gentle parenting...

  • Ja, das ist ein Trend und wird in Teilen im Studium/Seminar so vermittelt (die Mitbeteiligung)

    und trifft auf Kinder, die auch zu Hause den Ton angeben, weil sich niemand kümmert oder weil Prinz und Prinzessin immer glücklich sein sollen.


    Daneben habe ich überlegt, ob die Kinder über die Corona-Zeit einfach (zu) oft gehört haben, dass es nicht so schlimm sei, dass etwas gerade nicht möglich sei

    und dass sie mehr Zeit zu Hause verbracht haben und deshalb weniger Erfahrung in Gruppen haben.

  • Die Schneeflockenhaftigkeit ist ja auch nur eine Facette des beschriebenen Verhaltens und davon haben wir an der Schule massig.


    Ich hab mich tbh nicht mit gentle parenting beschäftigt (habe andere Erziehungsvorbilder und bin eh meist eher antisocialmediatrend), könnte mir aber vorstellen, dass diese Bedürfnisorientierte Erziehung eigentlich garnicht so problematisch ist, aber massiv falsch verstanden und umgesetzt bzw als Ausrede missbraucht wird.


    Es ist doch prinzipiell einsehbar, dass man nicht völlig an seinen Kindern vorbei erziehen möchte und wenn ich Kartoffeln oder Nudeln zum Mittagessen kochen kann, untergräbt es nicht meine Autorität, wenn das Kind mitbestimmen darf. Und ich muss ja auch nicht brüllen oder fies sein, um zu zeigen, wo es lang geht. Aber man sollte halt nicht Bedürfnis mit Wünschen verwechseln - Kinder wissen naturgemäß manchmal halt nicht, was sie brauchen. Darüber hinaus denke ich, dass Kinder mit entgrenztem Verhalten eigentlich die Grenze suchen.


    Ich vermute, dass hier auch die Verhältnisse eine grosse Rolle spielen: wenn beide Eltern VZ arbeiten müssen und das Kind 40 Stunden in der Betreuung haben, dann wollen sie vielleicht in den wenigen gemeinsamen Stunden einfach ne schöne Zeit miteinander verbringen und nicht Grenzen setzen.

    Neinsagen durchziehen ist imho echt hart - es macht mir absolut keinen Spass, fest zu bleiben und mein Kleinkind bittere Tränen heulen zu sehen. Aber wenn man mit anderen auskommen und ein sozial erfüllendes Leben führen möchte, muss man halt auch Grenzen akzeptieren. Und das coole ist ja, die Anfälle werden weniger und kürzer und wenn sich mein Kind an meine Ansagen hält, kann ich es überall hin mitnehmen und Spass haben. Aber ich hab halt auch die Zeit dazu.

  • Interessant:) Ich wusste nicht, wie viele es sind. Ich hab auch nur gebrainstormed und bestehe nicht darauf, dass meine These stimmt. Jedoch wenn 27% Deiner Klasse Schneeflocken sind, reicht das wahrscheinlich schon, um zu kapitulieren. Und könnte auch sein, dass Kinder aus noch anderen Gründen vollzeit arbeiten betreut werden.

  • Ich vermute, dass hier auch die Verhältnisse eine grosse Rolle spielen: wenn beide Eltern VZ arbeiten müssen und das Kind 40 Stunden in der Betreuung haben, dann wollen sie vielleicht in den wenigen gemeinsamen Stunden einfach ne schöne Zeit miteinander verbringen und nicht Grenzen setzen.

    Vielleicht wollen beide Eltern auch Vollzeit arbeiten? Und was ist das für ein Quatsch mit "wenige gemeinsame Stunden"? Es ist ja eh fraglich, ob man da wirklich wenige gemeinsame Stunden hat und das kann dir auch bei jeder anderen Kombination passieren, wenn man z.B. gegenläufige Schichtmodelle o.ä. hat. Da hat man als Familie auch "wenige gemeinsame Stunden".

  • Einfache Rechnung: 16 Uhr Kind aus der Kita abholen, dann noch einkaufen, danach rechtzeitig zum Abendbrotmachen zu Hause und dann beginnt auch schon das Abendritual. Kind schläft zm 19:30 h oderso, damit Eltern auch bisschen Zeit für sich haben und um 7:00 wird es geweckt, weil es wieder zu Arbeit geht. Das sind nicht sehr viele Stunden. das ist kein Stück unrealistisch und gilt so ähnlich auch für ältere Kinder an Ganztagsschulen.


    Ich gönne Dir gerne, dass da nicht die ganze Familie gemeinsam Zeit hat und es eigentlich noch weniger Zeit ist. Dass es Eltern gibt, die lieber arbeiten, als sich ums Kind zu kümmern - geschenkt, und dass es Eltern gibt, die ihr Kind am liebsten nicht um sich haben ( zb ua auch, weil sie es schlecht erzogen haben), hab ich jetzt weggelassen, weil es mir nicht darum ging, die Eltern in die Pfanne zu hauen, sondern Zusammenhänge aufzuzeigen.

  • ... könnte mir aber vorstellen, dass diese Bedürfnisorientierte Erziehung eigentlich garnicht so problematisch ist, aber massiv falsch verstanden und umgesetzt bzw als Ausrede missbraucht wird.

    Bestimmt, so steht's ja auch im Artikel. Im Grunde gibt es nicht mal eine Definition oder ein Konzept, sondern nur diesen Trend.

  • Ich bin oft zu nett und meine Kolleginnen und Kollegen auch. Ich ärgere mich oft darüber, dass ich zu gutgläubig und gutmütig bin. Ich kann auch streng, ja. Aber ich finde es durchgängig schwierig, die richtige Balance zu halten. Wenn ich der ganzen Klasse ins Gewissen rede, bin ich zu den einen zu streng und zu den anderen zu nett. Wie geht es euch damit?


    Mir gehen Elterntaxis auf die Nerven und Leute, die meinen, man müsse ihre verzogenen Kinder süß finden. Aber es gibt halt auch solche, die immer meckern. Ich weiß nicht, ob Erziehungsratgeber helfen ...

  • Ist das ein Trend, den ihr auch bemerkt? Ehrlich gesagt fällt mir das weniger bei Eltern auf als bei jungen Kolleginnen und Kollegen. "Gentle teaching" sozusagen, wozu mindestens zu gehören scheint, dass man die Klasse über alles abstimmen lässt:flieh:

    Mir fällt die Zunahme von gentle parenting auch auf. Meistens allerdings eher als Ausrede um das Weglassen des parenting-Teils zu rechtfertigen. ;(


    Ich hab mit dem Konzept an sich kein Problem, solange die Erziehungsaufgaben von Eltern (und auch Lehrern) weiterhin wahrgenommen werden.

  • ...oder: "Es hat aufgehört zu regnen, wir können jetzt in die Pause gehen." https://www.weareteachers.com/gentle-parenting-in-schools/


    Ist das ein Trend, den ihr auch bemerkt? Ehrlich gesagt fällt mir das weniger bei Eltern auf als bei jungen Kolleginnen und Kollegen. "Gentle teaching" sozusagen, wozu mindestens zu gehören scheint, dass man die Klasse über alles abstimmen lässt:flieh:

    Absolut, in der Erprobungsstufe! Superanstrengend. "Früher" war mal so eine*r dabei, jetzt sind es etliche pro Klasse, die wirklich machen was sie wollen mit der vollen Unterstützung ihrer Eltern und die jeden Pups ausdiskutieren wollen. Absolut aufällig. Ich weiß nur nicht, ob sämtliche Fälle auf gentle parenting zurückgehen (einige bestimmt), oder ob das gentle parenting nicht auch einfach komplette Überfordernung der Eltern ist plus dieser diffusen Idee die neuerdings bei vielen Eltern durchkommt, dass ausgerechnet ihr Kind benachteiligt wird... kenne ich in der Quantität alles so nicht.


    Insgesamt führt das in meinem Unterricht zu mega klaren Strukturen und Ansagen, weil sonst nix läuft 😂.

  • ...oder: "Es hat aufgehört zu regnen, wir können jetzt in die Pause gehen." https://www.weareteachers.com/gentle-parenting-in-schools/


    Ist das ein Trend, den ihr auch bemerkt? Ehrlich gesagt fällt mir das weniger bei Eltern auf als bei jungen Kolleginnen und Kollegen. "Gentle teaching" sozusagen, wozu mindestens zu gehören scheint, dass man die Klasse über alles abstimmen lässt:flieh:

    Please don't get me started... :autsch::teufel:

  • Diesen Trend beobachte ich seit Jahren - immer mehr Unverständnis, :"Dazu habe ich keine Lust". Die Krönung war ein Kind, dass einen 4 stelligen Geldbetrag mit auf eine Sportaktivität brachte, weil es dort etwas kaufen wollte. Als wir dem Vater das Geld, das wir konfiszierten abgaben - keine Reaktion außer: "das solltest du ja nicht mitnehmen.


    Es wird noch schlimmer kommen - eine Kollegin, deren Tochter gerade Mutter wird und die eine Nichte hat, die vor 2 Jahren entbunden hat, erzählte, dass die Hebammenkurse von 2 Trends, die die gegenwärtige Lage sehr gut umreißen und die in den zitierten Artikel passt:


    Schon in der Geburtsvorbereitung ein Sermon an Fragen eingeübt wird, die die Eltern dem Arzt stellen - damit sie unter der Geburt auch das bekommen, was sie sich vorstellen.

    Nicht falsch verstehen- ich habe auch auf einer hebammengeführten Station entbunden, aber dem beteiligten Personal eine positive Grundhaltung entgegengebracht - sie werden das medizinisch Notwendige tun - und dabei so weit es geht eine natürliche Geburt unterstützen. Der Trend geht zum Hinterfragen jeden einzelnen Schrittes - eine Herausforderung.....


    Es gibt einen neuen Essenstrend:

    zitiert aus: https://www.welt.de/gesundheit…m-Ernaehrungstrend.htmlzi

    "Früher galt: Wenn das Baby sechs Monate alt ist, bekommt es Brei, ab einem Jahr festeres Essen. Ein neues Ernährungskonzept aus England stellt alte Weisheiten auf den Kopf. Doch das „Baby-led Weaning“ ist umstritten.


    darf es ein Bissen weich gekochte Möhre sein? Oder doch etwas Omelett? Oder lieber ein Stück Fisch? Wer junge Eltern mit Baby bei den Mahlzeiten erlebt und dabei den üblichen Brei erwartet, dürfte sich mittlerweile häufiger mal wundern. Anstelle von püriertem Gemüse, das ab und an mit Fleisch oder Fisch angereichert und löffelweise an das Kind verfüttert wird, sucht sich das Kind selbstständig aus einem kleinen Nahrungsmittelangebot aus, was es gerne essen möchte. Mit der Hand darf es das Essen ertasten und ausprobieren und das Brokkoliröschen selbstständig in den Mund schieben.

    Anhänger des britischen Ernährungstrends Baby-led Weaning – zu Deutsch „babygesteuertes Abstillen“ – lassen das Kind selbst bestimmen, wann es welche Lebensmittel zum ersten Mal in seinem Leben ausprobieren will. Dabei wisse es instinktiv, welche Nährstoffe ihm gerade fehlen, und greife „automatisch“ zu den richtigen Lebensmitteln, so die These. Wenn es nicht mehr essen möchte, kann es seinen restlichen Hunger mit Muttermilch oder Milchflasche stillen."


    Das führt dem angeführten Bekanntenkreis zu überforderten Eltern, weil sie dauernd die Küche aufräumen müssen und das Essen überall verteilt ist - dafür selbstbestimmt.


    Auch die Schlafenszeiten bestimmt das Kind - Eltern fallen entnervt um 23 Uhr ins Bett - so lange turnen die Kinder springen im Bett herum.... Schlechtes Gewissen der Eltern eingeschlossen, wenn sie sich in die Schlafzeiten regulierend einmischen.....


    Diese Kinder werden in ca. 6 Jahren in die Schulen kommen....

    • Offizieller Beitrag

    Gogo...


    (Ich habe eine Woche abgefahrenes "gentle grandparenting" hinter mir.
    und Versuche von richtigem "gentle parenting" dazwischen.

    Und auch 3-jährige verstehen sehr gut den Unterschied zwischen "bei Mama heißt die Frage "Fruchtzwerg oder Keks" "Fruchtzwerg ODER Keks", bei Oma bedeutet das "Häöfte Fruchtzwerg, im Keks beißen und rumjammern, um ein Stück Apfel zu bekommen".

    und was macht Oma?.... (Die als Mama sowas von gar nicht "gentle" war und einfach beschloss "Apfelstück oder gar nichts".

  • "Wenn Mama und Papa nein sagen, frage ich Oma und Opa." Das stand auf einem meiner Lieblings-Shirts, als ich selbst noch ein Kind war. It's funny because it's true...


    Ich kenne das, was im Artikel skizziert wird, übrigens aus dem familiären Umfeld, die Mutter ist Kinder-Psychotherapeutin. Ich habe von ihrem Erziehungsansatz einen ganz positiven Eindruck. Dem Kind wird viiiiel erklärt, es darf auch einiges entscheiden. Aber es bekommt auch Grenzen aufgezeigt (wenn Oma nicht in der Nähe ist ;)). Natürlich gibt es Momente, in denen ich früher "den Fuß darauf tun würde", aber das ist doch in Erziehungsfragen immer so. Ich denke also, dass gentle parenting gut oder nicht gut funktionieren kann, genau wie jeder andere Erziehungsansatz - je nachdem, wie die Eltern den Kerngedanken umsetzen.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Ich habe immer schon den Eindruck, dass Jugendliche in der Schweiz per se diskussionsfreudiger sind. Ohne ein kollektives "ja aber..." bin ich noch nirgendwo angekommen. Scheiss direkte Demokratie ^^


    Im Ernst... Wir diskutieren wirklich ziemlich viel über alles Mögliche. Und ich bin auch meistens ziemlich nett. Wenn dann das eine "ja aber..." zu viel kommt, bricht die Hölle über die Schafe herein. Die meisten kapieren es von selbst, wie weit sie gehen können.

  • dass diese Bedürfnisorientierte Erziehung eigentlich garnicht so problematisch ist, aber massiv falsch verstanden und umgesetzt bzw als Ausrede missbraucht wird.

    Darüber habe ich auch schon mit einigen Eltern / v.a. Müttern diskutiert und bin auch sehr skeptisch. Ich habe das Konzept "bedürfnisorientiert" so verstanden, dass man auf die Bedürfnisse aller Familienmitglieder eingeht und (s.u.) nicht dem Kind automatisch jeden Wunsch erfüllt und sich selbst dabei immer hinten anstellt. Je nach Alter des Kindes muss man auch die Bedürfnisse der Geschwister und Eltern berücksichtigen und das müssen Kinder m.E. auch unbedingt lernen (!!!).

    Aber man sollte halt nicht Bedürfnis mit Wünschen verwechseln

    Ich glaube, genau das ist der Kern des Problems.

  • Wenn ich der ganzen Klasse ins Gewissen rede, bin ich zu den einen zu streng und zu den anderen zu nett. Wie geht es euch damit?

    Ich mache es wirklich so, dass ich zwei-/dreimal in meiner Ansprache betone, dass nicht alle gemeint sind, selbst wenn ich jetzt "alle" sage. Und ich sage auch, dass es mir bewusst ist, dass nicht alle z.B. das kritisierte Verhalten zeigen.
    Darüber hinaus wechsle ich die Stimmlage: ernst/etwas lauter/kritisch während meiner Kritik und danach wieder freundlich und mild. Ich denk mir, dann können die Sensiblen wieder 'aufatmen', auch wenn vielleicht bei anderen dadurch die Wirkung etwas verpuffen mag.

  • Dass es Eltern gibt, die lieber arbeiten, als sich ums Kind zu kümmern - geschenkt, und dass es Eltern gibt, die ihr Kind am liebsten nicht um sich haben ( zb ua auch, weil sie es schlecht erzogen haben), hab ich jetzt weggelassen, weil es mir nicht darum ging, die Eltern in die Pfanne zu hauen, sondern Zusammenhänge aufzuzeigen.

    Das könnte man auch genauso über Eltern vermuten, die nicht beide voll arbeiten. Geben den Kindern alles, was sie wollen, um nicht den Tag über von den Kleinen genervt zu werden.

    Du vermutest nur, du zeigst keine Zusammenhänge auf...

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