• Hat bei euch schon mal ein Kind einem anderen in die Backe gebissen, also so richtig, dass man das Gebiss sieht? (heute bei uns in einer 1.Kl. so geschehen, obwohl hier die meisten echt das sind, was man gute Mittelschicht nennt)

    Ja, das ist schon in meiner Schulzeit in den 90ern geflogen, obwohl es gutbürgerliches Dorf war und Migranten gab es dort auch noch keine. Meine Grundschulklasse war RICHTIG asozial, da sind jede Pause Stühle geflogen und Prügeleien auf dem Schulhof waren auch an der Tagesordnung.

  • Hat bei euch schon mal ein Kind einem anderen in die Backe gebissen, also so richtig, dass man das Gebiss sieht?

    Ja, im Kindergarten. Man hat den Abdruck 1 Woche gesehen. Das beißende Kind besucht nun die Vorklasse (in Hessen für entwicklungsverzögerte Kinder möglich)

  • Empirisch gesehen liegen Grundschullehrer mit ihren Einschätzungen offenbar derart oft daneben (- in Hamburg z.B. hatten 40% aller abgestuften Kinder eine Gymnasialempfehlung), dass man fast ebenso so gut auch würfeln könnte!

    Die Zahl klingt höher als sie ist. Es gibt einen Unterschied zwischen 40% aller Kinder mit Gymnasialempfehlung und 40% aller abgestuften Kinder mit Gymnasialempfehlung. Stichwort bedingte Wahrscheinlichkeit Im ersteren Fall würde ich dir Recht geben, das wäre problematisch. Im letzteren Fall... Würde es ein einziges Kind in Hamburg geben, das abgestuft wird, und genau dieses hätte zufällig vorher eine Gymnasialempfehlung wäre die Quote sogar 100%, ohne dass dies jetzt einen Skandal wert wäre.

  • Empirisch gesehen liegen Grundschullehrer mit ihren Einschätzungen offenbar derart oft daneben (- in Hamburg z.B. hatten 40% aller abgestuften Kinder eine Gymnasialempfehlung), dass man fast ebenso so gut auch würfeln könnte!

    Ich kenne mich in HH nicht aus, aber offenbar gibt es Stadtviertel, in denen ein Viertel der Kinder mit Empfehlung die Schulform wechselt und Stadtviertel, in denen kaum ein Kind das Gym verlassen muss. Ich schlussfolgere daraus, dass in bestimmten Vierteln die GS-Lehrkräfte die Kinder oft zu gut einschätzen, weil sie dies klassennormbezogen tun. Das würde dafür sprechen, dass die Empfehlungen zum Gutteil auf einem Gefühl beruhen, wer zu "den Besseren" gehört und wahrscheinlich am Gymnasium "klarkommen" wird. Das finge dann wohl bei der Notengebung an, die sich zu wenig an Lehrplanzielen orientiert und zu sehr am Klassenschnitt. In einem "schwierigen" Einzugsgebiet will man nicht nur 4en und 5en verteilen, weswegen man beginnt, Leistungskontrollen so zu verfassen, dass 2en und 3en für das Gros der Klasse möglich sind.


    Ich kenne das Dilemma jedenfalls von der Lernförderschule, in der entschieden werden muss, wer den Hauptschulzweig besuchen kann. Wir schwimmen da manches Mal, weil es (außer bestimmten Noten) keine Kriterien oder Aufnahmeprüfung gibt.

  • Ich kenne mich in HH nicht aus, aber offenbar gibt es Stadtviertel, in denen ein Viertel der Kinder mit Empfehlung die Schulform wechselt und Stadtviertel, in denen kaum ein Kind das Gym verlassen muss. Ich schlussfolgere daraus, dass in bestimmten Vierteln die GS-Lehrkräfte die Kinder oft zu gut einschätzen, weil sie dies klassennormbezogen tun. Das würde dafür sprechen, dass die Empfehlungen zum Gutteil auf einem Gefühl beruhen, wer zu "den Besseren" gehört und wahrscheinlich am Gymnasium "klarkommen" wird. Das finge dann wohl bei der Notengebung an, die sich zu wenig an Lehrplanzielen orientiert und zu sehr am Klassenschnitt. In einem "schwierigen" Einzugsgebiet will man nicht nur 4en und 5en verteilen, weswegen man beginnt, Leistungskontrollen so zu verfassen, dass 2en und 3en für das Gros der Klasse möglich sind.


    Ich kenne das Dilemma jedenfalls von der Lernförderschule, in der entschieden werden muss, wer den Hauptschulzweig besuchen kann. Wir schwimmen da manches Mal, weil es (außer bestimmten Noten) keine Kriterien oder Aufnahmeprüfung gibt.

    Dazu kommt auch noch, dass es zumindest in NRW grundsätzlich erstmal die Empfehlung Haupt- und Gesamtschule, Real- und Gesamtschule und Gymnasium und Gesamtschule gibt. Da kann es durchaus sein, dass ein Kind grundsätzlich zwar kognitiv in der Lage wäre, das Gymnasium zu schaffen, die Noten such entsprechend sind, aber beispielsweise das Arbeitsverhalten oder auch Sprachkenntnisse vielleicht eigentlich besser an einer Gesamtschule gefördert werden könnte. Das wird den Eltern im Gespräch erklärt, auf der Empfehlung steht dann aber formal richtig aufgrund der Noten trotzdem Gymnasium und Gesamtschule und die Eltern melden trotz anderer Beratung am Gymnasium an. Ich weiß natürlich jetzt nicht, ob das in Hamburg auch so ist.

  • Wieso ist ein bestimmtes Arbeitsverhalten an der Gesamtschule besser aufgehoben, führt das nicht genau zu dem Problem, dass sozial schwache aber kognitiv fitte SuS überproportional häufig in der Gesamtschule beschult werden? Und am Gym wiederum entsprechend verhältnismäßig oft die Leisen, Ordentlichen, die aber nur mit Nachhilfe durch die Schulzeit kommen?

  • Das ist ein Argument aus Sicht der Schule, nicht der Schüler oder Eltern.

    Da müssen wir differenzieren.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Wieso ist ein bestimmtes Arbeitsverhalten an der Gesamtschule besser aufgehoben, führt das nicht genau zu dem Problem, dass sozial schwache aber kognitiv fitte SuS überproportional häufig in der Gesamtschule beschult werden? Und am Gym wiederum entsprechend verhältnismäßig oft die Leisen, Ordentlichen, die aber nur mit Nachhilfe durch die Schulzeit kommen?

    Ja, das sehe ich schon auch so. Trotzdem ist die Chance für Kinder, die gerade in diesen Bereichen Schwierigkeiten haben an der Geamtschule erfolgreicher zz sein als am Gymnasium höher. Ich sag nicht, dass ich das gut finde, sehe aber die Realität zumindest in meiner Stadt. Da sortieren die Gymnasien und auch die Realschulen gnadenlos aus.

  • dass ein Kind grundsätzlich zwar kognitiv in der Lage wäre, das Gymnasium zu schaffen, die Noten such entsprechend sind, aber beispielsweise das Arbeitsverhalten oder auch Sprachkenntnisse vielleicht eigentlich besser an einer Gesamtschule gefördert werden könnte.

    Wenn das Kind kognitiv für das Gymnasium geeignet ist, dann sollte es auch ein Gymnasium besuchen. Dass es an Gesamtschulen eine besondere Förderung gibt, wäre mir neu.

  • Am liebsten würde ich allen Eltern, deren Kinder eine Gymnasialempfehlung haben, raten "Gebt Eure Kinder unter keinen Umständen an die Gesamtschule!"


    Nicht, weil ich das Grundkonzept Gesamtschule ablehne. Im Gegenteil. Nicht, weil ich die einzelnen Schulprogramme ablehne. Es geht ums Schülerklientel. Das mag in einzelnen Fällen (besonders im ländlichen Raum plus kein Gymnasium in der Nähe) ok sein, in der Regel herrschen diese Bedingungen jedoch nicht.


    Für mich als Vater ist jedenfalls ganz klar. Das soziale Umfeld einer Gesamtschule werde ich meinem Kind um jeden Preis ersparen.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Ich kenne mich in HH nicht aus, aber offenbar gibt es Stadtviertel, in denen ein Viertel der Kinder mit Empfehlung die Schulform wechselt und Stadtviertel, in denen kaum ein Kind das Gym verlassen muss. Ich schlussfolgere daraus, dass in bestimmten Vierteln die GS-Lehrkräfte die Kinder oft zu gut einschätzen, weil sie dies klassennormbezogen tun.

    Da bringst du wohl einen wichtigen Punkt ein, ja.


    Das gilt offenbar auch umgekehrt: In den "besseren Vierteln" mit vielen leistungsstarken Kindern bekommen von den dortigen relativ schwächeren manchmal auch solche keine Empfehlung, die objektiv gute Chancen hätten, das Gymnasium schaffen. In den besagten Viertel setzen sich die Eltern meist über die fehlende Empfehlung hinweg - und die Kinder schaffen das Gymnasium dann auch wirklich. Ob mit Nachhilfe im Hintergrund ja oder nein kann der Schule ja egal sein - die Kinder kommen im Unterricht mit.


    Empirisch belegen kann ich meine Vermutung nicht. Aber die Tatsache, dass in den wohlhabenden Hamburger Elbvororten kaum ein Kind abgeschult wird, spricht stark dafür.

  • Empirisch gesehen liegen Grundschullehrer mit ihren Einschätzungen offenbar derart oft daneben (- in Hamburg z.B. hatten 40% aller abgestuften Kinder eine Gymnasialempfehlung), dass man fast ebenso so gut auch würfeln könnte!

    Wo sind denn die Schüler in Hamburg in Klasse 5 und 6? In der Grundschule oder auf dem Gymnasium? Wenn sie schon 2 Jahre auf dem Gymnasium sind und erst nach Klasse 6 abgestuft wird, wieso sind dann die Grundschulen verantwortlich? Bei uns würde schon viel eher abgestuft und nicht erst nach 2 Jahren.

  • Wo sind denn die Schüler in Hamburg in Klasse 5 und 6? In der Grundschule oder auf dem Gymnasium? Wenn sie schon 2 Jahre auf dem Gymnasium sind und erst nach Klasse 6 abgestuft wird, wieso sind dann die Grundschulen verantwortlich? Bei uns würde schon viel eher abgestuft und nicht erst nach 2 Jahren.

    Ja, die Kinder sind in den beiden Jahren auf dem Gymnasium, und ja, es handelt sich um eine Hamburger Besonderheit: Die Beobachtungsstufe. Theoretisch werden 5. + 6. Klasse als Einheit verstanden, und erst am Ende der 6. Klasse entscheiden, ob es in der 7. auf dem Gymnasium weitergeht.

  • Ja, die Kinder sind in den beiden Jahren auf dem Gymnasium, und ja, es handelt sich um eine Hamburger Besonderheit: Die Beobachtungsstufe. Theoretisch werden 5. + 6. Klasse als Einheit verstanden, und erst am Ende der 6. Klasse entscheiden, ob es in der 7. auf dem Gymnasium weitergeht.

    Seltsam. Ein befreundeter Hauptschulrektor erzählte mir erst kürzlich, dass er meist mit einer kleinen 5. Klasse startet, so 16 oder 17 Schüler und dass dann im Laufe des Schuljahres Kinder von der Realschule zu ihm kommen (die Gymnasialkinder, die abgestuft werden, gehen dann eher auf die Realschule), so dass er dann oft im nächsten Schuljahr die Klasse teilen muss.

    Wo gehen bei euch die Kinder hin, die nicht bleiben?

  • Ja, die Kinder sind in den beiden Jahren auf dem Gymnasium, und ja, es handelt sich um eine Hamburger Besonderheit: Die Beobachtungsstufe. Theoretisch werden 5. + 6. Klasse als Einheit verstanden, und erst am Ende der 6. Klasse entscheiden, ob es in der 7. auf dem Gymnasium weitergeht.

    Als Eltern könnte man dieses Modell doch so auslegen: Ich kann ja mal probieren, ob mein Kind es nicht doch schafft. Wenn nicht, kann es ja immer noch runter. Wer weiß, was sich in den 2 Jahren noch tut?

  • Seltsam. Ein befreundeter Hauptschulrektor erzählte mir erst kürzlich, dass er meist mit einer kleinen 5. Klasse startet, so 16 oder 17 Schüler und dass dann im Laufe des Schuljahres Kinder von der Realschule zu ihm kommen (die Gymnasialkinder, die abgestuft werden, gehen dann eher auf die Realschule), so dass er dann oft im nächsten Schuljahr die Klasse teilen muss.

    Wo gehen bei euch die Kinder hin, die nicht bleiben?

    In Hamburg gibt es nur Gymnasien und Gesamtschulen ("Stadtteilschulen"). Keine Haupt- und Realschulen.


    Die Kinder kommen dann also auf die Stadtteilschulen.

  • Ja, die Kinder sind in den beiden Jahren auf dem Gymnasium, und ja, es handelt sich um eine Hamburger Besonderheit: Die Beobachtungsstufe. Theoretisch werden 5. + 6. Klasse als Einheit verstanden, und erst am Ende der 6. Klasse entscheiden, ob es in der 7. auf dem Gymnasium weitergeht.

    So besonders ist das nicht, denn hier in BW gibt es ebenfalls in 5/6 die sogenannte Orientierungsstufe, an deren Ende beispielsweise auch erst entschieden wird an den Realschulen, wer auf Grundniveau oder mittlerem Niveau weiterbeschult wird. Und nein, Zauberwald , die SuS werden auch hier in BW nicht nur in Klasse 5 abgeschult von den Gymnasien, sondern auch am Ende von 6 oder sogar noch später (vor allem die Pandemiesonderregelungen haben da in den letzten zwei Jahren für viele spät abgeschulte SuS gesorgt, deren Eltern den Gymnasialbesuch um jeden Preis erzwingen wollten).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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