• was wäre die eine (!) Sache, die eurer Meinung nach die Situation im Bildungswesen ändern könnte? Ihr müsst euch auf einen Punkt festlegen, der für euch der wichtigste ist.

    Zurück zu den Lehrplänen (vielleicht mit Ausnahme des Fachs Informatik), Lehrmethoden und Prüfungsvorschriften aus den frühen 1980er Jahren, auch was die Bewertungsmaßstäbe angeht. Und ja, da schließe ich entsprechende Durchfallquoten und die Abschaffung der zielabweichenden Inklusion ausdrücklich mit ein. Gerne können sie in dem Zug gleich das Gendern und die Rechtschreibreform mit einkassieren.

  • Ich finde es immer irritierend, wenn reflexartig die überdurchschnittlichen Leistungen ostasiatischer Schüler relativiert werden. Ja, schulischer Drill und eine Fokussierung auf Fachwissen sind natürlich furchtbar ungemütlich und entsprechen mal so gar nicht den hiesigen Prioritäten. Auch die Lernkultur finden wir befremdlich und sicherlich tragen die Schüler doch irgendwo massive Schäden davon. Fakt ist aber, das sind die Weltregionen, mit denen wir im Wettbewerb stehen und gegen die wir zunehmend abstinken werden, wenn die Entwicklungen sich so fortsetzen. Mehr als die Hälfte der internationalen Patentanmeldungen kamen im vergangenen Jahr aus Asien. Man muss sich vielleicht auch mal irgendwann überlegen, ob wir uns den aktuellen Luschikurs weiter leisten können und wollen - oder vielleicht doch mal schauen, was die anderen besser machen.

  • Anstatt stundenlang zu zocken, zu daddeln, in einer komischen Sprache zu chatten oder sich zu unterhalten sollte viel mehr gelesen werden, aber das gefällt niemandem mehr. Früher gab es halt nix anderes, heute wollen manche Kinder nicht einmal mehr vorgelesen bekommen, weil das Zuhören zu anstrengend ist. Was erwartet man denn?

    Außerdem halte ich nix von den Kindergärten mit den offenen Angeboten. Wenn die Kinder dann zu uns kommen, essen sie immer und überall wann sie wollen, halten keine Arbeit durch, die nicht sofort fertig oder anstrengend ist, wollen nur machen, was sie sich aussuchen. Viele können nicht mehr ausschneiden oder gar kleben, hören gleich auf und sind mit allem zufrieden. Warten kann auch niemand, Bedürfnisse müssen sofort befriedigt werden.

  • Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Asien. Scheint also logisch für mich.

    Sicher. Der Großteil davon entfällt allerdings auf die drei Länder China, Japan und Korea. 2012 waren es übrigens noch 40%.

    Man kann diese Verschiebung so hinnehmen oder man könnte halt versuchen daran zu arbeiten, sich möglichst nicht allzu arg den Rang ablaufen zu lassen. Dass das Bildungssystem hier nennenswert mit am Strang zieht, ist eher nicht zu erkennen.

  • Noch ein Gedanke zu Pisa, von Reddit:


    So wurde mir das damals auch von einem teilnehmenden Schüler berichtet.


    Ich habe gerade das „Pisa-Quiz“ auf der Spiegel-Seite gemacht. Viele Fragen (Fliesen, Bewertungen) fordern nur geringe mathematische Fähigkeiten, sondern eher Konzentration und eine Art Durchhaltevermögen. Wenn ich da an die 15jährigen meines Bullerbü-Gymnasiums denke, fallen mir nur wenige ein, die sich um richtige Lösungen bemüht hätten, wenn es nicht um Zensuren geht.

  • Das haben mir auch Kolleginnen und Kollegen, deren eigene Kinder dran teilgenommen haben, so erzählt. Ich kenne meine Schöfli gut genug, die sind ja nur 1 Jahr älter als die PISA-Teilnehmer*innen. Die Mehrheit hätte schlicht keine Lust, sich da grossartig Mühe zu geben. Ich glaube auch nicht, dass sie sabotieren würden aber für eine echt Prüfung würden sie's besser machen. Unser System ist eh nicht ganz so notengeil wie im benachbarten Ausland. Nicht grad wenige unserer Maturandinnen und Maturanden rechnen sich aus, was ihnen bei den Abschlussprüfungen "langt". Es macht ja nichts, wenn da ein 2er im Französisch steht, Hauptsache bestanden.

  • Das haben mir auch Kolleginnen und Kollegen, deren eigene Kinder dran teilgenommen haben, so erzählt. Ich kenne meine Schöfli gut genug, die sind ja nur 1 Jahr älter als die PISA-Teilnehmer*innen. Die Mehrheit hätte schlicht keine Lust, sich da grossartig Mühe zu geben. Ich glaube auch nicht, dass sie sabotieren würden aber für eine echt Prüfung würden sie's besser machen. Unser System ist eh nicht ganz so notengeil wie im benachbarten Ausland. Nicht grad wenige unserer Maturandinnen und Maturanden rechnen sich aus, was ihnen bei den Abschlussprüfungen "langt". Es macht ja nichts, wenn da ein 2er im Französisch steht, Hauptsache bestanden.

    Dafür hat die Schweiz doch ganz gut abgeschnitten. Wenn sie es nur halbherzig gemacht haben.

  • Absolut nicht, ein Kennzeichen vom ich-du-wir Prinzip ist, dass man sich zurücklehnen und die anderen die Arbeit machen lassen kann, wenn man heute mal keinen Bock hat. Wie bei jeder Gruppenarbeit.

    OK dann habe ich das Konzept falsch interpretiert.

  • Mehr als die Hälfte der internationalen Patentanmeldungen kamen im vergangenen Jahr aus Asien

    Ich stehe in einem Patent, als Erfinder. Also habe ich meinen Soll erfüllt 🤣

  • Erstaunlich, wenn Lehrkräfte über eigene Belastung und Burnout klagen und zugleich dann Drill bei Kindern wollen, um mit Ostasiatischen Ländern mithalten können.


    By the way: Wie hoch ist eigentlich der Anteil an Kindern und Jugendlichen, die erst seit wenigen Monaten /Jahren im Land sind und die Sprache noch nicht beherrschen? In China beträgt übrigens die durchschnittliche Schulbesuchsdauer 7,6 Jahre. Ich wage es zu bezweifeln, dass da bei Pisa der gesellschaftliche Querschnitt abgebildet wird...

    Es werden Äpfel mit Birnen verglichen.


    Natürlich kann man auch auf Eltern schimpfen. Es gibt nun mal Eltern, die nicht in der Lage sind sich adäquat um ihre Kinder zu kümmern und sie zu fördern. Die gab es schon immer und wird es leider auch immer geben. Für den sozial-emotionalen Bereich gibt es die Jugendhilfe, die da versucht Schadensbegrenzung zu betreiben. Für den kognitiven Bereich muss sich auch die Schule zuständig fühlen. Kinder können nichts für ihre Eltern.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Die 16 Kultusministerien gehören abgeschafft und ein einheitliches Schulsystem mit verbindlichen zu überprüfenden Lernständen muss her

    Um Gottes Willen - nein!!


    Damit hätten wir nur noch eine Chance auf eine vernünftige Bildungspolitik statt 16.

  • Man mag es im europäischen Vergleich nicht glauben, aber im Fach Englisch sind wir gegenüber dem asiatischen Raum weit vorne. Dort ist der Unterricht "formaler" und auf das sprechen wird kaum Wert gelegt.

    Entschuldigung, aber es gibt keinen "asiatischen Raum" in soziokultureller Hinsicht. Was haben z.B. der Iran, Singapur, die Philippinen, Nordkorea und der Osten Russlands gemein?


    Ich glaube ja in etwa zu verstehen, wie Deine Aussage gemeint ist. Aber ich kann Dir versichern, dass in Singapur und auf den Philippinen in den höhereren Schulen hervorragendes Englisch gesprochen wird. Die Philippinen beheimaten aus genau diesem Grund eine gigantische Callcenter-Industrie.

  • Ich denke, dass der Hauptaspekt die veränderte Schülerschaft ist. Gefühlt werden die Kinder jedes Jahr schlechter und wir haben jedes Jahr mehr "Problemkinder".

    Aber ich finde auch die Abkehr vom reinen Ausrechnen im Mathematikunterricht der Grundschule sinnvoll...

  • Ich denke, dass der Hauptaspekt die veränderte Schülerschaft ist. Gefühlt werden die Kinder jedes Jahr schlechter und wir haben jedes Jahr mehr "Problemkinder".

    Aber ich finde auch die Abkehr vom reinen Ausrechnen im Mathematikunterricht der Grundschule sinnvoll...

    Die "Zeit" berichtet, dass das Gynasium die Schulform ist, für die sich die Ergebnisse am deutlichsten verschlechtert haben.

  • Die "Zeit" berichtet, dass Gymnasien die Schulform sind, für die sich die Ergebnisse am deutlichsten verschlechtert haben.

    Wundert mich nicht. Bei uns geht inzwischen auch jeder zum Gymnasium. Da brauchen wir auch keine Dreigliedrigkeit mehr.

  • Da brauchen wir auch keine Dreigliedrigkeit mehr.

    Dreigliedrig? Ich kenne in Niedersachsen nur Gymnasium und die integrierte Gesamtschule (IGS) und ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mein Kind nicht auf letztere Schule schicken zu müssen.

  • Ich kenne in Niedersachsen nur Gymnasium und die integrierte Gesamtschule (IGS)

    Nach dieser Grafik des Niedersächsischen Kultusministeriums gibt es in der Sek. I sechs verschiedene Schulformen.

    Bei Unterscheidung IGS und KGS wären es sieben.

    Bei Unterscheidung der verschiedenen Förderschultypen noch mehr.

    ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mein Kind nicht auf letztere Schule schicken zu müssen

    Warum?

  • Nach dieser Grafik des Niedersächsischen Kultusministeriums gibt es in der Sek. I sechs verschiedene Schulformen.

    Und wo gibt es in der Realität noch Realschulen (nur mal als Beispiel)? Zwischen der Grenze zu NRW und der Landeshauptstadt Hannover kenne ich keine einzige Realschule. Die wurden alle zu IGSen umfunktioniert.

    Ich sehe es ja aktuell selber. Von der Grundschule gibt es gar keine Empfehlung für eine weiterführende Schule mehr, weil es im Umkreis ja eh nur IGSen gibt, die eh alles nehmen müssen.


    Warum?

    IGS bedeutet für mich "riesige Schulen mit tausenden Schülern", niemand kennt niemanden mehr und das Klientel zieht sich, was die Umgangsformen angeht, gegenseitig nach unten. Verächtlich ist das Ding für mich eine Resterampe, wo alle Schüler nach unten niveliert werden. Nicht die Schlechten werden von den Guten unterstützt sondern das Lerntempo wird an die Schlechtesten angepaßt, weil man auch bloß jeden irgendwie mitnehmen muß.


    Das ganze Theater fängt meiner Meinung schon damit an, dass es an einer IGS bis einschließlich Klasse 8 keine Note gibt. Kann man die Wahrheit etwa den Schülern und Eltern nicht mehr zumuten?

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