Angst vorm Einstieg- normal?

  • Wenn du Latein und Französisch streichst und dafür Mathematik, Englisch, Informationstechnik, Wirtschaftslehre und Technik hinzufügst, ist das der Fächerkanon, den ich seit Jahren von Grundschule bis Klasse 10 unterrichte. Dabei bin ich nicht alleine und es haben und hatten eine Menge Schüler davon profitiert, weil ich in der Regel Fächer übergreifend unterrichte. Studiert habe ich Mathematik und Kunst, den Fachlehrer für Technik und Wirtschaftslehre/Informationstechnik nachqualifiziert.

    Jaja, die "Universalgelehrten". ;) So einen haben wir auch im Kollegium.

  • Wie kommt das denn überhaupt raus? Ernste Frage.

    Bei uns werden alle im 1. Jahr befristet angestellt. Dann sitzt ein Mentor mit im Unterricht, die SL kommt zu Besuch und am Ende die Probelektion für die Festanstellung. Tatsächlich beschweren sich zwischendurch auch Jugendliche. Die mögen es gar nicht, wenn sie merken, dass nichts läuft. Zumindest unsere kann man auch nicht mit einfachen Prüfungen und guten Noten bestechen.

  • Wir haben 3 der erwähnten Schmalspurbiologen wieder rausgeschmissen und auf Ende Schuljahr geht jemand mit Chemie und Biologie. Weil es fachlich nicht reicht. Ganz echt. Ist auch Leuten mit Französisch und Spanisch schon passiert.

    Was haben die betreffenden Personen denn studiert? Der Unterschied zu Deutschland ist halt, dass man bei uns Fächer studiert, dort auch schon Fachdidaktik hat UND das Ref absolviert. Die Leute sind eben schon umfassend vorbereitet aufs Lehrerdasein, das ist jemand mit Diplom alleine einfach nicht. Oder haben die Bewerberinnen und Bewerber gar nicht studiert und es obliegt alleine der Schulleitung, die Unterrichtsqualität für jedes Fach zu beurteilen? Wäre ja auch schräg.

  • Bei uns werden alle im 1. Jahr befristet angestellt.

    Rein theoretisch kann man sich in Deutschland ja auch "nicht bewähren". In der Praxis kommt das allerdings nicht vor und ist auch gar nicht realistisch vorgesehen.


    Gibt's bei euch denn auch das Problem, dass ältere Kollegen machen, was sie wollen? Oder ist da auch noch eine gewisse Handhabe?

  • Jaja, die "Universalgelehrten". ;) So einen haben wir auch im Kollegium.

    An Grundschulen, Werkrealschulen und Hauptschulen sind Universalgelehrte der Standard. Durch das Klassenlehrerprinzip unterrichtet man so viel wie möglich - und so viel wie man kann - in der eigenen Klasse. Das bedeutet nicht, dass ich alle genannten Fächer jedes Jahr unterrichtet habe - jedoch alle mit Anspruch. Dass sich die "Einfachlehrer" am Gymnasium das nicht vorstellen können, weiß ich (um ebenfalls Anführungszeichen anzuwenden) ;)

    Anmerkung: Die Auflistung muss ich korrigieren. Es fehlen noch Geschichte und Sachunterricht, sowie Erwachsenenbildung.
    In unserem Studium haben wir gelernt, wie man sich Sachinformationen aneignet, diese didaktisch aufbereitet und vermittelt. Am Beginn meines Lehrerdaseins habe ich ein Jahr lang den Theorieteil für Berufsschweißer bei der Handwerkskammer unterrichtet. Meine Schüler haben alle die Prüfung bestanden. Geht schon.:thumbup:

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Autenrieth ()

  • Rein theoretisch kann man sich in Deutschland ja auch "nicht bewähren". In der Praxis kommt das allerdings nicht vor und ist auch gar nicht realistisch vorgesehen

    Das kann ich für NRW aus meiner Erfahrung heraus so nicht bestätigen. Hier gibt es immer wieder Kandidaten, die entweder das Referendariat nicht bestehen, oder auch die OBAS nicht. Auch bei der pädagogischen Einführung gibt es Kandidaten die die Arena verlassen müssen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Jaja, die "Universalgelehrten".

    Meinst du, Lehrer an Grund-, Haupt- und Förderschulen suchen sich den fachfremden Unterricht freiwillig aus?

    Dieser folgt zum einen der Notwendigkeit, dass die Fächer unterrichtet werden müssen und oftmals keine oder nicht ausreichend Leute mit entsprechendem Studium hat, zum anderen dem "Klassenlehrerprinzip" bzw. dem Grundsatz, dass Klassen und Schüler nicht mit zu vielen unterschiedlichen Lehrkräften zu tun haben sollten. Für letzteres gibt es für die genannten Schulformen gute Gründe und Argumente.

    Ob es jetzt sinnvoller ist, dass man wie in Deutschland in einem bis drei Fächern etwas vertiefter ausgebildet wird oder wie in der Schweiz in sieben Fächern (Primarstufe) eher grundlegender, darüber kann man natürlich diskutieren.

  • Das kann ich für NRW aus meiner Erfahrung heraus so nicht bestätigen. Hier gibt es immer wieder Kandidaten, die entweder das Referendariat nicht bestehen, oder auch die OBAS nicht. Auch bei der pädagogischen Einführung gibt es Kandidaten die die Arena verlassen müssen.

    Ich rede aber von den unfähigen Beamten auf Probe und die gibt es leider auch.

  • Rein theoretisch kann man sich in Deutschland ja auch "nicht bewähren". In der Praxis kommt das allerdings nicht vor und ist auch gar nicht realistisch vorgesehen.

    Grundsätzlich stimme ich dir, da das Referendariat bereits die erste große Hürde darstellt. Gibt aber immer wieder so Fälle, die dann letztlich die Probezeit nicht bestehen.

  • Grundsätzlich stimme ich dir, da das Referendariat bereits die erste große Hürde darstellt. Gibt aber immer wieder so Fälle, die dann letztlich die Probezeit nicht bestehen.

    Kennst du denn Fälle, die letztendlich zur Entlassung führten?


    Ich nämlich nicht. Schlimmstenfalls wird die Probezeit verlängert und sich dann bewährt.

  • Jaja, die "Universalgelehrten". ;) So einen haben wir auch im Kollegium.

    Nachtrag:
    Falls du dich über den Anspruch der Werkrealschule BaWü informieren willst, kannst du versuchen, diesen Teil der Hauptschulabschlussprüfung (Klasse 9) aus dem Jahr 2005 zu lösen:
    https://web.archive.org/web/20…m/a10/BW/hs09_2005w_A.pdf


    oder diese Aufgaben für die HSAP in Schleswig-Holstein:
    https://web.archive.org/web/20…ebungsheft_Mathematik.pdf

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  • Gibt's bei euch denn auch das Problem, dass ältere Kollegen machen, was sie wollen? Oder ist da auch noch eine gewisse Handhabe?

    Leider ja.
    Äußert sich bei uns vor allem in der kollegialen Zusammenarbeit oder Mitarbeit innerhalb der Fachkonferenzen, gespickt mit Lügen, um sich vor Arbeit zu drücken.

    Die verantwortlichen Personen, als auch Mitglieder der Schulleitung werden informiert aber es passiert, bis auf vielleicht ein Gespräch, nichts.
    Intern erhielt ich die Aussage, dass man über die Umstände Bescheid wisse aber aktiv nicht ermahnt oder dienstrechtliche Verfahren einleitet, denn der Unterricht liefe [irgendwie] und man wolle nicht, dass die Personen sich [längerfristig] krankschreiben. Ebenfalls berücksichtige man solche Personen auch bei der Unterrichtsverteilung.

    Finde ich spannend, wenn §1 Abs. 2 der ADO NRW ernst genommen würde, aber wahrscheinlich trifft da Theorie auf Praxis.

    Also werden unterm Strich die engagierten und/oder jüngeren Lehrkräfte herangezogen, die dann mehr schultern müssen.


    Wie sagte ein Kollege mal: "Wenn du dir vor nichts fies bist, dann ziehst du das eiskalt durch."



    Kennst du denn Fälle, die letztendlich zur Entlassung führten?


    Ich nämlich nicht. Schlimmstenfalls wird die Probezeit verlängert und sich dann bewährt.

    Habe ich auch bisher nur so wahrgenommen.

    Selbst die Prüfungskommissionen versuchen die LAAs mit Ach und Krach bestehen zu lassen.

  • Kennst du denn Fälle, die letztendlich zur Entlassung führten?


    Ich nämlich nicht. Schlimmstenfalls wird die Probezeit verlängert und sich dann bewährt.

    Ich kenne tatsächlich 2 (einer an meiner Schule nach Verlängerung der Probezeit, die andere war in der Nähe).

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    • Offizieller Beitrag

    Schon klar, aber wird man wegen Gerede entlassen? Mich würde das schon genauer interessieren.

    ich bin nicht in der Schweiz, aber: ich bin manchmal überrascht, wie selbstsicher inkompetente Leute sind.
    Es ist schon eine Leistung zu glauben, dass man etwas kann, wenn man es nicht kann (und jedes Mal könnte ich mir den Kopf gegen die Wand schlagen, weil ich genau das Gegenteil bin).
    Was ich schon an Arbeitsblättern in meinen Fächern gesehen habe (vorrangig: Referendar*innen, aber es sind Leute, die dann auch bestanden haben und dann sicher nicht noch mehr Zeit in die Vorbereitung stecken, als sie im Ref hatten)

    (und bevor die "Glashaus-Beiträge" kommen: fast alle meine Arbeitsblätter gehen durch eine muttersprachliche Korrektur (schon alleine deswegen ist alles lange im Voraus geplant), meine Tafelbilder mittlerweile nicht mehr, aber ich frage IMMER im Klassenraum nach, wenn ich unsicher bin oder die Leo-App rettet mich schnell).

    Da braucht man kein Gerede. Wenn die Deutschlehrkraft meines Kindes regelmäßig falsche Stilfiguren in den Arbeitsblättern hat, die Gattungen verwechselt und von Grammatik gar keine Ahnung hat, wenn die Französischlehrkraft die Verben regelmäßig verhunzt, usw.. dann rede ich auch mal ein ernstes Wörtchen mit der Schulleitung und bringe Zettel als Beweise mit.

  • Nachtrag:
    Falls du dich über den Anspruch der Werkrealschule BaWü informieren willst, kannst du versuchen, diesen Teil der Hauptschulabschlussprüfung (Klasse 9) aus dem Jahr 2005 zu lösen:
    https://web.archive.org/web/20…m/a10/BW/hs09_2005w_A.pdf


    oder diese Aufgaben für die HSAP in Schleswig-Holstein:
    https://web.archive.org/web/20…ebungsheft_Mathematik.pdf

    Danke für das Verlinken.


    Allerdings ist das Niveau für Ende Klasse 9 aus Gymnasiallehrersicht sehr niedrig und ich verstehe, warum eine Kollegin immer die externe Prüfung empfiehlt, wenn unsere Schülerinnen und Schüler das 2. Mal in Klasse 9 sitzen bleiben und ohne Abschluss die Schule verlassen müssen.


    (Ernsthaft, alle Themen sind Stoff von Klasse 5 bis 7. Ähnliche Aufgaben stelle ich in Klassenarbeiten dieser Jahrgänge. Das heißt nicht, dass es alle können, ich habe in jeder Klassenarbeiten mehrere Fünfen und manchmal auch eine 6. Aber bisher konnten alle nach entsprechender Vorbereitung von meiner Kollegin (sie übernimmt es bei uns zentral) die externe Hauptschulabschlussprüfung in Klasse 9 erfolgreich abschließen und hatten wenigstens einen Abschluss, manche lehnen leider ab).


    Das kommt vielleicht jetzt arrogant rüber, ist nicht so gemeint. Wolfgang Autenrieth, du leistest sicher viel. Du musst ganz anders erklären, deine Schülerinnen und Schüler benötigen viel mehr Zeit (und du musst dir dadurch auch weniger Stoff aneignen und mehr Wert auf das wie legen). Nur sind wirklich Welten (an Fachwissen) dazwischen und das habe ich in diesem Thread wieder gemerkt. Der Stoff ab Klasse 8 am Gymnasium kann man einfach nicht nebenbei erwerben. Ich bin froh über meine Ausbildung (und erwarte mehr Fachwissen, bereite schließlich auf ein Studium in meinen Fächern vor, dass kann ich nicht in anderen Fächern, noch nicht einmal in Physik (trotz 2 Semester Physik für Chemiker (Physikniveau höher als Physik-LK) an der Uni) oder Bio (da noch am ehesten). Ich besuche manchmal bewusst mündliche Abiturprüfungen in diesen Fächern.


    Ich musste ja einmal NwT mit physikalischen und biologischen Themen unterrichten. Ich habe es anschließend erfolgreich meinem Schulleiter (Geographie, ?) erklärt. Ich habe ihn gefragt, ob er von einem Französischkollegen erwarte, dass er erfolgreich italienisch, spanisch oder rumänisch unterrichtet, es sind doch alles romanische Sprachen. (Eine Kollegin hat in einer ähnlichen Situation sogar Computersprachen ergänzt und romanisch weggelassen.) Nein das funktioniert nicht, selbst mit gutem Allgemeinwissen.

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  • Aber das Abiturniveau ist natürlich "total krass" am Gymnasium 🤣🤣🤣🤣🤣

    NRW oder Baden-Württemberg? ;) (Ich kenne allerdings NRW nur um die Jahrtausendwende.)


    Nein, habe ich auch nicht behauptet, war auch nicht Thema. Aber kannst du ab nächster Woche erfolgreich euren Chemie-LK inkl. Versuche übernehmen?


    (Die Aufgaben in beiden Links werden tatsächlich bei uns von Siebtklässlern erwartet, bei euch nicht?)

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  • NRW oder Baden-Württemberg? ;) (Ich kenne allerdings NRW nur um die Jahrtausendwende.)


    Nein, habe ich auch nicht behauptet, war auch nicht Thema. Aber kannst du ab nächster Woche erfolgreich euren Chemie-LK inkl. Versuche übernehmen?

    Ich übe oft mit den BW Abituraufgaben in Mathe, also so beeindruckend sind die auch nicht. 😏


    Chemie gebe ich dir aber natürlich Recht, Physik und Chemie haben durch den experimentelle Charakter eine große Hürde. Mathe traue ich umgekehrt studierten Physiklehrern aber problemlos zu.

  • Ich übe oft mit den BW Abituraufgaben in Mathe, also so beeindruckend sind die auch nicht. 😏


    Chemie gebe ich dir aber natürlich Recht, Physik und Chemie haben durch den experimentelle Charakter eine große Hürde. Mathe traue ich umgekehrt studierten Physiklehrern aber problemlos zu.

    Ich verwende auch regelmäßig Abiaufgaben anderer Bundesländer in meinen LKs. Du hast Mathe studiert und solltest natürlich auch die Abiaufgaben in deinen Fächern lösen können, aber auch die in allen anderen? (Übrigens hatten unsere Schülerinnen und Schüler bis vor kurzem alle 4 Stunden Mathe in der Kursstufe, Trennung in Basis- und Leistungskurs gibt es nach langer Pause erst wieder seit kurzem). Wenn du also etwas ältere Aufgaben verwendet hast, waren es keine Leistungskursaufgaben?


    (Zu meiner Zeit saßen Physiklehrerstudenten im ersten Jahr im regulären Mathediplomstudium. Analysis I und II hatten sie also, Wahrscheinlichkeit nicht. Bei linearer Algebra weiß ich es nicht mehr genau, irgendwo saßen sie auch noch bei uns. Studienkurse speziell für Lehramtler gab es damals bei uns nicht.)

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