Schüler hat Geburtstag: Schokolade = Bestechung?

  • Meine Tochter bestand auch für ein Geschenk für die Mathelehrerin.

    Das „gewünschte“ Geschenk konnte ich ihr ausreden ( eine Tasse mit „ beste Mathe Lehrerin“), es wurde jetzt ein kleine Stifttasche mit „ Lehrerin mit Herz“. Kostete den halben Preis. Bevor die Lehrerin das Geschenk nicht annimmt und ihr damit das Herz bricht.

    Sie möchte sie natürlich nicht bestechen, sondern ihr nur mitteilen wie gerne sie sie hat.

    Ich finde das ehrlich gesagt völlig ok.

    Diese Lehrerin begeistert mein Kind für ein Fach was ihr nicht zufliegt. Das freut mich ungemein.

    Es gibt halt Vorgaben für sowas, damit nicht die einzelne Person überlegen muss, wann preislich Schluss ist. Deine Tochter könnte auch was basteln, dann ist es nicht zu teuer und gleichzeitig persönlicher.


    Und ich habe wieder einen Adventskalender von meiner Klasse bekommen … und ich bin nicht die einzige Kollegin.. von Schokolade, Socken, Kerzen, gebasteltem, gebackenem, Wichteln etc. ist gefühlt alles dabei.

    Na dann könnt ihr euch ja mal Gedanken machen, ob das noch okay ist. Auch in Verbindung mit der für euch geltenden Richtlinie. Nur weil was immer schon so war, muss es lange nicht okay sein. Gerade bei Adventskalendern gibt es wahrscheinlich Eltern, die genötigt werden, mitzumachen.

  • Das Veröffentlichen personenbezogener Daten spricht für mich eher für ein Schulklima mit starken sozialen Zwängen.

    ?


    Wer seinen Geburtstag nicht nennen möchte (egal ob SuS oder Lehrer), lässt es halt bleiben. Es wird niemand zu etwas genötigt. Die deutliche Mehrheit beteiligt sich gerne.

  • Das Schulklima bei uns ist allgemein sehr gut und Geburtstage werden gefeiert.

    Das hat ja wenig mit dem Schulklima zu tun. Es gibt Leute, die feiern Geburtstage nun mal nicht so gern.


    Geschenke an Lehrkräfte: Ich hab mal interveniert, als es um ein Abschlussgeschenk für die Lehrerin meines Sohnes ging. Jedes Kind sollte 25€ für einen Wellness-Gutschein beisteuern. In der Klasse waren irgendwas um die 23-24 Kinder!


    Ich bin wahrscheinlich heute noch die Buhfrau, dass ich da vehement gegen diskutiert habe. Ich hab erklärt, dass sie es nicht annehmen darf und falls sie es aus Unwissenheit doch tut (sie war noch sehr jung, es war ihre erste eigene Klasse), es zu ordentlichen Problemen führen kann.

  • Das hat ja wenig mit dem Schulklima zu tun. Es gibt Leute, die feiern Geburtstage nun mal nicht so gern.

    Ja klar gibt es die. Und das ist völlig ok. Einen Bezug zum Schulklima gibt es aber auf jeden Fall.


    Entscheidend ist ein Klima wechselseitiger Wertschätzung. Soziale Rituale wie Geburtstags-, Weihnachts- und sonstige Feiern können dazu beitragen, solange sie den einzelnen zu nichts zwingen. Wir feiern je nach Zusammensetzung der Klassen auch das Zuckerfest, Diwali und Chanukka.


    Wem das alles zu viel und zu familär ist, für den ist möglicherweise eine öffentliche Schule auf Dauer die bessere Wahl.

  • Es gibt übrigens tatsächlich einen Grund bei mir, Schokolade nicht anzunehmen, egal, wie wenig sie kostet.

    Wenn ich merke, dass der Schüler oder die Schülerin sie taktisch verschenkt. Also wirklich schenkt, um sich einen Vorteil verschaffen zu wollen.


    Ich hatte einen Schüler, dem ich eine sehr schlechte mündliche Note geben musste, weil er sich wirklich nur meldete, wenn er "kann ich aufs Klo?" fragen wollte. Ich hatte ihm das auch erklärt, dass es wichtig ist, dass er sich traut und ihn auch immer wieder angesprochen. Aber er sumpfte vor sich hin. Dann gab es irgendwann Geburtstagschoki von ihm für die ganze Klasse, auch für mich. Ich freute mich total und sagte, dass ich die Schoki mag und habe mit der Klasse eine Runde Süßes genossen.

    Am nächsten Tag kam er wieder mit einem Stück für mich an. Nach meinem zwinkernden "du...die Note wird durch Schoki leider nicht besser, nur dadurch, dass du etwas zum Thema sagst", verschwand die Schoki sehr schnell wieder in seiner Tasche - und der "mist-erwischt"-Ausdruck in seinem Gesicht sprach Bände. :D


    Übrigens würde bei uns in der Schule keine Lehrkraft Einzel-Geschenke im Wert von 10 Euro annehmen. Da geht es eher so um Gruppengeschenke oder Geschenke vor den Ferien oder sowas. Ausnahme: Abschied.


    Aber ich glaube, das hat doch jeder ganz gut im Gespür, was so geht und was nicht.

    Daher auch meine Überlegung, welche Ängste, etwas falsch zu machen, da mitspielen, dass man sich bei einem Schokoriegel so unsicher ist.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Ich hatte vor einigen Jahren mal eine Klasse, da brachten die Kinder (wirklich alle) zu jedem Geburtstag für jeden ein normales Brötchen und einen Dickmann mit. Der wurde dann in das Brötchen gequetscht und das Ganze gegessen. War immer herrlich.

  • Übrigens würde bei uns in der Schule keine Lehrkraft Einzel-Geschenke im Wert von 10 Euro annehmen

    Bei aller Feierfreude - anlasslose Einzelgeschenke sind bei uns nicht üblich.


    Ich kann Dein diesbezügliches Unwohlsein absolut nachvollziehen. Wenn ein Kind etwas malt oder bastelt - ok. Alles darüber hinaus würde ich auf jeden Fall ablehnen.

  • Ich hatte vor einigen Jahren mal eine Klasse, da brachten die Kinder (wirklich alle) zu jedem Geburtstag für jeden ein normales Brötchen und einen Dickmann mit. Der wurde dann in das Brötchen gequetscht und das Ganze gegessen. War immer herrlich.

    Uäh, Mohrenkopfbrötchen fand ich schon als Kind eklig. Bei meinen Kids heißt das heute "Boxer" (warum auch immer).

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Es wird niemand zu etwas genötigt.

    Sozialer Druck kann sehr subtil sein. Aber gut.


    So etwas zum Beispiel:


    Wem das alles zu viel und zu familär ist, für den ist möglicherweise eine öffentliche Schule auf Dauer die bessere Wahl.

    Gut, dass ich mich nicht an eine Sektenschule verirrt habe.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne die Regeln und so oft kriege ich Geschenke nicht, dass ich ständig dagegen verstoßen würde, aber irgendwie finde ich es schade, dass das Zwischenmenschliche dabei nicht berücksichtigt wird.
    Ich bin 'nur' Fachlehrerin, habe aber mehrere Fächer und wenn ich den Großteil einer Lerngruppe über 5-6 Jahre begleite, dann fände ich es affig, wenn sie mir kurz vorm Abitur (nur ein Schüler vom Kurs im Abitur) oder nach dem Abitur (Entlassfeier) einen Korb mit Kleinigkeiten drin (Schokolade und Teebeutel) schenken und ich nein sagen würde. Kostenschätzung: 25-30 Euro.
    Und bei einer Klassenleitung über 2 Jahre kann ich das Bedürfnis von Eltern nachvollziehen, sich zu bedanken (auch wenn es im Rahmen bleiben soll, ist ja klar. da sind 25 Euro pro Schüler*in nicht in Ordnung)
    Ich hatte letztes Wochenende wieder eine Weihnachtsbäckerei-Aktion und habe meinem Musiklehrer was geschenkt (nachdem ich im Vorfeld gefragt hatte, ob er alles isst, er hatte also Gelegenheit dazu, zu verweigern), er hat sich gefreut, es hat mich gefreut. Ich bin auf social media in Nähgruppen, was da für die (alle) Erzieherinnen der Kita genäht wird, unglaublich...
    Ich habe übrigens auch schon Kekse gebacken und in eine Klasse gebracht oder wenn die Schülervertretung Waffel backt, eine Runde ausgegeben. Wenn ein Schüler je geglaubt hat, dass ich ihn damit kaufen wollte... das wäre echt günstig gewesen.
    Die Freude ist manchmal bei dem Schenkenden höher, schade, dass das System es nicht wirklich berücksichtigen kann.

  • dass das Zwischenmenschliche dabei nicht berücksichtigt wird.

    Das ist aber immer so, wenn man eine klare Grenze ziehen muss. Dann schneidet mm schonmal die eine oder andere Graustufe ab.


    Sich bedanken oder verabschieden kann man auch für wenig Geld. Da kennt ihr alle Beispiele. Ich mag die teure Schokolade häufig eh nicht. Mit ’ner Ritter Sport oder einem Knoppers-Riegel kann man mir ’ne Freude machen.


    Viel wichtiger als den Abschied zu versüßen, finde ich, die gemeinsame Arbeit respektvoll zu gestalten. Wenn sie mir dankbar sind, dass sie etwas lernen können, darf ich das doch auch während des Unterrichts merken.


    Und wenn sie es erst zum Ende ihrer Schulkarriere merken, sollen sie daraus doch Schlüsse für ihren nächsten Lebensabschnitt ziehen.


    Übrigens auch umgekehrt. Ich kümmere mich um die Schülerinnen, während sie bei uns sind. Ich muss denen am Ende keinen Sekt kaufen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Nach der Schulmail von gestern und der Diskussion hier, hab ich meine SL eben einfach mal gefragt, ob ich ein Wichtelgeschenk von einer einzeln identifizierbaren Person annehmen darf (Wert unter 10€): Nein.

    Nur so als weiterer Einzelfall, um sich ein Gesamtbild zu machen und, wenn ich das hier alles so lese, um manche Lehrkräfte vielleicht noch weiter zu sensibilisieren.

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Nach der Schulmail von gestern und der Diskussion hier, hab ich meine SL eben einfach mal gefragt, ob ich ein Wichtelgeschenk von einer einzeln identifizierbaren Person annehmen darf (Wert unter 10€): Nein.

    Nur so als weiterer Einzelfall, um sich ein Gesamtbild zu machen und, wenn ich das hier alles so lese, um manche Lehrkräfte vielleicht noch weiter zu sensibilisieren.

    Vielleicht ist es auch einfach ein Unterschied, ob man in der Primarstufe tätig ist, wie zB ich, oder in der Sek mit zT wesentlich älteren Schülerinnen und Schülern.


    Ich könnte mir schon vorstellen, dass gilt "je älter, desto haariger wird das mit der Schenkerei", von daher kann ich die Zurückhaltung einer Gymmi-SL schon verstehen - allerdings beim Klassenwichteln...nunja, wenn klar ist, von wem was ist, ist das Wichteln hier ja auch irgendwie sinnbefreit. ;) Bei uns machen die Lehrkräfte beim Wichteln immer mit. Ist aber, wie gesagt, Grundschule - und damit sicher auch etwas anders zu werten. Noch. Wer weiß, wo's hinläuft.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Das Veröffentlichen personenbezogener Daten spricht für mich eher für ein Schulklima mit starken sozialen Zwängen.

    Wir haben einen Geburtstagskalender in der Klasse hängen, da sind wir Klassenlehrer_innen auch drauf. Und außerdem spricht sich das auch immer rum, man stellt was Nettes im Lehrerzimmer hin und alle essen und gratulieren. Klassenleitungen bekommen von der Eltern der Klasse immer was zum Geburtstag, eine Karte, was Kleines Süßes und oft einen Gutschein (20 €) z. B. für die lokale Buchhandlung. Ich freu mich darüber.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

Werbung