Erweiterungsfächer und Referendariat

  • Hallöchen zusammen,


    ich muss erstmal kurz meine Geschichte etwas erzählen fürs allgemeine Verständnis:

    Aktuell befinde ich mich noch im Master Gym/Ge, den ich im Sommer beende (NRW). Meine Fächer sind Französisch und Spanisch und derzeit bin ich in meinem Praxissemester. Es läuft wunderbar und ich merke, wie sehr ich den Beruf mag und dass es das Richtige für mich ist. Allerdings bin ich etwas unzufrieden mit meinen Fächern. Könnte ich nur die Zeit zurückdrehen, würde ich zunächst meinem alten Ich in den Arsch treten dafür, dass ich zwei Fremdsprachen gewählt habe und sofort andere Fächer wählen. Denn es standen schon damals mehrere Fächer für mich zur Auswahl, doch ich habe leider die (für mich nun falsche) Entscheidung getroffen und diese zwei Sprachen auf Lehramt studiert, weil mir Sprachen schon immer ganz gut lagen, ohne viel lernen zu müssen und es mir damals noch viel Spaß gemacht hat. Tut es heute zwar immer noch, aber nicht in dem Ausmaß, dass ich es unbedingt für immer unterrichten möchte. Hinzu kommt noch, dass diese Fächer an einem Gymnasium bzw. an einer Gesamtschule (wichtig ist, dass ich die Oberstufe auf jeden Fall mit unterrichten möchte) nicht unbedingt Mangelfächer sind und ich vermutlich keine bzw. erstmal lange keine Planstelle bekomme. Diese Theorie bewahrheitet sich dahingehend, dass KommilitonInnen von mir mit der selben Fächerkombi bisher "nur" Vertretungsstellen bekommen.

    Nun ja, meine Überlegung ist es ein bis zwei Erweiterungsfächer zu studieren. In meiner Nähe gibt es eine Uni, an der ich sowohl Kunst als auch Mathe als Erweiterung studieren kann. Mathenachhilfe gebe ich seit Jahren und es macht mir unheimlich Spaß. Ebenso Kunst gehört schon immer zu meinen großen Interessen und Fähigkeiten. Im Rahmen meines Praxissemesters nehme ich auch so oft es geht am Mathe- und Kunstunterricht teil, was mir immer wieder beweist, wie gerne ich doch diese Fächer unterrichten würde. Ich weiß, dass das Mathestudium hart ist mal so nebenbei und auch Kunst verlangt einem viel Zeit ab. Dazu kommt noch, dass ich ein kleines Kind habe.

    Nun meine verzweifelte Frage, ob jemand ähnliche Erfahrungen oder einen tollen Ratschlag für mich hat, ob ich evtl. erstmal die 1-2 Erweiterungsfächer (je nachdem ob ich in Kunst angenommen werde) studieren sollte, um in diesen dann auch das Ref zu machen oder ob ich erstmal das Ref machen sollte in Französisch und Spanisch und dann die Erweiterungsfächer dranhängen? Meine bisherigen Fächer kann ich hinterher ja immer noch den Schulen anbieten, da ich es ja kann. Es geht hier nur irgendwie darum, dass ich halt leider jetzt erst gemerkt habe, wie viel mehr Spaß mir die anderen Unterrichtsfächer machen. Schade, dass ich damals falsch entschieden habe aber so ist es nun mal jetzt. Vielleicht kann mir einer etwas raten. Natürlich ist es am Ende meine Entscheidung, aber über hilfreiche Sichtweisen und Tipps wäre ich dankbar.

    :geschenk:

  • Hinzu kommt noch, dass diese Fächer an einem Gymnasium bzw. an einer Gesamtschule (wichtig ist, dass ich die Oberstufe auf jeden Fall mit unterrichten möchte) nicht unbedingt Mangelfächer sind und ich vermutlich keine bzw. erstmal lange keine Planstelle bekomme.

    Tipp: Schau mal am Berufskolleg, da immer häufiger fürs berufliche Gymnasium auch Spanisch angeboten wird, ist hier meist der Bedarf auch noch gut gegeben. Nach dem Ref kannst du dich da auch bewerben.



    Nun meine verzweifelte Frage, ob jemand ähnliche Erfahrungen oder einen tollen Ratschlag für mich hat, ob ich evtl. erstmal die 1-2 Erweiterungsfächer (je nachdem ob ich in Kunst angenommen werde) studieren sollte, um in diesen dann auch das Ref zu machen oder ob ich erstmal das Ref machen sollte in Französisch und Spanisch und dann die Erweiterungsfächer dranhängen?

    Das ist ja auch eine finanzielle Frage: Erweiterungsfach dauert ja auch noch 2-3 Jahre, je nachdem wie die Kurse liegen. Kannst du dich so lange noch so finanzieren? Dann wäre das eine Überlegung. Ansonsten Ref und dann noch schauen, ob man an die Uni geht oder ob es Zertifikatskurse gibt.


    Wenn es nur um das Unterrichten in der Zukunft geht würde ich das Ref machen und schauen, wo man sich noch nachqualifizieren kann für andere Fächer.
    Wenn du schon Sorge vor dem Ref mit den zwei Sprachen hast und es finanziell drin ist, würde ich vorher weiter studieren.

    Ob zwei Erweiterungsfächer gehen weiß ich gar nicht?

  • Vielen Dank für deine Anregungen!

    An ein Berufskolleg möchte ich ungern. Ich würde schon gerne in meiner studierten Schulform (Gym/Ge) mit sowohl jüngeren SchülerInnen, als auch Oberstufe arbeiten. Deshalb würde für ich primär auch keine Realschule oÄ gefallen, da ich dort auch nicht alles habe. Um mir diesen WUnsch eben zu erfüllen, würde ich gerne mindestens ein anderes Fach studieren, um mir meine Chancen an so einer Schule anzuheben.


    Das Finanzielle...

    Genau das ist das Problem. Wenn ich genug Geld hätte, würde ich einfach noch die anderen Fächer studieren. Und so muss ich halt schauen, ob es nicht sinnvoller wäre, zuerst das Ref zu machen und wenn ich keine Planstelle bekomme, dann weiter studieren. Denn mit Planstelle kann man ja auch immer noch auf Zertifikatskurs hoffen. Aber ohne wird das ja erstmal nix :( Vertretungsstellen kann man ja auch neben dem Studium machen, um Familie und alles andere zu finanzieren. Vermutlich würde man mit abgeschlossenem Ref und angefangenem Studium auch eher eine Vertretungsstelle bekommen als vor dem Ref :/

  • Angesichts des Lehrkräftemangels bekommst du Vertretungsstellen zumindest dann recht einfach, wenn du bei der Schulform völlig flexibel bist und nicht nur eine gut versorgte Unistadt abzudecken bereit wärst. Das abgeschlossene Ref hilft dir aber natürlich weiter, schon alleine, weil du schneller bist bei der Unterrichtsplanung, als noch als komplette Anfängerin und besser besoldet wirst als ohne Ref. Wenn es finanziell also nur so geht, dann mach erst das Ref und hol dann berufsbegleitend, während du in TZ als Vertretungslehrerin arbeitest das Studium eines (!) Ergänzungsfachs nach. Das beinhaltet zugleich die Chance, dass dir die Zeit deiner Vertretungstätigkeit für die Probezeit angerechnet werden kann (bundeslandabhängig) oder für die Erfahrungsstufen berücksichtigt wird bei Antritt einer Festanstellung.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich hab nur einen Rat am Rande der Thematik:

    Wenn du Mathe nachstudieren willst, wird das eine ziemliche Umstellung.

    Prüfe im ersten Mathesemester rechtzeitig, ob du das schaffst und zieh ggf. die Konsequenzen. Bei einem Start im WiSe ist in der Regel um Weihnachten klar, ob es Sinn macht das Mathestudium fortzusetzen.

  • Hallo,


    ich habe mein drittes Fach tatsächlich erst studiert, als ich schon ein paar Jahre im Schuldienst tätig war. Der Aufwand war aber nicht ohne, da ich zum einen dafür länger fahren musste, aber auch genauso viel Kreditpunkte wie für ein Erstfach studieren musste. Je nach BuLa variiert das aber, soweit ich weiß

    Im Ref hätte ich das nicht geschafft, da es eine sehr, nun ja, intensive Zeit war.


    Denk dran, Dich frühzeitig über die Aufnahmeprüfungen und -fristen für Kunst zu erkundigen, da sie je nach Uni abweichen. Bewuch nach Möglichkeit vorher die Mappenberatungen, wenn möglich. Mit Kunst wärest Du auf jeden Fall gefragt und es ist ein sehr schönes Fach. :)

  • imho ist die Kombi F/S auch aus systemischen Gründen nicht so super, weil es quasi um die selben SuS konkurrierende Fächer sind, die oft parallel liegen werden, aber wenn Du beim Einstellungsgespräch sagst, dass Du die Bereitschaft für nen Zertifikatskurs Mathe Sek i mitbringst, kommt das in der regel sehr gut an. (wie gut der Zertifikatskurs ist, ist sicher Ansichtssache, aber offenbar wird man in Mathe da besser ausgebildet, als in Praktischer Philosophie)

    • Offizieller Beitrag

    ich hab da immer die andere Argumentation: Mach dein Drittfach, es ermöglicht dir eine gute Ausbildung. Mit den Erfahrungen des Erststudiums lässt sich oft effizienter studieren. Wobei es natürlich ausgerechnet bei Fächern wie Mathe und Kunst schwieriger ist, zu straffen, viel baut aufeinander auf.
    Französisch/Spanisch halte ich allerdings für eine sehr bescheidene Kombination und sollte dir daran gelegen sein, Spass in beiden Fächern zu haben, gibt es sicher nicht viele Schulen, die es haben. Beide Fächer klauen sich die Schüler*innen gegenseitig und nacheinander (sollte die Schule Spanisch nur als Dritte Fremdsprache haben, hören sicher viele am Ende der Mittelstufe mit Französisch auf, um eben Spanisch zu lernen, z.B.), Wenn beide Fächer 2. Fremdsprache sind, liegen sie vermutlich parallel im Stundenplan, so dass es stundenplantechnisch fast so ist, als hätte man nur eins der Fächer (und kein zweites).

    Weiteres Argument für vor dem Ref: du kannst dich im Ref in deinem Erweiterungsfach ausbilden lassen und lernst didaktisch wesentlich mehr. Die Fachdidaktik von Französisch und Spanisch dürfte (Euphemismus) sehr ähnlich sein. Mathedidaktik eine andere.

    und wenn du in einem der zwei Sprachen noch ein bisschen Sicherheit in der Sprache brauchst, dann machst du ein Auslandssemester im neuen Fach. Nachteil: in dem Semester hast du keinen Nebenjob, aber auch im EU-Ausland darfst du arbeiten. Mit zwei Fremdsprachen und Deutsch kriegt man auch Nebenjobs.


    Sei dir vor deiner Entscheidung eins bewusst:
    Eine SL genehmigt dir keinen Zertifikatskurs, damit es DIR gut geht. Sondern, weil sie Bedarf hat. Bevor sie dich in den Mathe-ZK schickt, gibt es sicher andere Leute im Kollegium oder auf der Bewerber*innenliste, die eine gewisse Affinität gezeigt haben (oder du hast zumindest vor der Bewerbung ein paar Semester Mathe studiert, um die Affinität zu beweisen). Das heißt: Ein ZK ist keine Selbstverständlichkeit, sondern muss gebraucht werden (oder erst nach Jahren, denn JA, ich weiß, dass es durchaus Schulleitungen gibt, die auch auf die persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeiter*innen achten, aber doch nicht beim Start in der Planstelle, weil da die Fürsorgepflicht eher darauf achten sollte, dass man eine gute Basis aufbaut. Die (vielen) "Ausnahmen" sind systembedingt dem hohen Bedarf geschuldet.

  • Bevor sie dich in den Mathe-ZK schickt, gibt es sicher andere Leute im Kollegium oder auf der Bewerber*innenliste, die eine gewisse Affinität gezeigt haben (oder du hast zumindest vor der Bewerbung ein paar Semester Mathe studiert, um die Affinität zu beweisen). Das heißt: Ein ZK ist keine Selbstverständlichkeit, sondern muss gebraucht werden.

    ich bin absolut bei Dir, was die Aussage angeht, dass SL den Zertifikatskurs nicht aus Freundlichkeit verordnen und bei allen anderen Zertikatskursen würde ich Dir ggf. auch beim zitierten Rest zustimmen - außer halt bei Mathe. zum Einen gibt es kaum ein Gymnasium, das nicht noch mehr MathelehrerInnen gebrauchen kann, und wenn nur, damit bisherige MathekollegInnen mehr in ihrem anderen Fach (Physik, Informatik) unterrichten können. Ebenso kann ich mir kaum vorstellen, dass es an irgendeiner Schule eine lange BewerberInnenliste für den ZK Mathematik gibt: Diejenigen, im Kollegium, die sich Mathe vorstellen können, unterrichten das eh schon fachfremd ganz ohne ZK und haben zudem ohnehin zumeist ein MINT-Fach, das ebenso dringend gesucht wird. Darüber hinaus ist Mathematik - im Gegensatz zu z.B. "Darstellen und Gestalten" - nicht gerade ein Fach, das Entlastung verspricht, sondern es kommt mit Klassenarbeitsverpflichtung und ggf. Klassenleitung daher - allein daher sollte die BewerberInnenlage im Kollegium überschaubar sein.

  • Ich danke allen für die Antworten. Hätte ich nicht die finanzielle Lage, die ich stemmen muss (da ich ja auch ein Kleinkind habe), würde ich zumindest mal ein Drittfach noch vor dem Ref studieren.. obwohl das Argument, dass man nach dem Ref auch mehr verdient als Vertretungslehrerin, ebenso gut ist..


    Zum Mathe ZK: ich studiere zwar zwei Fremdsprachen, bin aber in der Mathematik (zumindest SEK I) fit wie ein Turnschuh. In meinem Fall wäre das, meines Erachtens nach, keine Schandtat, mich in Mathekurse zu schicken. Seit Jahren gebe ich Nachhilfe in ua Mathe in unterschiedlichen Stufen. Ich habe so gut wie alle Themen mehrfach rauf und runter wiederholt und habe somit zumindest einen Einblick in die Mathedidaktik gehabt.. nun Ja, das weiß ich, aber keine Schule, an der ich mich bewerbe. Demnach wäre es evtl. auch eine interessante Lösung, zumindest Mathe als Drittfach anzufangen und schon CPs zu sammeln, damit eine neue Schule eben bei meiner Bewerbung weiß: okay, sie kann und sie will, dann können wir ihr auch einen ZK anbieten (natürlich wenn die Schule das braucht, dessen war ich mir auch schon bewusst, aber ich sehe immer wieder solche Stellenanzeigen, in denen sich die/der Bewerbende für einen Mathe ZK Bereiterklären kann)


    Schwierig schwierig ?(

  • Demnach wäre es evtl. auch eine interessante Lösung, zumindest Mathe als Drittfach anzufangen und schon CPs zu sammeln, damit eine neue Schule eben bei meiner Bewerbung weiß: okay, sie kann und sie will, dann können wir ihr auch einen ZK anbieten

    Oder dich freistellen, damit du weiter studieren kannst.

    Ich denke, das könnte eine gute Lösung sein. Ich hatte auch noch ein Drittfach nachstudiert und es wurde Rücksicht genommen auf meine Vorlesungszeiten bzw. ein Praktikum, dafür konnte ich mich im Sinne einer Fortbildung vom Unterricht freistellen lassen.

  • Zum Mathe ZK: ich studiere zwar zwei Fremdsprachen, bin aber in der Mathematik (zumindest SEK I) fit wie ein Turnschuh.

    Das bringt dir im Mathestudium genau gar nichts. Es ist wirklich nicht böse gemeint, aber Mathe ist meiner Ansicht nach das einzige Fach, das im Studium überhaupt nichts mehr mit dem zu tun hat, das man in der Schule als "Mathematik" kennengelernt hat.


    Zur eigentlichen Frage wurden schon genug sachdienliche Hinweise gegeben. :)

  • Schmidt das stimmt. Auch dessen bin ich mir bewusst. Deshalb tendiere ich eher zum ZK aber aufgrund dessen, dass es nur nach bedarf der Schulen zugeteilt wird, ist es schwieriger als das Studium schon mal anzufangen oder eben zu machen.

    Mein Mathe LK vor einigen Jahren hat mir zumindest schon mal bestätigt, dass ich es mir zutrauen dürfte 😅

  • Kiggie dsfür bräuchte ich dann aber ne Planstelle oder?

    Bin nicht Kiggie, aber ja.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kiggie dsfür bräuchte ich dann aber ne Planstelle oder?

    Ja,

    aber nehmen wir mal an, du startest nun mit dem Mathe-Studium und machst dein Ref. Nach der erfolgreichen Beendigung:


    - du bekommst nur eine Vertretungsstelle, meist kannst du dann anhand der Stundenzahl die Tage mitbestimmen und kannst nebenbei weiter studieren und damit deine Qualifikation erweitern

    - du bekommst eine Planstelle mit der Aussicht auf den Zertifikatskurs und kannst das Studium beenden

    - du bekommst eine Planstelle und die Schule unterstützt dich nicht, dann kannst du dir überlegen, wie du weiter machst.


    Ich denke ich würde zu dieser Variante tendieren, denn sowohl Plan- als auch Vertretungsstelle nach dem Ref bringen mehr Geld.

  • Kiggie das ist ne sehr gute Zusammenfassung von dem, was ich mir mittlerweile auch denke. :D


    Vielen Dank an alle!


    Ich tendiere mittlerweile auch zu: zuerst Ref und nebenbei studieren oder zumindest schon mal Einschreiben, ne VL mitmachen wenn möglich. Mal sehen wohin der Weg einen letztlich führt :)

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