• Ich kenne einige Schulbuchautoren, wurde selbst einmal gefragt. Es sind alles Kollegen. Es gibt schon einige Vorgaben (einer der Gründe, warum ich abgelehnt habe).


    Letztendlich muss der Verlag verkaufen, (in einigen Bundesländern zugelassen werden), ich selbst bin mit keinem Mathebuch glücklich.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Danke.


    Erinnert mich an eine schriftliche Abituraufgabe in Chemie vor ein paar Jahren, alle guten Schülerinnen und Schüler scheiterten, nur wer (fast) nichts wusste, löste sie korrekt (ich hatte Erst- und Zweitkorrektur), sprach im Anschluss mit vielen Kollegen, die ebenfalls alle entsetzt waren.


    Ich selbst habe jetzt zweimal Abituraufgaben (in Baden-Württemberg zentral gestellt) entwerfen dürfen. Man diskutiert stundenlang und trotzdem passieren solche Fehler (ich war in diesem Jahr nicht dabei ^^).


    Aber ich erinnere mich an eine Pisaaufgabe vor langer Zeit zu Ozon, die englische Version war für mich und alle, die ich gefragt habe, einfacher als die deutsche. Die deutsche war schlichtwegs unmöglich formuliert.

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  • Ich kenne einige Schulbuchautoren, wurde selbst einmal gefragt. Es sind alles Kollegen. Es gibt schon einige Vorgaben (einer der Gründe, warum ich abgelehnt habe).


    Letztendlich muss der Verlag verkaufen, (in einigen Bundesländern zugelassen werden), ich selbst bin mit keinem Mathebuch glücklich.

    Ja, aber auch die Vorgaben kommen nicht von Politikern. Es gibt in allen Fachrichtungen einzelne Platzhirschen, deren Meinung über Jahre alles dominiert. Das ist aber bei weitem nicht immer die Mehrheitsmeinung. Ich erwähnte Günter Baars, das ist DER Chemie-Fachdidaker der Schweiz. Natürlich hat der enorm viel geleistet, sein Buch finde ich trotzdem scheisse. Ich habe den mehrfach auf Fortbildungen erlebt, ich finde es wirklich nicht besonders schlau, was er sich so ausgedacht hat. Schade, schreibt Hans-Ruedi Dütsch kein Buch. Ich bin mir fast sicher, mit dem könnte ich arbeiten.

  • Als Kind habe ich die Mathebücher als weitgehend nutzlos empfunden. Ich habe aber einen "Migrationshintergrund" und meine diesbezüglichen Erfahrungen nicht in Deutschland gesammelt.


    Mein Problem war, einfach gesagt "viele Aufgaben, wenig Lösungsbeispiele, noch weniger Erklärungen". Offenbar waren die Autoren der Ansicht, dass die SuS am besten lernen, wenn sie sich alles selbst erschließen. Wenn man bei einer Hausaufgabe nicht weiterkam, boten die Bücher meist keine Hilfe, sie waren zum Selbststudium ungeeignet. Für mich war es wie eine Befreiung, als es an der Uni auf einmal frei zugängliche Klausursammlungen inkl. vollständiger Lösungswege gab, mit denen ich wirklich üben konnte. Das Aufkommen des Internets änderte dann sowieso alles.

  • In der Tat sind die englischsprachigen Bücher im Bereich Naturwissenschaften sehr viel besser als die deutschen Schulbücher. Die Autoren schaffen es irgendwie, sich sinnvolle Kontextaufgaben auszudenken.

  • Ich weiß nicht, was du damit meinst. Offenbar beziehst du dich aber auf etwas, das entweder schweizspezifisch oder eine Methode deiner Kolleg*innen ist.

    Nee, das gibts auch in Deutschland. Ich kenne das von Berufsschülern, die R = U/I mit irgendeinem Dreick abbilden, so dass die Formel nicht mehr umgestellt werden muss. Ich habe ehrlichgesagt diese Form der Darstellung eines einfachen Bruches nie verstanden.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Es ist doch klar, woher das kommt. Uuuh ... Mathe, das ist zu kompliziert. Formel umstellen, da müsste man ja erst mal verstanden haben, was eine Proportionalität überhaupt darstellt. Der Mathematiker würgt sich irgendeinen künstlichen Anwendungsbezug zusammen, der Physiker resigniert und macht sich erst gar nicht mehr die Mühe aufzuzeigen, welche Sachverhalte durch eine Geradengleichung modelliert werden. Dann lieber ein Dreieck malen und schon sind alle zufrieden.


    Aber herrlich, sich hier erst mal empören, Quittengelee , ne? Offensichtlich weisst du dann doch nicht so genau, was an seltsamen Spüri-Rezepten in der Mathe so alles in Umlauf ist.

  • Nee, das gibts auch in Deutschland. Ich kenne das von Berufsschülern, die R = U/I mit irgendeinem Dreick abbilden, so dass die Formel nicht mehr umgestellt werden muss. Ich habe ehrlichgesagt diese Form der Darstellung eines einfachen Bruches nie verstanden.

    Dieses Dreieck gibt es auch für v = s/t, nicht nur am BK (auch das mit dem R = U/I nicht).

    Es ist doch klar, woher das kommt. Uuuh ... Mathe, das ist zu kompliziert. Formel umstellen, da müsste man ja erst mal verstanden haben, was eine Proportionalität überhaupt darstellt.


    Dieses Formel umstellen mögen auch Schüler:innen in der Oberstufe nicht immer. Da kommen manchmal die abenteuerlichsten Ideen zustande, wie man Formeln umstellt (natürlich gibt es auch die, die das problemlos können).


    Und manche Schüler:innen klammern sich zu sehr an die Formelsammlungen und nutzen die Formeln dann teilweise in falschen Zusammenhängen. (Und wehe, wenn in einer Aufgabe noch Angaben stehen, die für die Rechnung nicht unbedingt nötig sind ...)

  • Osterhasen-Dreieck, Voodoo-Dreieck, Idioten-Dreieck ... 15jährige am Gymnasium sind nicht gerne "Osterhasen". Sie hören sehr schnell auf, Dreiecke zu malen, wenn man ihnen das 2 - 3 mal bei der Korrektur aufs Prüfungsblatt geschrieben hat. Und: Dreiecke zählen nicht als "Rechenweg", also gibt's dafür keine Punkte. :evil:

  • Ich kenne das nur unter "Idioten Dreieck".

    Ich finde nicht, dass besagtes Dreieck die Sache einfacher macht.


    Wenn man einmal begriffen hat, wie man Gleichungen nach der jeweils gewünschten Komponente umformt, ist das der IMHO simplere Weg. Vor allem einer, der universell anwendbar ist, nicht nur für lineare. Aber gut, jeder ist anders ..

  • Nee, das gibts auch in Deutschland. Ich kenne das von Berufsschülern, die R = U/I mit irgendeinem Dreick abbilden, so dass die Formel nicht mehr umgestellt werden muss.

    Dann würde mich interessieren, ob diese Methode irgendwie von einem fachfremd Unterrichtenden zum nächsten weitergereicht, oder tatsächlich von einem Mathedidaktiker (mwd) an der Uni gelehrt wird. Denn darum ging es gerade, dass angeblich an der Uni irgendein Scheiß vermittelt wird, es alle hier Anwesenden aber natürlich so vermitteln können, dass es die SuS wirklich und tiefgreifend verstehen. Nur wo haben diese Anwesenden ihre Didaktikkenntnisse dann her? Und warum machen es immer alle anderen Lehrkräfte falsch, die die SuS vorher unterrichtet haben?

  • Ich benutze das Dreieck in Physik Klasse 8 gelegentlich, da es SuS gibt, die auch nach Klärung der Grundlagen und vielfacher Übung nicht so weit sind elementare Gleichungsumformung sicher anwenden zu können. Diese SuS haben eigentlich nichts am Gymnasium verloren aber ich muss trotzdem einen pragmatischen Weg finden, mit ihnen um zu gehen.

    Für stärkere SuS thematisiere ich dann allerdings auch, warum es funktioniert und das man es immer dann verwenden kann, wenn eine Größe das Produkt mehrer anderer Größen ist.

    Natürlich ist das nur ein Pflaster für ein viel tiefer liegendes Problem.

  • es alle hier Anwesenden aber natürlich so vermitteln können, dass es die SuS wirklich und tiefgreifend verstehen

    Ich schrieb ungefähr das Gegenteil, dass ich nämlich absolut nicht glaube, dass dieser Käse immer nur von "denen da oben" kommt. Der Käse manifestiert sich, wenn ihn nur genügend Lehrpersonen weitergeben oder mindestens tolerieren.



    Nur wo haben diese Anwesenden ihre Didaktikkenntnisse dann her?

    Dass ich weiss, was die Aussage einer linearen Gleichung sein soll, hat mit Didaktik herzlich wenig zu tun. Ich vermittle es nach bestem Wissen und Gewissen und meinen eignen Mathekenntnissen entsprechend. Gelernt habe ich das - tataa - irgendwann mal als Schülerin am Gymnasium. Woher das nun meine Mathelehrerin wusste, sei dahingestellt. Mutmasslich hat man ihr das auch mal an der Schule beigebracht usw. usf. Dass ich weiss, dass man mit linearen Gleichungen bestimmte Arten der Bewegung in der Physik modellieren kann, kommt auch nicht aus der Didaktik sondern aus dem Fachstudium an der Uni. Die seltsamen Dreiecke haben wir aber tatsächlich in der Fachdidaktik thematisiert. Da ging es vor allem darum, wie man den Jugendlichen den Kram wieder austreibt. Woher er kommt - ehrlich, ich weiss es nicht.


    Interessant ist an der Stelle, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass mir die Verknüpfung Mathe --> Naturwissenschaften selber erst im Fachstudium an der Uni klargeworden ist. Ich kann mich absolut nicht daran erinnern, dass mir in der Schule erklärt wurde, dass sich die Geschwindigkeit eines Körpers aus seiner zeitabhängigen Ortsfunktion ableiten lässt. Ich halte es aber durchaus für möglich, dass das mal jemand versucht hat und ich schlichtweg zu blöd dafür war. Als Lehrperson unterrichte ich es genau so und lege einigermassen Wert darauf, dass alle meine SuS, egal in welchem Leistungsniveau, die Zusammenhänge zumindest an einfachen Beispielen aufzeigen können und in der Regel klappt das nach einigen Bemühungen auch. Ich habe dieses Schuljahr einen Prüfungsvorbereitungskurs zur Fachmatura Pädagogik in Physik übernommen, die wussten das alle vorher schon. Es scheinen also auch andere Lehrpersonen bei uns an der Schule erfolgreich darin zu sein, das zu vermitteln. Fakt ist aber, die Übertreter*innen aus der Mittelstufe kommen alle wieder mit diesen komischen Dreiecken. Also werden sie dort offensichtlich zum Leben erweckt, die Dreiecke.


    Und warum machen es immer alle anderen Lehrkräfte falsch, die die SuS vorher unterrichtet haben?

    Auch das schrieb ich in dieser Pauschalität nicht. Ich habe in einer Klasse mal explizit danach gefragt, ob man ihnen in der Primar eigentlich das schriftliche Multiplizieren noch beigebracht hätte. Und siehe da, das sind Algorithmen, die die allermeisten tatsächlich auch beherrschen. Die Probleme beginnen offenbar erst danach.

  • Ich glaube, dass die Idiotendreiecke (so heißt das auch bei uns) ursprünglich aus der Nachhilfe kommen. Da geht es ja auch primär um die nächste Leistungsüberprüfung und nicht um anschlussfähige Grundlagenkenntnisse.

    Ist genauso wie diese elende NEW-Regel in der Funktionsuntersuchung oder der Jägerzaun beim Vektorprodukt.

  • Diese SuS haben eigentlich nichts am Gymnasium verloren aber ich muss trotzdem einen pragmatischen Weg finden, mit ihnen um zu gehen.

    Ich verstehe deinen Pragmatismus an der Stelle und man will ja auch nicht der "Böse" sein. Die ehrliche Variante wäre aber, sie auflaufen zu lassen. Wer mit einfachen Gleichungssystemen nicht sicher umgehen kann, wird auch nicht studierfähig. Das Problem dabei ist eben, die Schlauen übernehmen die Dreiecke auch, weil sie faul sind. Auf Niveau Realschule (das sind unsere Fachmaturand*innen) verstehen eigentlich alle zumindest die Idee "Input/Output", können also die Steigung einer Geraden anhand eines Wertepaares ermitteln und die zugehörige Gleichung hinschreiben. Was ich auf dem Niveau nicht mehr schaffe, ist, allen verständlich zu machen, dass ein einzelnes Wertepaar in der Physik ja fehlerbehaftet ist und man die Steigung daher anhand einer Ausgleichsgeraden ermitteln müsste. Die lernen auch keine Differentialrechnung, da setzt es bei den allermeisten dann endgültig aus. Aber das ist in Ordnung, für diese SuS geht's auch nicht oder zumindest nicht auf direktem Weg an die Uni. Insgesamt sind damit knapp 50 % eines Jahrgangs (gymnasiale Maturität und Fachmaturität bei uns im Kanton) sehr wohl in der Lage, eine Gleichung nach einer Variablen aufzulösen und brauchen dafür keine Dreiecke. Ich gehe davon aus, dass das auch noch ein grösserer Teil der Berufslernenden problemlos kann. Es gäbe also eigentlich keinen Grund, die Dreiecke in der Mittelstufe den potentiellen Übertreter*innen in die allgemeinbildende Sek II überhaupt erst aufzutischen.

  • Ein kleiner (- noch halbwegs themenbezogener) Quiz zur Auflockerung: "Die Zeit" hat eine Reportage über die südschwedische Stadt Malmö veröffentlicht. Dort taucht u. a. der folgende Satz auf:


    Es ist die Geschichte einer innovationshungrigen Stadt, deren Bewohner zur Hälfte unter 35 Jahre alt sind. Das schlägt sogar die rund 300 Km entfernte Freie und Hansestadt Hamburg, die 2021 mit einem Durchschnittsalter von 42,1 Jahren das jüngste deutsche Bundesland war.


    Gibt es hier jemanden, dem der Fehler, der der Journalistin bzw. dem Journalisten hier unterlaufen ist, NICHT auffällt?


    Mein Eindruck ist, dass viele Journalistinnen und Journalisten mit Mathematik und Naturwissenschaften nichts am Hut haben, was sich auf die Qualität der Berichterstattung auswirkt. Nicht nur in nebensächlichem Kontext wie hier in diesem Beispiel. SuS, die mit Mathe Probleme haben, landen irgendwann im wirklichen Leben, und haben dort vorhersehbar weiterhin Probleme.

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