• Im ersten Jahr war der Kerl noch motiviert und im dritten kam die Kündigung mit der Begründung, dass er fachlich eingeht.

    Was genau hat er denn erwartet?

    Wenn ich so einen krassen Berufswechsel anstrebe, informiere ich mich doch mal vorher, was ich da so im Unterricht zu vermitteln habe.

    Da fehlt mir ein bißchen das Verständnis bei erwachsenen Leuten mit Berufserfahrung.

  • Was genau hat er denn erwartet?

    Die Frage ist doch warum jemand aus der Automobilbranche (Softwareentwicklung) plötzlich ins Lehramt wechselt. Sowas ist selten eine Passion, sondern irgendeiner Kündigungswelle geschuldet. Dann stellt sich die Person die Frage, wo man sicherer sitzt und irgendwann ließt man die netten Werbeanzeigen vom Schulamt. In diesem Moment ist der Person natürlich ein sicherer Arbeitsplatz sehr wichtig und der USP schlechthin. Wenn man eine Familie und Verpflichtungen hat, ist eine Kündigung markerschütternd und man greift zu so einer Gelegenheit, vor allem wenn man noch das Gehalt UND die Sicherheit betrachtet.


    Außerdem verkennt man auch, aus der Wirtschaft kommend, wie heftig das Niveau an deutschen Schulen in den letzten 10 Jahren nachgelassen hat. Was ich heute in der 11 in Mathematik nachholen muss, wäre vor 10 Jahren undenkbar gewesen. Ein Mensch aus der Wirtschaft mit Ende 30 hat eine ganz andere Vorstellung wie Schule noch abläuft, als es vllt. tatsächlich der Fall ist.


    Auch unterschätzt man wie stink langweilig es sein kann, das 10000x die PQ-Formel zu erläutern oder vom Schwierigkeitsgrad einfach nur unterfordert zu sein. Ich für meinen Teil habe eine AG (Robotik) und ein Hobby was das ganze dann sehr gut ausgleicht aber die Muße muss man haben. Wer allerdings erwartet, dass der Beruf einen kognitiv auslasten (muss), wird im Lehramt vllt. nicht glücklich (wie in meinem genannten Fall).

  • Das war natürlich eine rhetorische Frage.


    Mir sind die Beweggründe durchaus bekannt, warum jemand aus der freien Wirtschaft ins Lehramt wechselt.


    Trotzdem erwarte ich von erwachsenen Menschen, die im Berufsleben stehen, eine genauer Auseinandersetzung mit dem Berufsziel, das man anstrebt. Dazu gehört z.B. auch ein kleines Praktikum an einer Schule.

  • Das war natürlich eine rhetorische Frage.


    Mir sind die Beweggründe durchaus bekannt, warum jemand aus der freien Wirtschaft ins Lehramt wechselt.


    Trotzdem erwarte ich von erwachsenen Menschen, die im Berufsleben stehen, eine genauer Auseinandersetzung mit dem Berufsziel, das man anstrebt. Dazu gehört z.B. auch ein kleines Praktikum an einer Schule.

    Das wurde uns "damals" sehr dringend empfohlen und wir mussten noch durch ein Bewerbungsgespräch, in dem unsere Motivation und Vorstellungen bzgl. Schule und Unterricht abgeklopft wurden. Das Bewerbungsgespräch gibt's heute nicht mehr.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Das wurde uns "damals" sehr dringend empfohlen und wir mussten noch durch ein Bewerbungsgespräch, in dem unsere Motivation und Vorstellungen bzgl. Schule und Unterricht abgeklopft wurden. Das Bewerbungsgespräch gibt's heute nicht mehr.

    Echt nicht? Dabei kann man da schon so viel herausfinden, ob sich der Aufwand mit dem Quereinstiegling lohnt. :neenee: Wer schafft denn sowas ab?

  • auch ein kleines Praktikum an einer Schule.

    In welche Klassen werden Praktikanten in 99,99% der Falle gesteckt? Richtig: Die absolut ruhigen Eliteklassen, die die Schule so zu bieten hat. Das erste Mal PQ-Formel ist auch sicher noch nicht so schlimm, dass es direkt zu Bore-out führt. :) :D.


    In meinen Praktikas wurde ich ausnahmslos nur in solche Klassen gesteckt, die einen nicht abgeschreckt haben. Bei der knappen Personaldecke wird ganz genau von der SL abgewogen, ob man einen Seiteneinsteiger direkt vergraulen möchte oder nicht. So hat die Schule - ganz stumpf betrachtet - 3 Jahre jemand für wenig Geld, mit hoher Fachexpertise, eingekauft bekommen.


    Würde ich einen Seiteneinsteiger mit 2-3 BVJ Klassen die volle Breitseite verpassen, würde es Jahre dauern irgendjemanden zu bekommen. Dann ist die obige Taktik aus Leitungssicht die bessere.

  • In welche Klassen werden Praktikanten in 99,99% der Falle gesteckt? Richtig: Die absolut ruhigen Eliteklassen, die die Schule so zu bieten hat. Das erste Mal PQ-Formel ist auch sicher noch nicht so schlimm, dass es direkt zu Bore-out führt. :) :D.


    In meinen Praktikas wurde ich ausnahmslos nur in solche Klassen gesteckt, die einen nicht abgeschreckt haben. Bei der knappen Personaldecke wird ganz genau von der SL abgewogen, ob man einen Seiteneinsteiger direkt vergraulen möchte oder nicht. So hat die Schule - ganz stumpf betrachtet - 3 Jahre jemand für wenig Geld, mit hoher Fachexpertise, eingekauft bekommen.


    Würde ich einen Seiteneinsteiger mit 2-3 BVJ Klassen die volle Breitseite verpassen, würde es Jahre dauern irgendjemanden zu bekommen. Dann ist die obige Taktik aus Leitungssicht die bessere.

    Dann wollte man mich damals realistischer einführen: Im Praktikum sah ich BF1, BS und HBF.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • @skyfall So ein Quatsch!! Was soll ich mit Leuten, die dank falscher Vorstellungen dem Kollegium nur mehr Arbeit bringen und am Ende hinschmeißen?


    Wir machen es jedenfalls nicht so.

  • @skyfall kann ich so nicht bestätigen. Wir haben im Studienseminar einen Referendaren (Quereinstieg), der mit seinen Fächern sehr gut ins BG oder in die FoS passen würde und er soll jetzt sein Ref in BzB, BüA und BS - Klassen machen. Da ist selbst das Studienseminar not amused.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ich hänge mich mal hier an:

    Wenn Altergeld mit Renten zusammentrifft, können Renten, die vor der Beantragung des Altergeldes erworben wurden angerechnet werden, wenn ein Höchstbetrag überschritten wird. Zur Berechnung dieses Höchstbetrages finde ich aber nichts aussagekräftiges.

    Im Merkblatt zum Altersgeld (https://www.kvk-kassel.de/magi…e.php?id=10860&download=1 S.5 Abs. 10) steht letztlich o.g., aber eben nicht, wie sich diese Höchstgrenze denn nun berechnet.

    Für die Pensionierung ist das komplett offengelegt, wie ist das nun für das Altersgeld?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • So ein Quatsch!!

    Ich habe auch nie behauptet das es kein Quatsch ist. Es wird allerdings gerne so gehandhabt.


    Ein Querschnitt der Schule zeigen finde ich vollkommen richtig, ja. Es gibt aber (zumindest bei uns in der Großstadt, im riesigen Komplex von 5ern bis BS Klassen) auch vereinzelt Klassen, die man im Volksmund als unbeschulbar betiteln würde. Klassen, in denen es derart asozial zugeht, dass keine Art von Sanktionsmittel mehr hilft und teilw. LehrerINNEN dort nicht mehr alleine reingehen wollen. Solche Klassen werden gerne verborgen und ich kenne auch keinen Referendar, von den dutzenden die ich erlebt habe, die jemals eine Lehrprobe in so einer Klasse versucht hätten.


    Zum Exit: Es ist keine Schande irgendwann zu erkennen das es keinen Wert mehr hat oder man sich einfach wo anders verwirklichen möchte. Das Problem mit der Verbeamtung und den negativen Konsequenzen einer Entlassung muss jeder für sich selbst abwägen. Es macht halt auch einen Unterschied ob man noch 1-2 Immobilien erbt und damit die Altersvorsorge abgesichert ist oder ob man durch den Verlust der Pension am Ende wirklich unter der Brücke landet.

    Insgesamt ist auch nur der Punkt Pension so fatal. Das man kein Arbeitslosengeld bekommt ist weniger tragisch, da man i.d.R. dann kündigt, wenn man eine neue Stelle am Start hat. Den evtl. Verlust von einem guten Stück Nettoeinkommen muss man eben verkraften. Da kommt es maßgeblich darauf an wo man aktuell steht. Wer mit A13 eine Sparquote von 50% hat, kann problemlos halbieren ohne einen Einschnitt zu bemerken. Wer allerdings eine Bude, Auto und co. abbezahlt und am Ende bei 10% Sparquote hängt, für den ist ein Exit kaum noch möglich.

  • Zum Exit: Es ist keine Schande irgendwann zu erkennen das es keinen Wert mehr hat oder man sich einfach wo anders verwirklichen möchte.

    Natürlich nicht. Das kann jeder für sich selbst entscheiden, alles gut.

    Wer mit A13 eine Sparquote von 50% hat, kann problemlos halbieren ohne einen Einschnitt zu bemerken. Wer allerdings eine Bude, Auto und co. abbezahlt und am Ende bei 10% Sparquote hängt, für den ist ein Exit kaum noch möglich.

    Jo das muss jeder selbst wissen. Wir sollten ja auch eigentlich in der Lage sein, sowas mal durch zu rechnen. ;)

  • Ich vermute, dass die Regelung bei "Altersgeld" den Anrechnungen bei der Regelung für Pensionen entspricht:
    https://www.bmi.bund.de/DE/the…geld/altersgeld-node.html

    Der Grundsatz dabei lautet: Der Staat "alimentiert ausreichend" - eine "Überversorgung" wird jedoch ausgeschlossen, indem alle Anteile berücksichtigt werden.
    Wer jedoch einen "krummen" Lebensweg mit verschiedenen Bausteinen für die Altersversorgung durchlaufen hat (Pension, Rente, Zusatzversorgung, betriebliche Altersrente etc), tut gut daran, sich die Zusammensetzung (z.B. von der GEW) ausrechnen zu lassen. Durch unterschiedliche Anrechnung und Besteuerung sowie Krankenversicherungszuschüsse kann es sich ergeben, dass die vorzeitige Zurruhesetzng mit Abschlägen bei der Pension keine Auswirkung auf die Endsumme der "Ruhegehaltssumme der Bausteine" hat ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten


  • Also, falls ihr eure Erfahrungen in diesem Prozess teilen wollt, würde ich mich sehr freuen von euch zu lesen! :)

    In der Tat glaube ich auch nicht, dass man hier Erfahrungswerte generieren kann, aber dennoch vielleicht einen Tipp zur beruflichen Neuorientierung: Man wird auf jeden Fall etwas finden, im Bereich Unternehmenskommunikation kenne ich Leute, die früher Lehrer waren. Da sind die Unternehmen oft froh, jemanden mit anderem Blick zu bekommen. Zudem würde ich uns Lehrkräfte durchaus als Kommunikationsexperten verstehen, das machen wir ständig. Wenn ich selbst aufhören wollte, könnte ich mir gut Stadtsprecher oder ähnliches vorstellen.


    Andere, die ich kenne, sind dagegen eher gescheitert: Autoren, freie Mitarbeiter bei der Presse oder Coach für was auch immer. Viele bereuen den Ausstieg, mit Blick aufs Geld. Am schlechtsten bezahlt sind dann noch die Nachhilfelehrer. Aber wen das wenige Geld nicht stört, kann man sicher auch glücklich sein.


    Letztlich gilt, und das wurde hier schon gesagt, du entscheidest, mit wie viel weniger du klar kommen kannst.


    Viel Erfolg! Ich würde mich freuen, wenn du irgendwann nochmal zurückkommst und von deiner Geschichte erzählst.

  • Das größte Problem ist nicht mal das unfertige Studium, sondern die "Berufserfahrung" als Lehrer. Die ist nichts wert in den allermeisten anderen berufen.


    2015 hätte ich mit meinem "Master of Education" sicherlich noch in auserschulische Berufe einsteigen können. Nachdem ich aber jetzt auch seit 8 Jahren kaum komplexere als quadratische Gleichungen unterrichtet habe, ist man dafür auch nicht mehr zu gebrauchen.

    Ich kenne bzw. kannte durchaus ein paar Leute, die nach 2 - 3 Jahren wieder "ausgestiegen" sind und heute irgendwas anderes machen. Aber ja, du hast recht, nach 8 Jahren wird es wirklich schwierig. Je nachdem, wie weit ich in der Informatik so komme, könnte ich mir vorstellen, nebenbei irgendwas in dem Bereich, dann eben auch auf Bildung bezogen, was zu machen. Wir haben hier in Basel z. B. Centerboard, die bieten webbasierte Applikationen für den Bildungsbereich an. Bei denen arbeitet aber derzeit niemand, der vom Bildungsbereich wirklich Ahnung hat, das sind halt alles Informatiker. Ich bilde mir nicht ein, bei denen einzusteigen, aber sowas in die Art fände ich durchaus noch interessant.

  • Also ja, damit ich aussteigen könnte müsste ich auch mehr Informatik oder generell programmieren lernen oder auch nachstudieren. Aber zum Glück bin ich aktuell noch zufrieden.

  • Wenn ich aussteigen würde, würde ich mir oben auf einem einsamen Berg eine Schmiede bauen und teure Küchenmesser schmieden, oder irgendwas in der Richtung, bloß nix mehr mit Schule.

  • Ich finde Schule nicht so schlecht, ich will da eigentlich bleiben. Mir fällt schon immer wieder was ein damit's nicht langweilig wird. Vielleicht doch noch Fachdidaktik oder Schulleitung, man wird sehen. Jetzt bin ich ja erst mal beschäftig.

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