Man konnte es ja schon in den Medien lesen, dass ein "echtes" Spiel stattfinden und entsprechend vermarktet werden würde.
Ich habe mir die ersten fünf Folgen angesehen und bin entsetzt, wie schnell man doch in menschliche Abgründe sehen kann - und mit welch' perfiden psychologischen "Spielen" hier Menschen bewusst gegeneinander aufgebracht werden - zur Unterhaltung Dritter. Mit der Chance auf einen Gewinn von 4,56 Mio US-Dollar werden moralische Grenzen aufgeweicht bis zu dem Punkt, an dem es kein richtig und kein falsch mehr zu geben scheint. Jedes Verhalten, jede Entscheidung hat Konsequenzen - für einen selbst wie für die gesamte Gruppe.
Manchmal frage ich mich, wie weit wir noch von Panem oder den echten Squid Games entfernt sind.
Die Tintentanks, die effektheischend anstelle der in der Serie stattfindenden Hinrichtungen per Kopfschuss in Brusthöhe zerplatzen - kombiniert mit dem offenbar geskripteten Umfallen der KandidatInnen, die "eliminiert" wurden, machen das Ganze zu einem zwischenzeitlich schwer auszuhaltenden Spektakel.
Falls mich jetzt jemand fragt, warum ich mir das dann antue:
Der Blick in menschliche Abgründe führt zur Selbstreflektion, was man in vergleichbaren Situationen tun würde. Wäre ich in der als die von mir am extremsten angenommenen Situation tatsächlich bereit, für meine Kinder mein Leben zu geben, auch wenn ich nicht 100% sicher sein könnte, dass sie dadurch überleben?
Es ist leicht, moralische Ansprüche und Werte zu vertreten, wenn man nicht in die Situationen kommt, in denen man Charakterstärke oder so etwas wie Anstand und Moral zeigen muss. Bei Zivilcourage im Alltag fängt es ja oft an bzw. hört es auf.
Es ist um ein Vielfaches schwerer, wenn man in Situationen kommt, in denen das sogar hinderlich oder schädlich ist. Du oder ich? Ich oder Ihr?
Gleichsam fände ich es wohl für mich viel schlimmer, wenn ich das Ganze einfach nur der Unterhaltung halber passiv und nicht reflektierend konsumieren würde.