Zweifel nach 1. Stex: bin ich für das Lehrersein zu "anders"?

  • hey ihr Lieben,


    Ich versuche mich kurz zu fassen, aber vermutlich wird das nicht so ganz gelingen 🥲

    Wie die Überschrift schon sagt: ich habe gerade große zweifel an meiner Berufswahl.

    Ich war mir beim Titel unsicher, denn die Zweifel hängen vor allem mit meinem Wesen/Selbstbild zusammen.

    Ich bin manchmal der festen Überzeugung, dass da bei mir etwas nicht ganz "normal" ist. Wenn ich das bei meinem Freund oder meiner Familie anspreche, wird das oft abgetan.

    Als ich selber Schülerin war, war von Autismus oder ADS die Rede. Es wurde nie so wirklich verfolgt, ich hatte durch diesen Verdacht die Möglichkeit, "sprachliche Barrieren" mit extra Unterricht zu vermindern. Naja, es waren bestimmt auch soziale Barrieren, die beachtet werden sollten.

    Aber ob das nun Autismus oder ADS ist.. ich trage dieses Gefühl, "anders" zu sein, ständig mit mir. Ob privat (im engen und im Bekanntenkreis) oder beruflich, ich habe immer wieder mal Zweifel an mich selber und finde, dass mich eigentlich keiner versteht. Ich habe das Gefühl, als würde ich die Welt anders wahrnehmen und als würde ich anders denken. Als wäre ich nie wirklich selbstbewusst, sondern nur ständig im anpassungs-modus, zumindest außerhalb des engen Kreises. Wenn ich mal meine Gedanken äußere, dann wird es nicht verstanden.


    Ich habe nun mein Studium durch und somit meinen ersten Stex. Manchmal waren die Veranstaltungen schwer für mich, weil ich mich bei Gruppen-Diskussionen oft nicht "gehört" gefühlt habe. Als würden die Kommilitonen gar nicht verstehen, was ich sage. Das war nicht immer so, es gab auch bessere Tage, in denen ich mich "normaler" und verstanden gefühlt habe.

    Grundsätzlich wird mir aber oft - auch im privaten Bereich - gesagt, dass meine Denkweise sehr komplex und (nett formuliert) "besonders" sei.

    Das spiegelt sich bei der Wahl der Examensthemen wieder: mir fiel es sehr schwer, alltagsnahe und einfache Themen auszusuchen.

    Das Gefühl, anders zu sein, begleitet mich mein Leben lang. Das war dabei nie positiv konnotiert, sondern eher negativ und es ist heute immer noch so. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden und auch andere nicht zu verstehen, ist für mich frustrierend aber viel unangenehmer ist die ständige anpassungsarbeit (die ich unnötig leiste, da ich dann noch komischer wirke, weil ich unauthentisch wirke..).


    Ich wollte immer etwas soziales machen, weil ich schon immer etwas für die gesellschaft leisten wollte, aber auch weil ich mich im Hinblick auf den sozialen Aspekt challengen wollte. Das heißt, Schwierigkeiten im sozialen Bereich waren mir schon früher bekannt.

    Ich denke grundsätzlich schon, dass der Beruf der Förderschullehrerin das richtige für mich ist. Ich mag natürlich den sozialen und auch besonders den analytischen Teil des Berufs. Gutachten schreiben, förderpläne, usw.


    Aber Durch die mangelnde Selbstwahrnehmung, meinen ständigen Anpassungszwang (der gedanke: "verhalte dich ja normal...!") und eine durchaus sichtbare Angst vor Menschen (bzw. Unsicherheit im Umgang mit menschen) fehlt es mir eindeutig an Authentizität.

    Ich denke, dass mir das gefühl "anders zu sein" einiges (besonders im Berufsleben) kaputt macht und dass ich dadurch auch viele sachen falsch rüber bringe, sodass ich mein Ziel (mich ständig anzupassen) im Endeffekt gar nicht erreiche, sondern eher im gegenteil.


    So das zu meiner Person. Nun zum eigentlichen Thema:

    Ich habe unglaubliche Angst vor dem ref und ich habe eine (möglicherweise ungerechtfertigte!) Abneigung gegenüber Leuten, die meinen, diese Angst verstehen zu können.. Denn ich befürchte, dass die meisten Menschen auch nur annähernd ähnliche Erfahrungen mit sich selbst und der Welt gemacht haben, wie ich. Das klingt vielleicht komisch, den Gedanken kann ich bei Bedarf ja nochmal erläutern.

    Ich sehe das Ref als eine große Selektionsmaschiene an. da vermute ich, dass ich mit meinem selbstbild und meinem Wesen klare Nachteile habe. Ich verstehe das so, dass ein Staat im Endeffekt auch nur diejenigen verbeamten möchte, die auch "perfekt" sind und eben nicht gerade großen verbesserungsbedarf im Bereich der sozialen kompezenz oder selbstsicherheit (-wie auch immer man meine problemzone nennen kann...) während des Referendariat haben.


    Meine konkrete Frage nun:


    kann man mit einem solchen Maß an Unsicherheiten und einer möglichen zugrundeliegenden Diagnose überhaupt Lehrerin werden?

    (Was da genau ist oder ob da etwas zugrundeliegt kann ich nicht sagen. Aber konkret geht es um den Verdacht während der Schulzeit (ADS oder Autismus; ich würde mal als laie sagen auch Anzeichen einer Sozialen angst) - offiziell mache ich das erstmal nicht, da ich nicht weiß, wie es heutzutage die Zukunft beeinflussen kann.)


    Kann das Unterrichten und die damit einhergehende Selbstsichere und Authentische Haltung erlernt werden?

    Denn gerade das Unterrichten (wenn ich dabei beobachtet und bewertet werde) ist meine größte Schwäche. Ich weiß, dass es an der Unsicherheit liegt und an der mangelnden Authentizität.

    Alles andere, zum Beispiel die Beratung oder das Diagnostizieren kann ich mmn schon besser. Im Ref geht es ja leider aber hauptsächlich um das Unterrichten.


    Ich hoffe auf Antworten von euch 🥲❣️ grüßle

  • Warst du schon einmal an einer Förderschule (Praktikum) und hast selbst unterrichtet? Wie hat das geklappt? Wie hast du dich dabei oder auch im weiteren Umgang mit den SuS gefühlt?

    Was genau meinst du damit, du habest eine Abneigung gegenüber Menschen, die meinen deine Angst vor dem Ref zu verstehen?

    Denkst du tatsächlich, Lehrkräfte müssten "perfekt" sein in den Augen des Dienstherrn ("Staat")? Wie realistisch wäre es, dann überhaupt jemand für die Arbeit zu finden?

    Du schreibst, du habest großen Verbesserungsbedarf bei der sozialen Kompetenz. Nachdem das ein wichtiger Bereich ist in dem Beruf, wäre es hilfreich, wenn du etwas deutlicher machen könntest, was das deines Erachtens bedeutet oder auch einfach für dich reflektieren würdest, inwieweit das bei Schulpraktika während des Studiums ein Problem dargestellt hat oder auch nicht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • (Was da genau ist oder ob da etwas zugrundeliegt kann ich nicht sagen. Aber konkret geht es um den Verdacht während der Schulzeit (ADS oder Autismus; ich würde mal als laie sagen auch Anzeichen einer Sozialen angst) - offiziell mache ich das erstmal nicht, da ich nicht weiß, wie es heutzutage die Zukunft beeinflussen kann.)

    Das wäre aber das Beste, zunächst mal vernünftige Diagnostik bei dir selbst betreiben zu lassen. Wie willst du sonst deine Probleme angehen? Bei all dem, was du schreibst, würde ich dir jedenfalls abraten. Unterrichten ist auch nach dem Ref der Hauptbestandteil deiner Arbeit und selbst beim Diagnostizieren hast du nunmal mit Menschen zu tun. Im Übrigen werden psychische Probleme unbehandelt in aller Regel schlechter oder es kommen noch weitere hinzu.


    Der Wunsch, was Gutes für die Gesellschaft zu tun, ist kein hinreichender für die Erlangung eines Berufes, den du 40+ Jahre lang ausüben wirst und eine andere Motivation kann ich in deinem Text auch nicht finden. Tut mir Leid, wenn das auf die Kürze sehr direkt ist. Aber Depressionen willst du nicht auch noch oben drauf. Edit: genau genommen hast du selbige vielleicht sogar, es gibt ja keine Diagnose, nur belastende Symptome.

    Ich würde mir an deiner Stelle erst mal Zeit nehmen, herauszufinden, wo meine Probleme herkommen und was ich dagegen tun kann. Und im zweiten Schritt noch mal in Ruhe bewerten, was ich will und gut kann und gucken, welcher Beruf dafür die höchste Passung hat.

  • Um als Lehrkraft überleben zu können benötigt man Belastbarkeit und Resilienz, man sollte in der Lage sein präsent vor der Klasse zu sein und damit ist nicht die körperliche Anwesenheit gemeint, sondern die Fähigkeit den Raum und eine Gruppe SuS zu überblicken und mit den passenden kleinen Gesten, Blicken, etc. mit der Gruppe arbeiten zu können. Man sollte klar und präzise in seiner Sprache und möglichst auch in seinem Denken sein.


    Um als Lehrkraft gut zu sein benötigt man zusätzlich Empathie und die Fähigkeit, Gedankengänge von Kindern nachvollziehen zu können um zu verstehen, wo es bei ihnen Hakt und wie du die passenden Impulse geben kannst.


    Deine Selbstbeschreibung steht dem zunächst mal ziemlich diametral entgegen.


    Ob das aber wirklich so ist, kann hier niemand einschätzen, ich würde dir dringen Raten, dir da in deinem professionellen (wichtig, nicht dem privaten) Umfeld Feedback zu holen und das auch erst zu nehmen, also ggf. Therapeut, betreuende Dozenten, die selber auch Unterrichtserfahrung haben, betreuende Lehrkräfte aus dem Praktikum.

  • Ich hatte kürzlich mit unserer Beratungslehrerin zu tun, die auch Schulpsychologin ist. Sie sagte, eine unbehandelte ADS oder ADHS - Störung(Erkrankung) kann im Erwachsenenleben zu Depressionen führen. Sie riet den Eltern des betroffenen Kindes dringend zu einem Facharzt zu gehen und empfahl in beiden Fällen die Gabe von Ritalin, um die Konzentration der Nervenbotenstoffe im Gehirn zu erhöhen. Sie sagte, dass unbehandelte Jugendliche manchmal durch Zufall an Drogen geraten und merken, wie gut ihnen das tut, aber dadurch auf die falsche Bahn geraten. Viele Studenten nehmen zum Lernen Ritalin, weil sie dann besser lernen können.


    Ich würde mich fachärztlich (Psychiater, Fachärzte für Psychiatrie) untersuchen lassen, schon allein, um zu wissen, was los ist mit mir und entsprechend zu handeln.

  • Autismus ist eine Spektrum-Störung,

    ADS wird auch über ein Spektrum diagnostiziert,

    Hochbegabung geht in der Auffälligkeit in eine ähnliche Richtung und es ist umstritten, ob die Auffälligkeiten zu einer Autismus/ADS-Diagnose führen, ob es zusammen auftritt oder ähnliches Verhalten zu Fehldiagnosen führt.


    Auch ich denke, dass es für dich hilfreich sein würde, eine Diagnose zu haben, die dir dann darlegt, warum du dich anders fühlst, und die dir weitere Hilfen eröffnet. Erschreckend finde ich eher, dass du dich nicht fürs Ref verstellen wolltest, sondern es generell tust.


    Es gibt Lehrkräfte, die mit diesen Diagnosen Lehrkräfte geworden sind, andere werden es nicht wissen oder ahnen, vielleicht ist es in einigen Fachbereichen und Schulformen einfacher als in anderen.

    Ob du letztlich dann in der FöS/Inklusion landest oder dich anders orientierst oder spezialisierst, wirst du herausfinden.

  • Unterrichten ist auch nach dem Ref der Hauptbestandteil deiner Arbeit und selbst beim Diagnostizieren hast du nunmal mit Menschen zu tun. Im Übrigen werden psychische Probleme unbehandelt in aller Regel schlechter oder es kommen noch weitere hinzu.

    naja, im Rahmen der Inklusion ist Unterrichten im eigentlichen Sinne nach meiner Erfahrung nicht umbedingt der Hauptbestandteil.

    Zitat

    Der Wunsch, was Gutes für die Gesellschaft zu tun, ist kein hinreichender für die Erlangung eines Berufes, den du 40+ Jahre lang ausüben wirst und eine andere Motivation kann ich in deinem Text auch nicht finden.

    Ja da gebe ich dir auch vollkommen recht, es ist auch nicht die einzige Motivation und Grund!


    Grundsätzlich hast Du und auch andere hier recht.. Eine professionelle Abklärung würde einiges erleichtern. Ich dachte bisher immer, dass ich das alleine schaffe. Danke für die Impulse

  • naja, im Rahmen der Inklusion ist Unterrichten im eigentlichen Sinne nach meiner Erfahrung nicht umbedingt der Hauptbestandteil.

    In unserem Bundesland schon, wir haben eine Klassenleitung, unterrichten viel fachfremd und fahren zusätzlich 1x die Woche an eine fremde Schule zur "Inklusion". Und alles hat mit Kommunikation und sozialer Bewertung zu tun.


    Aber es passiert, was oft passiert, wenn man anderen von etwas abrät, dann fangen sie in aller Regel sofort an, Pro-Argumente zu suchen. Insofern, wenn du den Beruf wirklich ergreifen möchtest, wäre das ja geklärt.


    Dann bleibt die Frage des "Wie". Ich verstehe nicht, warum du dich vor professioneller Hilfe so scheust. Traumafolgestörungen können übrigens auch Symptome zur Folge haben, wie du sie beschreibst und da hilft Ritalin leider nicht. In jedem Falle "klar, das wird einfach werden, ist ja bloß Förderschule und Kinder mit Problemen brauchen unbedingt Lehrpersonen mit eigenen Problemen" wird dir hier wahrscheinlich niemand sagen.

  • In unserem Bundesland schon, wir haben eine Klassenleitung, unterrichten viel fachfremd und fahren zusätzlich 1x die Woche an eine fremde Schule zur "Inklusion".

    In NDS gibt es das auch noch an FöS GE, aber es gibt auch Kolleg:innen, die komplett in der Inklusion sind und mehrere Schulen anfahren.


    Man hat dann weit weniger u d vor allem nur sporadisch Kontakt zu den Schüler:innen, was es noch viel schwieriger macht, Beziehungen aufzubauen und diese Kinder zu fördern.


    Und alles hat mit Kommunikation und sozialer Bewertung zu tun.

    Ja, und sehr viel mit schneller Einschätzung, mit dem Abwägen von persönlichem Vermögen und Wegen in der Förderung und der Zusammenarbeit mit Menschen, die man ebenso selten sieht (1x in der Woche).

  • Unbekannt98

    Du schreibst:

    Zitat

    Ich denke, dass das Privileg einer Verbeamtung dem Grundsatz "Bildung für alle" widerspricht. Ergo: es werden zwar Lehrkräfte gebraucht (denn es gibt ja generell mehr schulen), trotzdem wird die Verbeamtung schwer gemacht, da es Privilegien mit sich bringt.

    Die Länder stellen Lehrkräfte ein.

    Verbeamtet oder nicht: sie fordern eine vollständige Ausbildung als notwendige Qualifikation.

    Auch von Seiten-/Quereinsteigenden wird das Ref oder eine ähnliche Qualifikation mit Seminar und Unterrichtsbesuchen erwartet.

    Aus meiner Sicht bräuchte es zwar zusätzliches Personal in der Schule und der Lehrkräftemangel ist schwer zu ertragen und nicht wirklich auszugleichen, das sollte dennoch nicht dazu führen, dass man einen wesentlichen Teil der Ausbildung unterlässt.


    Du möchtest Lehrkraft sein, brauchst die Unterstützung durch Mentor:innen, möchtest aber gerade den Teil der Ausbildung, der besonders das Unterrichten beleuchtet, nicht absolvieren. Bei aller Kritik am Ref müsste doch gerade dies den Schwerpunkt haben.

    Durch Praktika hast du einen Einblick bekommen, im Ref lernst du, selbstständiger zu werden.

    Du kannst dich selbst reflektieren, warum sollte dies für den Unterricht nicht auch möglich sein?


    Wenn du deine Zukunft nicht im Unterricht siehst, kannst du dich bei einer Studienberatung über Alternativen informieren, die nicht in die Schule führen.

  • In unserem Bundesland schon, wir haben eine Klassenleitung, unterrichten viel fachfremd und fahren zusätzlich 1x die Woche an eine fremde Schule zur "Inklusion". Und alles hat mit Kommunikation und sozialer Bewertung zu tun.


    Aber es passiert, was oft passiert, wenn man anderen von etwas abrät, dann fangen sie in aller Regel sofort an, Pro-Argumente zu suchen. Insofern, wenn du den Beruf wirklich ergreifen möchtest, wäre das ja geklärt.


    Dann bleibt die Frage des "Wie". Ich verstehe nicht, warum du dich vor professioneller Hilfe so scheust. Traumafolgestörungen können übrigens auch Symptome zur Folge haben, wie du sie beschreibst und da hilft Ritalin leider nicht. In jedem Falle "klar, das wird einfach werden, ist ja bloß Förderschule und Kinder mit Problemen brauchen unbedingt Lehrpersonen mit eigenen Problemen" wird dir hier wahrscheinlich niemand sagen.

    Ich suche keine pro argumente, ich bin hier für einen Austausch und in meinem Bundesland (Hessen) gibt es das bfZ und unterschiedliche Organisationsformen. Eigenen Unterricht hat man nur in extra Sonderklassen oder in der Förderschule. Alles andere ist nicht das, was man unter eigenem Unterricht versteht. Ich hatte bisher Einzelförderung, eine art von co-teaching (ich habe eher einzelne Kinder während des Unterrichts gefördert) oder Gruppenförderung. Vieles kommt dem Unterrichten zwar nahe, aber es ist nicht so, dass man eine gesamte Klasse leiten muss, im Gegensatz zu der Tätigkeit in der förderschule.


    Ich hab auch nichts von Ritalin geäußert und auch nicht, dass es ja "bloß förderschule ist". Ich frag mich, woher das jetzt kommt ..

    Ich weiß ja, wie wichtig das innere einer Lehrkraft ist, deshalb möchte ich mich ja auch darüber austauschen und habe mich hier geöffnet. Dass SuS Lehrkräfte mit probleme brauchen möchte ich auch gar nicht von euch hören, macht auch wenig Sinn. Denke du hast meine Intention nicht so ganz verstanden.

  • Dass SuS Lehrkräfte mit probleme brauchen möchte ich auch gar nicht von euch hören, macht auch wenig Sinn.

    Vielleicht kann aber jemand, der selbst Probleme gelöst hat, ein Vorbild sein,

    und jemand, der sich mit Spektrumstörungen beschäftigt hat, wird sensibler dafür sein, dies bei Schüler:innen zu vermuten und Eltern entsprechend zu beraten oder das eigene Handeln darauf abzustimmen.

    Ich würde es eher als Weg sehen, eine professionelle Einstellung dazu zu finden.

  • Ich sehe das Ref als eine große Selektionsmaschiene an. da vermute ich, dass ich mit meinem selbstbild und meinem Wesen klare Nachteile habe. Ich verstehe das so, dass ein Staat im Endeffekt auch nur diejenigen verbeamten möchte, die auch "perfekt" sind und eben nicht gerade großen verbesserungsbedarf im Bereich der sozialen kompezenz oder selbstsicherheit (-wie auch immer man meine problemzone nennen kann...) während des Referendariat haben.

    Wie kommst du darauf? "Selektionsmaschine" ist schon ein ziemlich heftiger Angriff. Es werden gute Lehrkräfte gebraucht und das Ref ist ein Teil der praktischen Ausbildung so wie in anderen Berufen auch und selbstverständlich ist Unterrichten da ein zentraler Bestandteil. Warum sollte man da nach Leuten suchen, die Verbesserungsbedarf im persönlichen Bereich haben? "Perfekt" ist niemand. Aber es gibt halt bestimmte Voraussetzungen, die man erfüllen sollte, das gilt bei jedem Beruf. Ja, das Innere eine Lehrkraft ist wichtig. In deinem eigenen Interesse - du sollst das ja auch durchhalten können.


    Du musst dir schon klar darüber sein, dass das Ref und das Unterrichten eine stabile Persönlichkeit voraussetzen und dass das keine Psychotherapie ist. Daraus so ein Feinddenken zu machen, als wollte man dich bewusst ausgrenzen, ist falsch. Immerhin geht es darum, dass man im Anschluss auf Kinder losgelassen wird.


    Du hast das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Die Frage ist, ob das so ist oder ob du das nur so wahrnimmst. In einem sozialen Beruf müssen dich andere verstehen und du musst die anderen verstehen.


    Nach dem, was du schreibst, verstehe ich deine Zweifel und glaube, dass sie berechtigt sind. Wir sind hier nicht die Instanz zu beurteilen, wie das bei dir tatsächlich ist. Hast du jemals auf professioneller Ebene mit jemandem darüber gesprochen, ob du tatsächlich Lehrerin werden solltest?


    Ansonsten hilft nur Ausprobieren, die "Selektionsmaschine" hält dann natürlich eine Antwort bereit. Aber wie gesagt, ich glaube, dass das eine sehr fragwürdige Sichtweise ist.

  • Vor allem ist das Referendariat kein Schonraum, um sich erst mal aus zu probieren, das gilt höchstens für Praktika.

    Im Referendariat ist wird man bereits auf Zeit verbeamtet, man übernimmt in weiten Teilen vollumfänglich die Pflichten einer ausgebildeten Lehrkraft, insbesondere was Aufsichtspflicht und Notengebung betrifft, man trifft also von Anfang an Entscheidungen, die für die betroffenen SuS weitreichende Folgen haben.

    Die Anforderungen, die an Referendare gestellt werden, mögen hoch erscheinen, sind aber letztlich nur adäquat, gemessen an der Verantwortung, die man trägt.

  • Wie kommst du darauf? "Selektionsmaschine" ist schon ein ziemlich heftiger Angriff. Es werden gute Lehrkräfte gebraucht und das Ref ist ein Teil der praktischen Ausbildung so wie in anderen Berufen auch und selbstverständlich ist Unterrichten da ein zentraler Bestandteil. Warum sollte man da nach Leuten suchen, die Verbesserungsbedarf im persönlichen Bereich haben? "Perfekt" ist niemand. Aber es gibt halt bestimmte Voraussetzungen, die man erfüllen sollte, das gilt bei jedem Beruf. Ja, das Innere eine Lehrkraft ist wichtig. In deinem eigenen Interesse - du sollst das ja auch durchhalten können.

    Ich meine das keinesfalls als angriff. Aber es ist doch faktisch so, dass die Leute rausgepickt werden, die am besten ins schema passen. Das sind meines Wissens doch Leute, die eben möglichst keine Abweichungen zeigen.

    Man kann ja ohne 2. Stex auch auf die kinder "los gelassen werden". Wir studieren dafür immerhin 10 Semester lang (Regelstudienzeit in meinem Fall).

    Die Anforderungen für das ref wirken nochmal ein Stück härter als bei anderen zertifikaten und das hat heutzutage mmn mehr mit den Privilegien zutun. Ich betone, *wirken*, denn ich hab das ja selber noch nicht durch und hab ja nicht nur negative Sachen gehört.


    Zitat

    Du musst dir schon klar darüber sein, dass das Ref und das Unterrichten eine stabile Persönlichkeit voraussetzen und dass das keine Psychotherapie ist. Daraus so ein Feinddenken zu machen, als wollte man dich bewusst ausgrenzen, ist falsch.

    Ich finde es aber auch gut, dass man mir auch aufzeigt, dass meine Meinung als Angriff und als Feinddenken verstanden werden kann. Ich werde mal darüber nachdenken und versuchen, das alles nicht so schwarz und weiß zu sehen. Danke für den Impuls


    Zitat

    Du hast das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Die Frage ist, ob das so ist oder ob du das nur so wahrnimmst. In einem sozialen Beruf müssen dich andere verstehen und du musst die anderen verstehen.

    Guter Punkt.

  • Schön, dass du konstruktiv antwortest und mein Anliegen auch - so wie ich das jetzt sehe - verstanden hast. Ist ja schon so, dass du drüber nachdenkst, und das ist ja sehr wichtig.


    Ich glaube schon, dass du einige Baustellen hast. Aber "anders" sind andere auch und fühlen sich auch so. Eine gewisse Bandbreite an Anderssein ist natürlich auch unter Lehrern vorhanden. Wie das zu dir passt, wirst du schon noch herausfinden.

  • Ich meine das keinesfalls als angriff. Aber es ist doch faktisch so, dass die Leute rausgepickt werden, die am besten ins schema passen.

    Wie meinst du das mit dem Rauspicken? Dass man sie rausschmeißt? Oder das Gegenteil?


    Ich kann nur das erzählen wie es bei mir war. Fast alle haben das Ref. geschafft. Und die, die es nicht geschafft haben, hatten auch schon im Studium Probleme, z.B. Unpünktlichkeit im Praktikum, Probleme beim Einhalten von Abgabeterminen, Nachlässigkeit... Wegen "anders sein" habe ich bei niemandem Probleme festgestellt, es gab auch zu meiner Zeit Individualisten, Gottseidank.


    Das mit dem anders sein ist natürlich ein dehnbarer Begriff.

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