Nicht hart genug fürs Referendariat? Seiteneinstieg leichter?

  • Um Himmelswillen. Was mache ich dann, wenn ich mein Bundesland schreibe und dann jemand auch schreibt, dass das Ref in dem Bundesland so der Horror war?

    Du wirst in jedem Bundesland Horrogeschichten finden. Isofern.

    Da kann ich ja gleich alles vergessen.

    Ja, vielleicht ist das der Plan.

    Da stehe ich dann ja ohne was da.

    Beim gescheiterten Quereinstieg, dagegen, stehst du ohne was da.


    Referendariat hin, Quereinstieg her. So oder so. Du wirst Unterrichtsbesuche und unterrichtspraktische Prüfungen ertragen müssen. Wenn dir dabei unwohl ist, bist du verkehrt. Das gilt entsprechend für jeden Beruf.


    Ich gebe dir keine Tipps, es klingt mir auch nicht, als seist du hier, um welche zu bekommen.


    Ich halte die Idee für genau so absurd, wie die ganzen „Lehrerin ist beim Traumberuf, ich möchte aber auf keinen Fall Lehrmat studieren“-Threads. Da kam übrigens auch wie etwas bei herum.

  • Wolltest du nicht ohnehin mit einer Vertretungslehrerstelle anfangen?

    Ich weiß nicht, wie es in deinem BL da mit Unterrichtsbesuchen ausschaut. Aber daran gewöhnen müssen wirst du dich so oder so.


    Und ob DEIN Referendariat so grausig wird, wie du es oft gelesen hast, kann dir vorher niemand sagen. Abbrechen kannst du ja theoretisch immer noch.

  • Ich meine, wenn ich das Referendariat nicht schaffe.


    Ja, versteh ich. Wenn das Referedariat ohne zweites Staatsexamen endet, stehst du ohne etwas da. Wenn der Quereinstieg ohne zweites Staatsexamen endet, stehst du ohne etwas da. Was davon ist denn nun besser?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich hab nicht 7 Jahre umsonst studiert,

    Klingt womöglich etwas zynisch: Aber, das siehst du am Ende des Referendariats/Quereinstieges.


    Am Ende gibt's 'ne Prüfung. Die wird dir Stress machen. Das gehört dazu. Wenn du eine solche Prüfung züchisch nicht aushältst, wird's halt schwierig.

  • Da du von 2 Jahren schreibst, dürfte das Bundesland klar sein. Hier musst du auch vom 1. Tag an 8 Stunden eigenverantwortlich unterrichten und die Bürokratie muss penibel geführt werden. Zumindest in der Grundschule. Mein Rat: Mach das Ref. in einem anderen Bundesland. Da ist es leichter und kürzer. Habe aktuellen Vergleich. Lass dich aber jetzt bitte nicht von meiner Aussage erschlagen...

    Es kommt natürlich auch immer auf die einzelnen Bedingungen an: Seminar, Seminarleiter, Schule, Kolleginnen usw.

  • Um Himmelswillen. Was mache ich dann, wenn ich mein Bundesland schreibe und dann jemand auch schreibt, dass das Ref in dem Bundesland so der Horror war? Da kann ich ja gleich alles vergessen.

    Ich habe mein Ref. in Thüringen gemacht. Mit einem Mitreferendar zusammen an der Schule. Ich fand mein Ref. nicht der "Horror". Natürlich war es mitunter stressig und es gab viel zu tun. Aber nicht nur. Die Schule war super. Meine MentorInnen war gut.

    Mein Mitreferendar an der gleichen Schule fand die Schule nicht so toll und fand auch das Ref. viel stressiger und anstrengender als ich. Seine MentorInnen (teilweise die gleichen wie bei mir) fand er nicht gut.

    Und nun? Zwei Meinungen von der gleichen Schule im gleichen Bundesland. Wie ist nun das Ref. in Thüringen?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Es gibt so extreme Horrorfäden, die mich dann doch sehr an meiner Bewerbung fürs Ref zweifeln lassen:


    Hilfe, ich bin total verzweifelt

    Referendariat abbrechen oder durchziehen?

    Referendariat abbrechen oder (durch)kämpfen?

    Was erhoffst du dir als Reaktion auf das Verlinken dieser Threads?


    Mach dir bewusst, dass diejenigen, bei denen es einfach rund läuft im Ref keinen Bedarf an einem Extrathread haben und sich auch sonst nicht unbedingt online zu Wort melden über ihren Vorbereitungsdienst.

    Ja, es gibt üble Dinge, wie überall, wo Menschen mit Menschen arbeiten und auch ein gewisses Maß an Macht über diese haben. Das hängt aber nicht von der Art des Zugangswegs ab, sondern von den Menschen, den man begegnet einerseits und der Fähigkeit sich selbst zu schützen, gesunde Grenzen zu ziehen oder eben auch bei Bedarf Beratung und Hilfe in Anspruch zu nehmen andererseits. Problematische zwischenmenschliche Begegnungen können dir im Seiten- oder Quereinstieg ganz genauso widerfahren, denn auch dort sind nur Menschen tätig und letztlich genau dieselben, die auch die Anwärter: innen im Ref begleiten an den Schulen oder auch in den Seminaren.


    Bereite dich in deiner Therapie so vor, dass du ehe du dich für den Schuldienst entscheidest ausreichend stabil bist, belastbar, deine Ressourcen aufgetankt hast und dir gemeinsam mit deiner Therapeutin ein System überlegen konntest, was du brauchst und machen kannst in besonderen Belastungssituationen. Das wirst du nämlich in jedem Fall benötigen in diesem Beruf, ganz unabhängig vom Zugangsweg und umso mehr, wenn dein privates Netzwerk eher überschaubar ist.

    Wenn du an dem Punkt angelangt bist, dann frag dich, welche Art Lehrer du sein möchtest am Ende. Ich hoffe, die Antwort lautet, dass du dich bestmöglich qualifizieren möchtest für den Beruf. Wenn das dein Ziel ist, dann wirst mit dem, was du in der Therapie erarbeitet hast Wege finden einen Vorbereitungsdienst oder Seiteneinstieg zu überstehen, auch wenn es mal hart wird und das wird es bei beiden Wegen mit Sicherheit oft sein, gerade vor dem Hintergrund deiner psychischen Vorbelastung.


    Ich wusste vor dem Ref auch nicht, ob ich das packen werde (PTBS). Das wäre bei einem Seiteneinstieg aber nicht anders gewesen, denn psychische Probleme sind nicht abhängig vom Zugangsweg in den Beruf, sondern eben ein Teil der eigenen Persönlichkeitsstruktur. Ich habe vor dem Schuldienst auch schon mehr als ein Jahrzehnt im außerschulischen Bildungsbereich erfolgreich gearbeitet. Der Schuldienst war und ist trotzdem noch einmal eine große Schippe obendrauf bei der Belastung, was mir von vornherein bewusst war, weshalb ich mir die Offenheit erlaubt habe einfach zu schauen, ob der Schuldienst ein geeigneter Berufsweg sein kann für mich angesichts meiner Vorbelastung. Mir hat das viel Last genommen. Vielleicht findest du ja auch einen guten Weg für dich, dir in gesunder Weise Druck zu nehmen bzw. dich zu unterstützen auf dem Weg in deinen Wunschberuf, damit deine Kräfte ausreichend sind für die Belastungen, die jeder Zugangsweg in den Beruf, aber auch der Beruf selbst mit sich bringen.


    Nicht der Zugangsweg in den Beruf ist deine größte Herausforderung, sondern zuallererst du selbst und deine Fähigkeit dazu stärken, gesund zu erhalten, deine Ressourcen aufzutanken. Dazu gehört auch, Ängste im Zaum zu halten, die, wenn sie zu viel Macht erhalten, wenig hilfreiche Ratgeber sind. Dein Fokus auf Katastrophengeschichten aus dem Ref scheint mir zumindest ein Hinweis darauf zu sein, dass du momentan der Stimme der Angst etwas zu viel Gewicht geben könntest in dir.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Um Himmelswillen. Was mache ich dann, wenn ich mein Bundesland schreibe und dann jemand auch schreibt, dass das Ref in dem Bundesland so der Horror war? Da kann ich ja gleich alles vergessen.

    Differenzieren wäre ein Anfang. Nur weil eine Person, vor x Jahren an Seminar y schlechte Erfahrungen gemacht hat, muss du diese im Jahr a an Seminar b nicht ebenfalls machen. Selbst wenn du am selben Seminar wärst: Die Wahrscheinlichkeit, dass du exakt dieselben Dozenten am Seminar bekommst UND mit diesen die exakt selben Erfahrungen machst ist annähernd null, da vieles, wenn man genau hinschaut nicht einfach von den Dozentinnen und Dozenten abhängt, sondern eben auch von denen, die sie ausbilden sollen und wie kritikfähig, aufgeschlossen, etc. diese Menschen sind. Dies geschrieben werden auch Seiteneinsteiger: innen zu einem gewissen Anteil an den Seminaren ausgebildet. Der Zugangsweg schafft also weder das von dir antizipierte, hypothetische Problem, noch löst er dieses.


    Wenn du dann schon beim Differenzieren bist, sprich den Schwarz- Weiß- Modus beendet hast, dann ist es ein Leichtes, dir klar zu machen, dass du nicht „gleich alles vergessen kannst“, nur weil irgendjemand irgendwann mal in deinem Bundesland eine miese Erfahrung im Ref gemacht hat. Wenn du das nicht schaffst differenziert zu sehen, dann bitte, arbeite erst einmal in deiner Therapie daran deine pessimistische Grundhaltung aufzuhellen, ehe du- egal auf welchem Weg- in den Schuldienst gehst. Alle unsere SuS brauchen dringend Lehrkräfte, die nicht direkt die Flinte ins Korn werfen nur, weil sie eine miese Geschichte gehört haben, sondern Leute, die sich metaphorisch gesprochen durchboxen wollen und können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • also das find ich jetzt doch zu einfach gedacht. natürlich machst Du in OBAS mehr Unterrichtsstunden, aber die müssen auch nicht so gut vorbereitet werden, wie im Ref, so dass es ggf. am Ende beim Workload viel ähnlicher aussieht. Darüber kann u.U. die psychische Belastung im OBAS geringer sein, wenn zB man schon eine feste Stelle sicher hat und quasi unbeobachtet ist, während es im Ref auf die Note ankommt und man ständig die Bewertung spürt. Größter Nachteil am OBAS ist imho, dass man deutlich weniger Zeit und Gelegenheit für die extrem lehrreiche intensive Stundenvorbereitung hat - dafür ist man direkt im Ernstfall, was einem später auch wieder nützt.


    Insofern wäre mein Rat: wenn Du schon unterrichtet hast, also es Dir leicht fällt, Buchunterricht oder wenig geplante Stunden durchzuführen, ist OBAS sicher der richtige Weg, wenn es Dir nur daum geht, fertig zu werden.

    Na dann, wenn du meinst.

    Es gibt allerdings auch Fächer und Bildungsgänge, da ist nichts mit Buchunterricht.

    Dazu kommt auch sowas wie Klassenleitung, was es im Ref. zumindest in NRW nicht gibt. Mag auch sein, dass manchen die Noten völlig egal sind und sie mit vier gewinnt daran gehen. Mein Anspruch war und ist das bis heute nicht. Natürlich lernt man im OBAS sehr schnell, dass nicht jede Unterrichtsstunde wie ein UB geplant werden kann, sonst kommt man nicht klar bei der entsprechenden Stundenbelastung. Nur vernünftigen Unterricht muss ich trotzdem machen. Es fällt schon auf, wenn man beispielsweise nie in Lernsituationen und vollständigen Handlungen unterrichtet, aber dann im UB.

    Nur so als Beispiele. Vielleicht ist der Workload am Ende nicht so unterschiedlich, weiß ich nicht, ich kenn meinen während OBAS. Die Aufgaben an einen sind auf jeden Fall deutlich vielfältiger als während des Refs. Es ist dazu sehr vom Kollegium abhängig, ob es für die vielen neuen Aufgaben Unterstützung gibt oder nicht.

    Jemand mit Lehramtsstudium geht da sicherlich mit ähnlichen Voraussetzungen rein, wie ich dies durch meine vorherige Tätigkeit getan habe.

    Der viele Unterricht ist natürlich auch ein Vorteil, was die praktische Erfahrung diesbezüglich angeht.

  • Ich habe mich hier schon oft sehr negativ über mein Seminar geäußert. Mein Ref ist aber schon viele Jahre her. Ich glaube nicht, dass ich dort noch Personen von früher treffen würde.

    Daher probiere es aus. Abbrechen kannst du immer noch (aber rechtzeitig, dass es nicht als durchgefallen gilt).

    Und zum Thema Stress: Oft empfinde ich meinen heutigen Alltag stressiger als das Ref damals. Es war halt anderer Stress.

  • Ich weiß nicht, wie es in deinem BL da mit Unterrichtsbesuchen ausschaut. Aber daran gewöhnen müssen wirst du dich so oder so.

    Muss man sich nicht dran gewöhnen. Das hört doch später auch auf. Ich mochte UBs nie und bin sehr froh, dass ich keine mehr machen muss. Nochmal würde ich den Zirkus auch nicht mehr über mich ergehen lassen.

  • Muss man sich nicht dran gewöhnen. Das hört doch später auch auf. Ich mochte UBs nie und bin sehr froh, dass ich keine mehr machen muss. Nochmal würde ich den Zirkus auch nicht mehr über mich ergehen lassen.

    Anders herum habe ich aber auch schon gesehen. Es gibt LiV, die UBs total gerne gemacht haben und sind jetzt nach dem Referendariat eher unglücklich mit den Alltag als Lehrkraft.

  • Weiß nicht, ob ich das so pauschal stehen lassen möchte. Ich hab in meinem Ref (2 Jahre) echt viel gelernt - wohl mehr, als ich in 1,5 Jahren hätte lernen können.

    Das Lernen hört ja nach dem Ref (hoffentlich) nicht auf.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Danke für die lieben aufmunternden Worte.
    Nein, ich bin nicht an einer Grundschule und nicht in Thüringen.

    Dennoch wäre es eine Überlegung wert das BL zu wechseln.

    Vielleicht sollte ich wirklich unvoreingenommener an den Sachverhalt heran gehen.

    Habt vielen Dank. Euch ein schönes Wochenende.

  • Also ich bin aktuell im Ref. Habe zwar noch keine UBs gemacht, kenne aber viele Reffis im höheren Semester, darunter auch welche mit Kindern, und man unterhält sich. Ja, es ist viel Arbeit und mitunter stressig. Es ist aber machbar, wenn man sich gut organisieren kann. Die Ausbilder*innen sind fast alle sehr nett und verständnisvoll und wenn man offen und bereit ist ihren Rat einfach mal zu befolgen, dann können sie einen wirklich voran bringen. Klar gibt es auch Ausnahmen, aber meine Güte, es sind zwei Jahre. Augen zu und durch. Von der Schule wird man als Refi, wie rohes Ei behandelt. Wenn man sich nicht völlig daneben benimmt, bekommt man sehr viel Hilfe und auch psychische Unterstützung.

    Man sollte auf jeden Fall Wichtiges von Unwichtigem trennen können, Aufgaben direkt erledigen und sich klare Limits setzen. Ich mache sehr gute Erfahrungen mit festen Zeitfenstern. Ich versorge mich mit Getränken und was ich noch so brauche, damit ich keinen Grund habe zwischendurch aufzustehen. Dann stelle ich mir einen Timer für einen bestimmten Zeitraum und dann wird intensiv die ToDo Liste abgearbeitet, ohne etwas anderes zu tun. Wenn die Zeit rum ist, ist sie rum. Ich merke, dass ich da viel mehr schaffe, als wenn ich mich einfach hinsetze und so vor mich hinarbeite ohne Rahmen. Ich sitze länger und schaffe weniger, weil ich zwischendurch immer wieder für Kleinkram unterbreche (Tee kochen, Katzen füttern, WhatsApps beantworten,...) und dann aus dem Flow komme.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

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