Oft diskutiert! Abbruch oder sich durchquälen!

  • Hallo Leute!


    Ich habe dieses Forum intensiv durchstöbert und dieses Thema oft gefunden. Trotzdem weiß ich absolut nicht weiter. Seit September bin ich im Ref für Realschule und es war bis jetzt absolut mies. Hatte schon seit Beginn ein ungutes Gefühl und mich mit der Schule und den Schülern nicht anfreunden können. Seitdem ich dann selbst unterichtete, ist alles noch viel schlimmer geworden.
    Meine Vorbereitung dauert für eine Unterrichtsstunde meist über 6-7 Stunden. Das ist doch nicht normal. Meine Fächer sind Deutsch und Geschichte und ich habe das Gefühl, dass ich da den Schülern trotz Vorbereitung fast nichts rüberbringen kann. Bin laut meiner Mentoren auch viel zu ruhig- was mir allderdings selbst auch bewusst ist. Ich denke, dass mich deshalb auch die Schüler nicht so richtig ernst nehmen und ich daher Schwierigkeiten habe, mich durchzusetzen.
    Bin total down und weiß nciht, ob ich diesen "Schulalltag" überhaupt will. Ich denke zudem, dass ich mit dieser Demotivation die 2 Jahre nicht überstehe-es ist ja noch nicht einmal so richtig losgegangen! Ich habe mich fürs erste krankschreiben lassen, doch jetzt plagen mich die Probleme: Was passiert nach einer Kündigung, ich habe doch mit dem 1. Staatsexamen fast nichts vorzuweisen - keine Jobalternativen; zudem bin ich regional gebunden!


    Wer hat ähnliches erlebt und kann mir weiterhelfen!


    Gruß Thomas ?(

  • hallo Thomas,


    ich denke, dass es ein Stückweit normal ist. Schau mal auf referendar.de, da findest du einige Threads zu dem Thema.


    Wenn dir allerdings das Unterrichten Spaß macht, dann gib nicht auf.


    LG

  • Im Moment macht mir das Unterrichten absolut keinen Spaß; ich bin jedesmal heilfroh, wenn die Stunde vorbei ist. Das mag vielleicht aber auch daran liegen, dass die Stunden in meinen Augen immer nur mies waren und ich keine Erfolgserlebnisse hatte. Es fällt mir auch schwer, mich an (für andere) eigentlich erfreuliche Arbeitsergebnisse der Schüler, zu motivieren. Keine Ahnung woran das liegt, normalerweise müsste ich doch mit der enormen Stundenvorbereitung bomben Stunden hinlegen!




    8o

  • Zitat

    Keine Ahnung woran das liegt, normalerweise müsste ich doch mit der enormen Stundenvorbereitung bomben Stunden hinlegen!


    Hmm, ich habe zweihundert Bücher im Regal - wann bekomme ich endlich den Literatur-Nobelpreis???


    Nichts für Ungut, aber ganz offensichtlich bekommst du entweder trotz oder wegen der langen Vorbereitung keine guten Stunden hin.
    An der Vorbereitung lässt sich sicherlich etwas optimieren (natürlich nicht per Ferndiagnose), was mich aber stutzig macht ist deine Bemerkung, dass du heilfroh bist, wenn die Stunden vorbei sind. 40 Jahre nur heilfroh sein, dass etwas vorbei ist ... ich glaube nicht, dass das gut geht. Man muss als Lehrer zwar kein Thomas Gottschalk Typ sein und für Schüler ist es auch wichtig, dass sie es mit unterschiedlichen Lehrerpersönlichkeiten zu tun haben, aber etwas Lehrerpersönlichkeit sollte halt schon da sein.
    Ich halte nichts davon, Zweifelnden immer gut zuzureden so nach dem Motto, das wird schon, das ging mir auch so. Horch einfach gaaaanz tief in dich hinein, und wenn dir bei dem Gedanken, 30 jahre lang unterrichten zu dürfen / müssen eher schlecht wird, dann höre schnellstmöglich auf.
    Und wenn jemand mit dem ersten Staatsexamen von null Perspektiven spricht ... hmmm, du bist wahrscheinlich um die 25 und hast noch 50-70 Jahre Leben vor dir. Da kann man ca. 5 x noch einmal von vorn anfangen.
    Was ist bloß los in Deutschland ....
    Alles Gute bei allem für das du dich entscheidest
    snoopy64

  • Für meine Begriffe ist es zum Aufgeben viel zu früh, du bist doch erst seit drei Monaten im Referendariat, um beurteilen zu können, ob Unterrichten was für dich ist. Vielleicht kannst du bei wichtigen Stunden dich mit Referendaren zusammentun und ihr beratet euch gegenseitig.


    Wenn eine Stundenvorbereitung so lange dauert, kann es auch daran liegen, dass du ewig an den Stunden bastelst, weil du so demotiviert bist. Als Anfänger ist eine hohe Stundenanzahl normal, das wird im Lauf der Zeit besser bzw. sollte besser werden. Versuche, deine Kollegen zu fragen, ob sie dich Material versorgen würden, das kann sehr motivierend sein.


    Liegt es deiner Meinung an den Schülern oder an der langen Stundenvorbereitung, dass dir das Unterrichten keinen Spaß macht? In wie vielen Klassen unterrichtest du? In wie vielen Klassen hospitierst du? Wenn du nur eine oder zwei Klassen kennst, hast du vielleicht Pech mit den Schülern und du hättest zu anderen Klassen einen besseren Draht.


    Du solltest nicht leichtfertig abbrechen, sondern dich vorher über die mit dem Abbruch verbundenen Konsequenzen informieren. Ich würde erst dann abbrechen, wenn du einen anderen Job in Aussicht hast.

  • Ich unterrichte in 2 Klassen, 3 weitere kenne ich durch meine Hospitationen. Habe auch schon überlegt, ob es mit an den Klassen liegt, denn da sind einige dabei, die mir den Unterricht immer kaputt machen, bzw. ich es zulasse, dass sie mir den Unterricht kaputt machen. Im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, dass ich mich in jeder Klasse unwohl fühle (auch wenn ich nur hospitiere). Die Frage ist nur, ob ich wirklich eine Abneigung gegenüber der Lehrerrolle entwickelt habe, von der ich zuvor (Studium) nicht bemerkt hatte.


    Die Stundenvorbereitungen machen mir keinen Spaß, weil sie so zäh sind und so lange dauern, aber da lässt sich bestimmt was daran ändern. Der Schulalltag ist eher mein Problem. Mir wird kein Respekt entgegengebracht. Nicht von den Schülern und auch nicht von meinen Mentoren und Kollegen. Die sehen mich als kleinen Referendar, der von nichts ne Ahnung hat und der ihnen dann die Stunden wegnimmt (BdU).


    Die Lage hat sich verschärft, nachdem ich schon einmal eine Woche krank war. Meine Mentorin ist ganz lieb und nett, ich merke aber, dass sie mir gegenüber ignorant ist. Für sie zählt nur, du musst die Stunde mit dem Thema "xy" halten und zwar so! Hinten rum wird über mich geredet: das merke ich, da wir ein sehr kleine Schule sind mit nur 25 Fachlehrern. Nachgefragt, wie es mir geht und was meine Probleme sind hat noch nie jemand. Aber das ist wiederum nur ein Problem von vielen.


    Hauptproblem: kein guter Umgang mit Schülern und schlechter Unterricht!


    Die Frage: "Quält" man sich wirklich von Woche zu Woche und hofft, dass es besser wird - obwohl mir die Hoffnung auf Besserung sehr gering erscheint?

  • Zitat

    da.vinci schrieb am 08.12.2006 17:51:
    --> : Im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, dass ich mich in jeder Klasse unwohl fühle (auch wenn ich nur hospitiere).


    --> 2: Hinten rum wird über mich geredet: das merke ich, da wir ein sehr kleine Schule sind mit nur 25 Fachlehrern. Nachgefragt, wie es mir geht und was meine Probleme sind hat noch nie jemand. Aber das ist wiederum nur ein Problem von vielen.


    -->3: Hauptproblem: kein guter Umgang mit Schülern und schlechter Unterricht!


    Hallo da.vinci,
    eigentlich klingen deine Beiträge so, als ob du für dich schon entschieden hast was du tun willst (abbrechen), aber jetzt sozusagen noch nach einer "Legitimation" suchst. Wie schon erwähnt wurde, kannst das aber nur du für dich selbst entscheiden.
    zu 1: Wieso fühlst du dich unwohl? Ist es "nur" die Unsicherheit, wie du dich in deiner neuen Rolle als Lehrer verhalten sollst?


    zu 2: Ich musste ein bisschen über die "sehr keine Schule" schmunzeln. Ich bin an einer sehr kleinen Schule, mit insgesamt 4 Lehrern (inkl. Schulleitung). Das geredet wird ist an jeder Schule, auch über jeden Kollegen mal. Stehe dadrüber! Kritik, die an dich direkt herangetragen wird sollltest du anhören und gegebenenfalls (!!!) annehmen. Niemand wird dich fragen was du für Probleme hast, sprich deine Probleme vonDir aus an und bitte um konkrete Hilfe.


    zu 3: Das finde ich schwierig. Ist es wie in 1) vermutet oder stimmt einfach der "Draht" nicht? (Sorry, kann das nicht besser ausdrücken).
    Ich denke effektive Unterrichtsplanung, Methodeneinsatz, sicheres Standing kann man lernen und üben, aber bei zwischenmenschlichen Beziehungen finde ich das persönlich schwierig. Wenn sich das nicht ändert ist meiner Meinung nach der Lehrerberuf, bei dem man täglich mit *rechne* ca. 6x25 unterschiedlichen Schülern zu tun hat nicht sinnvoll. Aber wie gesagt: Nur meine persönliche Meinung.


    Ich hoffe, dass du dir bald sicher bist, was das richtige für dich ist. Unsicherheit finde ich am Anfang vollkommen normal, das kann sich legen. Wenn du aber grundlegende Probleme/Unbehagen mit der SItuation hast: Such dir Alternativen (z.B. Schulbuchverlag? Schulforschung? Weiterbildung und Uni-Einsatz)


    LG Schmeili

  • Hallo Thomas,


    dein Beitag hat mich wirklich betroffen, weil sofort ein gut bekanntes Gefühl in mir wieder lebendig wurde. Ich habe mich zwei Jahre mit einem ähnlichen GEfühl wie du (und ettlicher Motivation aus diesem Forum!!!) über Wasser gehalten. Zeitweise habe ich mich immer wieder versucht aufzurappeln und positive Seiten des Lehrberufs für mich zu entdecken, aber in regelmäßigen Abständen kamen dann die alten Zweifel und das Gefühl, nicht in die Schule zu wollen, wieder. Das Ref ist eine Höllenqual für mich gewesen, auch mit ähnlichen Erfahrungen seitens der Kollegen und Schüler, aber nun bin ich doch froh, den Abschluss zu haben, den das ist bei der BEwerbung auf andere Stellen schon eine zusätzliche Qualifikation.


    MEin Tipp wäre: Wenn es dich so quält, dann habe den Mut und zieh schnell einen STrich unter die Sache. WEnn du aber das Unterrichten als dein berufliches Ziel willst, obwohl es sich jetzt noch etwas zäh gestaltet, dann versuch dir noch ein bisschen Zeit zu geben.


    Letztlich hängen solche Entscheidungen aber auch von der aktuellen wirtschaftlichen Situation und vorhandenen IDeen für PErspektiven ab.


    LIebe Grüße und viel Kraft für die richtige Entscheidung,


    sunshine14

  • Danke erstmal für eure Statements und Tipps!


    Ich denke auch, dass ich mich im Grunde genommen vielleicht schon entschieden habe - weg von der Schule - abbrechen!
    Dennoch - ich werde versuchen davon wegzukommen - ich muss versuchen das durchzuziehen und vielleicht bekomme ich ja noch die Kurve.


    Natürlich fühle ich mich nicht so sonderlich wohl in der Lehrerrolle, aber wer weiß, vielleicht wird sich das in der Zukunft ändern und ich nicht mehr nur froh bin, dass die Stunde endlich vorbei ist.


    Ich denke, ich muss den Umschwung vom negativen Denken zum positiven Denken schaffen.
    Dass das ein ziemlich schwieriges Unterfangen wird, ist mir bewusst und ich weiß auch noch nicht so recht, wie ich das anstellen soll .... weil´s doch ne Menge Probleme gleich auf einmal sind.


    Hat jemand Tipps oder war in einer ähnlichen Situation und hat´s geschafft?


    Gruß Thomas

  • Hallo Thomas,
    mit den Ferndiagnosen ist das so eine Sache. Was hälst du davon mal einen professionellen Supervisor anzusprechen. Adressen bekommt man über den Personalrat, die verschiedenen Verbände und Gewerkschaften, oder, oder. Ein Bekannter von mir - mit ähnlich klingenden Problemen - hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Supervisor setzt sich mit dir zusammen und hilft dir zu ordnen, wo der Kern des Problems liegt, was eher Nebenprobleme sind... In der Regel sind das so 2-3 Sitzungen, die für Referendare meistens auch nicht so teuer sind. Der Bekannte hat die Probeleme aufgedröselt, geguckt, welche zu lösen waren und dann entschieden bis zu den Weihnachtsferien (wann die ersten Abbruchüberlegungen gestartet haben, weiß ich nicht, mir von den Überlegungen erzählt hat er das erste Mal im Oktober) abzuwarten und zu gucken, wie es sich entwickelt, dann aber ehrlich zu sich zu sein und gegebenenfalls abzubrechen. Er hat jetzt entschieden weiterzumachen. Ob es sein Traumjob wird, wird man sehen, er weiß auch noch nicht genau, ob er das wirklich für immer machen will, aber er wirkt wieder wesentlich entspannter und zufriedener, hat jetzt eine andere Klasse im BdU, einen anderen Mentor, eine neue Mitbewohnerin (die "Einsamkeit" in der neuen Stadt war auch ein Problem), eine "Referendarslerngruppe" gebildet, mit der er sich mehr oder weniger regelmäßig trifft um Lehrproben durchzudiskutieren und zu planen...
    Viel Erfolg bei deiner Entscheidung!
    Delphine

  • Danke für den Tipp!


    Supervisor - werde mich mal gleich erkundigen.
    Kann man den denn ungefähr mit dem schulpsychologischen Dienst vergleichen - habe nämlich auch schon mal daran gedacht diesen zu kontaktieren, denn der ist doch auch für uns Lehrer da!

  • hallo thomas,
    mir ging es im letzten jahr genause wie dir. nun bin ich im zweiten jahr und bin auch froh darüber! das ref ist echt ne harte zeit, aber es ist machbar, denke ich. ich denke wichtig ist, dass es in deinem leben auch noch as anderes gibt, als das ref und die gedanken daran. so stressig das auch ist, gönn dir genug zeit für einen ausgleich. mir hat vor einem jahr mein seminarrektor gesagt, es ginge den meisten so, das sei der sog. praxisschock. nach langen gesprächen mit ihm habe ich mich überreden lassen, bis weihnachten abzuwarten. seiner erfahrung nach werde dann alles besser, man hat sich an seine neue rolle gewöhnt, ist mehr im schulalltag drin, usw. er hatte echt recht. nach weihnachten wurde es besser. zudem hat es mir den druck einer endgültigen entscheidung genommen. meine überlegungsfrist bis weihnachten habe ich dann nochmal bis zum zwischenzeugnis ausgedehnt... und nun bin ich immernoch dabei! kopf hoch, tu dir was gutes und geh auch mal nicht so toll vorbereitet in die schule! mit der zeit gehen auch die stundenvorbereitungen schneller.
    lieben gruß!!
    katze

  • Ich kenne mich mit dem schulpsychologischen Dienst nicht wirklich aus, es hört sich aber so an, als wären das tatsächlich Psychologen. Supervisoren müssen meines Wissens nicht unbedingt ein Psychologiestudium haben, eine Bekannte war ursprünglich Lehrerin und hat sich in diese Richtung fortgebildet. Ich vermute einfach mal (kann da aber nichts sicheres zu sagen - vielleicht kann das ja jemand anders?), dass ein Psychologe, wenn er seine Arbeit gut macht sicherlich tiefer gehen kann, nach Ursachen in der Persönlichkeit etc. "sucht", usw. Der Supervisor versucht zwar auch herauszukristallisieren, welche Probleme wirkliche Jobprobleme sind, und welche in anderen Bereichen liegen, beschränkt sich dann aber eben auf die im Job und würde dich wahrscheinlich bei tiefer liegenden schweren Problemen an einen "Experten", also Psychologen verweisen. Die Aufgabe eines Supervisors besteht nur darin, Leuten die unglücklich in ihrem Job sind (oder das Gefühl haben ihn nicht gut zu machen) zu helfen, die verschiedenen FAktoren zu ordnen, zu sichten, Handlungswege zu durchdenken...


    Das ist was ich gehört habe, aber wie gesagt: Eine Expertin bin ich in diesem Bereich nicht - kenne das alles nur vom Hörensagen.

Werbung