Wie sehr werden Lehrer noch "ausgeblutet"?

  • Ich merke langsam, dass ich in den Schul-Burnout rutsche, und damit meine ich nicht, dass ich nicht mehr kann und mich sofort krankschreiben lassen muss, sondern dass ich kaum noch einen Sinn in meiner Tätigkeit sehe.


    Hintergrund ist, dass es seit Jahren an meiner Schule bergab geht. Wir haben vor ein paar Jahren eine neue SL bekommen, die extrem autoritär ist, machtbesessen, sexistisch, distanzlos und geradezu sadistisch ist. Seit sie da ist, haben 18 von damals 140 KuK die Schule per Versetzungsantrag verlassen, so dass die umliegenden Schulen nun "voll" sind. Wir hatten eine unterirdische QR und müssen nun "nacharbeiten" - was alle ank..., da die Probleme in allem liegen, was die SL verursacht.

    Die Stimmung ist also eh schon nicht gut und die Krankenquote enorm. Wir haben KuK, die regelmäßig alle paar Monate für 2-3 Wochen ausfallen, weil sie immer kurz vor dem Burnout stehen. Ein oder zwei KuK sind IMMER wegen Burnout länger krankgeschrieben. Es gab schon Anzeigen gegen die SL und Dienstaufsichtsbeschwerden, aber es tut sich nichts - wohl eine Folge dessen, dass niemand mehr an einem BK SL werden möchte.


    Nun kommt noch etwas oben drauf. Der Landesrechnungshof NRW hat sich die Schulen vorgenommen und festgestellt, dass viel Unterricht ausfällt, obwohl Lehrer gegen Schuljahresende reichlich Ausfallstunden haben, und dass viel zu viel Mehrarbeit bezahlt wird. Das führt in unserer Bezirksregierung dazu, dass der Druck auf die Schulen enorm gewachsen ist. Mehrarbeit bezahlt zu bekommen ist mittlerweile ein Drahtseilakt, und die Mehrarbeit, die in der Vertrauensarbeit geleistet wird, die wichtige (Kommunikation mit SuS, gute U-Vorbereitung, Fortbildungen etc.), kaum noch leistbar ist.


    Aktueller Stein des Anstoßes: Wir haben am BK ab dem Frühjahr viele Ausfallstunden durch Klassen, die in Prüfungen sind. Das bedeutet, dass die entsprechenden KuK schon im Herbst davor die Prüfungsvorschläge erstellen, im Prüfungszeitraum korrigieren, Nachprüfungen stellen, schriftlich wie mündlich, in allen möglichen Prüfungen wie z.B. Externenprüfungen oder Kolloquien sitzen, sei es als Prüfer, sei es als Protokollant, und dieses ganze Prüfungsgeschäft viel Flexibilität und auch Konzentrationsfähigkeit erfordert. Ich bin in Anlage E unterwegs und muss zum normalen Prüfungsgeschäft noch die Externen prüfen (das wird zwar separat bezahlt, aber darauf würde ich gerne verzichten, denn es ist massig Mehrarbeit).


    Nun heißt es, dass jeder, der irgendwann Ausfallstunden wegen der Prüfungsklassen hat, in diesen Stunden in der Schule sein muss für z.B. Vertretungsunterricht oder- falls sich das nicht anbietet - für andere Dinge, um die er sich selbst kümmern muss (z.B.unterrichtende KuK nach Teamteaching fragen), denn ein Großteil dieser Ausfallstunden soll in Unterricht fließen. Es gibt Schulen, da bekommt jeder KuK mit Abschlussklassen ab der ersten Klasse, die weg ist, jede Woche einen neuen Stundenplan, in dem diese Stunden gefüllt sind. Ergibt sich kein Vertretungsunterricht oder sonstiges, werden die Ausfallstunden als Minusstunden festgehalten, auf die noch bis zu einem halben Jahr danach zurückgegriffen werden kann.


    Das haut mich von den Socken, denn ich weiß, dass ich das nicht schaffen werde. Zudem komme ich mir immer "blöder" vor, denn für mich ist das das Signal, dass LehrerInnen mal wieder als "faul" betrachtet werden, die man zu ihrer Arbeit zwingen muss. Und das macht mir den Beruf madig. Alles, was den Beruf noch vor 10 Jahren ausgemacht hat - Fokus auf Planung und Unterricht, Zeit für SuS, individuelle Förderung, konzeptionelle Arbeit für die Optimierung von Dingen, Fobis etc.) - ist in den letzten Jahren kaum noch leistbar und wird auch ganz offen von der SL als "reduzierbar" kommuniziert. Stattdessen bin ich nur noch mit Papierkram befasst, der mir den letzten Nerv stiehlt - zumeist dient dieser Papierkram dazu, alles 3x abzusichern und seine eigene Arbeit nachzuweisen.


    Das Thema "Arbeitszeitmodelle von LehrerInnen" ist ja leider bisher noch nie flächendeckend und ernsthaft in Angriff genommen worden. Warum auch? Es könnte ja rauskommen, dass LehrerInnen über alle Maßen belastet sind. Und dass Arbeitszeitmodelle eine Neuorganisierung erforderlich machen und Aufgaben gestrichen oder Stundenzahlen heruntergesetzt werden müssen. Solche Studien existieren ja, aber die Ergebnisse scheinen ja niemanden zu interessieren.


    Ich bin wirklich ratlos und gucke dem Frühjahr mit Angst entgegen. Ich habe ab Mai den Montag wegen zwei Abschlussklassen unterrichtsfrei, und ich brauche diesen Tag zum Korrigieren. Ich habe 45 Minuten für eine Strecke, Zeit, in der ich nichts machen kann. Ich habe weder die Zeit noch die Konzentration, mich auf fremde Klassen einzulassen, geschweige denn, Unterricht für diese vorzubereiten! Ich kann mich doch aber nicht jeden Montag krankmelden!


    Anderen KuK geht es ähnlich. Gnädigerweise hat unsere SL den KuK, die korrigieren, 2 Wochen eingeräumt, in denen wir die Ausfallstunden nicht nacharbeiten müssen - was ein Witz ist. Ich bin in TZ tätig und die Prüfungen fallen oft zwangsläufig auf meine freien oder auf einen meiner Praxisbesuchstage, so dass ich teilweise dann jeden Tag von 8-1 arbeite, und das mit einem Deputat von 10 Stunden.


    Ich frage mich wirklich, wer unter diesen Umständen noch LehrerIn werden will - ich jedenfalls kann es niemandem empfehlen!


    Was für Möglichkeiten haben LehrerInnen? Ich befasse mich gerade mit dem Thema "Überlastungsanzeige" - vielleicht wäre es sinnvoll, dass alle KuK im Prüfungszeitraum mal gleichzeitig eine stellen.

  • Hey Miss Miller,

    ich wollte dir schon immer mal schreiben, dass du das tollste Profilfoto hier hast :)

    Leider kann ich dir keine Tipps etc. geben, aber mein absolutes Verständnis hast du.


    Für das Beispiel Berufliches Gymnasium: Ich kann nachvollziehen, dass der Sportlehrer, dessen Unterricht nach den Osterferien in den Prüfungsklassen ausfällt, zur Vertretung herangezogen wird. Er/sie ist nicht in die Prüfungen involviert. Der/Die PoWi LehrerIn hat insgesamt 5 Prüfungen abzunehmen, auch da verstehe ich, dass sie/er nach einer gewissen Zeit Vertretungsunterricht machen kann. Der/Die Deutschlehrerin, der/die LK-Lehrer/In etc. hat aber neben dem weiteren Unterricht ca. 20 schriftliche Gutachten anzufertigen, in der Korrekturzeit bleibt einfach keine Zeit für irgendwas anderes übrig.

    Für die Korrektur und das Gutachten eines Prüflings benötige ich sicher 4 Stunden, dh es kommen im Prüfungszeitraum bei nur einem Kurs (und ich hatte schon GK und LK) 80-100 Stunden nur für die schriftlichen Prüfungen hinzu. Parallel krätschen die FOS-Prüfungen rein. Und hat man das Schriftliche hinter sich, stehen die Konzeption und Durchführung der mdl Prüfungen an.


    Und wie von dir erwähnt, wird dabei der eigene Stundenplan nicht berücksichtigt. An schriftlichen Prüfungstagen bin ich von 7.00 bis 14.00/14.45 Uhr in der Prüfung, egal, ob ich an diesem Tag 0, 2 oder 6 Stunden Unterricht gehabt hätte.


    Einzig die Erfassung der Arbeitszeit wird wirklich dabei helfen können, diesen Missstand zu unterbinden. Was du bis dahin tun kannst? Keine Ahnung

  • Zitat

    Ergibt sich kein Vertretungsunterricht oder sonstiges, werden die Ausfallstunden als Minusstunden festgehalten, auf die noch bis zu einem halben Jahr danach zurückgegriffen werden kann.

    Dass man bei Unterrichtsausfall für Vertretung und Doppelbesetzungen herangezogen wird, wundert mich nicht. Das ist bei uns schon immer so. Wir haben für die Korrekturen ebenfalls eine "Schonfrist". Ich finde das Vorgehen bei euch nicht unüblich/ungewöhnlich.


    Grdsl. ist aber bei Minusstunden nur die Verrechnung innerhalb eines Monats zulässig. Bei TZ darf innerhalb einer Woche verrechnet werden. Da würde ich dann doch mal nachhaken und auf Abrechnung bestehen. Man kann ja nix dafür, dass die Schule für einen keine Verwendung findet. Da muss die Schule dann halt besser planen. Sollte man keinen Erfolg haben, kann man eine Klage in Betracht ziehen, um die Sache abschließend zu klären. Kommt natürlich darauf an, ob man auch die Kraft für so ein Vorgehen hat.


    Zitat

    Die Stimmung ist also eh schon nicht gut und die Krankenquote enorm. Wir haben KuK, die regelmäßig alle paar Monate für 2-3 Wochen ausfallen, weil sie immer kurz vor dem Burnout stehen. Ein oder zwei KuK sind IMMER wegen Burnout länger krankgeschrieben. Es gab schon Anzeigen gegen die SL und Dienstaufsichtsbeschwerden, aber es tut sich nichts - wohl eine Folge dessen, dass niemand mehr an einem BK SL werden möchte.

    Wenn alle Wege scheitern, bleibt einem noch der Rechtsanwalt. Die Situation ist unerträglich? Dann muss der Dienstherr seiner Fürsorgepflicht nachkommen. Dass die anderen Schulen "voll" sind, ist dann kein passendes Argument mehr.


    Zitat

    Ich bin wirklich ratlos und gucke dem Frühjahr mit Angst entgegen. Ich habe ab Mai den Montag wegen zwei Abschlussklassen unterrichtsfrei, und ich brauche diesen Tag zum Korrigieren. Ich habe 45 Minuten für eine Strecke, Zeit, in der ich nichts machen kann. Ich habe weder die Zeit noch die Konzentration, mich auf fremde Klassen einzulassen, geschweige denn, Unterricht für diese vorzubereiten! Ich kann mich doch aber nicht jeden Montag krankmelden.

    Wenn die Überlastung dich krank macht, bist du halt häufiger krank. Du kannst nicht erwarten, dass die Schule auf dich Rücksicht nimmt. Wer da ist, der muss zu 100% da sein und zu 100% funktionieren. Niemand wird sagen, dass sie froh sind, dass du da bist, wenn du aufgrund von gesundh. Problemen durch Überlastung Fehler machst. Entweder man ist gesund - oder nicht. Da braucht man auch kein schlechtes Gewissen haben.


    Zitat

    Was für Möglichkeiten haben LehrerInnen? Ich befasse mich gerade mit dem Thema "Überlastungsanzeige" - vielleicht wäre es sinnvoll, dass alle KuK im Prüfungszeitraum mal gleichzeitig eine stellen.

    Du kannst dich ja mit Kollegen absprechen. Am Ende würde ich es aber nicht von den Entscheidungen anderer abhängig machen.

  • Also bei uns an der Schule ist das anders. Du solltest nicht auf andere Lehrkräfte verallgemeinern. Was du da schilderst, würde es bei uns nicht geben. Ich erinnere mich aber auch an Diskussionen über genau diese Ausfallstunden auf Lehrerkonferenzen. Das gab aber richtig Ärger, weil das Kollegium sich gewehrt hat. Lehrerrat, Personalrat heranziehen, rasch. Schauen, wer sich mit den Gesetzen auskennt. Miteinander reden. Stur bleiben.


    Ein so großes Kollegium hat auch Macht. Die SL ist auf euch angewiesen. Sehr ungute Situation, scheint aber schwierig zu sein mit ihrer Persönlichkeit.


    Du sagst, es ist nicht allein dein Problem. Also, schließt euch mal untereinander kurz und entwickelt einen Plan. Was du da erzählst, ist unglaublich. Es kann keine Lösung sein, dass ihr euch alle einzeln krank meldet.

  • Ich möchte mich Piksieben hier anschließen. Macht euch mit euren dienstrechtlichen Möglichkeiten vertraut, informiert euch über Mitbestimmungsrechte verschiedener Gremien, formiert euch und geht systematisch und gezielt dagegen vor.


    Zum Thema Überlastungsanzeigen:

    Man muss hier sehr genau aufpassen, dies "richtig" zu tun. Überlastungsanzeigen, die sich gegen Belastungen wenden, die sich direkt und konkret aus rechtlichen Vorgaben ergeben (Stundendeputat; Kursgrößen; Prüfungskorrekturen allgemein), sind formal gesehen keine Überlastungsanzeigen. Sie können also vom Dienstherrn ganz schnell auf Basis eine Formalie abgetan werden.

    Überlastungsanzeigen sind auch per se kein Mittel des Arbeitskampfes, auch wenn sie oft dafür genutzt werden, um Öffentlichkeit zu erzeugen. Vielmehr sind sie dafür gedacht, konkrete Situationen anzuzeigen, in denen man für das eigene Wohlbefinden und für die eigene Arbeit aufgrund der Situation keine Veantwortung mehr übernehmen kann, um sich vor späteren disziplinarischen Maßnahmen zu schützen. Also ergibt sich eine Überlastungsanzeige grundsätzlich aus einer (oder mehreren) konkreten Situation(en) / Anweisung(en), die im konkreten Kontext zu einer momentanen Überlastung führen.

    Eine Überlastungsanzeige ist also wirkungslos, wenn man sich gegen eine dienstrechtliche Verwaltungsvorschrift wehrt, die dich dazu zwingt, bei Wegfall der Prüfungsklassen Vertretungen zu übernehmen. Sie kann aber Wirkung haben, wenn du aufzeigst, dass du im Schuljahr 2023/2024 unter Berücksichtigung deiner Teilzeit von 40% bei zwei Abschlussklassen, die XY Stunden deiner Arbeitszeit binden, nicht zudem noch Aufgaben X, Y und Z übernehmen kannst, ohne deine Arbeitszeit deutlich zu überschreiten. Entsprechend kannst du gemäß §15 und §16 Arbeitsschutzgesetz keine Verantwortung für die Qualität deiner Arbeit übernehmen und siehst die Fürsorgepflicht des Diensthernn gemäß §45 Beamtenstatusgesetz hier verletzt.

  • Die Zahl der BEM Fälle, das sind die Kollegen die länger als sechs Wochen in einem Jahr krank waren und daher ein BEM Angebot bekamen, ist eklatant gestiegen. Die Bezirksregierungen können vielfach nur noch den Mangel verwalten. Letztlich haben sie den Auftrag, dass Schlimmste zu verhindern. Dies führt leider zu Konstellationen, die unter dem Gesichtspunkt des Arbeits- und Gesundheitsschutzes nicht mehr vertretbar sind. Leider kommt der Arbeitgeber seiner Verpflichtung zur Erfassung der psychosozialen Belastung nur sehr unzureichend nach. Täte er dies, hätte man deutlich die Entwicklung dieser Belastung verfolgen und dem Arbeitgeber vorhalten können. Es bleibt als Masszahl nur die Zahl der Krankheitstage, die hierdurch induziert werden.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich würde mir in dem Fall des TE unter den KuK Gleichgesinnte suchen und versuchen, über den Lehrerrat eine Verbesserung zu erzielen. Falls das nicht klappt, würde ich mit den KuK Anträge zur gerechteren Stundenverteilung einreichen. und versuchen, vorher eine Mehrheit zu organisieren.


    Falls auch das nicht klappt und die Schulleitung ihren autoritären Stil gnadenlos weiter durchzieht, würde ich mir als letztes Mittel ein Krankschreibungskonzept für mich persönlich überlegen und dieses Konzept wirklich niemanden mitteilen. Ist zwar sehr unbefriedigend, aber besser als sehend in den Burnout zu rennen.


    Das Gefühl der Ungerechtigkeit ist schlimmer als die eine oder andere Mehrarbeitsstunde, die ich in meinem glücklicherweise sehr positiven Schulumfeld sogar gerne übernehme.

  • Ich würde ehrlich gesagt im beschriebenen Fall einen Versetzungsantrag stellen. Selbst wenn die umliegenden Schulen voll sind, solltest du bei 45min Fahrzeit doch eigentlich etwas Variabilität haben. Vielleicht gibt es doch etwas in Wohnortnähe oder die andere Richtung vom Wohnort.


    Natürlich kann (und sollte) man immer versuchen positive Veränderungen an der eigenen Schule herbei zu führen. Dazu muss man aber auch noch die Kraft haben. Spätestens wenn ungünstige externen Bedingungen, z.B. Fahrzeit, hinzu kommen, stellt sich dann auch die Frage, ob sich das dauerhaft lohnt.

  • Ich würde mir in dem Fall des TE unter den KuK Gleichgesinnte suchen und versuchen, über den Lehrerrat eine Verbesserung zu erzielen. Falls das nicht klappt, würde ich mit den KuK Anträge zur gerechteren Stundenverteilung einreichen. und versuchen, vorher eine Mehrheit zu organisieren.


    Falls auch das nicht klappt und die Schulleitung ihren autoritären Stil gnadenlos weiter durchzieht, würde ich mir als letztes Mittel ein Krankschreibungskonzept für mich persönlich überlegen und dieses Konzept wirklich niemanden mitteilen. Ist zwar sehr unbefriedigend, aber besser als sehend in den Burnout zu rennen.


    Das Gefühl der Ungerechtigkeit ist schlimmer als die eine oder andere Mehrarbeitsstunde, die ich in meinem glücklicherweise sehr positiven Schulumfeld sogar gerne übernehme.

    Im Grunde genommen ziehen fast all alle an einem Strang, aber es gibt da wohl rein rechtlich gesehen kaum einen Spielraum. Der LR ist schon länger in dieser Sache aktiv und er hat uns leider sehr desillusioniert. Die erste Fassung des Konzeptes kam von der SL alleine und daraus wurde ersichtlich, dass wir uns zu fügen haben und dass es keinen Spielraum gibt. Der Lehrerrat hat daraufhin etliche Gespräche mit der SL geführt und sie dazu gebracht, einen weiteren Vorschlag zumindest durchzulesen. Es gibt also ein alternatives Konzept. Daraufhin gab es wieder Gespräche und es kam zu einem "Kompromiss-Konzept", darin steht, dass Teamteaching möglich ist und dass die korrigierenden KuK zwei Wochen lang von der Pflicht zur Kompensation befreit sind. Der LR sagt, das ist das Maximum, das sie rausholen konnten. Ich bin mit weiteren BKs vernetzt, die haben zum Großteil das selbe Thema und handhaben es sehr unterschiedlich. Aber es sind viele Schulen dabei, in denen schon lange die KuK mit Ausfallstunden in anderen Klassen und im Teamteaching sitzen - egal, ob sie Abschlussklausuren korrigieren oder nicht.

    Es besteht mittlerweile sogar Kontakt zu einem Rechtsanwalt, der aber auch sagt, dass die SL rein rechtlich korrekt handelt.


    Mich wundert, dass das hier bei niemanden schon so richtig in der Schule angekommen ist, v.a. in den BKs in NRW geht wohl die Post ab. Unsere SL war wohl auf einer Dienstbesprechung in der hiesigen Bezirksregierung und da wurde sämtlichen SL wohl sehr deutlich und auch nicht besonders freundlich nahegelegt, ihr Kollegium in den Griff zu kriegen und jede einzelne Ausfallstunde nacharbeiten zu lassen. Der Landesrechnungshof hat da wohl ziemlich deutlich von der Verschwendung von Steuergeldern gesprochen.


    Der Lehrermangel ist eklatant, daher wird wohl im Moment zu drastischen Maßnahmen wie z.B. Zwangsabordnungen gegriffen, und zu solch einem Umgang mit den Ausfallstunden. Gerade am BK sind die ja nicht zu vernachlässigen, da sowohl zu Beginn des Schuljahres Stunden ausfallen (manche Klassen kommen erst später) und es jedes SJ reichlich Prüfungen gibt. Dass die KuK aber auch reichlich mit der Erstellung von Prüfungen zu tun haben, scheint egal zu sein, schließlich gehört das zu den normalen Aufgaben eines Lehrers.


    Besonders gemein finde ich generell, dass "frei" ja nicht "frei" heißt. Es ist ja in der Regel nicht so, dass die Randstunden ausfallen, so dass man später kommen oder früher gehen kann. Oft sind es ja Stunden mittendrin, so dass man doch in der Schule ist (ich spreche vor allem über die Klassen, die erst später im Schuljahr kommen).


    Was das für TZ-Kräfte heißt, weiß ich noch nicht. Ich bin in der besonderen Situation, dass ich zwei Praxistage habe, also Tage, an denen ich SuS in ihrer Einrichtung besuche und dort praktische Prüfungen abnehme. Wenn mündliche Examensprüfungen angesetzt sind und ich an einem dieser Tage in die Schule kommen muss, weil ich Prüferin oder Protokollantin bin, muss ich zusehen, dass ich da keine Praxisbesuche habe. Hätte ich da Unterricht, würde der vertreten, aber so ist das im Grunde genommen ja eigentlich Mehrarbeit, denn ich mache dann ja nicht weniger Besuche, sondern verschiebe sie nur. Genau so wie generell zu Prüfungen an einem freien Tag zu kommen. Wird das irgendwo registriert?

  • Inwiefern hilft es denn gegen Lehrermangel, wenn Lehrer zum (offensichtlich ja nicht sonderlich nötigen) Teamteaching herangezogen werden? Dadurch wird doch keine einzige Stunde mehr erteilt.

    So richtig verstehe ich die Argumentation nicht. Wären es Vertretungsstunden, okay, aber das...?

  • Das stimmt, aber dann war der Lehrer nicht faul zuhause, sondern wenigstens am Dienstort.

    Ich vermute, dass dieses Teamteaching ein "Angebot" ist - z.B. keinen Unterricht vorbereiten zu müssen und den entsprechenden Koll. unterstützen zu können (falls der das überhaupt will!) - vielleicht auch innerhalb des Teamteaching Klausuren zu korrigieren ... Wir haben am BK so viele Abschlussklassen, dass gar nicht so viel Unterricht erteilt werden kann, dass alle KuK mit Ausfallstunden auch Unterricht erteilen können. Völliger Schwachsinn das alles - zumindest für mich - ich habe meine Ausfallstunden mehr als gefüllt mit Korrekturen und Prüfungseinsatz, weil ich in so ziemlich jeder Prüfung eingesetzt bin und massig Klausuren habe, die mit Korrektur und Gutachten extrem zeitaufwendig sind, dazu die Zweitkorrekturen :(

    Der Landesrechnungshof hat halt eine andere Logik als Menschen, die sich mit Schule auskennen...

  • Zunächst einmal bin ich froh, dass hier die üblichen Antworten ausbleiben, die entweder die empfundenen Belastungen als nichtig bezeichnen oder von persönlicher Wehleidigkeit und der eigentlichen Priviligierung unseres Berufsstandes fabulieren. Das kann ich nicht mehr lesen und hören.

    Was wir brauchen ist maximales Verständnis und eigentlich Solidarität. Die beschriebenen Zustände scheinen zunächst sehr schul- oder schulformspezifisch, sind es aber nur oberflächlich.

    Ein grundsätzliches Misstrauen bzgl. der Arbeitsleistung, des Engagements, der Belastungen und Arbeitszeiten von Lehrern zieht sich durch alle Ebenen.

    In der Gesamtgesellschaft sind viele bei Schröders Zitat oder den verklärten Wahrnehmungen ihrer eigenen Schulzeit hängen geblieben.

    Von den Ministerien, der KMK, den Bezirksregierungen kommen oft nur weltfremde Ergüsse, Absichtserklärungen und nicht selten Erlasse und Regelungen, die offensichtlich die Funktion von Daumenschrauben haben sollen. Wo Motivation gefragt wäre für das letzte Aufgebot, hagelt es Druck und Misstrauen.

    Aber hey, Yoga soll ja helfen.


    Wir merken doch alle, wie derzeit die Stimmung in jeder Nische des täglichen Lebens ist. Beim Bäcker, im Verkehr oder eben in Schule. Alle sind genervt, gestresst, getrieben, aufgerieben und nur die ganz überzeugten Sonderpädagogen unter den Kollegen sehen noch Licht am Horizont. Die meisten eher noch größere Düsternis.


    Ältere Kollegen fragen sich regelhaft "Und, wie lange musst du noch?". Dazu die äußeren und inneren Zustände in den Schulen. Verrohte, orientierungs-, sprach- und erziehungslose Kids, ebenso getriebene, verunsicherte, überforderte, fordernde, desinteressierte Eltern. Keine systemischen Hilfesysteme, die akut ab- und auffangen. Schulleitungen, denen häufig Dokumentation, Rechtssicherheit und der Betrieb der Schule wichtiger sind als Beistand, Rückhalt für und Erhalt der eigenen Leute. Nicht zuletzt, weil auch sie - mit knappen Ressourcen ausgestattet - im Hamsterrad hocken.


    Umso wichtiger, dass man klagen darf, ohne gemaßregelt zu werden. Dass man Zuspruch erfährt, Verständnis und die wichtigste Information - Du bist nicht allein mit deinen Problemen in und mit Schule. Es geht so vielen genau so.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

    Einmal editiert, zuletzt von elCaputo ()

  • nur die ganz überzeugten Sonderpädagogen unter den Kollegen sehen noch Licht am Horizont.

    Wenn das nicht mal der entgegenkommende D-Zug ist.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Konnte ich mir nicht verkneifen. Die sind oft so grundzufrieden und beneidenswert optimistisch. Oder sie können es gut verkaufen...

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Bei uns ist das Abarbeiten von Ausfallstunden in Prüfungsklassen schon lange normal. Die Anrechnung erfolgt auf Grundlage einer Liste, die mit Zustimmung der zuständigen Arbeitsgruppe und SL erweitert werden darf. Auf dieser Liste stehen alle schulischen Aufgaben und die SL entscheidet zusammen mit der Arbeitsgruppe, wie viele Ausfallstunden dafür angerechnet werden z.B.: Renovierung des Schulgartens, Prüfungsklassenkorrektur, Mitarbeit in Gremien etc.


    Viel schlimmer: Alle anlasslosen TZ-Anzräge werden nun abgelehnt.


    Ich finde das tatsächlich unverschämt. Ich arbeite letztendlich für das Geld, und wenn ich mehr Geld nicht brauche als 70%, dann will ich auch nicht mehr arbeiten.


    Heute mal spontan in meinen Abikursen drüber gesprochen, Lehrer wird es definitiv mit solchen Methoden in Zukunft noch weniger geben.

  • Umso wichtiger, dass man klagen darf, ohne gemaßregelt zu werden.

    Das kann man nicht oft genug deutlich hervorheben. Während man in der freien Wirtschaft zusammen mit der Klageeinreichung schon mal besser die Stellenanzeigen mit nach Hause nimmt, ist das bei uns ganz anders. Erstens klagt man ja nie gegen den Schulleiter, d.h. die handelnden Akteure sitzen fern ab vom Tagesgeschäft. Zum anderen sitzen da Juristen. Die haben eine ganz andere Denke. Für die es normal, dass man bei divergierenden Rechtsauslegungen sich an eine dritte Stelle wendet, die das dann entscheidet. Insoweit ermutigen uns unsere Personalstellen sogar, im Streitfall die Gerichte anzurufen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

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