• Das ist kein geeignetes Beispiel dafür, dass fachliche Tiefe nicht mehr gefordert und erwünscht sei, sondern dafür, dass man sich als Lehrkraft weitgehend an curriculare Vorgaben zu halten hat und eben keine völlige Lehrfreiheit wie an der Uni besteht.

    Es handelte sich um Inhalte, die im Curriculum stehen.

    Sorry, das ist jetzt aber auch wiederum Unsinn. Der Referendar wurde dahingehend beurteilt, wie er die Stunde umsetzt, die er geplant hat. Da in die Sammlung zu gehen und anderen Kram spontan machen ist völlig unpassendes Verhalten in der Situation. Das hätte er für eine andere Stunde aufgreifen können (die Schüler natürlich dahingehend loben, dass sie interessante weiterführende Ideen hatten).

    Oder er greift die Frage in dem Moment auf, wo die SuS intrinsisch motiviert eine nicht geplante Forscherfrage aufwerfen und einmal wirklich (und nicht wie in jeder Vorführstunde, nach einer Pseudosammlung an antizipierten, dressierten und herausgelockten Forscherfragen) Interesse haben.

    "Jetzt nicht" oder "schau das zuhause selber nach", wir tanzen jetzt unser Programm hier runter weil es nunmal so geplant ist sicherlich gut begründbar mit all diesen Argumenten.


    Man hätte auch den Entwurf bewerten /beraten können (es war einfach eine Besuchsstunde) als theoretische Planung und dann bewerten / beraten können, wie er spontan didaktisch etwas gelöst hat. Auch da hat er ein Experiment machen lassen. Das hätte man ja auch aufgreifen können "Sie haben jetzt spontan das so aufgegriffen, wie könnte man das, wenn man das als Stunde plant, vielleicht etwas besser vorbereitet machen?"

    "Was sind die Vor- und Nachteile des spontanen Reagierens?"

    Aber Gott bewahre, die Sicherheitsdatenblätter waren noch nicht gedruckt und ein rieeeeesen Drama!

    Es war im Nachhinein alles unbedenklich, aber ihm wurde unterstellt das spontan nicht überblicken zu können.

    So ein fucking Dumfug, der Typ war ein Quereinsteiger mit 100000x mehr Ahnung von Chemie als die Fachleitung.

    Da sehe ich auch nicht das "Korsett Schule", ich halte häufiger mal spontane Stunden, aber im ALLTAG. Nicht in einer Prüfungssituation.


    Ja, in Prüfungen darf man einfach nichts zeigen, was im Alltag vielleicht gold wert ist, weil es Schüler da abholt wo sie stehen. Also wenn man jetzt noch nicht merkt wie absurd ein System ist, in dem man in Prüfungen ganz anderes zeigen muss als die Dinge, die im Alltag dann sogar als sinnvoll

    oder wertvoll betrachtet werden.


    Bei allem Verständnis dafür, dass so spontane Stunden auch Nachteile haben (die haben sie ja auch, das darf man ja offen diskutieren), so sehr kann ich das Drama nicht verstehen. Also ich fand das mega genial so spontan reagieren zu können.


    Da versucht man ganze Curricula umzuwerfen, denkt sich komischten Kram aus (alles bunt, fancy Methode usw.) in der Didaktik um zu erreichen, dass SuS motiviert sind etwas zu lernen. Und dann hat man mal SuS die von selber eine sinnvolle Fragestellung entwickeln und dann soll man sagen "Ach, sorry, heute tanzen wir hier für unsere Prüfung!" Das ist schon auch widersinnig und das darf man finde ich auch hinterfragen.

  • Es hat in der Situation einfach nicht gepasst. Ich verstehe deine Sichtweise, aber so sind die Prüfungen einfach nicht konzipiert. Das finde ich aber auch in Ordnung so. Das erinnert mich an das berühmte Beispiel, dass der Handwerksazubi auch seine Glanzstücke präsentieren soll, auch wenn er im Alltag anderes produziert.

  • Es hat in der Situation einfach nicht gepasst. Ich verstehe deine Sichtweise, aber so sind die Prüfungen einfach nicht konzipiert. Das finde ich aber auch in Ordnung so. Das erinnert mich an das berühmte Beispiel, dass der Handwerksazubi auch seine Glanzstücke präsentieren soll, auch wenn er im Alltag anderes produziert.

    Im Grunde ist es doch bei den Prüfungen, die wir den Schülern stellen, genauso. Wenn in der Klassenarbeit quadratische Funktionen geprüft werden, ist es zwar schön, wenn der Schüler stattdessen zeigen möchte, dass er auch trigonometrische Funktionen beherrscht, aber eben in der konkreten Prüfungssituation nicht gefragt und daher falsch.

  • Es gibt keine sechsjährige Busfahrer.;)


    (Aber ich habe die Aufgabe tatsächlich einmal gestellt. 30 sitzen bereits drinnen, 5 steigen aus und 8 ein ... Und da wurde tatsächlich das Alter des Busfahreres berechnet.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • (Aber ich habe die Aufgabe tatsächlich einmal gestellt. 30 sitzen bereits drinnen, 5 steigen aus und 8 ein ... Und da wurde tatsächlich das Alter des Busfahreres berechnet.)

    Die meisten Schüler rechnen wie beschrieben.
    Manche Schüler rechnen wie beschrieben, stellen dann fest, dass die Lösung unplausibel ist.
    Ganz wenige Schüler lesen die Aufgabe.


    Zitat

    Es gibt keine sechsjährige Busfahrer.;)

    Nah dran.

  • Leider steht aber bei der Planeten-Aufgabe: Rechne den mittleren Abstand der Planeten aus. Du rechnest stattdessen einfach mal den Bahnenabstand, weil das gerade gut geht. Und damit sind wir beim Busfahrer.

  • Ja, in Prüfungen darf man einfach nichts zeigen, was im Alltag vielleicht gold wert ist, weil es Schüler da abholt wo sie stehen. Also wenn man jetzt noch nicht merkt wie absurd ein System ist, in dem man in Prüfungen ganz anderes zeigen muss als die Dinge, die im Alltag dann sogar als sinnvoll

    oder wertvoll betrachtet werden.

    Also mir haben die Ausbildungslehrer gleich gesagt, daß die Unterrichtsbesuche und insb. die UPP eigentlich reine Show-Veranstaltungen sind, die nichts mit der Realität zutun haben. Das fängt schon mit dem Planungsaufwand für solche Stunden, den man für 25,5 Std./Woche eh nicht einmal ansatzweise durchhalten könnte an, geht weiter über die Tatsache, dass man keine Klassenarbeiten sowie deren Rückgabe zeigen darf und endet bei einer überbordenden Reflexion, die so im Alltag auch schlicht nicht durchführbar ist.

  • Also mir haben die Ausbildungslehrer gleich gesagt, daß die Unterrichtsbesuche und insb. die UPP eigentlich reine Show-Veranstaltungen sind, die nichts mit der Realität zutun haben. Das fängt schon mit dem Planungsaufwand für solche Stunden, den man für 25,5 Std./Woche eh nicht einmal ansatzweise durchhalten könnte an, geht weiter über die Tatsache, dass man keine Klassenarbeiten sowie deren Rückgabe zeigen darf und endet bei einer überbordenden Reflexion, die so im Alltag auch schlicht nicht durchführbar ist.

    Genau so ist es, ich finde das nicht schlimm. Siehe mein Kommentar zum "Meisterstück" des Azubis.

  • Ich bin hier echt völlig bei Schmidt. Die Aufgabe ist auch nicht bescheuerter als das, was im NRW Abi halbjährlich (WBK hat auch im Herbst Abitur) aufgetischt wird. Kontext ignorieren und rechnen, fertig.


    Edit: Kontext ignorieren ist vielleicht das falsche Wort. Aber das Modell infrage stellen ist, außer explizit verlangt, nicht Teil der Aufgabe.

    Ich hoffe, dass das nicht der Fall ist. Hier geht es nicht darum, das Modell in Frage zu stellen, sondern darum, das auszurechnen, was gefragt ist (und nicht das, was sich gerade mit den Ausgangsdaten leicht berechnen lässt). - Und da sind wir beim Busfahrer.


    Gefragt ist (siehe Aufgabe) einfach mal der durchschnittliche Abstand der Planeten (Durchschnitt der schwarzen Abstände) und nicht der Bahnenabstand (grün):



    Wer vertritt, es wäre selbstverständlich, dass man in diesem Fall einfach mal den Bahnenabstand (grün) rechnet, weil die gegebenen Daten das nahelegen, ist beim Busfahrer. Wie beim Busfahrer zeigt die Diskussion zur Planetenaufgabe - wieso, aus der Tabelle geht doch schon hervor ... - dass auch Lehrer die eigentliche Aufgabenstellung (was ist eigentlich gesucht) nicht lesen.

  • Ich hab auch mal 'ne Aufgabe:


    In einem fernen Planetensystem hat ein Planet 2 Monde. Sie laufen auf derselben Umlaufbahn. Die Umlaufbahn ist eliptisch. Der durchschnittliche Abstand der Monde zum Planeten ist 10 AE.


    Berechne den durchschnittlichen Abstand der Monde.


    - volle Punktzahl: der Abstand der Monde ist null, denn 10AE - 10AE = 0
    - kein Punkt: das kann man nicht ausrechnen
    - blödsinnige Modell-in-Frage-Stellung: Die Monde sind zwischen 0 und 20 AE voneinander entfernt (Dreiecksungleichung).

  • Ich hab auch mal 'ne Aufgabe:


    In einem fernen Planetensystem hat ein Planet 2 Monde. Sie laufen auf derselben Umlaufbahn. Die Umlaufbahn ist eliptisch. Der durchschnittliche Abstand der Monde-Umlaufbahn zum Planeten ist 10 AE.

    Da fehlen mir ein paar Informationen:


    • Haben die Monde auf der Bahn die gleiche Umlaufgeschwindigkeit?
    • Sollten sie die gleiche Umlaufgeschwindigkeit haben: In welchem Winkel, betrachtet von dem Zentrum des Planeten, stehen die Monde zueinander? Sie müssen sich ja nicht zwangsläufig auf einer Bahn gegenüber stehen.
  • Da fehlen mir ein paar Informationen:


    • Haben die Monde auf der Bahn die gleiche Umlaufgeschwindigkeit?
    • Sollten sie die gleiche Umlaufgeschwindigkeit haben: In welchem Winkel, betrachtet von dem Zentrum des Planeten, stehen die Monde zueinander? Sie müssen sich ja nicht zwangsläufig auf einer Bahn gegenüber stehen.

    Steht bei der ursprünglichen Aufgabe alles auch nicht drin. Da hast du nur keine Fragen gestellt, sondern einfach etwas naheliegendes anderes ausgerechnet. Für die Dreiecksungleichung Abstand(M1,M2) < Abstand(M1,P) + Abstand(M2,P) braucht man keine weiteren Voraussetzungen.


    Und mehr Antwort gibts für die Planetenaufgabe auch nicht (es sei denn, wir wollen Astronomie machen). Wenn man über Winkel, Umlaufgeschwindigkeiten usw. nichts weiß, kann man über den Abstand von 2 Planeten nur sagen, dass er immer kleiner gleich ist als der Umweg über die Sonne: |AB| < |BS| + |AS|, wenn die Planeten genau auf entgegengesetzten Seiten der Sonne stehen, gilt Gleichheit. Der Minimale Abstand der Planeten ist |AB| > |BS|-|AS|, hier gilt Gleichheit, wenn die Planeten auf der gleichen Seite der Sonne in Linie stehen.


    • Offizieller Beitrag

    Ich hab auch mal 'ne Aufgabe:


    In einem fernen Planetensystem hat ein Planet 2 Monde. Sie laufen auf derselben Umlaufbahn. Die Umlaufbahn ist eliptisch. Der durchschnittliche Abstand der Monde zum Planeten ist 10 AE.


    Berechne den durchschnittlichen Abstand der Monde.


    - volle Punktzahl: der Abstand der Monde ist null, denn 10AE - 10AE = 0
    - kein Punkt: das kann man nicht ausrechnen
    - blödsinnige Modell-in-Frage-Stellung: Die Monde sind zwischen 0 und 20 AE voneinander entfernt (Dreiecksungleichung).

    42 ... wie viele Punkte bekomme ich dafür?

  • Da fehlen mir ein paar Informationen:


    • Haben die Monde auf der Bahn die gleiche Umlaufgeschwindigkeit?
    • Sollten sie die gleiche Umlaufgeschwindigkeit haben: In welchem Winkel, betrachtet von dem Zentrum des Planeten, stehen die Monde zueinander? Sie müssen sich ja nicht zwangsläufig auf einer Bahn gegenüber stehen.

    Die Umlaufdauer eines Satelliten hängt ausschließlich von r ab, zwei Objekte mit dem gleichen Abstand haben immer auch die gleiche Umlaufdauer und damit auch die gleiche Geschwindigkeit. Darum ist es auf der geostationären Umlaufbahn auch so voll und Weltraummüll wird zum Problem.


    Da die beiden Satelliten aber auch gegeneinander eine Anziehungskraft haben, wäre der einzig denkbare Gleichgewichtszustand (bei dem beide nicht in kürzester Zeit kollidieren) der, bei dem sich beide in maximaler Entfernung von 20AE auf gegenüberliegenden Seiten des Zentralkörpers bedingen und auch dann wäre das ein instabiles Gleichgewicht.


    Kurz gesagt: die beschriebene Konstellation kann physikalisch nicht vorkommen.


    (Bei Interesse an dem Thema zum weiterlesen: es zeichnet sich ein Konflikt zwischen den USA und China um die Kontrolle der Lagrange-Punkte ab, ein bisschen was ging darüber in den letzten Tagen durch die Presse.)

  • 42 ... wie viele Punkte bekomme ich dafür?

    42 ist überholt. Die beste Lösung - und die beste Zahl überhaupt ist 73!
    https://www.autenrieths.de/mathefaszination.html#sheldon

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

    • Offizieller Beitrag

    42 ist überholt. Die beste Lösung - und die beste Zahl überhaupt ist 73!
    https://www.autenrieths.de/mathefaszination.html#sheldon

    Ich bin da altmodisch.

    Außerdem geht es ja auch nicht um "die beste Zahl", sondern die "richtige Antwort". ;)

  • Intelligente Schüler denken nur kurz darüber nach, stellen dann fest, dass der ganze Overhead sinnfrei ist

    Soso, die Schüler sollen also unter Zeitdruck in einer Prüfungssituation erkennen und verstehen, was in diversen, mutmaßlich aus professionellen Pädagogen bestehenden - Validierungsinstanzen nicht erkannnt und verstanden wurde?

  • In Bezug auf die Planeten-Aufgabe hängen wir wohl in der "Es ist alles gesagt, aber noch nicht von mir"-Schleife fest. Kommt mir vor, wie auf der Gesamtkonferenz.

  • Ich bin da altmodisch.

    Außerdem geht es ja auch nicht um "die beste Zahl", sondern die "richtige Antwort". ;)

    Ob 42 oder 73.
    73 ist die korrektere Antwort. Mathematisch und sowieso.
    @ Antimon @ Quittengelee - so isses. Baschta. ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Wenn ihr über eine neue Aufgabe lästern wollt, könnt ihr euch diese Aufgabe ansehen:

    https://pisa2022-questions.oec…106-DVDSales&lang=deu-DEU


    1. nervige Trickfrage, wo man darauf achten muss, ob die Frage lautet "ungefähr richtig" oder "richtig"

    2. Frage ist, in welchem Jahr wird eine DVD-Verkaufszahl von unter 1 Mio erreicht, wenn sich der Trend fortsetzt. In dem Jahr, wo das der Fall ist, ist allerdings die Verkaufszahl negativ, d.h. der Trend kann sich gar nicht so lange fortsetzen.

    3. Aktuelle Verkaufszahlen sollen durch lineare oder nichtlineare Funktionen modelliert werden.


    Zur dritten Frage ist zu sagen:

    • Modellierung ist kein Gegenstand deutscher Lehrpläne, somit wäre es nicht verwunderlich, wenn unsere Schüler nichts damit anfangen können.
    • Was immer internationale Lehrpläne dazu sagen, die hier richtig bewertete Modellierung: ich lege mal durch die ersten 6 Punkte eine quadratische Funktion, dann durch die nächsten 4 Punkte eine linear steigende, dann durch die restlichen Punkte eine linear fallende Funktion ist nach mathematischen und praktischen Gesichtspunkten Bullshit und nichts, was man unterrichten sollte.
    • Nach deutschen Lehrplänen liegen 4 Punkte, die nicht genau auf einer Linie liegen, nicht auf einer linearen Funktion. Deutsche Konditionierung müsste hier - ohne viel psychologisches Gespür des Schülers - zu einer "falschen" Antwort führen.

    Ich möchte nicht abstreiten, dass auch diese Aufgabe mit Test-Wiseness, Prüfung möglicher Antworten, Hereinversetzen in die Psyche des Prüfers und anderen Sekundär-Fähigkeiten, die auch unsere Schüler in nicht geringem Maße in der Schule erwerben, richtig gelöst werden kann.


    Die Frage ist aber, ob solche Art Aufgaben sinnvolle Fähigkeiten prüfen. Und zwar in so hohem Maße, dass wir diesem PISA-Test höhere Beachtung schenken sollten, als unseren eigenen nationalen und persönlichen Einschätzungen über vorhandene und schwindende Schülerfertigkeiten.

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