Vertretungsstelle - bekomme keinen Draht zu den SuS

  • Ich hatte damals mit einer Klasse auch große Probleme, mit sagten dann etliche Kollegen, dass es teils bis zu drei Monate (als reguläre Lehrkraft!) dauert, bis man Beziehungen aufbauen kann.


    Bei mir kam der Wendepunkt durch die Aufsichten und Pausen, in denen ich mich mit den Kindern, die auf mich zukamen, unterhalten und ihnen zugehört habe. Nicht, damit sie mich mögen, sondern weil es mich wirklich interessierte. Es herrschte auf einmal in der Klasse eine ganz andere Atmosphäre.


    Ansonsten ist es einfach so, dass du einigen Kindern als Person egal bist. Du bist die Lehrerin bei der sie Sachen machen müssen, auf die sie evtl. keine Lust haben. Ich hab auch Kinder die teils stöhnen "oah nee Mathe" aber da weiß ich, die mögen mich, nur Mathe ist nicht ihrs.


    Und selbst wenn... Dann mag dich mal ein Kind nicht. Dann freut es sich mal, wenn deine Stunde ausfällt. Dann ist es nicht erfreut, wenn du in die Klasse betrittst. Damit meint es aber nicht dich als Person sondern dich in der Lehrerrolle, die du ja auch noch am Finden bist. Und es ist auch nicht seine Aufgabe, dich zu mögen. Du bist die Lehrerin, und für viele eben auch nicht mehr. Und das ist okay.


    Und dass Kinder jubeln wenn Kolleginnen erkranken.... mich erschreckt die Nicht-Empathie von Kindern immer wieder. Aber auch hier freuen sie auch eventuell bloß für sich, dass das oft ungeliebte Fach Musik ausfällt, und machen sich über das Dahinter keinen Kopf. Es waren sicher auch nicht alle.


    Das wird schon. Abgrenzen dauert, aber wird leichter :)

    • Offizieller Beitrag

    Und dass Kinder jubeln wenn Kolleginnen erkranken

    mag traurig sein, finde ich aber zunächst nicht schlimm: die Kinder denken zunächst nur "Hurra, der Unterricht fällt aus." Weiter schauen sie erst mal nicht.
    Wenn man dann mit ihnen spricht, wird sehr schnell klar, dass sie meist gar nicht so empathielos sind.

    Ich habe auch schon gehört, wenn Fachkollegen ausfallen: "Oh Menno, Frau Friesin, nie sind Sie krank! Ups, ämm, also, neee, nicht, dass ich Ihnen das wünschen würde, aber bei Ihnen fällt nie der Unterricht aus!":rofl:

    Das hat weder mit Empathielosigkeit noch mit schlechter Erziehung zu tun, sondern mit spontanen Ausbrüchen. Denken täten sie es eh, vll nur nicht äußern? Ich fand es eher drollig :lach:

  • Darf ich fragen, ob ihr nach einer negativen Situation mit einem Schüler sofort damit abschließen könnt oder es für euch selbst irgendwie anders löst?

    Ich suche da noch nach einer Strategie für mich.

    Negative Situationen im Sinne von "Ich hätte mich in dieser und jener Situation pädagogischer verhalten können" oder "Ich denke, dass ich jemandem nicht ganz gerecht wurde" habe ich teilweise schon nachmittags noch im Kopf, aber versuche, mir zu sagen, dass die Kinder so etwas oft anders wahrnehmen und dass sie es wahrscheinlich nicht so sehr beschäftigt wie mich. Ändern kann man es eh nicht mehr, besser machen natürlich am nächsten Tag.


    Negative Situationen wie "Die Kinder waren nicht `nett` zu mir" - und das sind die, die du wohl meinst, die kann ich sehr schnell wegschieben. Ich gehe gedanklich aus der Situation und sehe mich als Rolle. Die Schüler waren heute nicht so freundlich zu ihrer Lehrerin (nicht: zu mir), die Schüler haben heute nicht auf ihre Lehrerin (nicht: auf mich) gehört. Es ist nichts Persönliches, jedenfalls in den allermeisten Fällen nicht!!!

  • Habt ihr euch als Schüler nicht gefreut, wenn der Lehrer krank war, bzw. Etwas ausfiel? Ist doch normal, oder? Beziehungen zu allen möglichen Schülern baue ich bei den langweiligen Aufsichten auf. Viermal pro Woche Pause oder Bus, da kennt man viele, auch ohne dass man sie im Unterricht hat.

  • Habt ihr euch als Schüler nicht gefreut, wenn der Lehrer krank war, bzw. Etwas ausfiel? Ist doch normal, oder?

    Bei Erst- und Zweitklässlern habe ich das so gut wie nie erlebt, selten gab's das mal vereinzelt in Klasse 3/4, wenn Klassenarbeiten dadurch ausfielen. In der Grundschule haben die Kinder ja nicht "frei", wenn eine Lehrkraft krank ist.

  • Ich auch nicht. Normalerweise sind die enttäuscht, wenn ihre Lehrerin krank ist.

    Jedoch kann es schon sein, dass sie jubeln, weil sie sich das von größeren Geschwistern abgeschaut haben und einfach auch cool sein wollen. Ansprechen, dass das keine nette Reaktion ist, und abhaken.


    Es kommt auch manchmal vor, dass sie meckern, wenn man ihnen etwas Gutes tun will. Man schenkt ihnen z.B. einen Keks und sie sagen "Oh, nur so ein kleiner", man schenkt ihnen einen Radiergummi und er hat die falsche Farbe... Das trifft mich gar nicht, ich sage dann, dass man sich für Geschenke bedankt und dass sie es mir aber gerne wieder geben können, wenn sie es nicht möchten. Meist wollen sie es natürlich doch haben. Wenn weiter gemeckert wird, nehme ich es ohne Diskussion wieder an mich - das mache ich meist genau einmal pro Klasse und dann hört dieses Rumgemeckere auf. Aber auch hier, es verletzt mich nicht.

  • Es kommt auch manchmal vor, dass sie meckern, wenn man ihnen etwas Gutes tun will. Man schenkt ihnen z.B. einen Keks und sie sagen "Oh, nur so ein kleiner", ...

    Oh ja, das kenne ich und kann ich nicht ab. Diese unfassbare Undankbarkeit! Egal was du anbietest, reiche den kleinen Finger und es wird die ganze Hand genommen. Betrifft auch andere "Vergünstigungen" oder Angebote, sobald man etwas vorschlägt oder zur Wahl stellt, muss es gleich genervt noch viel mehr sein. (Betrifft allerdings 12-15-Jährige...) Ich versuche es das nächste Mal so zu machen, wie von dir vorgeschlagen...

  • Erstaunlich, dass sie es mit 12 Jahren immer noch machen, es nervt mich schon bei den Erstklässler:innen: sich für nichts anstrengen und keinen Handschlag machen wollen, aber alles haben wollen und gleich noch etwas dazu fordern.

    Dabei würde ich sagen, dass die Elternschaft durchgängig gut ist und durchaus Grenzen zieht.

    Wo nehmen sie es nur her? Von den älteren Geschwistern?

  • Natürlich habe ich mich gefreut, wenn mal was ausfiel, aber die Kinder haben ja trotzdem in der Zeit anderen Unterricht (wie hier schon erwähnt wurde). Sie wissen auch grob, dass die L. sehr krank ist und die Eltern wissen auch genaueres. Aber ich weiß auch, dass Kinder so etwas noch nicht nachvollziehen können, weil sie eventuell selbst so etwas auch noch nie mitbekommen haben und wir selbstverständlich auch nicht ins Detail gehen möchten, um sie zu schonen.


    Ich weiß halt einfach nicht wie ich sie dafür etwas sensibilisieren kann, weil darüber geredet haben wir schon oft.

  • Ich weiß halt einfach nicht wie ich sie dafür etwas sensibilisieren kann, weil darüber geredet haben wir schon oft.

    Dann habt ihr vielleicht zu viel darüber geredet und sie wissen, womit sie dich auf die Palme bringen. Da du nach eigener Einschätzung keine gute Beziehung zu ihnen hast, wirst du auch solche Sachen aktuell nicht klären können. Versuchs mal auf einem ganz anderen Weg, z.B. ignorieren oder streng sein und solche Sprüche direkt beenden.

  • Ich finde es gut, wenn du ihnen deine Wertvorstellungen mitteilst. Es liegt aber nicht in deiner Verantwortung, dass sie dies heute direkt verinnerlichen. Wortarten übe ich schon mit meinen Erstklässlern. Und dann spiralförmig jedes Jahr (ach was, jede Woche 😅) wieder. Ich nehme es nicht persönlich, wenn sie selbst am Ende von Klasse 4 noch konsequent Nomen kleinschreiben. Und ich zweifle auch nicht an meinen unterrichtlichen Fähigkeiten….

  • Natürlich habe ich mich gefreut, wenn mal was ausfiel, aber die Kinder haben ja trotzdem in der Zeit anderen Unterricht (wie hier schon erwähnt wurde). Sie wissen auch grob, dass die L. sehr krank ist und die Eltern wissen auch genaueres. Aber ich weiß auch, dass Kinder so etwas noch nicht nachvollziehen können, weil sie eventuell selbst so etwas auch noch nie mitbekommen haben und wir selbstverständlich auch nicht ins Detail gehen möchten, um sie zu schonen.


    Ich weiß halt einfach nicht wie ich sie dafür etwas sensibilisieren kann, weil darüber geredet haben wir schon oft.

    Du kennst sicherlich den Spruch, dass steter Tropfen den Stein höhle. Wir Lehrkräfte sehen oft nicht direkt den Erfolg unserer Arbeit, weil der sich manchmal erst Jahre später zeigt, wenn die SuS verstanden haben, was man mit etwas gemeint hat, was bis dahin vielleicht keine Bedeutung hatte für sie und blanke Theorie blieb. Trotzdem lasen wir nicht locker, freuen uns über die kleinen und großen Erfolge, die wir direkt sehen, wissen aber auch, dass unsere Arbeit selbst dann nicht vergeben ist, wenn wir diese Erfolge nicht direkt feststellen können.

    Vielleicht wird erst die nächste Schule die Früchte deiner Arbeit ernten können, vielleicht werden manche deiner SuS erst viel später verstehen, was du ihnen beizubringen versucht hast. Dass du keine direkten Erfolge siehst bedeutet aber nicht, dass deine Arbeit fruchtlos und vergeblich wäre, als gib nicht auf, erwarte aber auch keine Wunder, sondern versuch auch das mit der erforderlichen professionellen Haltung zu betrachten und anzugehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ja, ich kann schon mittlerweile ganz gut damit umgehen, dass manche länger für ihr Ziel brauchen und mir macht es auch nichts aus etwas 10× zu erklären, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sie echt langsam "denkfaul" werden bzw. schon sind. Ich verstehe ja, dass das Probehandeln wichtig ist, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ich denen das vorkauen muss, weil irgendwie keiner mehr auf die Idee kommt die Aufgabenstellung zu lesen oder sich das Beispiel anzuschauen.😂

  • Sorry, ich hab es nicht behalten, in welcher Klasse unterrichtest du nochmal?

    Es war doch GS 2. oder 3. Klasse, oder täusche ich mich? Ich schaue nochmal, Moment!

  • So, 2. und 3. Klasse, doch richtig behalten.

    Also die lernen das ja gerade, also das Lesen, insbesondere das sinnentnehmende Lesen, welches besonders für das Aufgabenverständnis wichtig ist.

    Also in meiner 3. verlange ich jetzt zunehmend, dass die SuS die Aufgabenstellungen selbstständig lesen und erfassen. Aber viele Kinder brauchen natürlich weiterhin Erklärungen zu den Aufgaben, sei es weil sie Deutsch als Zweitsprache haben, schwächere Lerner sind, etc.

    Selbst in der 4. kann man nicht davon ausgehen, dass alle die Aufgaben lesen, verstehen und umsetzen können. Und in der 2. schon mal gar nicht. Und das hat nichts mit "vorkauen" zu tun. Das ist mein Job!

    Und wenn man sich die aktuellen PISA Ergebnisse so anschaut, wird es in den weiterführenden Schulen auch noch viele Kinder geben, die u.a. Probleme beim Lesen und Verstehen der Aufgaben haben.

  • So, 2. und 3. Klasse, doch richtig behalten.

    Also die lernen das ja gerade, also das Lesen, insbesondere das sinnentnehmende Lesen, welches besonders für das Aufgabenverständnis wichtig ist.

    Also in meiner 3. verlange ich jetzt zunehmend, dass die SuS die Aufgabenstellungen selbstständig lesen und erfassen. Aber viele Kinder brauchen natürlich weiterhin Erklärungen zu den Aufgaben, sei es weil sie Deutsch als Zweitsprache haben, schwächere Lerner sind, etc.

    Selbst in der 4. kann man nicht davon ausgehen, dass alle die Aufgaben lesen, verstehen und umsetzen können. Und in der 2. schon mal gar nicht. Und das hat nichts mit "vorkauen" zu tun. Das ist mein Job!

    Und wenn man sich die aktuellen PISA Ergebnisse so anschaut, wird es in den weiterführenden Schulen auch noch viele Kinder geben, die u.a. Probleme beim Lesen und Verstehen der Aufgaben haben.

    Ich meinte es ja gar nicht abwertend. Ich denke auch das Probehandeln wichtig ist, aber an manchen Tagen haben wir die Aufgabe gefühlt schon im Plenum komplett durchgearbeitet und dann geht leider das selbstständige Arbeiten etwas verloren. Ich möchte halt nicht, dass es darin mündet, dass die Kinder nur die fertigen Ergebnisse abschreiben.


    Ich merke auch immer wieder, dass die Aufgaben in Schulbüchern oft nicht selbsterklärend sind und erläutere sie auch immer vorher.

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