch, dass GEW, Schulaufsicht und Personalrat zu diesen Umständen schweigen.


    Übrigens gibt es offensichtlich mehrere Urteile, durch die hervorgeht, dass eine Mehrvergütung auch noch Ablauf der 6 Monate von der Personalstelle zurückgefordert worden ist.


    Für mich ist das alles nicht verständlich oder anders: Ich kann kein Verständnis entwickeln. Deswegen versuche ich es wenigstens.

  • Bei mir wurde mal der falsche Familienzuschlag gezahlt. War mir auch nicht aufgefallen, da ich vorher Angestellte war und dann auf der Abrechnung Stufe 2 stand. Da wir da noch zwei berechtigte Kids hatten, hab ich das nicht weiter geprüft. Es fiel dem LBV auf, als das große Kind 18 wurde und die Berechtigung für das Kindergeld geprüft wurde. Es wurden dann alle 16 Monate nachgezahlt.


    Seitdem prüfe ich meine Abrechnung immer. kleiner gruener frosch das würde ich an deiner Stelle daher immer machen.


    @TE: blöd für dich. Musst du wohl unter Lehrgeld verbuchen.

  • Berlin ist glaub ich was man liest und hört noch mal eine andere Hausnummer…


    Da herrscht für mich in allen Bereichen das blanke Chaos.

    Tut mir sehr leid für diejenigen die betroffen sind .


    Ich bin bei meinen Gehaltsabrechnungen auch eher pingelig.. meinem Mann könnte das aber auch passieren… er hat da auch eher die Mentalität „wird schon stimmen“ und würde auch nie etwas monieren… daher lege ich ihm den Widerspruch zur Besoldung jährlich einfach nur zur Unterschrift hin.


    Schade, dass vielen das Geld so egal ist… bis sie dann zu spät die Fehler bemerken.


    Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Klage..

  • Wenn du Rechtsschutz versichert bist: wende dich doch mal an einen Anwalt. Vielleicht bringt es ja was.

  • Bei einer (sicher nicht repräsentativen Umfrage) in unserem 40-köpfigen Lehrerkollegium verstehen über 90 Prozent ihre Abrechnungen nicht oder teilweise nicht. Das liegt nicht an der geballten Doofheit, sondern an bis zu 20 Positionen, die noch nie ein Mensch gehört hat.Darin sind Abkürzungen enthalten, die nur die Personalstelle versteht.Eine Anlage gibt es nicht. Sogar mein Anwalt für Arbeitsrecht war hier an einigen Stellen kurzweilig überfordert.

    Der Richter in der ersten Instanz erklärte, dass er oft seine Abrechnungen vom Land Berlin selbst nicht versteht. Da musste ich dich etwas lächeln.


    Kein Grund aber nachzubessern. Das ist sehr unbefriedigend. Daher nun die 2.Instanz.

  • Da herrscht für mich in allen Bereichen das blanke Chaos.

    Gilt durchaus auch für andere Länder. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass die Berliner Abrechnungen noch undurchsichtiger sein können als z. B. die bayerischen.

    Ich bin bei meinen Gehaltsabrechnungen auch eher pingelig

    Das nützt dir nichts, wenn die Situation so ist wie hier geschildert:

    Das liegt nicht an der geballten Doofheit, sondern an bis zu 20 Positionen, die noch nie ein Mensch gehört hat.Darin sind Abkürzungen enthalten, die nur die Personalstelle versteht

    Oh, wie habe ich es immer geliebt (übrigens sowohl als Referendar wie als Angestellter in Bayern): Hinz-Betrag, Aufrollungsdifferenz, Abrollungsdifferenz, Verrechnung Vormonate, … wer nennt die Namen, kennt die Orte?

    Jetzt, als Angestellter in der privaten Wirtschaft: Brutto, Lohnsteuer, KV, PV, AV, Netto - fertig. 5 Zeilen, 11 Monate lang gleich, im 12. Monat mit Sonderzahlung. Warum geht das im Staatsdienst nicht? Jahrzehntelang war es doch Beamtenprivileg, jeden Monat exakt das gleiche Gehalt zu bekommen. Was soll also diese bescheuerte Rechenorgie, die - in ganz normalen Monaten, wohlgemerkt! - durchaus 4 Seiten umfassen kann? Ich bin davon überzeugt, dass jeden Monat zehntausende Kollegen im öD Einbußen haben und es schlicht nicht merken (können).

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Auf unseren Abrechnungen steht tatsächlich gar nicht so viel drauf.

    Grundgehalt

    Zuschläge - Kinder - verheiratet

    Bei meinem Mann die Zulage .. Ich die Angleichung für a 13 in Stufen und ich meine noch die VL

  • Jetzt, als Angestellter in der privaten Wirtschaft: Brutto, Lohnsteuer, KV, PV, AV, Netto - fertig. 5 Zeilen, 11 Monate lang gleich, im 12. Monat mit Sonderzahlung. Warum geht das im Staatsdienst nicht? Jahrzehntelang war es doch Beamtenprivileg, jeden Monat exakt das gleiche Gehalt zu bekommen. Was soll also diese bescheuerte Rechenorgie, die - in ganz normalen Monaten, wohlgemerkt! - durchaus 4 Seiten umfassen kann? Ich bin davon überzeugt, dass jeden Monat zehntausende Kollegen im öD Einbußen haben und es schlicht nicht merken (können).

    Das Land Baden-Württemberg kann es auch.


    Ich finde die Aufstellung sehr übersichtlich und es wird noch bei Änderung dieser Posten ausführlich erklärt. Mehr als eine halbe Seite (ausgefüllt, Tabelle ist eine Seite vorgedruckt) war es bei mir trotz einiger extra Posten noch nie (evtl. Erklärungen stehen auf der Rückseite (bei Papierform), mir reicht das Kundenportal (kein extra Ausdruck für mich).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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