• Seltsam. Ein befreundeter Hauptschulrektor erzählte mir erst kürzlich, dass er meist mit einer kleinen 5. Klasse startet, so 16 oder 17 Schüler und dass dann im Laufe des Schuljahres Kinder von der Realschule zu ihm kommen (die Gymnasialkinder, die abgestuft werden, gehen dann eher auf die Realschule), so dass er dann oft im nächsten Schuljahr die Klasse teilen muss.

    Wo gehen bei euch die Kinder hin, die nicht bleiben?

    Auch das ist nicht repräsentativ für BW, da es hier einerseits kaum noch Hauptschulen und auch immer weniger Werkrealschulen gibt und andererseits wir als Realschulen gar nicht abschulen dürfen. Was wir lediglich machen dürfen ist Eltern deutlich überforderter Kinder dahingehend zu beraten, dass ihr Kind besser gefördert werden könnte an einer Werkrealschule (eine Hauptschule gibt es bei uns beispielsweise gar nicht mehr), für dass es auch die GS- Empfehlung erhalten hat und wo es tatsächlich oft deutlich kleinere Klassen gibt als bei uns an der Realschule, weil wir zum Bersten voll sind und seit Jahren mehrere Wanderklassen haben, weil die Klassenräume nicht ausreichen, jährlich weit über hundert SuS ablehnen müssen, die sich bei uns auch noch anmelden wollen würden, für die einfach kein Platz mehr ist. An den Werkrealschulen hier bei uns gibt es dagegen immer freie Plätze, genau wie an den GMS.


    Nur sehr selten sind Eltern letztlich doch noch bereit ihrem Kind den von Beginn an von der GS angeratenen Werkrealschulbesuch zu ermöglichen. Die meisten wollen den Realschulabschluss erzwingen und versuchen insofern auch möglichst die Einstufung in den Hauptschulzug am Ende von Klasse 6 abzuwenden (meist nicht durch Förderung ihrer

    Kinder, sondern durch Bedrängung der Klassenlehrkräfte oder von Fachlehrkräften, in deren Fächern ihr Kind auf der Kippe steht).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • So besonders ist das nicht, denn hier in BW gibt es ebenfalls in 5/6 die sogenannte Orientierungsstufe, an deren Ende beispielsweise auch erst entschieden wird an den Realschulen, wer auf Grundniveau oder mittlerem Niveau weiterbeschult wird. Und nein, Zauberwald , die SuS werden auch hier in BW nicht nur in Klasse 5 abgeschult von den Gymnasien, sondern auch am Ende von 6 oder sogar noch später (vor allem die Pandemiesonderregelungen haben da in den letzten zwei Jahren für viele spät abgeschulte SuS gesorgt, deren Eltern den Gymnasialbesuch um jeden Preis erzwingen wollten).

    Das habe ich auch nicht gesagt, bzw. gemeint. Aber 2 Jahre gewartet wird nicht. Bei meinen Kindern gab es recht schnell am Gymnasium (nach Klasse 5) so viele Kinder weniger, dass es anstatt 6 nur noch 5 Parallelklassen gab. Später gingen dann auch immer welche. Aber ohne Coronaregelungen dauert es keine 2 Jahre, ohne dass was passiert. Das mit der Realschule gibt es erst ein paar Jahre, nämlich dass sie einen Hauptschul - und einen Realschulzweig führt, und trotzdem gehen schnell einige auf die Hauptschule runter, denn in Klasse 5 und 6 wird auf Realschulniveau unterrichtet und manche schaffen es einfach nicht bis Ende Kl. 6.


    Bei meiner Abordnung kürzlich habe ich erlebt, wie schnell in Klasse 5 Werkrealschule (Hauptschule mit Möglichkeit des MSA) aus 17 Mitschülern 27 wurden. Der befreundete Rektor sagte mir, dass Kinder mitten im Schuljahr vom Gymnasium auf die Realschule wechseln, diese dann "anziehen" würden und manche es nicht schaffen. Hier scheint es so zu sein. Ich glaube nicht, dass er das erfunden hat, bzw. wüsste ich nicht, wo die neuen Schüler sonst herkommen. Es kamen dann noch Ukrainer dazu und die Klasse wurde geteilt.

  • Das mit der Realschule gibt es erst ein paar Jahre, nämlich dass sie einen Hauptschul - und einen Realschulzweig führt, und trotzdem gehen schnell einige auf die Hauptschule runter, denn in Klasse 5 und 6 wird auf Realschulniveau unterrichtet und manche schaffen es einfach nicht bis Ende Kl. 6.

    Das kann ich aus meiner Erfahrung als SEK.I- Lehrkraft so nicht bestätigen. Nur höchst selten sind Eltern dazu bereit ihr Kind doch noch auf eine Werkrealschule zu schicken in Klasse 5/6, begleich dieses komplett überfordert ist weil in 5/6 durchgehend auf M- Niveau unterrichtet werden muss.

    Vielleicht ist das bei dir vor Ort deshalb punktuell so anders, weil ihr tatsächlich noch eine Hautpschule habt, weil du eher ländlich lebst, weil eure Hauptschule lokal einen guten Ruf hat, der bekannt ist. Meine Refschule lag ebenfalls ländlich ohne Haupt- oder Werkrealschule in der Nähe. Dort war es üblich, Kinder mit Werkrealschulempfehlung mehrheitlich auf die ehemalige HS , sprich die GMS im Ort zu schicken von Beginn an, weil schon die Eltern oftmals dort beschult worden waren und da sind guter Erinnerung hatten. Hier in der Stadt rennt alles was Beine hat den Gymnasien und Realschulen die Bude ein und versucht auch um jeden Preis dort zu bleiben- ganz gleich, was sinnvoll wäre für die SuS, um diese bestmöglich zu fördern. Während bei uns an den Realschulen der Anteil an SuS mit WRS- Empfehlung inzwischen bereits bei 50% der Fünftklässler liegt (wodurch unsere Hauptschulzugklassen ebenfalls immer größer werden leider), steigt an den Gymnasien in Klassenstufe 5 der Anteil an SuS mit RS- Empfehlung weiter an, von denen dann eben viele doch noch u.a. zu uns kommen später.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Als Eltern könnte man dieses Modell doch so auslegen: Ich kann ja mal probieren, ob mein Kind es nicht doch schafft. Wenn nicht, kann es ja immer noch runter. Wer weiß, was sich in den 2 Jahren noch tut?

    Logisch, würde ich als Mutter auch so machen. Dann wäre es doch sinnvoll, entweder die Stadtteilschulen so auszustatten, dass diese als Paradies locken (helle, saubere Gebäude, kleine Klassen, praktisches Arbeiten in gut finanzierten Projekten etc.) Oder die Grundschule gleich bis Klasse 6 laufen zu lassen.

  • CDL: Gibt es bei euch keine Hauptschulen, bzw. Werkrealschulen mehr?

    Wie geschrieben keine Hauptschulen, aber noch Werkrealschulen, wobei eine gerade erst abgewickelt wurde leider.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Logisch, würde ich als Mutter auch so machen. Dann wäre es doch sinnvoll, entweder die Stadtteilschulen so auszustatten, dass diese als Paradies locken (helle, saubere Gebäude, kleine Klassen, praktisches Arbeiten in gut finanzierten Projekten etc.) Oder die Grundschule gleich bis Klasse 6 laufen zu lassen.

    In Hamburg sind die Stadtteilschulen/Gesamtschulen tatsächlich ordentlich ausgestattet und vergleichsweise gut angesehen. Auch viele bildungsorientierte Eltern schicken ihre Kinder dorthin. Die gegenwärtige Schulstruktur wird von einer breiten politischen Mehrheit getragen.

  • In Hamburg sind die Stadtteilschulen/Gesamtschulen tatsächlich ordentlich ausgestattet und vergleichsweise gut angesehen. Auch viele bildungsorientierte Eltern schicken ihre Kinder dorthin. Die gegenwärtige Schulstruktur wird von einer breiten politischen Mehrheit getragen.

    Kann man da Abitur machen wie an manchen Gemeinschaftsschulen hier?

  • Das ist doch gut, wenn es gut läuft und die Stadtteilschulen nicht als Restrampe gelten. Hier ist es so, dass die eine GMS einen Superruf hat, von meiner Klasse gingen mal über 90% eines Jahrgangs dorthin und von der anderen Gemeinschaftsschule sagt man, dass das Konzept und das Lehrerteam prima seien, aber viele Schüler seien so schwierig, dass einige Eltern ihr Kind z.B. in irgendeine Privatschule packen, um es aus dem Umfeld rauszuholen. Schule 1 kann fast nie alle Schüler aufnehmen, die sich anmelden wollen und richtet sich v.a. nach Einzugsgebiet.

  • Das gibt es in Hamburg natürlich alles auch, aber vielleicht in milderer Form.


    Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass der jetzige Zustand der schulpolitisch friedlichste seit Jahrzehnten ist. Die großen Schlachten sind geschlagen. Kaum noch jemand möchte die Gymnasien abschaffen. Die Stadteilschulen haben ihren anerkannten Platz gefunden. Und auch an den privaten Schulen, die das System um zusätzliche Varianten bereichern, stört sich kaum noch jemand.

  • Wir drehen uns im Kreis. Wenn schulischer Erfolg von Eltern abhängt, die das fördern, was in der Schule verlangt wird, dann macht eine Schule etwas falsch, die Dinge verlangt, die nicht ohne Eltern funktionieren.

    Kinder bibliophil zu prägen, kann die Schule nicht leisten. Das kann nur das Elternhaus. Ebenso kann nur das Elternhaus wirklich für musische Bildung sorgen. Dafür hat die Schule keine Kapazität - wo sollten auch die ganzen Klaviere, Geigen, Klarinetten usw. stehen, mit denen die Schüler täglich üben sollen. Ebenso die sportliche Prägung durch Vereine oder die moralisch-christliche Prägung durch christliche Jugendarbeit. Das Gymnasium meiner Kinder hat ein musisches Profil mit eigenem Symphonieorchester und mehreren Chören. Wer im Symphonieorchester spielen will, muss in der Musikschule das Rüstzeug dafür bekommen. Und das ist ein finanzieller Brocken, den die Eltern stemmen.
    Wobei der Musikunterricht wiederum die Leistungen in Mathematik signifikant verbessert.
    https://www.europeanscientist.…haben-bessere-mathenoten/

    Durch den Wechsel auf G8 wurde das "Zeitbudget" für Tätigkeiten in Musikschule und Sportverein massiv gekürzt.
    Auch das dürfte zu den Ergebnissen beigetragen haben - wobei die Ursachen vielschichtig sind und sich kumulieren.

    Dabei jammert Deutschland noch immer auf hohem Niveau.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Wieso ist ein bestimmtes Arbeitsverhalten an der Gesamtschule besser aufgehoben, führt das nicht genau zu dem Problem, dass sozial schwache aber kognitiv fitte SuS überproportional häufig in der Gesamtschule beschult werden? Und am Gym wiederum entsprechend verhältnismäßig oft die Leisen, Ordentlichen, die aber nur mit Nachhilfe durch die Schulzeit kommen?

    Weil es dort zumindest Sozialpädagogen gibt, was an vielen Gymnasien hier nicht der Fall ist.

  • Kinder bibliophil zu prägen, kann die Schule nicht leisten. Das kann nur das Elternhaus.

    Davon hängt der schulische Erfolg glücklicherweise nicht zwangsläufig ab. Wenn man das sprachliche Übergewicht an Schulen etwas einschränkt, noch weniger.

    Zitat

    Ebenso kann nur das Elternhaus wirklich für musische Bildung sorgen.

    Davon hängt der schulische Erfolg auch nicht ab.

    Zitat

    Ebenso die sportliche Prägung durch Vereine

    Das ließe sich ändern, wenn man wollte.

    Zitat

    oder die moralisch-christliche Prägung durch christliche Jugendarbeit.

    Auf die kann man wirklich verzichten. Moralische Prägung funktioniert besser, wenn man den Glauben herausnimmt.

    Zitat

    Das Gymnasium meiner Kinder hat ein musisches Profil mit eigenem Symphonieorchester und mehreren Chören. Wer im Symphonieorchester spielen will, muss in der Musikschule das Rüstzeug dafür bekommen. Und das ist ein finanzieller Brocken, den die Eltern stemmen.

    Joa und ohne im Orchester zu sein, kann man dennoch schulisch erfolgreich sein.

    Zitat

    Wobei der Musikunterricht wiederum die Leistungen in Mathematik signifikant verbessert.

    https://www.europeanscientist.…haben-bessere-mathenoten/

    Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass eher Kinder aus dem Bildungsbürgertum ein Instrument lernen und in diesen Haushalten auch mehr wert auf schulische Leistung gelegt wird. Dass das Lernen eines Instruments kausal für bessere Mathenoten ist, ist eher unwahrscheinlich. Zumal deine Ausführungen das Problem unterstreichen: wer genug Geld hat um seinen Kindern Musikunterricht zu finanzieren, hat auch schulisch "erfolgreichere" Kinder.

    Zitat

    Durch den Wechsel auf G8 wurde das "Zeitbudget" für Tätigkeiten in Musikschule und Sportverein massiv gekürzt.

    Auch das dürfte zu den Ergebnissen beigetragen haben - wobei die Ursachen vielschichtig sind und sich kumulieren.

    Weil Kinder weniger Zeit für den Sportverein und die Musikschule haben, sind ihre Leistungen bei Pisa schlechter geworden?

  • Ist das wünschenswert? Für dich, für mich, für die Gesellschaft?

    Christlich-moralische Prägung? Wünschenswert?
    Ja. Durchaus.
    Das Christentum und seine moralischen Grundlagen sind unabhängig vom Personal.
    Die zehn Gebote sind - wenn man 1+2 als historische Einleitung außer Acht lässt - Grundlage unseres Grundgesetzes und unserer Gesellschaft.

    BTW: Art. 3 war der erste Arbeitnehmerschutz-Paragraf.

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  • Christlich-moralische Prägung? Wünschenswert?
    Ja. Durchaus.
    Das Christentum und seine moralischen Grundlagen sind unabhängig vom Personal.
    Die zehn Gebote sind - wenn man 1+2 als historische Einleitung außer Acht lässt - Grundlage unseres Grundgesetzes und unserer Gesellschaft.

    Wozu braucht es noch religiöse Indoktrination, wenn bereits die Erziehung zu einem mündigen Bürger, der für die freiheitlich demokratische Grundordnung eintritt, eine hinreichende moralische Bildung darstellt?

  • Wer an Märchen glaubt soll das ruhig. Ansonsten ist ohne das Elternhaus nur schwer möglich, allen Kindern die gleichen Startchancen zu geben.


    Das fängt schon bei den Hausaufgaben in der Grundschule an (Lesen üben...) und geht auch in der Sek I weiter, wo man dem hormonell durchdrehenden Kind klare Strukturen vorgeben muss.


    Auch sind Vereine (Sport, Musik etc.) absolut wichtig. Wer das seinen Kindern nicht ermöglicht, beraubt ihnen vieler wichtiger Erfahrungen.

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