Ich merke langsam, dass ich in den Schul-Burnout rutsche, und damit meine ich nicht, dass ich nicht mehr kann und mich sofort krankschreiben lassen muss, sondern dass ich kaum noch einen Sinn in meiner Tätigkeit sehe.
Hintergrund ist, dass es seit Jahren an meiner Schule bergab geht. Wir haben vor ein paar Jahren eine neue SL bekommen, die extrem autoritär ist, machtbesessen, sexistisch, distanzlos und geradezu sadistisch ist. Seit sie da ist, haben 18 von damals 140 KuK die Schule per Versetzungsantrag verlassen, so dass die umliegenden Schulen nun "voll" sind. Wir hatten eine unterirdische QR und müssen nun "nacharbeiten" - was alle ank..., da die Probleme in allem liegen, was die SL verursacht.
Die Stimmung ist also eh schon nicht gut und die Krankenquote enorm. Wir haben KuK, die regelmäßig alle paar Monate für 2-3 Wochen ausfallen, weil sie immer kurz vor dem Burnout stehen. Ein oder zwei KuK sind IMMER wegen Burnout länger krankgeschrieben. Es gab schon Anzeigen gegen die SL und Dienstaufsichtsbeschwerden, aber es tut sich nichts - wohl eine Folge dessen, dass niemand mehr an einem BK SL werden möchte.
Nun kommt noch etwas oben drauf. Der Landesrechnungshof NRW hat sich die Schulen vorgenommen und festgestellt, dass viel Unterricht ausfällt, obwohl Lehrer gegen Schuljahresende reichlich Ausfallstunden haben, und dass viel zu viel Mehrarbeit bezahlt wird. Das führt in unserer Bezirksregierung dazu, dass der Druck auf die Schulen enorm gewachsen ist. Mehrarbeit bezahlt zu bekommen ist mittlerweile ein Drahtseilakt, und die Mehrarbeit, die in der Vertrauensarbeit geleistet wird, die wichtige (Kommunikation mit SuS, gute U-Vorbereitung, Fortbildungen etc.), kaum noch leistbar ist.
Aktueller Stein des Anstoßes: Wir haben am BK ab dem Frühjahr viele Ausfallstunden durch Klassen, die in Prüfungen sind. Das bedeutet, dass die entsprechenden KuK schon im Herbst davor die Prüfungsvorschläge erstellen, im Prüfungszeitraum korrigieren, Nachprüfungen stellen, schriftlich wie mündlich, in allen möglichen Prüfungen wie z.B. Externenprüfungen oder Kolloquien sitzen, sei es als Prüfer, sei es als Protokollant, und dieses ganze Prüfungsgeschäft viel Flexibilität und auch Konzentrationsfähigkeit erfordert. Ich bin in Anlage E unterwegs und muss zum normalen Prüfungsgeschäft noch die Externen prüfen (das wird zwar separat bezahlt, aber darauf würde ich gerne verzichten, denn es ist massig Mehrarbeit).
Nun heißt es, dass jeder, der irgendwann Ausfallstunden wegen der Prüfungsklassen hat, in diesen Stunden in der Schule sein muss für z.B. Vertretungsunterricht oder- falls sich das nicht anbietet - für andere Dinge, um die er sich selbst kümmern muss (z.B.unterrichtende KuK nach Teamteaching fragen), denn ein Großteil dieser Ausfallstunden soll in Unterricht fließen. Es gibt Schulen, da bekommt jeder KuK mit Abschlussklassen ab der ersten Klasse, die weg ist, jede Woche einen neuen Stundenplan, in dem diese Stunden gefüllt sind. Ergibt sich kein Vertretungsunterricht oder sonstiges, werden die Ausfallstunden als Minusstunden festgehalten, auf die noch bis zu einem halben Jahr danach zurückgegriffen werden kann.
Das haut mich von den Socken, denn ich weiß, dass ich das nicht schaffen werde. Zudem komme ich mir immer "blöder" vor, denn für mich ist das das Signal, dass LehrerInnen mal wieder als "faul" betrachtet werden, die man zu ihrer Arbeit zwingen muss. Und das macht mir den Beruf madig. Alles, was den Beruf noch vor 10 Jahren ausgemacht hat - Fokus auf Planung und Unterricht, Zeit für SuS, individuelle Förderung, konzeptionelle Arbeit für die Optimierung von Dingen, Fobis etc.) - ist in den letzten Jahren kaum noch leistbar und wird auch ganz offen von der SL als "reduzierbar" kommuniziert. Stattdessen bin ich nur noch mit Papierkram befasst, der mir den letzten Nerv stiehlt - zumeist dient dieser Papierkram dazu, alles 3x abzusichern und seine eigene Arbeit nachzuweisen.
Das Thema "Arbeitszeitmodelle von LehrerInnen" ist ja leider bisher noch nie flächendeckend und ernsthaft in Angriff genommen worden. Warum auch? Es könnte ja rauskommen, dass LehrerInnen über alle Maßen belastet sind. Und dass Arbeitszeitmodelle eine Neuorganisierung erforderlich machen und Aufgaben gestrichen oder Stundenzahlen heruntergesetzt werden müssen. Solche Studien existieren ja, aber die Ergebnisse scheinen ja niemanden zu interessieren.
Ich bin wirklich ratlos und gucke dem Frühjahr mit Angst entgegen. Ich habe ab Mai den Montag wegen zwei Abschlussklassen unterrichtsfrei, und ich brauche diesen Tag zum Korrigieren. Ich habe 45 Minuten für eine Strecke, Zeit, in der ich nichts machen kann. Ich habe weder die Zeit noch die Konzentration, mich auf fremde Klassen einzulassen, geschweige denn, Unterricht für diese vorzubereiten! Ich kann mich doch aber nicht jeden Montag krankmelden!
Anderen KuK geht es ähnlich. Gnädigerweise hat unsere SL den KuK, die korrigieren, 2 Wochen eingeräumt, in denen wir die Ausfallstunden nicht nacharbeiten müssen - was ein Witz ist. Ich bin in TZ tätig und die Prüfungen fallen oft zwangsläufig auf meine freien oder auf einen meiner Praxisbesuchstage, so dass ich teilweise dann jeden Tag von 8-1 arbeite, und das mit einem Deputat von 10 Stunden.
Ich frage mich wirklich, wer unter diesen Umständen noch LehrerIn werden will - ich jedenfalls kann es niemandem empfehlen!
Was für Möglichkeiten haben LehrerInnen? Ich befasse mich gerade mit dem Thema "Überlastungsanzeige" - vielleicht wäre es sinnvoll, dass alle KuK im Prüfungszeitraum mal gleichzeitig eine stellen.