Holpflicht Oberstufe?

  • Wenn du wirklich weißt und überzeugt bist, dass du alles richtig machst, kannst du auch so auftreten und was "die Eltern denken" dir völlig egal sein. Ist es aber offenbar nicht. Und diese Unsicherheit spüren die SuS meiner Ferneinschätzung nach. Du hast ja auch gleich im ersten Beitrag betont, wie gut, wertschätzend und gerecht du den Unterricht gestaltest und vorbereitest, als ob du uns davon überzeugen müsstest. Ich zweifle daran sicher nicht :)

    Ja, ich bin immer sehr selbstkritisch. Ich würde sehr gern mit den Eltern dieser Gruppe reden! Geht aber ja nicht, da sowohl die SuS als auch deren Eltern nur anonym auftreten. Ich hatte in den 1,5 Jahren, die ich den Kurs führe, lediglich drei völlig normale Elterngespräche zum Sprechtag. Offiziell weiß ich nicht, wer hinter dem Scheiß steckt.

  • Hallo Wanda, neben den genannten Argumenten würde ich den SuS (Eltern) nochmal verdeutlichen, dass Sprechen eine der zu bewertenden Kompetenzen einer Fremdsprache ist!

    Und das nicht nur in der mündlichen Prüfung.

    Die Konsequenz von Nicht-Sprechen und zu wenig Sprechen mache ich zu Beginn des Schuljahres allen klar.

    Kann ich nicht. Die Eltern und SuS (wahrscheinlich nur 6) bleiben ja anonym. Das finde ich ja so feige und perfide, ich habe gar keinen "Anpack" und an "das gesamte Volk mitsamt Elternschaft möchte ich mich nicht wenden, da ca. 24 SuS mit mir zumindest klarzukommen scheinen. Außerdem gab es genug Ansprachen an den gesamten Kurs u. ich habe keine Lust mehr auf diese Weise zu kommunizieren. Mir reicht es langsam.

  • Seit Corona ein verbreitetes Problem. Wir haben an der Klinikschule mittlerweile einen signifikanten Anteil an SchülerInnen, die es nicht aushalten können, wenn man sie nur anspricht oder ihre Aufschriebe anschaut. Die würden auf Nimmerwiedersehen verschwinden, wenn wir von ihnen verlangen würden, sich in der Gruppe zu äußern.

    Ich beobachte in meinen 20 Jahren Dienstzeit, dass die Kritikfähigkeit der SuS immer geringer wird. Gleichzeitig sinkt die Fähigkeit zur realistischen Selbsteinschätzung. Folge der Helikoptereltern?

  • Ich gestehe: ich bin ein A....loch. Ich frage auch - wenn das Thema passend ist - in der Oberstufe einzelne SchülerInnen am Anfang der Stunde ab (nicht Vokablen, sondern z.B. wenn vorher das politische System der USA besprochen wurde, was denn Checks and Balances sind, einschließlich Beispielen - auf Englisch). Allerdings kam noch nie jemand zu mir und meinte, ich würde jemanden "vorführen".

    Mündliche Mitarbeit: natürlich bewerte ich die ... wer freiwillig mitmacht, bekommt entsprechend der Sprachleistung Punkte. Wer immer schweigt, wird eben abgefragt bzw. in der Stunde einfach mal aufgerufen (und wenn man dann mehrfach nichts beitragen kann, gibt es auch die der Leistung entsprechende Punktzahl) - oder zu einem Kurzvortrag verdonnert. Steht er/sie dann schweigend vor dem Kurs sind das 0 Punkte. Wer in Englisch so schlecht ist, dass er - mit häuslicher Vorbereitung - nicht 3-4 Minuten über ein Thema sprechen kann, hat in der Oberstufe nichts verloren, das hat nichts mit "vorführen" zu tun.

    Seit wann ist Einfordern von Leistung in der Oberstufe "vorführen"? Schulpflicht ist erfüllt, wenn sie mit den Anforderungen nicht klar kommen (wollen) - da ist die Tür. Ein Kollege hat einem volljährigen Schüler sogar mal die Austrittserklärung auf den Tisch gelegt, als der meinte, sich über zu hohe Anforderungen beklagen zu müssen (die Anforderungen bei dem Kollegen sind definitiv nicht zu hoch).

    An meiner Schule ist das Problem auch zum Teil "hausgemacht": "Gehobenes" Einzugsgebiet, fast ausschließlich akademische Eltern z.T. mit Einfluss, die sehr viel Druck ausüben, das Notenspektrum in der Mittelstufe rangiert bei vielen Kollegen im Bereich 1-3-, in der Oberstufe fällt man dann bei mir aus allen Wolken, wenn es "realistischere" Noten gibt. Wir haben sehr leistungsstarke und ehrgeizige SuS, aber eben auch das andere Ende.

  • Ich beobachte in meinen 20 Jahren Dienstzeit, dass die Kritikfähigkeit der SuS immer geringer wird. Gleichzeitig sinkt die Fähigkeit zur realistischen Selbsteinschätzung. Folge der Helikoptereltern?

    Ja, das sicher auch.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Gedankenexperiment: Diese 2 oder 6 SuS halten dich für ungerecht, unfair und für eine, die fies und gemein arme, unwissende Schüler vorführt, indem sie Noten erteilt. Ihre Eltern halten dich für eine Lehrerin, die schüchterne Schüler absichtlich vor der Klasse bloßstellt, indem sie genau ihren Sohn bzw. Tochter viel schlechter einschätzt als er oder sie wirklich ist oder dem Kind nicht die Möglichkeit gibt wirklich zu zeigen, was in ihm steckt, weil du es nicht vor der Klassenzimmertür im Einzelsetting benoten willst.


    Erscheint das realistisch?

    Und selbst wenn's tatsächlich so wäre?

  • Lass die Bande auflaufen:

    00 Punkte wenn sie nicht mitmachen oder sich verweigern.

    Wenn die Eltern aufmucken wollen,kurze Erklärung warum es die Note gab und fertig.

    Entweder die Noten ziehen oder nicht. Du bist nicht da um Denen den Arsch hinterherzutragen. Solange du die Note begründen kannst, können die dir nichts.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
    • Offizieller Beitrag

    Kann ich nicht. Die Eltern und SuS (wahrscheinlich nur 6) bleiben ja anonym. Das finde ich ja so feige und perfide, ich habe gar keinen "Anpack" und an "das gesamte Volk mitsamt Elternschaft möchte ich mich nicht wenden, da ca. 24 SuS mit mir zumindest klarzukommen scheinen. Außerdem gab es genug Ansprachen an den gesamten Kurs u. ich habe keine Lust mehr auf diese Weise zu kommunizieren. Mir reicht es langsam.

    das kann amn an die gesamte Klasse immer wieder transparent machen, sollte man sogar, wenn es um die mündlichen Noten geht.

    Sind die 6 betreffenden Schüler nicht die Stöhner und Augenroller?

    Du hast also einen Verdacht, wer da deinen Unterricht mies macht, sprichst es aber nicht an? Warum nicht?
    Ich würde ihnen mit einer Woche Vorlaufzeit anbieten, eine deiner Unterrichtsstunden zu halten. M it Entwurf, AB und so weiter. Auf Note.

    Ansonsten gerne auch spontan: "Hermann/Helga, du schaust so genervt. Beteiligen tust du dich auch nicht. Komme her und übernimm, wenn du es besser kannst!"

    Wirkt Wunder

  • Seit Corona ein verbreitetes Problem. Wir haben an der Klinikschule mittlerweile einen signifikanten Anteil an SchülerInnen, die es nicht aushalten können, wenn man sie nur anspricht oder ihre Aufschriebe anschaut. Die würden auf Nimmerwiedersehen verschwinden, wenn wir von ihnen verlangen würden, sich in der Gruppe zu äußern.

    Oh ja, nicht nur in der Klinikschule. Natürlich nicht.

  • Gedankenexperiment: Diese 2 oder 6 SuS halten dich für ungerecht, unfair und für eine, die fies und gemein arme, unwissende Schüler vorführt, indem sie Noten erteilt. Ihre Eltern halten dich für eine Lehrerin, die schüchterne Schüler absichtlich vor der Klasse bloßstellt, indem sie genau ihren Sohn bzw. Tochter viel schlechter einschätzt als er oder sie wirklich ist oder dem Kind nicht die Möglichkeit gibt wirklich zu zeigen, was in ihm steckt, weil du es nicht vor der Klassenzimmertür im Einzelsetting benoten willst.


    Erscheint das realistisch?

    Ob sie sich das selber glauben, kann man nicht unbedingt zweifelsfrei feststellen. Dass das so vorgetragen wird, ist aber in manchen Einzugsgebieten Alltag. Hab ich genauso auch schon erlebt, wortwörtlich. Die Kinder oder Jugendlichen schreiben den Müttern quasi in Echtzeit Beschwerdenachrichten, kurz darauf hat man eine Email in beider Namen über die berufliche Emailadresse des Mannes mit langem Anhang, wer er ist. Oder man wird in der Pause vom Schulleiter angesprochen, dass sich ein Elternteil am Telefon beschwert hat. Oder ein Vater macht einen Termin aus, um einen langen Monolog zu halten, was alles am eigenen Unterricht und der eigenen Person unmöglich ist und um einem mitzuteilen, mit wem die Gattin Tennis spielt.


    Wenn man das nicht haben will, muss man es abstellen. Im ersten Kurs, in dem das auftritt, deutlich zu machen, dass einen das nicht beeindruckt, ist daher eine gute Investition in die Zukunft. So etwas lohnt sich ja nicht, wenn man nichts dabei herausschlagen kann, also wechselt man den Schauplatz.

  • Ob sie sich das selber glauben, kann man nicht unbedingt zweifelsfrei feststellen. Dass das so vorgetragen wird, ist aber in manchen Einzugsgebieten Alltag.

    Das glaube ich gerne. Was ich vorschlagen will, ist, eine andere Sichtweise auszuprobieren. Weg von der diffusen Panik, was noch alles passieren könnte, hin zur Annahme, dass es ist, wie es ist. Was wäre, wenn diese SuS mich wirklich für doof und ungerecht halten?

  • ...kurz darauf hat man eine Email in beider Namen über die berufliche Emailadresse des Mannes mit langem Anhang, wer er ist...

    Oder ein Vater macht einen Termin aus, um einen langen Monolog zu halten, was alles am eigenen Unterricht und der eigenen Person unmöglich ist und um einem mitzuteilen, mit wem die Gattin Tennis spielt.

    Das ist allerdings echt so erbärmlich, dass es schon fast wieder Unterhaltungswert hat^^


    Aber nicht von der Schulleitung, unter deren Ängstlichkeit zu leiden, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Es ist mir unverständlich, warum Menschen Schulleitung werden wollen, die nicht in der Lage sind, derlei Konflikte sofort selbst zu lösen. Dies würde unser Leben um ein Vielfaches vereinfachen.

Werbung